Raubtier-Klasse

Torpedoboot 1924
Luchs im Juni 1934 bei Neustadt in Holstein
Luchs im Juni 1934 bei Neustadt in Holstein
Schiffsdaten
LandDeutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge) Deutsches Reich
Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge) Deutsches Reich
SchiffsartTorpedoboot
Entwurf1924
BauwerftReichsmarinewerft Wilhelmshaven
Bauzeitraum1927 bis 1929
Stapellauf des Typschiffes12. Oktober 1927
Wolf und Iltis
Gebaute Einheiten6
Dienstzeit1928 bis 1944
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
92,6 m (Lüa)
89,0 m (KWL)
Breite8,65 m
Tiefgangmax. 3,52 m
VerdrängungStandard: 932 t
Maximal: 1320 t
 
Besatzung129
Maschinenanlage
Maschine3 Dampfkessel
2 Satz Getriebeturbinen
Maschinen-
leistung
23.000 PS (16.916 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
34 kn (63 km/h)
Bewaffnung

Die Raubtier-Klasse, offizielle Bezeichnung Torpedoboot 1924 nach dem Jahr des Entwurfs, war eine Klasse von sechs Torpedobooten der Reichsmarine. Keines der Boote überstand den Zweiten Weltkrieg.

Entwurf

(c) Bundesarchiv, Bild 102-05597 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0
Die Rümpfe von Tiger, Luchs, Jaguar und Leopard am Tag des Stapellaufs 15. März 1928 in Wilhelmshaven

Die Konstruktion war eine Wiederauflage der vorangegangenen Raubvogel-Klasse.[1] Die Verdrängung erhöhte sich durch leichte Verlängerung und Verbreiterung des Rumpfes von 923 ts der Raubvogel-Klasse auf 932 ts. Die Antriebsanlage unterschied sich nur in der höheren Dampferzeugungsleistung der Kessel voneinander. Die drei 10,5-cm-Geschütze der Hauptbewaffnung waren Neuentwicklungen. Die geplante Verwendung von 12,7-cm-Geschützen wurde durch den Einspruch der Weltkriegs-Siegermächte verhindert.

Die Boote entsprachen weitgehend Entwürfen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Als Ersatzbauten für die veralteten Vorkriegsboote, die noch in der Reichsmarine dienten, und unter den Auflagen des Versailler Vertrages gehörten sie zu den ersten Neubauten, die durch den Reichstag bewilligt wurden.

Dienstzeit

(c) Bundesarchiv, DVM 10 Bild-23-63-36 / CC-BY-SA 3.0
Die Jaguar

Die sechs Boote bildeten die 6. Torpedobootflottille. Nachdem die Tiger bereits vor dem Krieg nach einer Kollision gesunken war, wurden die verbliebenen fünf Boote bis April 1940 zum Minenlegen und zur Handelskriegsführung eingesetzt. An der Besetzung Norwegens im April 1940 nahmen Leopard und Wolf als Teil der Kriegsschiffgruppe 3 mit Ziel Bergen, die Luchs als Teil der Gruppe 4 mit Ziel Kristiansand teil. Nach dem Verlust von Leopard und Luchs wurden die restlichen drei Boote im Herbst 1940 in den Ärmelkanal verlegt, wo die Wolf im Januar 1941 vor Dünkirchen sank. Die 6. Torpedobootflottille wurde daraufhin aufgelöst, und die verbliebenen Boote Iltis und Jaguar kamen zur 5. T-Flottille. Die Iltis ging im Frühjahr 1942 gemeinsam mit der Seeadler durch Torpedotreffer britischer Motortorpedoboote verloren. Das danach einzig verbliebene Boot der Klasse, die Jaguar, nahm im Februar 1942 als Geleitschutz am sogenannten Kanaldurchbruch der Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau und des Schweren Kreuzers Prinz Eugen durch den Ärmelkanal teil. Das Boot sank bei der Bombardierung von Le Havre im Juni 1944.

Umbauten

Sehr wahrscheinlich Leopard, ebenfalls Juni 1934

Auf Grund der allgemeinen Kaliberumstellung erhielten alle Boote 1934 anstatt der sechs 50-cm-Torpedorohre solche mit 53,3 cm Durchmesser. Leopard und Luchs erhielten 1934 anstelle der drei 10,5-cm-Geschütze drei neuentwickelte 12,7-cm-Geschütze zur Seeerprobung.

Im Zweiten Weltkrieg wurden zur Verstärkung der Fla-Bewaffnung zwei zusätzliche 2-cm-Geschütze vor dem mittleren 10,5-cm-Geschütz eingebaut. 1942 wurden sie wiederum durch eine 2-cm-Vierlingslafette ersetzt, im selben Jahr ersetzte ein weiteres 2-cm-Einzelgeschütz den optischen Entfernungsmesser achtern. 1943 wurden die Boote mit dem neuen Radarwarngerät FuMB Ant. 4 „Sumatra“ (FunkMBeobachtungsgerät, passiv arbeitendes Ortungsgerät zur Anzeige gegnerischer Radarortung), auf dem vorderen Mast ausgestattet, 1944 kamen Antennen zur aktiven Radarortung (FuMO-Geräte: FunkMOrtungsgeräte) am vorderen und achteren Mast hinzu. Um die Stabilität zu erhöhen, wurde die Höhe der Brücke und der Masten verringert.

Einheiten

Name[2]KiellegungStapellaufIndienststellungSchicksal
Wolf WO/WL8. März 192712. Oktober 192715. November 1928nach Minentreffer am 8. Januar 1941 vor Dünkirchen gesunken, 45 Tote
Iltis
IT
8. März 192712. Oktober 19271. Oktober 1928Am 13. Mai 1942 von britischen Torpedo getroffen und versenkt
Luchs LU2. April 192715. März 192815. April 1929gesunken bei der Sicherung der heimkehrenden Gneisenau nach Torpedierung durch britisches U-Boot Thames am 26. Juli 1940 in der Nordsee, 103 Tote
Tiger TG2. April 192715. März 192815. Januar 1929nach Kollision mit dem Zerstörer Z 3 Max Schultz am 27. August 1939 vor Bornholm gesunken, zwei Tote
Jaguar JA/JR4. Mai 192715. März 192815. August 1929gesunken nach Bombentreffer britischer Flugzeuge bei Le Havre am 15. Juni 1944, 16 Tote
Leopard LP4. Mai 192715. März 19281. Juni 1929nach Kollision mit dem Minenschiff Preußen am 30. April 1940 im Skagerrak gesunken

Literatur

  • M. J. Whitley: Zerstörer im Zweiten Weltkrieg, Motorbuch Verlag, 2. Auflage, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01426-2.

Weblinks

Commons: Torpedoboot 1924 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Teilweise werden die Boote aufgrund der geringen Unterschiede nur als zweites Baulos betrachtet, bzw. die Boote beider Klassen (Torpedoboot 1923 und Torpedoboot 1924) als Möwe-Klasse bezeichnet.
  2. Die Buchstabenkennungen waren nur bis 7. November 1939 im Gebrauch.

Auf dieser Seite verwendete Medien

War ensign of Germany (1938-1945).svg
War Ensign of Germany 1938-1945. See Flags Of The World.
War Ensign of Germany (1933-1935).svg
Reichskriegsflagge und Gösch der Kriegsschiffe, Deutsches Reich 1933-1935. Text der offiziellen Verordnung vom 14. März 1933: Die Reichskriegsflagge besteht aus drei gleich breiten Querstreifen, oben schwarz, in der Mitte weiß, unten rot; im weißen Streifen, etwas nach der Stange verschoben, ein schwarzes weißgerändertes Kreuz von der Form des Eisernen Kreuzes, in den schwarzen und den roten Querstreifen je etwa bis zur Hälfte übergreifend. Verhältnis der Höhe zur Länge wie 3 : 5. Die Gösch der Kriegsschiffe wie die Reichskriegsflagge, jedoch in entsprechend kleineren Abmessungen.[1]
Leopard-Juni1934-2.JPG
sehr wahrscheinlich das Torpedoboot Leopard (Typ 24) im Juni 1934 bei Neustadt in Holstein.
Luchs-Juni1934.JPG
Torpedoboot Luchs (Typ 24) im Juni 1934 bei Neustadt/Holstein.
Bundesarchiv DVM 10 Bild-23-63-36, Torpedoboot "Jaguar".jpg
(c) Bundesarchiv, DVM 10 Bild-23-63-36 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Torpedoboot "Jaguar"

Torpedoboot "Jaguar"

[Torpedoboote Typ 24, "Raubtier-Klasse".- "Jaguar" (JR) auf See. Ansicht der Steuerbordseite]
Bundesarchiv Bild 102-05597, Wilhelmshaven, Zerstörer der Wolf-Klasse.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 102-05597 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
In Wilhelmshaven laufen am 15. März 4 neue Zerstörer der Wolf-Klasse vom Stappel! Die 4 neuen Zerstörer vor dem Stappellauf auf der staatl. Marinewerft in Wilhelmhaven.