Rautter (Adelsgeschlecht)
Rautter, historisch auch Rauter oder Rautern, ist der Name eines preußischen im Mannesstamm erloschenen Adelsgeschlechts.
Geschichte
Die Rautter waren ein ostpreußisches Geschlecht, welches wohl aus Österreich mit dem Orden nach Preußen gelangt ist. Die Stammreihe beginnt mit Niclaus Rewter, urkundlich genannt 1454–1487, Söldnerhauptmann des deutschen Ordens und 1464 Hauptmann zu Gerdauen (russisch Schelesnodoroschny). Er wurde am 16. Dezember 1474 vom Hochmeister Heinrich Reffle von Richtenberg mit dem Erbgut Willkamm belehnt.
Die Familie stellt in der Folgezeit zahlreiche Hauptmänner im Herzogtum Preußen, auch brachte sie einige preußische und polnisch-litauische Offiziere hervor.
Die Hauptlinie Willkamm (polnisch Wielewo) ist im Jahre 1759 erloschen, jedoch erhielten die Kinder des kurbrandenburgischen Oberstleutnant Ernst Ludwig von Rautter (1684–1738) aus dessen Verbindung mit der Berlinerin Katharina Fehrmann vom König am 6. Februar 1737 die preußische Adelslegitimation.
Die Hauptlinie Mehleden ist mit Samuel Christoph Gottlieb von Rautter (1735–1792), und mit ihm das Gesamtgeschlecht, erloschen. Er stiftete 1791 den Fideikommiss Mehleden.
Die 1737 legitimierte Linie Willkamm fand mit dem in den Befreiungskriegen gefallenen preußischen Kapitän Gustav Ludwig Johann von Rautter (1788–1814) ihren Ausgang im Mannesstamm. Seine jüngere Tochter Auguste von Rautter (1813–1855), Erbin von Willkamm vermählte sich 1833 mit dem preußischen Sekondeleutnant im 5. Kürassier-Regiment Otto Bernhard von Pressentin (1788–1855). Für diesen erging am 8. Mai 1833 die preußische Namen- und Wappenvereinigung mit denen von Rautter hinzu, von Pressentin genannt Rautter a.d.H. Willkam.[1]
Sein Enkel Christoph von Pressentin genannt Rautter a.d.H. Willkam (1858–1943), wurde von Kaiser Wilhelm II. zum Kammerherrn ernannt und 1913 im Zuge der Gedenkfeiern der 100 Jahre zurückliegenden Befreiungskriege mit dem Namen Graf v. Rautter-Willkamm in den Grafenstand erhoben. Der Grafentitel wird patrilinear vererbt.[2][3][4]
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Rot ein freischwebender, oben dreizinniger silberner Schrägrechtsbalken (auch als Baumast mit drei kleinen aufwärts gekehrten Stümpfen gedeutet). Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein geschlossener, vorn mit dem Schildbild belegter, schwarzer Flug.[5]
Persönlichkeiten
- Luise Katharina von Rautter (1650–1703), ostpreußische Gutsbesitzerin und Wasserbau-Unternehmerin
- Ludwig von Rautter (1663–1717), preußischer Hofrichter,[6] Präsident des samländischen Konsistoriums
- Carl Friedrich von Rautter (1698–1758), preußischer Generalmajor und Chef des Infanterie-Regiments Nr. 4
Literatur
- Johann Friedrich Gauhe: Des Heiligen Römischen Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexikon, Teil II, Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1747, Sp. 939. u. Sp. 1729.
- Genealogisches Handbuch des Adels, (GHdA). ISSN 0435-2408 Auszug:
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser, Band VII, Band 34 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1965, S. 263–289. ISBN 3-7980-0734-9.
- GHdA, Adelslexikon, Band XI, Band 122 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2000, S. 206–207. ISBN 3-7980-0822-1.
- GHdA, Adelslexikon, Band XVII, (Nachträge), Band 144 der Gesamtreihe, Limburg (Lahn) 2008, S. 487. ISBN 978-3-7980-0837-3.
- Otto Titan von Hefner, Alfred Grenser, George Adalbert von Mülverstedt, Adolf Matthias Hildebrandt: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Bauer & Raspe, Nürnberg:
- III. Band, 2. Abteilung, 1. Band, Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute, 1878, S. 306, Tfl. 360 (Pressentin, genannt v. Rautter)
- VI. Band, 4. Abteilung, Abgestorbener Preussischer Adel: Provinz Preussen, 1874, Tfl. 49.
- VI. Band, 10. Abteilung, Ausgestorbener Mecklenburgischer Adel, 1902, Tfl. 72.
- Johann Christian von Hellbach: Adels-Lexikon, Band 2, Bernhard Friedrich Voigt, Ilmenau 1826, S. 292.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 7, Leipzig 1863, S. 369–370.
- Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie, Band 2, Ludwig Rauh, Berlin 1856, S. 262.
- Preussische Provinzial-Blätter, Band 12, Hrsg. A. Hagen, Tag & Koch, Königsberg 1851, S. 190.
- Detlev Schwennicke (Hrsg.): Europäische Stammtafeln Neue Folge Band XXI Brandenburg und Preußen 2, Verlag von J. A. Stargardt, Marburg 2002, Tfln. 142–144.
- Moritz Maria von Weittenhiller: Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter 1879. Jahrgang 4, Buschak & Irrgang, Brünn/Wien 1878, S. 430 ff., von Pressentin genannt von Rauter
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Band 4, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, S. 90–91.
Weblinks
- Gut Willkamm auf ostpreussen.net
- "Auguste" Ottilie Friederike Wilhelmine Louise von Rautter Erbfrau auf Willkamm
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 7, Friedrich Voigt, Leipzig 1863, S. 245–246.
- ↑ Albrecht Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873–1918. C. A. Starke Verlag, Görlitz 1939, S. 198.
- ↑ Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow: GHdA, Gräfliche Häuser, A (Uradel), Band II, Band 10 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/ Ostsee 1955, S. 339–340. ISBN 3-7980-0710-1.
- ↑ Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: GHdA, Gräfliche Häuser, A, Band VI, Band 47 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1970, S. 306–307. ISBN 3-7980-0747-0.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, 1939, Teil A (Uradel), Jahrgang 38, Justus Perthes, Gotha 1938, S. 413. (Artikel v. Pressentin gen. von Rautter bzgl. des Wappens v. Rautter)
- ↑ Gustav von Schmoller: Die Behördenorganisation und die allgemeine Staatsverwaltung Preußens im 18. Jahrhundert, Band 2, P. Parey, Berlin 1898, S. 45.
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Palace in Wielewo - coat of arms
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Stammwappen der Rautter (historisch auch Rauter oder Rautern), eines preußischen im Mannesstamm erloschenen Adelsgeschlechts.