Reichsforschungssiedlung Haselhorst

Lage der Siedlung in Berlin-Haselhorst

Die Reichsforschungssiedlung Haselhorst ist eine Wohnanlage im Berliner Ortsteil Haselhorst. Sie wurde zwischen 1930 und 1935 errichtet und ist das Ergebnis eines 1928 von der Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen ausgeschriebenen Wettbewerbes zur Erbauung einer Modellsiedlung für über 10.000 Menschen. Nachdem die RFG im Juni 1931 aufgelöst wurde, übernahm die Stiftung zur Förderung von Bauforschungen als deren Rechtsnachfolgerin die finanzielle Förderung der Baumaßnahmen.

Mit dem Vorhaben wollte man die Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Wohnungsgrundrisse, Bauabläufe und Bautechniken erforschen. Den Wettbewerb gewannen die Architekten Walter Gropius und Stephan Fischer mit einem konsequenten Zeilenbaukonzept. Die von Gropius favorisierten zehn- bis zwölfgeschossigen Wohnhochhäuser wurden jedoch nicht gebaut, sondern überwiegend viergeschossige Wohnzeilen. Die mit der Bauausführung beauftragte Gemeinnützige Heimstätten AG Groß-Berlin (Heimag, später: Gewobag) vergab die Entwurfsplanung für einzelne Bauabschnitte an Fred Forbát, Otto Bartning, Paul Emmerich und Paul Mebes, sowie weitere Architekten.

Die meisten der 3500 gebauten Wohnungen waren Ein- und Zweizimmer-Wohnungen mit einer Fläche von 40 bis 50 m². Damit sollte der Bedarf an preiswerten Kleinwohnungen für Arbeiterfamilien der nahegelegenen Industrieansiedlungen (wie Siemens in Siemensstadt und Borsigwerke in Tegel) gedeckt werden.

Die Siedlung steht seit 1995 unter Denkmalschutz. Von 2003 bis 2013 wurde die Wohnanlage durch die Gewobag für 130 Millionen Euro denkmalgerecht modernisiert, wobei einige Wohnungen durch Zusammenlegung vergrößert wurden.[1][2]

Seit 2014 kann eine Museumswohnung in der Siedlung besichtigt werden. Sie ist denkmalgerecht wiederhergerichtet und im Stil der frühen 1930er Jahre möbliert.[3]

Literatur

  • Michael Bienert: Moderne Baukunst in Haselhorst. Geschichte, Bewohner und Sanierung der Reichsforschungssiedlung in Berlin-Spandau. 1. Auflage der überarb. und erw. Neuauflage. Hrsg. von der Gewobag Wohnungsbau-Aktiengesellschaft Berlin. Berlin-Story-Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-95723-050-8.
  • Henry Alex: Haselhorst. Die Geschichte des Berlin-Spandauer Ortsteils am Fuße der Zitadelle (= Forschungen zur Geschichte von Stadt und Festung Spandau. Band 2). Heimatkundliche Vereinigung Spandau 1954 e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3938648-02-5.
  • W.: Die Reichsforschungssiedlung in Spandau. In: Das neue Berlin. Monatshefte für Probleme der Großstadt. Jg. 1, 1929, Heft 2, ZDB-ID 748487-2, S. 31–32.
  • Franz Seeck: Zum Wettbewerb der Reichs-Forschungs-Gesellschaft. In: Der Städtebau. Jg. 24, 1929, S. 89–92 (Digitalisat).
  • Forschungssiedlung Spandau-Haselhorst. Wettbewerb der Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen e. V. In: Zeitschrift für Bauwesen. Jg. 79, 1929, Heft 4, S. 79–110 (digital.zlb.de).
  • R. Heiligenthal: Der Wettbewerb um Vorentwürfe für die Forschungs-Siedlung Haselhorst. In: Der Städtebau. Jg. 24, 1929, S. 92–96 (Digitalisat).
  • Martin Wörner, Doris Mollenschott, Karl-Heinz Hüter: Architekturführer Berlin. 6., überarb. und erw. Auflage. Mit einer Einl. von Wolfgang Schäche. Red. Paul Sigel. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-496-01211-0.

Weblinks

Commons: Reichsforschungssiedlung Haselhorst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rainer W. During: Neuer Blick auf die Zukunft von gestern. In: Der Tagesspiegel. 9. Juni 2007, abgerufen am 2. März 2019.
  2. Uwe Rada: Kleine Küche, großer Anspruch. In: Die Tageszeitung. 20. November 2013, abgerufen am 1. März 2019.
  3. Die Museumswohnung in Haselhorst. In: gewobag.de, abgerufen 27. Juni 2019.

Koordinaten: 52° 32′ 40″ N, 13° 14′ 18″ O

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Skulptur,"Adlerhorst mit Gelege" von Max Esser, 1936, Lüdenscheider Weg 4, Berlin-Haselhorst, Deutschland
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Wohnküche in der Reichsforschungssiedlung um 1931
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Museumswohnung in der ehemaligen Reichsforschungssiedlung Spandau-Haselhorst, eröffnet 2014 in einem Wohnblock des Architekten Fred Forbát. Blick aus der Wohnküche in Richtung Kochnische.