Raketenschlitten
Ein Raketenschlitten ist ein einfaches Fahrzeug mit Raketenantrieb. Dabei kann es sich um einen Schlitten im herkömmlichen Sinne handeln, also um ein auf Kufen laufendes Fahrzeug, wie die Ende der 1920er Jahre gebauten RAK BOBs. Bei den heute eingesetzten Raketenschlitten handelt es sich dagegen meist um Fahrzeuge mit einer Linearführung.
Funktion
Raketenschlitten werden in der Regel für wissenschaftliche Experimente,[1] manchmal auch für Geschwindigkeits-Weltrekordversuche benutzt.[2]
Auch bei der Entwicklung neuer Flugkörper kommen Raketenschlitten zum Einsatz. So sollen auf der Holloman Air Force Base im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums Versuche zur Entwicklung neuer Gefechtsköpfe durchgeführt werden. Die Experimente mit dem Raketenschlitten werden voraussichtlich 10 Millionen Dollar kosten, aber reale Raketentestflüge ersetzen, die 300 Millionen Dollar kosten würden.[3]
Geschichte
Zwischen 1947 und 1951 fanden auf der heutigen Edwards Air Force Base insgesamt 74 bemannte Läufe mit Raketenschlitten statt, bei denen die Wirkung starker Beschleunigungen auf den menschlichen Organismus erforscht werden sollte. Bekannt wurde in diesem Zusammenhang vor allem John Paul Stapp, der bei einem dieser Läufe in der Abbremsphase kurzzeitig 46,2 g ausgesetzt war – die höchste g-Kraft (negative Beschleunigung), die jemals ein Mensch freiwillig erduldete.[4][5][6] Die Experimente brachten zahlreiche neue Erkenntnisse, die zur Verbesserung der Sicherheit in der zivilen und militärischen Luftfahrt beitrugen, z. B. für die Entwicklung neuer Flugzeugsitze.
Rekorde
Der zurzeit gültige Weltrekord für Landfahrzeuge wurde am 30. April 2003 mit einem vierstufigen Raketenschlitten auf der Holloman Air Force Base aufgestellt. Die Geschwindigkeit des Raketenschlittens betrug Mach 8,5 (10.325 km/h).[2]
Bildergalerie
Literatur
- Ekkehard Gärtner: Rekordfahrten auf Schienen. Spitzengeschwindigkeiten auf Gleis, auf Luftkissen und mit Magnetschwebebahntechnik 1825 bis 2015. Minirex, Luzern 2018, S. 114f.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. März 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Test sets world land speed record (Memento vom 1. Juni 2013 im Internet Archive)
- ↑ The Fastest Rocket Sled On Earth auf www.impactlab.net
- ↑ http://www.ejectionsite.com/stapp.htm
- ↑ The Fastest Man on Earth (Part 2 of 4) (Memento vom 4. Januar 2010 im Internet Archive)
- ↑ Verrückte Experimente: Wenn Forscher Crash-Test-Dummy spielen 3. Teil: Crashtest: Der schnellste Bremser der Welt Spiegel Online, 10. Juni 2009
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Autor/Urheber: Stephan Tournay, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Sonic Wind No 1. Mit diesem Rakettenschlitten führte in den 1950er Jahren John Paul Stapp Selbstversuche durch, bei denen er sich selbst großen Belastungen aussetzte, um mit den Ergebnissen zur Sicherheit von Passagieren in Flugzeugen sowie zur Weiterentwicklung von Sicherheitsgurten beizutragen. Ausstellungsort ist der John P. Stapp Air and Space Park im New Mexiko Museum of Space History in Alamogordo.
Picture of rocket sled that achieved Mach 8.5
Daisy Track, a test track for an air-powered rocket sled used at Holloman Air Force Base. Now located at the New Mexico Museum of Space History at Alamogordo, New Mexico.
View of the test of an ejection seat using a McDonnell F-4B Phantom II cockpit section at the U.S. Navy Naval Weapons Center China Lake, California (USA), in 1967.
Sonic Wind No. 1, a rocket sled ridden by John Paul Stapp in the 1950s. Located in the John P. Stapp Air and Space Park at the New Mexico Museum of Space History, Alamogordo, New Mexico.
Lt. Col. John Stapp rides a rocket sled at Edwards Air Force Base.