Heimatschutzkompanie
Heimatschutzkompanien (HSchKp) sind 31 nichtaktive, d. h. ausschließlich mit Reservisten besetzte Kompanien des Heimatschutzes der Bundeswehr. Sie gehören zum Territorialen Führungskommando der Bundeswehr und werden truppendienstlich durch das Landeskommando des jeweiligen Bundeslandes geführt. Verteidigungsminister Boris Pistorius kündigte am 4. April 2024 an, die Heimatschutzkräfte zukünftig direkt dem Heer zuzuordnen.[1]
Geschichte
Die Heimatschutzkompanien sind die Nachfolgeorganisation der 2007 aufgelösten Heimatschutzbataillone. Die wesentliche Verkleinerung der Bundeswehr im Rahmen ihrer Neuausrichtung zog 2011 politische Bedenken über die zukünftige Gewährleistung des Heimatschutzes nach sich. Mit der „Konzeption der Reserve (KdR)“ vom 1. Februar 2012 wurden daraufhin die Aufstellungen von Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräften beschlossen.
Regionale Sicherungs- und Unterstützungskompanien (2012–2021)
Am 15. Juni 2012 wurde in der Bremer Scharnhorst-Kaserne die erste Heimatschutzkompanie, damals Regionale Sicherungs- und Unterstützungskompanie (RSUKp) genannt, die RSUKp Bremen, durch den Bundesminister der Verteidigung im Beisein des Inspekteurs der Streitkräftebasis und des Präsidenten des Reservistenverbandes aufgestellt.[2][3] Die Aufstellung der anderen Kompanien erfolgte im Laufe des Jahres 2013, zuletzt am 22. November 2013 in Berlin.[4] Die Kompanie der Bundeshauptstadt war als einzige unmittelbar beim damaligen Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr angesiedelt und verfügt über einen zusätzlichen Verbindungszug zur Sicherstellung des Verbindungswesens zwischen Bundeswehr, zivilen Berliner Behörden und Hilfsorganisationen im Katastrophenschutz.[5]
Ein Pilotprojekt zur Wiederaufstellung von Heimatschutz-Verbänden in Form von Landesregimentern begann am 1. April 2019 mit dem Landesregiment 1 in Bayern. Es wurde unter dem Kommando von Oberst d. R. Stefan Berger in Dienst gestellt.[6] In das Landesregiment in Bayern mit einer Gesamtstärke von rund 500 Reservisten werden die drei bereits bestehenden Kompanien der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSUKr) integriert: Die RSU-Kompanien Mittelfranken (Nürnberg), Oberfranken (Bayreuth) und Unterfranken (Veitshöchheim). Unterstützendes Patenbataillon ist das Logistikbataillon 467, Volkach. Im Rahmen des Pilotprojekts unterstanden die drei Kompanien von April 2019 bis Ende 2021 dem Landesregiment. Der Regimentsstab war in der Münchner Fürst-Wrede-Kaserne stationiert und dem Landeskommando Bayern unterstellt.[7]
Am 6. April 2021 gab der Generalinspekteur der Bundeswehr bekannt, mit der Aufstellung von fünf Heimatschutzregimentern den Heimatschutz bis 2025 strukturell weiter zu stärken. Die Heimatschutzregimenter sollen als Verbund den Kern der Territorialen Reserve darstellen und die Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien bzw. Heimatschutzkompanien führen. Hier sollen auch die Soldaten des Freiwilligen Wehrdienstes im Heimatschutz eingesetzt werden.[8]
Heimatschutzkompanien (seit 2021)
Zum 1. August 2021 wurden alle bisherigen Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien in Heimatschutzkompanien (HSchKp) und das Landesregiment Bayern in Heimatschutzregiment 1 umbenannt, der feierliche Appell hierzu fand am 30. April 2022 statt.[9] Der Auftrag und die Ausbildung sollen in den darauffolgenden Monaten an die neuen, modernisierten Vorgaben angepasst werden.
Im Februar 2022 wurde aus den Kompanien Nordrhein-Westfalens das Heimatschutzregiment 2 aufgestellt.[10] Bis 2027 sollen neben den existierenden Heimatschutzregimentern Bayern und Nordrhein-Westfalen vier weitere in Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen aufgestellt werden.[11]
Die Landeskommandos und damit alle Heimatschutzregimenter und -kompanien wechselten zum 1. Oktober 2022 zum Territorialen Führungskommando der Bundeswehr, welches am 26. September 2022 neu aufgestellt wurde.
Personalstärke
Die Personalstärke einer Heimatschutz-Einheit beträgt ca. 100 Mann, d. h. Kompaniestärke, sie wird als Heimatschutzkompanie (HSchKp) bezeichnet.[12] Deutschlandweit sind dafür derzeit 3992 Dienstposten vorgesehen.[11]
Auftrag
Die HSchKr sind nach Aktivierung für einen kurzfristigen Aufwuchs der „Fähigkeit Unterstützung“ (Einsatz zur Unterstützung des zivilen Katastrophenschutzes bei schweren Naturkatastrophen oder Unglücksfällen) sowie für einen mittelfristigen Aufwuchs der „Fähigkeit Sicherung“ (militärische Wach- und Sicherungsaufgaben zum Schutz militärischer Anlagen und Einrichtungen oder Veranstaltungen) und anderer Fähigkeiten geeignet. Die Unterstellung der HSchKr für den Einsatz erfolgt unter Berücksichtigung der vorgesehenen Aufgaben.
Jeder wehrrechtlich verfügbare Reservist kann in die HSchKr beordert werden. Der Aufwuchs wird durch eine für den Einsatz notwendige Ausbildung und Ausstattung lagegerecht begleitet. Regional zugeordnete Patentruppenteile unterstützen die HSchKr. Die Organisationsstrukturen der HSchKr berücksichtigen regionale Gegebenheiten und vorhandene personelle Potenziale. Sie können bei Bedarf flexibel angepasst werden.
Die über die Grundausbildung für Ungediente ausgebildeten Reservisten werden im Anschluss in eine Heimatschutzkompanie beordert und erhalten die weiteren Ausbildungsmodule zum Wach- und Sicherungssoldaten.
Gliederung und Standorte
Heimatschutzregiment 1
Dem HSchRgt 1 sind die sieben bayerischen Heimatschutzkompanien (eine je Regierungsbezirk) unterstellt:
- HSchKp Mittelfranken in Nürnberg
- HSchKp Niederbayern in Bogen
- HSchKp Oberbayern in Murnau am Staffelsee
- HSchKp Oberfranken in Bayreuth
- HSchKp Oberpfalz in Kümmersbruck
- HSchKp Schwaben in Dillingen an der Donau
- HSchKp Unterfranken in Volkach
Heimatschutzregiment 2
Dem HSchRgt 2 sind die drei nordrhein-westfälischen Heimatschutzkompanien unterstellt:
- HSchKp Rheinland in Düsseldorf
- HSchKp Ruhrgebiet in Unna
- HSchKp Westfalen in Ahlen
Heimatschutzregiment 3
Dem HSchRgt 3 sind sieben niedersächsische Heimatschutzkompanien unterstellt:
- Stab, Versorgungskompanie, Unterstützungskompanie und Ausbildungskompanie in Nienburg
- HSchKp Küste in Wittmund
- HSchKp Nordheide in Lüneburg
- HSchKp Solling in Holzminden
- HSchKp Hannover in Hannover
(Noch) ohne übergeordnetes Heimatschutzregiment
Heimatschutzkompanien ohne Unterstellung unter ein HSchRgt werden bis zur deutschlandweiten Aufstellung von HSchRgt durch die Landeskommandos geführt:
- Landeskommando Baden-Württemberg: 3
- HSchKp Oberrhein in Bruchsal
- HSchKp Odenwald in Walldürn
- HSchKp Schwäbische Alb in Stetten am kalten Markt
- Landeskommando Berlin: 1
- HSchKp Berlin in Berlin
- Landeskommando Brandenburg: 1
- HSchKp Brandenburg in Potsdam
- Landeskommando Bremen: 1
- HSchKp Bremen in Bremen
- Landeskommando Hamburg: 2
- HSchKp Hamburg in Hamburg
- Landeskommando Hessen: 2
- HSchKp Nordhessen in Frankenberg (Eder)
- HSchKp Südhessen in Frankfurt am Main
- Landeskommando Mecklenburg-Vorpommern: 3[13]
- HSchKp Ostsee in Parow
- HSchKp Mecklenburg in Schwerin
- HSchKp Vorpommern in Neubrandenburg
- Landeskommando Rheinland-Pfalz: 2
- HSchKp Rheinland-Pfalz in Mainz
- HSchKp Hunsrück in Baumholder
- Landeskommando Saarland: 1
- Landeskommando Sachsen-Anhalt: 2
- HSchKp Sachsen-Anhalt I in Magdeburg
- HSchKp Sachsen-Anhalt II in Klietz
Siehe auch
Weblinks
- Strategie der Reserve. (PDF) In: bundeswehr.de. Bundesministerium der Verteidigung (Fachstrategie).
- Reserve der Streitkräftebasis. In: bundeswehr.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 13. August 2020 (mit Information zu Heimatschutzkompanien).
- Heimatschutzregiment 3 In: bundeswehr.de.
- Weisung zur Ausbildung der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte. (PDF) In: bundeswehr.de. Kommando Streitkräftebasis – Abteilungsleiter Einsatz, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 12. April 2021 .
- Heimatschutzkompanie Berlin. (PDF)
- Heimatschutz in Deutschland: Zum Start des neuen Freiwilligen Wehrdienstes. (PDF) Bundesministerium der Verteidigung, März 2021, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. April 2021 .
Einzelnachweise
- ↑ Bundeswehr der Zeitenwende: Kriegstüchtig sein, um abschrecken zu können. In: bmvg.de. 4. April 2024, abgerufen am 4. April 2024 (auch gesprochenes Wort der Pressekonferenz).
- ↑ Ausführungen des Reservistenverbandes (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2021. Suche in Webarchiven)
- ↑ Reservisten sollen Bundeswehr stärker unterstützen (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2021. Suche in Webarchiven)
- ↑ Bericht des Reservistenverbandes (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2021. Suche in Webarchiven)
- ↑ Bericht der Streitkräftebasis (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2021. Suche in Webarchiven)
- ↑ Bundeswehr: Streitkräftebasis - Mit dem Landesregiment stark für den Heimatschutz. 16. April 2019, ehemals im ; abgerufen am 24. April 2019. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Bericht Streitkräftebasis (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2021. Suche in Webarchiven)
- ↑ Tagesbefehl des Generalinspekteurs: erste Rekruten des FWDFreiwilliger Wehrdienst Heimatschutz. Bundeswehr, 6. April 2021, abgerufen am 24. November 2021.
- ↑ Bayern erhält erstes Heimatschutzregiment. In: bundeswehr.de. Abgerufen am 14. April 2023.
- ↑ Aufstellung des Heimatschutzregiments 2. Landeskommando Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 14. September 2022.
- ↑ a b Aufstellung sechstes Heimatschutzregiment in Niedersachsen. In: bmvg.de. Abgerufen am 17. April 2023.
- ↑ Reserve aktuell (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2021. Suche in Webarchiven), 01/2012, S. 5
- ↑ Bundeswehr ordnet Heimatschutz im Nordosten neu. In: Süddeutsche Zeitung. 10. November 2022, abgerufen am 12. September 2023.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Schematische Darstellung der Gliederung einer Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie