Reichenberg-Gerät



Reichenberg war die Tarnbezeichnung für eine bemannte Fieseler-Fi-103-Version, die im Zuge dieser Entwicklung im Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Sie wurde auch als V4 bezeichnet und war eine als Kamikaze-Waffe modifizierte V1 (siehe auch: deutsches Militärprojekt „Selbstopfer“). Die Japaner griffen dieses Prinzip auf und stellten die Yokosuka MXY-7 her.
Beschreibung
Das Reichenberg-Gerät mit der RLM-Nummer Fieseler Fi 103 (von der Propaganda auch V1 genannt), war ein Versuchsflugzeug zur Erprobung der Tauglichkeit der Konstruktion und der Aerodynamik. Die Maschine wurde anstelle der automatischen Flugsteuerung mit einer Pilotenkabine sowie einer manuellen Flugsteuerung mit Querrudern umgerüstet. Sie wurde zu Schulungszwecken auch in einer doppelsitzigen Version gebaut und benutzt. Die Trainingsversionen hatten eine Landekufe ähnlich der Me 163. Insgesamt wurden rund 175 modifizierte V1 hergestellt, die meisten bei der Luftmunitionsanstalt Neu Tramm.
Es gab Vorbereitungen, das Reichenberg-Gerät als Kamikaze-Waffe zu benutzen. Dazu wurde die Militäroperation Selbstopfer ins Leben gerufen. Die Selbstaufopferungspiloten wurden dem Kampfgeschwader 200 unterstellt. Diese Organisation kam jedoch nach der Intervention des Geschwaderkommandeurs Werner Baumbach bei Hitler nicht mehr zum Einsatz. Zum angeblich geplanten Einsatz gegen die alliierten Bomberverbände kam es nie – diese hätte die Maschine aufgrund mangelnder Flugleistungen nie gefährden können.
Eines der wenigen erhaltenen Exemplare ist im Museum La Coupole in Helfaut-Wizernes, Département Pas-de-Calais in Nordfrankreich, als Leihgabe der Stadt Antwerpen ausgestellt. Ein weiteres Exemplar befindet sich seit 2015 im Schweizerischen Militärmuseum Full.
Technische Daten
Kenngröße | Daten Fieseler Fi 103R-IV |
---|---|
Typ | bemannte Flugbombe |
Länge | 8 m |
Spannweite | 5,72 m |
Startmasse | 2250 kg |
Triebwerk | ein Argus-Pulso-Strahlrohr 109-014 mit 350 kg Schub |
Höchstgeschwindigkeit | 650 km/h horizontal, 800 km/h im Sturzflug |
Reichweite | 330 km |
Siehe auch
Literatur
- Hanna Reitsch: Fliegen – mein Leben. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1951.
- The Complete Encyclodepia of World Aircraft. Barnes & Nobles Books, 1997, ISBN 0-7607-0592-5.
- Bill Gunston, Tony Wood: Hitler’s Luftwaffe. Salamander Books Ltd., London 1977.
- Flugzeug Typen der Welt. Bechtermünz, Augsburg 1997. ISBN 3-86047-593-2.
- Hanna Reitsch: Fliegen – mein Leben. J. F. Lehmanns, München 1972. ISBN 3-469-00558-3.
Weblinks
Auf dieser Seite verwendete Medien
A Fieseler Fi 103R Reichenberg piloted missile, assembled by the United States Navy Technical Mission - Europe from parts captured by the U.S. Army at the Karlwitz munitions depot for analysis. Note that the warhead casing of this aircraft is believed to be a plywood mockup instead of an operationally-representative item.
Autor/Urheber: Хрюша, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Fieseler Fi 103 Re 4 «Reichenberg-Gerät» Nr. 126 im Museum La Coupole, Helfaut-Wizernes; Pas-de-Calais, Frankreich. Das Gerät ist eine Leihgabe der Stadt Antwerpen und ist in der Empfangshalle ausgestellt.
Von Engländern erbeutete "Reichenberg"
(c) Bundesarchiv, Bild 141-2733 / CC-BY-SA 3.0

Last ditch weapons continued
[Neu Tramm.- Amerikanische Soldaten mit erbeuteter pilotengesteuerter Bombe V-1 "Reichenberg-Gerät", ca. April 1945]