Raitersaich
Raitersaich Markt Roßtal | |
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Koordinaten: | 49° 22′ N, 10° 51′ O |
Höhe: | 394 (372–402) m ü. NHN |
Einwohner: | 423 (1. Jan. 2023)[1] |
Postleitzahl: | 90574 |
Vorwahl: | 09127 |
Raitersaich, Juni 2021 |
Raitersaich (fränkisch: Raideas-aach[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Roßtal im Landkreis Fürth (Mittelfranken, Bayern).[3]
Geographie
Beim Dorf entspringt der Weihersmühlbach, ein rechter Zufluss der Bibert. Der Ort ist von Acker- und Grünland mit vereinzeltem Baumbestand umgeben. Im Norden befindet sich ein Umspannwerk. Im Nordwesten liegt Flur Hollerkoppen, im Südosten Luxerleite. 0,25 km östlich des Ortes liegt das Waldgebiet Im Zuckermandel, 1 km nordwestlich das Waldgebiet Ebene.
Die Kreisstraße FÜ 22/AN 25 führt nach Clarsbach (1,5 km nordöstlich) bzw. zu einer Anschlussstelle der Bundesstraße 14 bei Müncherlbach (1,8 km südlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Gottmannsdorf (1,5 km südwestlich) und Buchschwabach zur B 14 (3,1 km östlich).[4]
Geschichte
Der Ort wurde 1339 als „Rittersaych“ erstmals urkundlich erwähnt. Das Grundwort des Ortsnamens ist das mittelhochdeutsche Wort „eich“ (= Eichenwald), das Bestimmungswort wahrscheinlich der Familienname Ritter. Sollte dies zutreffen, wurde der Ort frühestens im 12. Jahrhundert gegründet, da im deutschsprachigen Raum erst ab dieser Zeit Familiennamen in Gebrauch waren.[5]
Das Kloster Heilsbronn erwarb dort vier Höfe, einen im Jahr 1367 durch Kauf von einer Nürnberger Familie. Im Dreißigjährigen Krieg verödeten drei dieser Höfe.[6]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Raitersaich zwölf Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Roßtal aus. Über die bayreuthischen Untertanen übte das brandenburg-bayreuthische Stadtvogteiamt Markt Erlbach im begrenzten Umfang die Herrschaft aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Dietenhofen-Bonnhof. Grundherren waren die Pfarrei Roßtal (ein Gut), das Kastenamt Bonnhof (zwei Höfe, ein Halbhof, zwei Gütlein, ein Hirtenhaus), das Landesalmosenamt der Reichsstadt Nürnberg (ein Hof, ein Halbhof, ein Gut, ein Häuslein) und der Nürnberger Eigenherr von Haller (ein Hof).[7] 1802 gab es im Ort zehn Anwesen, von denen einer ansbachisch und neun fremdherrisch waren.[8]
Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Cadolzburg. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Raitersaich dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Buchschwabach und der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Buchschwabach zugeordnet. Ein Anwesen unterstand in der freiwilligen Gerichtsbarkeit bis 1812 dem Patrimonialgericht Freiherr von Haller.[9]
Das bayerische Urkataster zeigt die Reitersaich in den 1810er Jahren mit vierzehn Herdstellen.[10] Die Königlich Bayerische Staatseisenbahnen erreichten den Ort im Jahr 1875 mit der Bahnstrecke Nürnberg–Crailsheim, die durch die Ortsmitte führt.
Während des Zweiten Weltkrieges befand sich zwischen Raitersaich, Clarsbach und Buchschwabach ein Flugplatz, der nach Kriegsende als Flüchtlingslager weiter genutzt wurde.[11]
Im Jahr 1972 wurde die Bahnstrecke elektrifiziert.
Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wurde Raitersaich am 1. Mai 1978 nach Roßtal eingemeindet.
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 1997 | 2007 | 2018 | 2023 |
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Einwohner | 65 | 93 | 90 | 89 | 102 | 107 | 146 | 609 | 342 | 335 | 373 | 411* | 435* | 406* | 423* |
Häuser[12] | 16 | 16 | 22 | 21 | 27 | 29 | 60 | 92 | |||||||
Quelle | [13] | [14] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] | [22] | [23] | [1] | [1] | [1] | [1] |
Religion
Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Laurentius (Roßtal) gepfarrt.[24] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach Christkönig (Roßtal) gepfarrt.[21][25]
Veranstaltungen
Wichtigste Veranstaltung im Jahreskreis ist die Raitersaicher Kärwa. Traditionell findet sie nach den Kärwa in Buchschwabach und Roßtal in der zweiten Augusthälfte statt. Die Raitersaicher Kärwa ist die einzige, auf der neben dem normalen Kärwabaum ein Kinder-Kärwabaum aufgestellt wird. Der große Umzug mit den Kärwaburschen und Kärwamadla findet immer am Samstag der Kärwa statt.
Sport
- Raitersaich hat einen Schützenverein.
- Der SV Raitersaich ist einer der leistungsstärksten Fußballvereine der Region. Östlich von Raitersaich an der Gemeindeverbindungsstraße in Richtung Buchschwabach liegt das große Sportgelände mit moderner Gastronomie und mehreren Spielfeldern. Von der G-Jugend (die jüngsten Kinder) bis zu den „Alten Herren“ sind alle Alters- und Leistungsklassen im Spielbetrieb vertreten.
Verkehr
Raitersaich ist durch einen Haltepunkt an die Bahnstrecke Nürnberg–Crailsheim angeschlossen. Der Haltepunkt Raitersaich liegt im Westen des Ortsteils Raitersaich und ist durch die beiden Kärwabäume in direkter Nähe gut zu finden. Er wird seit 2010 von der Linie S 4 der S-Bahn Nürnberg zwischen Nürnberg Hbf und Ansbach im 20/40-Minuten-Takt bedient, die seit 2017 im Zweistundentakt weiter bis Dombühl verkehrt.
Umspannwerk Raitersaich
Zielorte der Freileitungen |
Auf einer ca. 600 m auf 100 m großen Fläche an der Bahnstrecke wurde das Umspannwerk Raitersaich errichtet, das von Tennet TSO betrieben wird.
Darin werden mehrere Stromtrassen verschaltet: die grob aus Norden kommenden 380-kV-Höchstspannungsleitungen vom Umspannwerk Bergrheinfeld nahe dem ehemaligen Kernkraftwerk Grafenrheinfeld und vom Umspannwerk Würgau (Reichssammelschiene) über Erlangen-Kriegenbrunn (ehemaliges Kraftwerk Franken II), sowie nach Süden zum Kraftwerk Ingolstadt und zum Kraftwerk Irsching. Außerdem verläuft hier die in Ost-West-Richtung südlich an Nürnberg vorbei verlaufende 220-kV-Leitung Ludersheim–Aschaffenburg–Borken, deren Ersatzneubau zwischen Raitersaich und Ludersheim als Juraleitung bezeichnet wird.
In 110 kV sind über das benachbarte Umspannwerk Müncherlbach mehrere Photovoltaik-Freiflächenanlagen an der Bahnlinie nach Heilsbronn sowie die drei Windkraftanlagen bei Buchschwabach angebunden, zudem das Nürnberger Kraftwerk Franken I.
Das Umspannwerk wird 2021 um ca. 500 Meter nach Westen verschoben.[26]
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Raitersaich. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753101, Sp. 416 (Digitalisat).
- Wolfgang Wiessner: Stadt- und Landkreis Fürth (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1963, DNB 455524629, S. 75.
- Johann Kaspar Bundschuh: Reitersaich. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753101, Sp. 469 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Raitersaich. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 362 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 161 (Digitalisat). Ebd. S. 227 (Digitalisat).
- Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Band 2. Verl. für Kunstreprod. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-923006-90-X, S. 270 (Volltext [Wikisource] – Erstausgabe: Beck, Nördlingen 1879).
Weblinks
- Ein Lager, seine Menschen und eine Kirche (1938 bis 1959) auf der Website heimatverein-rosstal.de
- Raitersaich in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 21. Februar 2023.
- Raitersaich in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 21. September 2019.
- Raitersaich im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
- ↑ a b c d e Einwohnerzahlen. In: rosstal.de. Abgerufen am 12. Juli 2023.
- ↑ W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 75. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „raideʳsāch“.
- ↑ Gemeinde Roßtal, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 16. Juli 2023.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 16. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 75.
- ↑ G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 270.
- ↑ H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 161. Dort sind fälschlicherweise elf Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
- ↑ J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 4, Sp. 469.
- ↑ H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 227.
- ↑ Reitersaich im BayernAtlas (Bayerische Uraufnahme)
- ↑ http://www.heimatverein-rosstal.de/geschichte/wohnlager-raitersaich/index.htm
- ↑ Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 73 (Digitalisat).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 65 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1029, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1194, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1125 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1193 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1230 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1061 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 779 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 174 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 337 (Digitalisat).
- ↑ H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 161.
- ↑ Pfarrei Roßtal. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 22. März 2023.
- ↑ Wenn ein Umspannwerk 500 Meter weiter wandert. In: Bayerische Staatszeitung. 16. April 2021, abgerufen am 23. Juni 2021.
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Hochspannungsleitungen, Masten am Umspannwerk Raitersaich, Roßtal
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Blick über Raitersaich bei Roßtal, im Hintergrund das Umspannwerk, Juni 2021
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Das Umspannwerk bei Raitersaich, Juni 2021
Wappen von Roßtal.
Das Wappen zeigt ein weißes Pferd, das aus einer roten Kirche kommt, auf gelbem Hintergrund.