Regierung Löfven I

Stefan Löfven (elfter von links) und sein Kabinett am 3. Oktober 2014 im Anschluss an die Sitzung des Staatsrats. Im Hintergrund der Reichstag.

Die Regierung Löfven I war vom 3. Oktober 2014 bis 25. September 2018 die Regierung des Königreichs Schweden. Danach arbeitete sie als kommissarische Übergangsregierung bis zum 21. Januar 2019 weiter. Sie bestand aus Sozialdemokraten (S) und Grünen (MP).

Aufstellung der Minderheitsregierung

Bei der Reichstagswahl am 14. September 2014 hatten die linken Parteien mehr Sitze im Reichstag errungen als die vier bürgerlichen Parteien der Regierung Reinfeldt. Da die angestiegenen rechtspopulistischen Sverigedemokraterna von den anderen Parteien nicht als bündnisfähig angesehen werden und durch deren gutes Ergebnis keines der drei politischen Lager (Linke, Bürgerliche, Rechtspopulisten) über eine Mehrheit verfügte, handelte es sich einerseits bei der Zweier-Regierung aus einer Teilmenge des linken Lagers zahlenmäßig um eine der schwächsten Minderheitsregierungen Schwedens und weit wichtiger um eine Minderheitsregierung, die auch durch Tolerierung innerhalb ihres Lagers keine Mehrheit erreichen konnte und daher unter ungewöhnlich schwierigen Bedingungen regieren und sich um eine parlamentarische Zusammenarbeit sowohl mit der Linkspartei als auch mit der bürgerlichen Opposition bemühen musste.

Die Sozialdemokraten bildeten dabei, nachdem sie Jahrzehnte lang als dominierende Partei der politischen Landschaft Schwedens die Stärke für eine eigene Regierung gehabt hatten (zuletzt 2002), zum ersten Mal eine Koalition mit den Grünen; das letzte Mal hatten sie von 1951 bis 1957 einen Koalitionspartner an der Regierung beteiligt.[1] Neben dem Ministerpräsidenten wurden 7 Ministerien von einem Sozialdemokraten und 3 von einem Grünen geleitet, insgesamt gehörten dem Kabinett zu Regierungsbeginn 18 sozialdemokratische und 6 grüne Minister an. Von 24 Posten wurden 12 weiblich besetzt, vier Kabinettsmitglieder wurden außerhalb der Landesgrenzen geboren; die jüngste Ministerin war bei Amtsantritt 27 Jahre alt, das älteste Mitglied 68. Die Grünen-Parteisprecherin Åsa Romson (bzw. Isabella Lövin ab 2016) erhielt zwar den Titel Vize-Ministerpräsidentin, wurde von Ministerpräsident Stefan Löfven jedoch nicht formell zu seiner Stellvertreterin benannt. Sollte er an der Wahrnehmung der Amtsgeschäfte verhindert gewesen sein, sah das Grundgesetz (Regeringsformen) deshalb vor, im Bedarfsfall das dienstälteste Regierungsmitglied das Kabinett leiten zu lassen, was während der gesamten Regierungszeit die Sozialdemokratin Margot Wallström war.[2]

Ab Dezember 2014

Nachdem der Haushaltsentwurf der Regierung am 3. Dezember 2014 gescheitert war,[3] kündigte Löfven zunächst an, Neuwahlen für den 22. März 2015 ansetzen zu wollen.[4] Am 27. Dezember verständigten sich kurz vor dem Stichtag zur Ansetzung der Neuwahl Regierungs- und bürgerliches Lager jedoch darauf, bestimmte parlamentarische Abläufe abzuändern, damit auch einer Minderheitsregierung stabiles Regieren möglich ist.[5] Auf eine erneute Wahl wurde daher verzichtet. Der Burgfrieden wurde vom bürgerlichen Lager am 9. Oktober 2015 wieder aufgekündigt, ohne jedoch den unmittelbaren Sturz der Regierung betreiben zu wollen.[6]

Übergangsregierung ab September 2018

Nach der Reichstagswahl am 9. September 2018 wurde Stefan Löfven am 25. September 2018 durch den Reichstag das Vertrauen entzogen, woraufhin er eine Übergangsregierung leitete. Nachdem mehrere Bewerber für das Amt des Ministerpräsidenten gescheitert waren, konnte er schließlich durch das „Januarabkommen“ am 18. Januar 2019 erneut gewählt werden und bildete das Kabinett Löfven II.

Kabinettsliste

AmtMinisterAmtsantrittEnde der AmtszeitPartei
Staatskanzlei
MinisterpräsidentStefan Löfven3. Oktober 201421. Januar 2019Socialdemokraterna
Vize-Ministerpräsidentin (inoffizieller, umgangssprachlicher Titel)Åsa Romson3. Oktober 201425. Mai 2016Miljöpartiet
 Isabella Lövin25. Mai 201621. Januar 2019Miljöpartiet
Ministerin für strategische Entwicklung, Zukunftsfragen und Nordische Zusammenarbeit
(2016 wieder aufgelöst und auf andere Ministerien verteilt)
Kristina Persson3. Oktober 201425. Mai 2016Socialdemokraterna
Minister für Regierungskoordinierung und EnergieIbrahim Baylan25. Mai 201621. Januar 2019Socialdemokraterna
Justizministerium
Minister für Justiz, Migration und AsylpolitikMorgan Johansson3. Oktober 201427. Juli 2017Socialdemokraterna
Minister für Justiz und InneresMorgan Johansson27. Juli 201721. Januar 2019Socialdemokraterna
InnenministerAnders Ygeman3. Oktober 201427. Juli 2017Socialdemokraterna
Ministerin für Migration und Asylpolitik
stellvertretende Justizministerin
Heléne Fritzon27. Juli 201721. Januar 2019Socialdemokraterna
Außenministerium
Außenministerin
stellvertretende Ministerpräsidentin (protokollarisch nach Dienstalter)
Margot Wallström3. Oktober 201421. Januar 2019Socialdemokraterna
Ministerin für Internationale EntwicklungszusammenarbeitIsabella Lövin3. Oktober 201425. Mai 2016Miljöpartiet
Ministerin für Internationale Entwicklungszusammenarbeit und KlimaIsabella Lövin25. Mai 201621. Januar 2019Miljöpartiet
Ministerin für EU-Angelegenheiten und HandelAnn Linde25. Mai 201621. Januar 2019Socialdemokraterna
Verteidigungsministerium
Minister für VerteidigungPeter Hultqvist3. Oktober 201421. Januar 2019Socialdemokraterna
Sozialministerium
Ministerin für die SozialversicherungAnnika Strandhäll3. Oktober 201427. Juli 2017Socialdemokraterna
Ministerin für SozialesAnnika Strandhäll27. Juli 201721. Januar 2019Socialdemokraterna
Minister für Gesundheit, Pflege und SportGabriel Wikström3. Oktober 201427. Juli 2017Socialdemokraterna
Ministerin für Kinder, Senioren und GleichstellungÅsa Regnér3. Oktober 20147. März 2018Socialdemokraterna
 Lena Hallengren8. März 201821. Januar 2019Socialdemokraterna
Finanzministerium
Ministerin für FinanzenMagdalena Andersson3. Oktober 201421. Januar 2019Socialdemokraterna
Minister für Finanzmarkt und Verbraucherschutz
stellvertretender Finanzminister
Per Bolund3. Oktober 201421. Januar 2019Miljöpartiet
Minister für öffentliche Verwaltung (Kommunen und Regionen)Ardalan Shekarabi3. Oktober 201421. Januar 2019Socialdemokraterna
Bildungsministerium
Minister für BildungGustav Fridolin3. Oktober 201421. Januar 2019Miljöpartiet
Ministerin für gymnasiale Bildung und WeiterbildungAida Hadžialić3. Oktober 201415. August 2016Socialdemokraterna
 Helene Hellmark Knutsson (kommissarisch)15. August 201613. September 2016Socialdemokraterna
 Anna Ekström13. September 201621. Januar 2019Socialdemokraterna
Ministerin für höhere Bildung und ForschungHelene Hellmark Knutsson3. Oktober 201421. Januar 2019Socialdemokraterna
Umwelt- und Energieministerium
Ministerin für Klima und UmweltÅsa Romson3. Oktober 201425. Mai 2016Miljöpartiet
Ministerin für UmweltKarolina Skog25. Mai 201621. Januar 2019Miljöpartiet
Minister für EnergieIbrahim Baylan3. Oktober 201421. Januar 2019Socialdemokraterna
Wirtschaftsministerium
Minister für Wirtschaft und InnovationMikael Damberg3. Oktober 201421. Januar 2019Socialdemokraterna
Minister für Wohnen, Stadtentwicklung und DigitalisierungMehmet Kaplan3. Oktober 201418. April 2016Miljöpartiet
 Per Bolund (kommissarisch)18. April 201625. Mai 2016Miljöpartiet
Minister für Wohnen und DigitalisierungPeter Eriksson25. Mai 201621. Januar 2019Miljöpartiet
Minister/in für InfrastrukturAnna Johansson3. Oktober 201427. Juli 2017Socialdemokraterna
 Tomas Eneroth27. Juli 201721. Januar 2019Socialdemokraterna
Minister für den ländlichen RaumSven-Erik Bucht3. Oktober 201421. Januar 2019Socialdemokraterna
Kulturministerium
Ministerin für KulturAlice Bah Kuhnke3. Oktober 201421. Januar 2019Miljöpartiet
Arbeitsministerium
Ministerin für ArbeitsmarktfragenYlva Johansson3. Oktober 201425. Mai 2016Socialdemokraterna
Ministerin für Arbeitsmarktfragen und Eingliederung (von Flüchtlingen)Ylva Johansson25. Mai 201621. Januar 2019Socialdemokraterna

[7]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ministerpräsident Tage Erlander koalierte 1951 mit der Zentrumspartei; nach den Reichstagswahlen 1952 und 1956 setzten sie die Koalition fort.
  2. Därför får inte Romson ersätta Löfven. In: Svenska Dagbladet. 18. Juli 2015.
  3. faz.net 6. Dezember 2014: Der schwedische Elefant, auch erschienen in der FASZ vom 7. Dezember 2014, S. 16
  4. Schwedens Ministerpräsident kündigt Neuwahl an. In: Focus. 3. Dezember 2014, abgerufen am 24. Januar 2017: „Schwedens rot-grüne Minderheitsregierung ist gescheitert. Ministerpräsident Stefan Löfven kündigte am Mittwoch eine Neuwahl an, nachdem der Haushaltsentwurf von Sozialdemokraten und Grünen im Parlament durchgefallen war.“
  5. Keine Neuwahlen im März (schwed.). In: SVT. 27. Dezember 2014, abgerufen am 27. Dezember 2014.
  6. Decemberöverenskommelsen: Detta har hänt SVT, 9. Oktober 2015.
  7. Aktuelle Regierungsmitglieder (englisch), abgerufen am 18. Februar 2016.

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Lesser coat of arms of Sweden
Stefan Löfvens regering 2014.jpg
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Stefan Löfvens neue Regierung stellen außerhalb der Königspalast in Stockholm 3. Oktober 2014.