Raketenschiff
Bei einem Raketenschiff handelt es sich um ein Kriegsschiff, von dem aus Raketen verschossen werden. Raketenschiffe kamen in unterschiedlichen Epochen zum Einsatz, die im Laufe der Zeit auf ein etwas unterschiedliches Verwendungsspektrum hinausliefen.
19. Jahrhundert
Ein Raketenschiff des 19. Jahrhunderts war ein Kriegssegelschiff, das mit Raketen als Bewaffnung ausgestattet war. Zur damaligen Zeit beschäftigte sich der Ingenieur William Congreve mit der Entwicklung von Brandraketen, die schließlich nach ihm benannt wurden. Nachdem diese Congreve’schen Raketen beim Heer erfolgreich eingesetzt wurden, stattete man auch später Schiffe mit dieser Waffe aus. Zwar waren diese Raketen verhältnismäßig unzuverlässig und zudem auch recht ungenau, konnten aber beim Gegner zu erheblichen Bränden führen. Zudem erzielte diese Waffe in Kombination mit Bombardenfeuer eine nicht zu unterschätzende psychologische Wirkung, die beim Feind zu demoralisierendem Verhalten führte.
Eines der berühmtesten Raketenschiffe des Britisch-Amerikanischen Krieges war die britische HMS Erebus aus dem Jahr 1807, die vom 13. bis 14. September 1814 bei dem Angriff von Fort McHenry in der Schlacht von Baltimore eingesetzt war. Die Erebus war mit 32-Pfund-Raketenbatterien ausgestattet, die unter dem Hauptdeck angebracht waren. Durch Bullaugen bzw. nachträglich angebrachte Löcher im Rumpf wurden diese abgeschossen.
Der Einsatz der Raketen muss so beeindruckend gewesen sein, dass er den Autor der Nationalhymne der USA, Francis Scott Key, zu nachfolgenden Zeilen in seinem Lied The Star-Spangled Banner inspiriert hat:
(...)
Were so gallantly streaming?
And the rockets red glare
The bombs bursting in air
Gave proof through the night
That our flag was still there
(...)
Raketenschiffe wurden darüber hinaus auch von der Royal Navy im Angriff gegen die französische Flotte vor Boulogne-sur-Mer im Jahr 1806 sowie in der Zweiten Seeschlacht von Kopenhagen eingesetzt. Im Jahr 1809 waren sogar drei Schiffe mit Raketen ausgerüstet, die in der Seeschlacht bei den Basque Roads teilnahmen: die HMS King George, die HMS Whiting und die HMS Nimrod.
Darüber hinaus wurden aber auch kleinere Schiffe und Boote der Royal Navy als Raketenschiffe eingesetzt. Diese erhielten dann eine oder mehrere Raketenabschussvorrichtungen, die an einen flexiblen Mast montiert wurden, so dass dieser dann entsprechend auf das zu bekämpfende Ziel ausgerichtet werden konnte.
20. Jahrhundert und Gegenwart
Im 20. Jahrhundert ist Raketenschiff die Bezeichnung, die innerhalb des Warschauer Paktes und auch heute noch in Russland für Schiffe gebräuchlich ist, die in ihrer Hauptbewaffnung Antischiffraketen einsetzen.
Sie sind zu unterscheiden in:
- Raketnij Krejser (Raketenkreuzer, zu vergleichen mit der Bezeichnung Lenkwaffenkreuzer, z. B. Slawa-Klasse)
- Bolshoj Raketnij Korabl (Großes Raketenschiff, zu vergleichen mit der Bezeichnung Zerstörer, z. B. Sowremenny-Klasse)
- Malinkij Raketnij Korabl (Kleines Raketenschiff, zu vergleichen mit der Bezeichnung Flugkörperschnellboot bzw. Korvette, z. B. Tarantul-Klasse)
- Raketnij Kater (Raketenkutter, zu vergleichen mit der Bezeichnung Schnellboot, z. B. Osa-Klasse)
Literatur
- Hans Mehl, Kurt Schäfer: Die andere deutsche Marine. 2. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-613-01675-3.
- Marten Schmidt: Rügens geheime Landzunge. Die Verschlusssache Bug. 3. aktualisierte Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-482-2.
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Russian guided missile cruiser Moskva.
Fireships firing rockets and details of storage and launch (Misc 34) Plate to The Details of the Rocket System, back and watercolour pen & ink by Colonel Congreve, 1814.