Rathaus Würzburg
Rathaus Würzburg | |
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Schaufassade des Hauptgebäudes | |
Daten | |
Ort | Würzburg, Deutschland |
Baustil | Gotik, Barock, Neurenaissance |
Besonderheiten | |
Rathaus, ehemaliges Klostergebäude |
Das Würzburger Rathaus oder Rathaus Würzburg ist ein Baukomplex in der Altstadt von Würzburg mit den Adressen Rückermainstraße 2, Karmelitenstraße 43, Beim Grafeneckart 1, Beim Grafeneckart 2 und Langgasse 1. Er wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und Anfang der 1950er Jahre rekonstruiert und wieder errichtet. Die Gebäude werden von der Stadtverwaltung genutzt. Das Rathaus kann vom Grafeneckart bis zur Rückermainstraße durchquert werden. Der neue Ratssaal im ersten Obergeschoss des Südflügels zeigt an den Saalwänden in Fresken von Wolfgang Lenz Szenen aus der Geschichte Würzburgs.[2]
Das Rathaus war vor den Weltkriegen zwischen 1898 und 1900 entstanden und 1904/1905 erweitert worden.[3]
Grafeneckart
Der zum Rathaus gehörende Grafeneckart ist der älteste erhaltene romanische Profanbau der Stadt Würzburg. Im Jahr 1316 erwarb die Würzburger Bürgerschaft den Hof und nutzte ihn als Rathaus.[4] Im Jahr 1456 wurde für den Grafeneckart-Turm ein Feuer- und Stundenglocke gegossen und die Turmuhr fertiggestellt.[5] Im Erdgeschoss des Grafeneckartbaus befindet sich ein Dokumentationsraum über die Bombardierung von Würzburg am 16. März 1945. Die total zerstörte Innenstadt ist in einem Modell dargestellt.[6] Der Grafeneckart selbst wurde 1950 wieder instand gesetzt.[7] Im Dienstgebäude Beim Grafeneckart 1 ist das Baureferat untergebracht.[8] Von 1912 bis zur Eröffnung am 31. Januar[9] 1918[10] entstand der heutige Ratskeller als Gaststätte. Der Ratskeller wurde nach dem Bombardement von 1945 im Jahr 1973 wieder hergestellt.[11]
Roter Bau und Südlicher Eingang zum Rathaus
Gegenüber dem Vierröhrenbrunnen befindet sich der südliche Eingang zum Rathaus im als Roter Bau bezeichneten, westlich an den Grafeneckartsbau anschließenden und nach Norden zurückversetztes Gebäude, das ursprünglich vor allem der Aufnahme eines neuen Ratssaales diente. Der 1658 geplante Rote Bau mit seiner markanten Giebelfassade wurde 1659 fertiggestellt. An der Eingangspforte erinnern Jahreszahlen und Marken an besondere Hochwasserstände. Für Entwurf und Bauleitung war der Steinmetzmeister Sebastian Villinger zuständig, plastische Details wie die 1659 geschaffenen ausdrucksstarken Keilsteinfratzen der Arkaden des Baus stammen von Johann Philipp Preuß aus Erbach (Odenwald), dem seinerzeit führenden Würzburger Bildhauer. Reste des von dem Stuckateur Prospero Brenno 1672 geschaffenen Wand- und Deckenschmucks sind im Saal des Roten Baus erhalten geblieben.[12]
Denkmalaspekte
Der Gebäudekomplex ist als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[13] Die Beschreibung lautet:
„Historisch gewachsene Gruppe von Bauten verschiedener Epochen, die ganze Anlage 1947–1951 wiederaufgebaut.
Grafeneckartbau, fünfgeschossiger massiver Satteldachbau und Turm mit Spitzhelm und Laterne, romanischer Kern um 1200, gotischer Umbau mit Turmerhöhung 1453, Aufstockung mit Renaissance-Volutengiebel durch Wolf Behringer 1593/94, Barockportal bezeichnet 1695; Kellerbau, frühes 15. Jahrhundert, mit ehemaliger Ratskapelle, gotisch, 1399.
Roter Bau, zweigeschossiger Satteldachbau mit reich gegliederter Rotsandsteinfassade und Volutengiebel, Renaissance, Philipp Preiss und Sebastian Villinger, 1659/60.
Ehemaliges Klostergebäude der unbeschuhten Karmeliten, seit Abbruch der Klosterkirche als dreigeschossige verputzte Dreiflügelanlage mit geohrten Fensterrahmungen und Walmdächern in Erscheinung tretend, Mittelrisalit mit Mansardwalmdach und Kolossalgliederung, barock, um 1720.
Erweiterungsbau an der Karmelitenstraße, langgestreckter dreigeschossiger Satteldachbau mit reicher Rotsandsteinfassade, Dachaufbau verändert, Neurenaissance, Peter Bernatz, 1898/99“[14]
Siehe auch
Literatur
- Hans Steidle: Am Anfang war ein Mord. Das Würzburger Rathaus als Brennpunkt von Politik und Geschichte. Echter Verlag, Würzburg 2012. ISBN 978-3-429-03506-8
- Thomas Heiler: Der Grafeneckart: zur Geschichte des Würzburger Rathauses. (Schriften des Stadtarchivs Würzburg), Schöningh, Würzburg 1986. ISBN 3-87717-753-0
- Jonas Justus: Aus der Frühzeit des Würzburger Rathauses. In: Die Mainlande, 1. Jahrgang, 1950, S. 1 f.
- Denis André Chevalley: Unterfranken. Hrsg.: Michael Petzet, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (= Denkmäler in Bayern. Band VI). Oldenbourg, München 1985, ISBN 3-486-52397-X.
- Ulrich Wagner: Der Grafeneckart – Symbol bürgerlicher Freiheit. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. Band 1: Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. Konrad-Theiss, Stuttgart 2001.
Weblinks
- Stadt Würzburg mit Bürgerportal
- Sehenswürdigkeit – Grafeneckart und Rathaus
- Wolfgang Jung: Das Würzburger Rathaus. Wie der Grafeneckart zum Symbol für den Freiheitskampf der Würzburger wurde.
- Rathaus bei wuerzburgwiki.de
Einzelnachweise
- ↑ Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 576–678 und 942–952, hier: S. 585–587.
- ↑ Sehenswürdigkeit – Grafeneckart und Rathaus
- ↑ Harm-Hinrich Brandt: Würzburger Kommunalpolitik 1869–1918. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9), S. 64–166 und 1254–1267; hier: S. 138.
- ↑ Würzburg, Altes Rathaus, Grafeneckart: Informationstafel
- ↑ Wolfgang Schneider: Volkskultur und Alltagsleben. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007, Band 1 (2001): Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. ISBN 3-8062-1465-4, S. 491–514 und 661–665, hier: S. 491 und 661.
- ↑ Gedenkraum Grafeneckart auf wuerzburg-sehen.de, abgerufen am 13. Februar 2024.
- ↑ Sybille Grübel: Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1225–1247; hier: S. 1242.
- ↑ wuerzburg.de
- ↑ Sybille Grübel: Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1225–1247; hier: S. 1236.
- ↑ Bruno Rottenbach: Würzburger Straßennamen. Band 1, Fränkische Gesellschaftsdruckerei, Würzburg 1967, S. 86 (Kapitel Der Ratskeller).
- ↑ Geschichte des Grafeneckarts und des Ratskellers in Würzburg
- ↑ Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. Band 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 576–678 und 942–952, hier: S. 614–616, 622–624 und 628.
- ↑ Denkmalliste für Würzburg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Denkmalnummer D-6-63-000-37
- ↑ Denkmalliste für Würzburg (PDF; 536 kB) Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Koordinaten: 49° 47′ 37,4″ N, 9° 55′ 41,2″ O
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Würzburg, Grafeneckart: Hinweistafel zum Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945. Dokumentationsraum.
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Würzburg, Grafeneckart
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Hochwassermarken am Eingang zum Grafeneckart, dem Rathaus von Würzburg.
der Grafeneckart ist das ehemalige Rathaus von Würzburg, heute ein Restaurant
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Würzburg, Rathaus: südlicher Eingang.
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Würzburg, Grafeneckart
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