Red Bull Crashed Ice

Die Strecke in Québec 2007

Red Bull Crashed Ice ist eine winterliche Extremsportveranstaltung, die von Red Bull organisiert wird. 2001 fand die erste Veranstaltung dieser Art in Stockholm statt. Die Sportart wird auch Ice Cross Downhill oder Crashed Ice Contest genannt und enthält Elemente von Eishockey und Snowboardcross. Veranstaltet wird dabei eine Abfahrt mit Schlittschuhen auf einer künstlich angelegten Eispiste meist in städtischer Umgebung, welche Steilkurven, hohes Gefälle und Sprünge enthält. Die Teilnehmer sind überwiegend Eishockeyspieler und treten in einer entsprechenden Montur an. Seit 2010 gibt es Weltmeisterschaften.

Geschichte

Der sportliche Vergleich von Schlittschuhläufern und -läuferinnen geht auf eine Idee eines ehemaligen Snowboarders und Eishockeyspielers aus Schweden zurück. Der Mix besteht aus einem Drittel Boardercross, einem Drittel Eishockey und einem Drittel Inline-Downhill. Das Unternehmen Red Bull hatte zur Austragung einen ersten Eisparcour in der Großstadt Stockholm aufbauen lassen und lud interessierte Sportler zur Premierenveranstaltung im März 2001 ein. 57 Teilnehmer aus 10 Ländern u. a. Schweden, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweiz, Großbritannien, Frankreich und sogar Südafrika, hatten zur Premiere gemeldet, überwiegend waren es aktive Eishockeyspieler.[1] Nachdem alle Beteiligten an der ersten Veranstaltung diese als vollen Erfolg ansahen, etablierte sich diese neue Wintersportart unter dem ständigen Sponsoring von Red Bull als jährlicher Wettbewerb. Anfangs betrug die Gesamtsiegprämie 5.000 $, die unter den jeweils ersten Vier aufgeteilt wurde. Im Jahr 2007 gab es insgesamt 10.000 $ zu gewinnen (1. Platz: 5000 $, 2. Platz = 3000 $, 3. Platz = 1500 $, 4. Platz = 500 $).

Weil die Teilnehmerzahlen und das Interesse der Zuschauer ständig wachsen, wird seit dem Jahr 2010 jährlich eine Weltmeisterschaft (WM) organisiert.

Deutsche Teilnehmer an den internationalen Wettkämpfen gibt es erst seit 2009. In Deutschland wurde die bis dahin kaum bekannte Sportveranstaltung eine Zeitlang als „Ice Cross Downhill“ beworben. Bei passenden Gelegenheiten erschienen Aufrufe, dass sich weibliche und männliche Teilnehmer melden mögen.[2]

Bahn, Ausrüstung und Regeln

Startsituation

Die Ice-Skater starten in einer Art Eis-Halfpipe (Eistrack), die in größeren Städten als offene Anlage aufgebaut wird, zu dritt oder viert aus einer Startbox nebeneinander. Dann geht es eine bis zu 600 Meter lange in mehreren Kurven mit kleinen Buckeln, Treppchen und Torhindernissen (aus roten und blauen Wimpeln) oder auch Haarnadel-Kurven angelegte Eisbahn hinunter. Im Jahr 2007 war die Bahn in Québec bereits 430 m lang und hatte eine Höhendifferenz von 60 m.[3]

Zur Ausrüstung gehören Eishockey-Schlittschuhe mit Sicherheitskufen, Eishockeykleidung mit gepolsterten Teilen inklusive Rückenprotektoren, Gelenkschützer, Handschuhe mit Protektoren und anerkannte Helme (Hockeyhelme mit Gesichtsschutz oder Downhill-Helme mit Schutzbrille). Nach dem Reglement sind übliche Bodychecks erlaubt, während Schubsen und Stoßen zur Disqualifikation führt. Im Laufe der Entwicklung wurden die Regeln mehrfach überarbeitet, zur Zeit gilt das Werk vom Jahr 2017.[4]

Der Wettkampf funktioniert nach dem K.-o.-System, d. h. die jeweils Besten aus drei oder vier Läufen treten dann gegeneinander an usw. Der Gewinner hat also mehrfach den Eiskanal zu durchsprinten. Geschwindigkeiten von rund 60–70 km/h wurden beim Crashed Ice bereits gemessen.

Wettbewerbsmodus

In regionalen Vorausscheidungen (Qualifier Events) werden die Teilnehmer der internationalen Veranstaltungen ermittelt, hierbei muss ein auf einem Eishockeyfeld abgesteckter Parcours möglichst schnell durchlaufen werden.

Bei den internationalen Wettbewerben (seit 2010 Weltmeisterschaftsläufe) treten die regional qualifizierten Teilnehmer und die Weltspitze gemeinsam zu Qualifikationsläufen an. Dabei handelt es sich um reine Zeitläufe ohne direkte Gegner. Die schnellsten 64 Läufer kämpfen dann in Vierergruppen (Heats) um den Einzug ins Finale. Die ersten beiden Läufer im Ziel erreichen die nächste Runde, bis im Finale die letzten Vier um den Sieg kämpfen.

Der Sieger eines Laufes erhält 1000 Weltmeisterschaftspunkte, der zweite 800 etc. Der Athlet mit den meisten Punkten zu Saisonende ist Weltmeister. Als Berechnungsgrundlage dienen die Platzierungen in gekennzeichneten Wettbewerben, in der Saison 2019/20 waren es die acht Stationen Judenburg (Österreich), Pra-Loup (Frankreich), Mont du Lac (USA), Percé (Kanada), Rautalampi (Finnland), Yokohama (Japan) und Le Massif de Charlevoix, Québec (Kanada).

Erste Wettbewerbe

JahrOrt/LandAnzahl TeilnehmerGewinnerBemerkung
2001, MärzStockholm, Schweden57 aus 10 LändernJasper Felder, Schweden
2002Klagenfurt, ÖsterreichJasper Felder, Schweden
20. Feb. 2004/
21. Feb.
Duluth (Minnesota), USA100, davon 19 FrauenJasper Felder, SchwedenAustragung am Spirit Mountain
2004, HerbstMoskau, RusslandJasper Felder, Schweden
2005Prag, TschechienJasper Felder, Schweden
2006Québec, Kanada100Gabriel Andre, KanadaDie Bahn war 400 m lang.
2007, 3. MärzQuébec, Kanada64 Finalisten aus 150 TeilnehmernKevin Olson, Kanada
2007Helsinki, FinnlandKevin Olson, Kanada
2008Davos, SchweizMiikka Jouhkimainen, Finnland
2008Québec, KanadaArttu Pihlainen, Finnland
2009Québec, KanadaArttu Pihlainen, Finnland
2009Prag, TschechienMiikka Jouhkimainen, Finnland
2009Lausanne, SchweizJasper Felder, Schweden

Weltmeisterschaft

Weltmeisterschaft 2010

Endstand
PositionNameLandPunkte
1Martin NiefneckerDeutschland Deutschland1800
2Kyle CroxallKanada Kanada1000
3Gabriel AndreKanada Kanada0890
Ergebnisse
DatumOrt/LandGoldSilberBronze
16. Jan.München, DeutschlandMartin Niefnecker, DeutschlandGabriel Andre, KanadaKim Muller, Schweiz
21. Mär.Québec, KanadaKyle Croxall, KanadaMartin Niefnecker, DeutschlandScott Croxall, Kanada

Weltmeisterschaft 2011

Endstand
PositionNameLandPunkte
1Arttu PihlainenFinnland Finnland3800
2Kyle CroxallKanada Kanada3000
3Scott CroxallKanada Kanada2030
Ergebnisse
DatumOrt/LandGoldSilberBronze
15. Jan.München, DeutschlandKyle Croxall, KanadaArttu Pihlainen, FinnlandLukáš Kolc, Tschechien
5. Feb.Valkenburg, NiederlandeArttu Pihlainen, FinnlandScott Croxall, KanadaKyle Croxall, Kanada
26. Feb.Moskau, RusslandArttu Pihlainen, FinnlandKyle Croxall, KanadaKilian Braun, Schweiz
19. Mär.Québec, KanadaArttu Pihlainen, FinnlandLouis-Philippe Dumoulin, KanadaKyle Croxall, Kanada

Weltmeisterschaft 2012

Endstand
PositionNameLandPunkte
1Kyle CroxallKanada Kanada3000
2Arttu PihlainenFinnland Finnland2960
3Scott CroxallKanada Kanada2300
Ergebnisse
DatumOrt/LandGoldSilberBronze
14. Jan.Saint Paul, USAKyle Croxall, KanadaArttu Pihlainen, FinnlandScott Croxall, Kanada
4. Feb.Valkenburg, NiederlandeKyle Croxall, KanadaFabian Mels, DeutschlandPaavo Klintrup, Finnland
18. Feb.Åre, SchwedenAdam Horst, KanadaArttu Pihlainen, FinnlandScott Croxall, Kanada
17. Mär.Québec, KanadaArttu Pihlainen, FinnlandKyle Croxall, KanadaScott Croxall, Kanada

Weltmeisterschaft 2013

Endstand
PositionNameLandPunkte
1Derek WedgeSchweiz Schweiz2650
2Kyle CroxallKanada Kanada2618,6
3Cameron NaaszVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2585
4Scott CroxallKanada Kanada2241,6
5Marco DallagoOsterreich Österreich2120
Ergebnisse
DatumOrt/LandGoldSilberBronze
1. Dez.Niagara Falls, KanadaKyle Croxall, KanadaCameron Naasz, USAKilian Braun, Schweiz
26. Jan.Saint Paul, USAKyle Croxall, KanadaScott Croxall, KanadaCameron Naasz, USA
9. Feb.Landgraaf, NiederlandeDerek Wedge, SchweizMarco Dallago, ÖsterreichBart van Roosmalen, Niederlande
2. Mär.Lausanne, SchweizCameron Naasz, USAKim Müller, SchweizScott Croxall, Kanada
16. Mär.Québec, KanadaArttu Pihlainen, FinnlandScott Croxall, KanadaDerek Wedge, Schweiz

Weltmeisterschaft 2014

Endstand
PositionNameLandPunkte
1Marco DallagoOsterreich Österreich3800
2Scott CroxallKanada Kanada2390
3Cameron NaaszVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2200
4Luca DallagoOsterreich Österreich1600
5Fabian MelsDeutschland Deutschland1548
Ergebnisse
DatumOrt/LandGoldSilberBronze
1. Feb.Helsinki, FinnlandMarco Dallago, ÖsterreichFabian Mels, DeutschlandPacome Schmitt, Frankreich
22. Feb.Saint Paul, USAMarco Dallago, ÖsterreichScott Croxall, KanadaCameron Naasz, USA
8. Mär.Moskau, RusslandCameron Naasz, USAMarco Dallago, ÖsterreichKim Müller, Schweiz
22. Mär.Québec, KanadaMarco Dallago, ÖsterreichScott Croxall, KanadaLuca Dallago, Österreich

Weltmeisterschaft 2015

Endstand
PositionNameLandPunkte
1Scott CroxallKanada Kanada3325
2Cameron NaaszVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2512,5
3Dean MoriarityKanada Kanada2375
4Kyle CroxallKanada Kanada2315
5Dylan MoriarityKanada Kanada2140
Endstand
DatumOrt/LandGoldSilberBronze
24. Jan.Saint Paul, USAKyle Croxall, KanadaDean Moriarity, KanadaCameron Naasz, USA
7. Feb.Helsinki, FinnlandScott Croxall, KanadaMarco Dallago, ÖsterreichCameron Naasz, USA
21. Feb.Belfast, NordirlandScott Croxall, KanadaDylan Moriarity, KanadaDean Moriarity, Kanada
14. Mär.Edmonton, KanadaCameron Naasz, USAScott Croxall, KanadaTommy Mertz, USA

Weltmeisterschaft 2016

Endstand
PositionNameLandPunkte
1Cameron NaaszVereinigte Staaten Vereinigte Staaten3385
2Scott CroxallKanada Kanada3150
3Dean MoriarityKanada Kanada2300
4Tristan DugerdilFrankreich Frankreich1960
5Luca DallagoOsterreich Österreich1617.5
Ergebnisse
DatumOrt/LandGoldSilberBronze
27. Nov.Québec, KanadaCameron Naasz, USADean Moriarity, KanadaScott Croxall, Kanada
8. Jan.München, DeutschlandCameron Naasz, USAScott Croxall, KanadaKyle Croxall, Kanada
29. Jan.Jyväskylä, FinnlandScott Croxall, KanadaPacome Schmitt, FrankreichJohn Fisher, Kanada
26. Feb.Saint Paul, USACameron Naasz, USAScott Croxall, KanadaTristan Dugerdil, Frankreich

Weltmeisterschaft 2017

Endstand
PositionNameLandPunkte
1Cameron NaaszVereinigte Staaten Vereinigte Staaten3000
2Scott CroxallKanada Kanada2337.5
3Maxwell DunneVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2272
4Dean MoriarityKanada Kanada2115
5Marco DallagoOsterreich Österreich2088.5
Ergebnisse
DatumOrt/LandGoldSilberBronze
13. Jan.Marseille, FrankreichCameron Naasz, USAMaxwell Dunne, USAScott Croxall, Kanada
20. Jan.Jyväskylä, FinnlandScott Croxall, KanadaMaxwell Dunne, USACameron Naasz, USA
3. Mär.Saint Paul, USADean Moriarty, KanadaMarco Dalago, ÖsterreichCameron Naasz, USA
4. Mär.Ottawa, KanadaCameron Naasz, USADean Moriarty, KanadaJim De Paoli, Schweiz

Weltmeisterschaft 2018

Endstand
PositionNameLandPunkte
1Scott CroxallKanada Kanada2745
2Cameron NaaszVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2600
3Luca DallagoOsterreich Österreich2500
4Marco DallagoOsterreich Österreich2325
5Maxwell DunneVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2095
Ergebnisse
DatumOrt/LandGoldSilberBronze
19. Jan.Saint Paul, USAMarco Dallago, ÖsterreichMichael Iulianello, USAScott Croxall, Kanada
2. Feb.Jyväskylä, FinnlandLuca Dallago, ÖsterreichScott Croxall, KanadaKyle Croxall, Kanada
16. Feb.Marseille, FrankreichCameron Naasz, USAScott Croxall, KanadaMaxwell Dunne, USA
9. Mär.Edmonton, KanadaLuca Dallago, ÖsterreichMaxwell Dunne, USAKyle Croxall, Kanada

Weltmeisterschaft 2019

Endstand
PositionNameLandPunkte
1Cameron NaaszVereinigte Staaten Vereinigte Staaten3250
2Kyle CroxallKanada Kanada2800
3Mirko LahtiFinnland Finnland2525
Ergebnisse
DatumOrt/LandGoldSilberBronze
7. Dez.Yokohama, JapanCameron Naasz, USAKyle Croxall, KanadaMaxwell Dunne, Finnland
2. Feb.Jyväskylä, FinnlandKyle Croxall, KanadaMirko Lahti, FinnlandLuca Dallago, Österreich
8.–9. Feb.Fenway–Kenmore, USACameron Naasz, USALuca Dallago, ÖsterreichScott Croxall, Kanada

Umbenennung der Sportart

Zur Saison 2020 wurde im Sinne einer weiteren Professionalisierung die Sportart in Ice Cross umbenannt und wird seitdem von All Terrain Skate Cross Federation (ATSX)organisiert.[5]

Weblinks

Commons: Red Bull Crashed Ice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bericht auf Eurosport vom 9. März 2001.
  2. Harte Eis-Flitzer gesucht. In der Arena Nürnberger Versicherung sollten Kandidaten ihr Können beweisen, die drei Besten entsandten die Veranstalter dann zur Teilnahme an einer Ausscheidung im Rahmen des WM-Stopps vom Red Bull Crashed Ice im Januar 2010 in München. In: Fürther Nachrichten. (HFN), 5. Dezember 2009, S. 8.
  3. Information auf redbull.ca
  4. Ice Cross Downhill World Championship Athletes’Rulebook 2017. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  5. About ATSX, auf icecross.org, abgerufen am 10. Dezember 2020

Auf dieser Seite verwendete Medien