Rasenheizung

Installation der Rasenheizung im Stadion Niederrhein in Oberhausen (2008)

Eine Rasenheizung ist eine technische Einrichtung, um den Rasen von Sportstadien auch bei Minustemperaturen bespielbar zu halten.

Funktion

Dazu wird nach dem Prinzip der Fußbodenheizung unter dem Rasen ein engmaschiges Netz von Röhren verlegt, durch die im Bedarfsfall warmes Wasser geleitet wird, um den Platz aufzutauen. Benötigt werden dazu etwa 30 Kilometer lange Kunststoffschlaufen, die in 30 Zentimeter Abstand quer zum Spielfeld verlegt werden.

Durch den Einsatz einer Rasenheizung kann die Innenfläche des Sportstadions auch im Winter bespielt werden und witterungsbedingte Ausfälle wesentlich verringert werden. Hartgefrorener Boden wird aufgetaut und dünne Schneedecken abgeschmolzen. Viele professionelle Sportclubs haben auch ihre Trainingsplätze mit einer Rasenheizung ausgerüstet, um auch im Winter unter regulären Bedingungen trainieren zu können.

Geschichte

Erste Versuche zur Erprobung einer Rasenheizung sind 1937 aus England überliefert. Der FC Everton verbaute im Oktober 1937 erstmalig eine Rasenheizung.[1]

Deutschland

Bereits 1947 wurde von Edwin Knott ein Patent für eine Rasenheizung angemeldet. Hierbei wurde heißer Wasserdampf über ein das ganze Spielfeld durchziehenden Röhrensystem gepumpt.[2] Die erste Rasenheizung in Deutschland wurde 1972 im Münchner Olympiastadion verlegt, einige Jahre später folgte das Frankfurter Waldstadion. In den 1990er Jahren wurde das Thema Rasenheizung wieder aktuell. Bei Stadionmodernisierungen wurde meist auch gleich eine Rasenheizung eingebaut.

Seit der Saison 2007/2008 muss jedes Stadion der Bundesliga und der 2. Bundesliga der Männer mit einer Rasenheizung ausgerüstet sein. Übergangsfristen sind nicht vorgesehen.[3] Das Statut der 3. Liga sieht eine Rasenheizung als Zulassungsvoraussetzung vor, lässt aber „in besonders begründeten Ausnahmefällen, z. B. für Aufsteiger aus der 4. Spielklassenebene“, eine Ausnahmegenehmigung zu.[4] So wurde etwa die Rasenheizung der Hänsch-Arena in des SV Meppen erst in der Sommerpause nach der Aufstiegssaison 2017/18 installiert, um so den Bedingungen für die nächste Drittliga-Saison zu genügen.[5]

Der Einbau einer Rasenheizung kostet etwa 400.000 bis 800.000 Euro (inkl. der dadurch notwendigen Auswechslung des Rasens). Die Kosten des Einsatzes variieren. So beziffert Alemannia Aachen die Kosten auf „[…] 1500 Euro pro Woche, beim VfL Osnabrück liegt der Preis für ein bespielbares Spielfeld […] bei fast 2000 Euro pro Tag. Hansa Rostock nennt 3000 Euro pro Tag, der Hallesche FC 1000 Euro.“[6] Der SV Babelsberg schätzt den Verbrauch je Stadion auf 4.000 kWh pro Tag bzw. auf 500.000 kWh pro Jahr, was 200 Zwei-Personen-Haushalten entspreche.[7]

Im Frauenfußball gibt es weder in der Bundesliga noch in der Champions League eine vergleichbare Vorgabe.[8]

Österreich

In der österreichischen Fußball-Bundesliga muss seit der Saison 2016/17 jeder Verein eine Rasenheizung haben oder bei der Lizenzierung ein Ausweichstadion mit Rasenheizung angeben. Derzeit ist in folgenden Bundesliga-Stadien eine Rasenheizung installiert: Ernst-Happel-Stadion (Wien), Allianz Stadion (Wien), Generali Arena (Wien), Red Bull Arena (Wals-Siezenheim), Merkur Arena (Graz), Linzer Stadion (Linz, Ausweichstadion), NV Arena (St. Pölten), Cashpoint-Arena (Altach), josko Arena (Ried) In der zweiten Spielklasse verfügen folgende Stadien über eine Rasenheizung (Liste möglicherweise unvollständig): Tivoli-Neu (Innsbruck), Linzer Stadion und Das.Goldberg-Stadion (Grödig).

Schweiz

In Fußballstadien ist mit einer Investition von rund 1 Million Franken zu rechnen, ein Betriebstag kostet ungefähr 1000 Franken. Die Zieltemperatur liegt bei fünf bis sieben Grad.[9]

Rasenkühlung

Um auf der Liegewiese im Winter eine Eisbahn betreiben zu können, wurde im Jahr 2011 im Basler Schwimmbad Eglisee ein Testfeld mit Rasenkühlung eingerichtet.[10][11] Obwohl die Kühlung prinzipiell funktionierte, wurde der Pilotversuch unter anderem wegen des deutlich höheren Wasserbedarfs des Rasens im Sommer abgebrochen und die geplante Anlage nicht installiert.[12]

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Stuttgarter Neues Tagblatt Nr. 481/1937. Digitalisat der Württembergischen Landesbibliothek, 14. Oktober 1937, S. 4, abgerufen am 1. März 2023.
  2. Fußball und Technik. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 2. März 2023.
  3. Deutsche Fußball-Liga (Hrsg.): Lizenzierungsordnung (LO), Anhang VI – Regelwerk für Stadien und Sicherheit. 13. Dezember 2017, S. 33 (Art. 37 Abs. 3) (dfl.de [PDF]).
  4. Statut 3. Liga. In: Deutscher Fußball-Bund (Hrsg.): Deutscher Fußball-Bund. S. 92 (Online [PDF]).
  5. Rasenheizung in der Hänsch-Arena fertiggestellt. focus online, abgerufen am 31. Juli 2018.
  6. Rasenheizungen verschlingen Geld – Sind Spiele des VfL Osnabrück gesichert? NOZ, 21. Januar 2013
  7. Marie Frank: Energiesparen im Fußball: Anstoß für den Klimaschutz. In: Die Tageszeitung: taz. 5. Oktober 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 7. Oktober 2022]).
  8. Marie Frank: Regionalligist will keine Rasenheizung: Grüner Fußball statt grüner Rasen. In: Die Tageszeitung: taz. 7. Oktober 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 7. Oktober 2022]).
  9. Interview: Luca Ghiselli: FC St.Gallen - «Ohne Rasenheizung wäre es schwierig geworden»: Der FC St.Gallen hat die Schneemengen gemeistert, jetzt wartet der FC Vaduz. Abgerufen am 14. November 2022.
  10. Peter Knechtli: Eglisee: Patentierte Eisbahn-Erfindung im Staatsbetrieb. In: onlinereports.ch. 6. Juli 2011, abgerufen am 3. Februar 2018.
  11. Kunsteisfeld unter Naturrasen: Basler Pionier-Anlage funktioniert. In: Basellandschaftliche Zeitung. 7. April 2012, abgerufen am 3. Februar 2018.
  12. Peter Knechtli: Die gescheiterte Eisbahn-Revolution auf der Egliseebad-Liegewiese. In: onlinereports.ch. 15. Februar 2017, abgerufen am 3. Februar 2018.

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Stadion Niederrhein Oberhausen. Einbau der Rasenheizung zur Spielzeit 2008/2009