Regensburger Religionsgespräch (1601)

Das Regensburger Religionsgespräch von 1601 (auch Regensburger Kolloquium genannt) fand im Zuge des Regensburger Reichstags statt. Die Gespräche begannen am 18. November und dauerten bis zum 7. Dezember 1601; es fanden insgesamt 14 Arbeitssitzungen statt.

Das Religionsgespräch wurde auf Betreiben Herzog Maximilians von Bayern und Herzog Philipp Ludwigs von Pfalz-Neuburg einberufen. Die Verhandlungen fanden im Regensburger Rathaus statt und wurden in lateinischer Sprache geführt. Geplant war ein Religionsgespräch zwischen katholischen und lutherischen Theologen über die Heilige Schrift.

Auf protestantischer Seite waren Ägidius Hunnius, Theologieprofessor in Wittenberg, Jakob Hailbronner, Hofprediger in Neuburg, und Pfarrer (später Superintendent) Magnus Agricola maßgeblich beteiligt, auf katholischer Seite der Ingolstädter Professor und Universitäts-Vizekanzler Albert Hunger und der ebenfalls in Ingolstadt lehrende Jakob Gretser, beide Jesuiten. Gretser wurde ab dem vierten Gespräch durch seinen jüngeren Ordensbruder Adam Tanner ersetzt, angeblich wegen einer Grippe-Erkrankung, in Wirklichkeit wohl, weil der schlecht vorbereitete Gretser den protestantischen Gegnern argumentativ nichts entgegenzusetzen hatte[1] und „fast alles zu verderben schien.“[2]

Inhalt des Disputs war, ob die Heilige Schrift als alleinige Rechtsquelle bei Glaubensstreitigkeiten zu gelten habe, oder ob es weitere Quellen geben könne, wie etwa die Überlieferung oder das päpstliche Lehramt. Zur Untermauerung des eigenen Standpunkts wurden von protestantischer Seite zehn und von katholischer Seite fünf Thesen aufgestellt.[3] Das Gespräch scheiterte vor allem wegen der fehlenden Bereitschaft in beiden Lagern, auf Polemik und Beschimpfungen zu verzichten. Es gilt als das letzte große Religionsgespräch, das im Rahmen eines Reichstags stattfand.

Literatur

  • Adam Tanner: Relatio compendiaria de initio processu et fine Colloquii Ratisbonensis, quod Anno Domini MDCI. Zweite Auflage. Nicolai Henrici, München 1602 (Digitalisiertes Buch aus dem urheberrechtsfreien Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek München [abgerufen am 6. November 2012] Adam Tanners Bericht vom Regensburger Religionsgespräch in lateinischer Sprache).
  • Adam Tanner: Gründtlicher, außführlicher Bericht, Von dem Anfang, Fortgang, vnd Endtschafft deß Regenspurgischen Colloquij, so Anno 1601. zwischen den Catholischen eins, vnd der Augspurgischen Confession zugethanen Theologen, andern theils, angestellt vnd gehalten worden (1602) Digitalisiertes Buch aus dem urheberrechtsfreien Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek München, abgerufen am 17. Jänner 2013.
  • Wilhelm Herbst: Das Regensburger Religionsgespräch von 1601. Geschichtlich dargestellt und dogmengeschichtlich beleuchtet. Bertelsmann, Gütersloh 1928.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johannes Dillinger: Friedrich Spee und Adam Tanner: Zwei Gegner der Hexenprozesse aus dem Jesuitenorden. In: Arbeitsgemeinschaft der Friedrich-Spee-Gesellschaften Düsseldorf und Trier (Hrsg.): Spee-Jahrbuch. 7. Jahrgang. Paulinus, 2000, ISSN 0947-0735, S. 34 und 36. PDF, 1,53 MB (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)
  2. Siegfried Hofmann: Jesuitische Theologen in Ingolstadt. Ein Beitrag zur Ausstellung: Die Jesuiten in Ingolstadt. Stadtmuseum Ingolstadt, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  3. Carl Wilhelm Hering: Geschichte der kirchlichen Unionsversuche seit der Reformation bis auf unsere Zeit, Erster Band. Verlag Friedrich Fleischer, Leipzig 1836, S. 458.