Rajon Polessk

Rajon
Polessk
Полесский административный район
Полесский муниципальный округ
FöderationskreisNordwestrussland
OblastKaliningrad
VerwaltungszentrumPolessk
(Stadt)
Fläche834,3 km²
Bevölkerung19.205 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte23 Einwohner/km²
Oberhaupt des Rajons(des Munizipalkreises)
Juri Krasnopjorow
Rajon gegründet1946
ZeitzoneUTC+2
Telefonvorwahl(+7) 40158
Kfz-Kennzeichen39, 91
OKATO27 230
OKTMO27 518
Websitepolessk.gov39.ru
Geographische Lage des Verwaltungszentrums
Koordinaten54° 52′ N, 21° 6′ O
Polessk (Oblast Kaliningrad)
Polessk
Polessk: Lage in der Oblast Kaliningrad
Lage innerhalb Russlands
Oblast Kaliningrad innerhalb Russlands

Der Rajon Polessk ist eine Verwaltungseinheit in der russischen Oblast Kaliningrad. Er befindet sich im Zentrum der Oblast und wird nördlich vom Kurischen Haff begrenzt.

Seit 2017 besteht der Rajon nur noch administrativ-territorial und wird mit Administrativer Rajon Polessk (russisch Полесский административный район) bezeichnet. Die kommunale Selbstverwaltung wird als Munizipalkreis organisiert, dessen Verwaltungssitz die Stadt Polessk (Labiau) ist.

Der ländlich geprägte Rajon wird von der Dejma (Deime), einem Nebenarm des Pregels durchflossen. Bei Polessk zweigt der Polesski Kanal (Großer Friedrichsgraben) ab, der eine schiffbare Verbindung des Pregels mit der Memel herstellt und das Große Moosbruch durchfließt. Haupterwerbszweige der Bevölkerung sind die meist genossenschaftlich organisierte Fischerei und Landwirtschaft.

Kommunale Selbstverwaltung

Auf dem Territorium des Rajons Polessk besteht die kommunale Selbstverwaltungseinheit Munizipalkreis Polessk (ru. Полесский муниципальный округ, Polesski munizipalny okrug) mit der Stadt Polessk und den weiteren auf dem Territorium des Rajons befindlichen 66 Siedlungen.

Verkehr

Durch den Rajonsitz Polessk führt eine Straßennebenverbindung von Kaliningrad nach Sowetsk. Der Abschnitt von Kaliningrad nach Polessk ist die Regionalstraße 27A-026 (ex A190), die auch durch den Gemeindesitz Turgenewo führt. Vier Kilometer vor Polessk zweigt die Regionalstraße 27A-036 (ex R512) in die Rajonstadt Gwardeisk ab. Der Abschnitt von Polessk nach Bolschakowo im Rajon Slawsk, die Regionalstraße 27A-034, führt durch die Gemeindesitze Sosnowka und Salessje. In Bolschakowo wird die Hauptstrecke nach Sowetsk erreicht.

Den Polesski Kanal entlang führt von Polessk die Kommunalstraße 27K-146 zum Gemeindesitz Golowkino, von wo sie, den Fluss Nemonien auf einer Pontonbrücke überquerend, den Ort Matrossowo erreicht. In Krasnoje am Polesski Kanal endet die Regionalstraße 27A-016 (ex R514), die in der Nähe von Sorino im Rajon Gwardeisk von der West-Ost-Magistrale der Oblast Kaliningrad A229 abzweigt und die Regionalstraße 27A-034 in Saranskoje kreuzt. Eine Brücke über den Polesski Kanal und damit eine Verbindung zur Kommunalstraße 27K-146 ist nicht vorhanden.

Durch den Rajon führt die Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk mit den Bahnstationen Slawjanskoje, Polessk, Scholochowo, Petino, Bogatowo und Salessje-Nowoje.

Geschichte

Der Rajon wurde am 7. April 1946 als Labiauski rajon gegründet.[2] Er war der Nachfolger des bis 1945 bestehenden Kreises Labiau, war gegenüber diesem aber um die Orte Lauknen (1938 bis 1945 "Hohenbruch"), Mehlauken (1938 bis 1945 "Liebenfelde") und Popelken (1938 bis 1945 "Markthausen") verkleinert. Zuständig für den Rajon war ab Ende Mai 1946 zunächst die „Verwaltung für zivile Angelegenheiten des Rajons Labiau“ (ru. Управление по гражданским делам Лабиауского района, Uprawlenie po graschdanski delam Labiauskowo rajona). Am 7. September 1946 wurde die Stadt Labiau in Polessk umbenannt und der Rajon in Polesski rajon.[3] Bei der Einteilung in Dorfsowjets im Sommer 1947 wurde auch noch der Ort Nautzken in den Rajon Gurjewsk ausgegliedert.

Im Sommer 1947 wurde zur Verwaltung des Rajons das Exekutivkomitee des Polessker Rajonsowjets der Abgeordneten der Werktätigen ernannt (ru. Исполнительный комитет Полесского районного Совета депутатов трудящихся, Ispolnitelny komitet Polesskowo rajonowo Soweta deputatow trudjaschtschichsja; kurz: Полесский Райисполком, Polesski Rajispolkom). Von 1963 bis 1965 gehörten während einer kurzzeitigen allgemeinen Verwaltungsreform auch die ländlichen Gebiete des Rajon Gwardeisk zum Rajon Polessk. Im Jahr 1965 wurde der Ort Salessje (Mehlauken) "wieder" in den Rajon eingegliedert. Im Jahr 1977 wurde im Namen der Rajonverwaltung der Begriff „der Abgeordneten der Werktätigen“ durch „der Volksabgeordneten“ ersetzt (ru. народных депутатов, narodnych deputatow). Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde im Jahr 1991 die Rajonverwaltung in Administration des Rajons Polessk (ru. Администрация Полесского района, Administrazija Polesskowo rajona) umbenannt.

Im Jahr 1997 wurde auf dem Territorium des Rajons Polessk die (gleichnamige) kommunale Selbstverwaltungseinheit Rajon Polessk eingerichtet.[4] Im Jahr 2004 bekam diese Verwaltungseinheit den Status eines Stadtkreises (ru. Полесский городской округ, Polesski gorodskoi okrug).[5] Der Stadtkreis Polessk wurde von der Gerichtsbarkeit jedoch verworfen. Daraufhin bekam diese Verwaltungseinheit im Jahr 2008 den Status eines "munizipalen" Rajons und wurde mit Munizipaler Rajon Polessk bezeichnet; darin wurde die kommunale Selbstverwaltung auf die lokale Ebene ausgeweitet und die bestehenden sechs Dorfbezirke in vier Landgemeinden umgewandelt.[6] Im Jahr 2017 wurde die kommunale Selbstverwaltung (wieder) als Stadtkreis organisiert.[7] Im Jahr 2022 wurde der Stadtkreis in einen Munizipalkreis umgewandelt.[8]

Dorfsowjets/Dorfbezirke 1947–2008

NameVerwaltungssitzdeutscher
Name
Bemerkungen
GolowinskiGolowkinoNemonien (Elchwerder)
IljitschowskiIljitschowoKelladen (Waldwinkel)bis 1954, dann offenbar auf Golowinski, Saranski und Sosnowski aufgeteilt
MordowskiMordowskojeGroß Legittenbis 1950, dann Tjuleninski, der Ort Mordowskoje wurde vor 1988 an den Ort Turgenewo angeschlossen
NowoderewenskiNowaja DerewnjaAlt Gertlaukenbis 1961, dann vermutlich zu Saranski
SalessowskiSalessjeMehlauken (Liebenfelde)seit 1965, vorher im Rajon Slawsk
SaranskiSaranskojeLaukischken
SlawjanskiSlawjanskojePronitten
SosnowskiSosnowkaGroß Baum
TjuleninskiTjulenino
seit vor 1988: Turgenewo
Viehof
Vorwerk Legitten[9]
seit 1950, vorher Mordowski, war von 1965 bis 1969 aufgelöst

Von 1963 bis 1965 gehörten auch die Dorfsowjets Bolschepoljanski, Borski, Kuibyschewski, Oserki, Saretschenski, Slawinski und Sorinski aus dem Rajon Gwardeisk zum Rajon Polessk.

Gemeinden 2008–2016

Verwaltungseinteilung des Rajons Polessk 2008–2016
NameVerwaltungssitzdeutscher
Name
Anzahl der
Orte
Einwohner
(2010)
Fläche
[km²]
Städtische Gemeinde:
PolesskojePolesskLabiau37.86524
Landgemeinden:
GolowkinskojeGolowkinoNemonien
1938–45: Elchwerder
71.304122
SalessowskojeSalessjeMehlauken
1938–45: Liebenfelde
172.117104
SaranskojeSosnowkaGroß Baum174.025402
TurgenewskojeTurgenewo(Groß) Legitten233.894182

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner[10]Bemerkungen
195916.465Bezogen auf den Gebietsbestand von 1960. Umgerechnet auf den Gebietsbestand ab 1965: 19,8 T.[11]
197017.810
197917.324
198916.911
200219.018
201019.205

Funktionsträger

Parteisekretäre der WKP(B)/KPdSU 1947–1991

  • 1947–1948: M. N. Spiritschew (М. Н. Спиричев)
  • 1948–1949: F. I. Popow (Ф. И. Попов)
  • 1949–1954: K. Ja. Schuwalow (К. Я. Шувалов)
  • 1954–1963: Nikolai Sidorowitsch Kowalenko (Николай Сидорович Коваленко)
  • 1963–1973: Dmitri Maximowitsch Sanin (Дмитрий Максимович Санин)
  • 1973–1978: P. G. Borissewitsch (П. Г. Борисевич)
  • 1978–1985: W. K. Tschebotarew (В. К. Чеботарев)
  • 1985–1988: W. A. Lepnuchow (В. А. Лепнухов)
  • 1988–1991: Anatoli Kirillowitsch Leiba (Анатолий Кириллович Лейба)

Vorsitzende

  • 1946–1947: Wassili Michejewitsch Worobjew (Василий Михеевич Воробьев)
  • 1947–1949: K. Ja. Schuwalow (К. Я. Шувалов)
  • 1950–1951: I. W. Tereschtschenko (И. В. Терещенко)
  • 1951–1961: Pawel Andrejewitsch Feoktistow (Павел Андреевич Феоктистов)
  • 1961–1962: A. P. Lissow (А. П. Лисов)
  • 1962: Gennadi Nikolalewitsch Sawadis (Геннадий Николаевич Завадис)
  • 1963–1965: K. S. Zepelew (К. С. Цепелев)
  • 1965–1972: Nikolai Iwanowitsch Gorjunow (Николай Иванович Горюнов)
  • 1973–1978: W. K. Tschebotarew (В. К. Чеботарев)
  • 1978–1987: B. P. Samaschkin (Б. П. Замашкин)
  • 1987–1988: Anatoli Kirillowitsch Leiba (Анатолий Кириллович Лейба)
  • 1988–1990: E. I. Schuklewitsch (Э. И. Жуклевич)
  • 1990–1991: A. W. Matwejew (А. В. Матвеев)
  • 1991–1995: S. S. Taraschkewitsch (С. С. Тарашкевич)
  • 1996: Ju. S. Smirnow (Ю. С. Смирнов)
  • 1996–2004: Anatoli Kirillowitsch Leiba (Анатолий Кириллович Лейба)
  • 2004–2007: Nikolai Stepanowitsch Schajewko (Николай Степанович Шаевко)
  • 2007–2016: Igor Konstantinowitsch Bolsun (Игорь Константинович Болсун)
  • 2016–2020: Alexei Jurjewitsch Musseitschuk (Алексей Юрьевич Мусейчук)
  • seit 2020: Juri Nikolajewitsch Krasnopjorow (Юрий Николаевич Краснопёров)

Verwaltungschefs

sofern nicht gleichzeitig Vorsitzende

  • 2015–2017: Nikolai Wiktorowitsch Muchin (Николай Викторович Мухин)
  • seit 2017: Alexandr Wladimirowitsch Trojan (Александр Владимирович Троян)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Durch den Постановление Совета Министров СССР от 7 апреля 1946 г., № 783 «Об административном устройстве г. Кенигсберга и прилегающих к нему районов» (Beschluss des Ministerrats der UdSSR vom 7. April 1946, Nr. 783: Über den administrativen Aufbau der Stadt Königsberg und ihren umliegenden Rajons)
  3. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 7 сентября 1946 г. «Об административном устройстве Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 7. September 1946: Über den administrativen Aufbau der Oblast Kaliningrad)
  4. Durch den Постановление Калининградской областной Думы от 9 октября 1997 г. № 72 «Об утверждении границы административно - территориального, муниципального образования "Полесский район"» (Beschluss der Kaliningrader Oblastduma vom 9. Oktober 1997, Nr. 72: Über die Bestätigung der Grenze des administrativ-territorialen und der munizipalen Bildung "Rajon Polessk")
  5. Durch das Закон Калининградской области от 5 ноября 2004 г. № 442 «О наделении муниципального образования "Полесский район" статусом городского округа» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 5. November 2004, Nr. 442: Über das Ausstatten der munizipalen Bildung "Rajon Polessk" mit dem Status eines Stadtkreises)
  6. Durch das Закон Калининградской области от 30 июня 2008 г. № 260 «Об организации местного самоуправления на территории муниципального образования "Полесский городской округ"» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 30. Juni 2008, Nr. 260: Über die Organisation der lokalen Selbstverwaltung auf dem Gebiet der munizipalen Bildung "Stadtkreis Polessk")
  7. Durch das Закон Калининградской области от 18 октября 2016 г. № 5 «Об объединении поселений, входящих в состав муниципального образования "Полесский муниципальный район", и организации местного самоуправления на объединённой территории» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 18. Oktober 2016, Nr. 5: Über die Vereinigung der in die munizipale Bildung "Munizipaler Rajon Polessk" eingetretenen Gemeinden und die Organisation der lokalen Selbstverwaltung auf dem vereinigten Territorium) mit Wirkung zum 1. Januar 2017.
  8. Durch das Закон Калининградской Области от 27 декабря 2019 г., № 378 «О регулировании отдельных вопросов, связанных с наделением статусом муниципального округа отдельных городских округов Калининградской области» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 27. Dezember 2019, Nr. 378 "Über die Regelung einzelner Fragen im Zusammenhang mit der Ausstattung einzelner Stadtkreise der Oblast Kaliningrad mit dem Status eines Munizipalkreises"),nebst Закон Калининградской Области от 01 декабря 2020 г. № 480 «О внесении изменений в отдельные законы Калининградской области» (Über Änderungen bestimmter Gesetze der Oblast Kaliningrad) mit Wirkung zum 1. Januar 2022.
  9. und Jäger-Traktau
  10. Volkszählungsdaten
  11. Volker Frobarth, Das Königsberger Gebiet in der Politik der Sowjetunion 1945-1990, 2001, ISBN 3-8305-0226-5, S.173/174

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