Raiffeisenbank Gammesfeld

Logo der Genossenschaftsbanken  Raiffeisenbank Gammesfeld eG
Raiffeisenbank Gammesfeld I.jpg
StaatDeutschland Deutschland
SitzBlaufelden-Gammesfeld
Rechtsformeingetragene Genossenschaft
Bankleitzahl600 697 10[1]
BICGENO DES1 RGF[1]
Gründung1890
VerbandBaden-Württembergischer Genossenschaftsverband
Geschäftsdaten 2018[2]
Bilanzsumme33,9 Mio. Euro
Einlagen31,9 Mio. Euro
Kundenkredite11,1 Mio. Euro
Mitarbeiter1
Geschäftsstellen1
Mitglieder341
Leitung
Vorstand
  • Manfred Hemer (Vorsitzender, nebenamtlich)[2]
  • Peter Breiter (hauptamtlich)
  • Hans-Albert Pfänder (ehrenamtlich)
AufsichtsratHelmut Häfner (Vors.)[2]
Liste der Genossenschaftsbanken in Deutschland

Die Raiffeisenbank Gammesfeld eG ist eine Genossenschaftsbank mit Sitz in der hohenlohischen Ortschaft Gammesfeld, Gemeinde Blaufelden. Ihr Geschäftsgebiet beschränkt sich im Wesentlichen auf das Gebiet der bis zur kommunalen Gebietsreform selbstständigen Gemeinde Gammesfeld.

Besonderheiten

Die 1890 unter dem Namen „Spar- und Darlehenskasse Gammesfeld“[3] gegründete Raiffeisenbank Gammesfeld ist eine der kleinsten Banken Deutschlands. Sie wird von einer einzigen Person betrieben[4] und besaß im Jahr 2009 noch keinen Computer, was sich spätestens im April 2012 geändert hat, und das Telefon war noch ein Wählscheibentelefon.[5]

Ende der 1980er-Jahre entzog ihr die Bankenaufsicht die Betriebserlaubnis, da mit nur einer Person als Vorstand und Kassierer das Vier-Augen-Prinzip nicht umgesetzt werden konnte. Fritz Vogt (1930–2020),[6][7][8] dem Enkel des gleichnamigen Gründers und damaligen Vorstand der Bank, drohte eine dreijährige Gefängnisstrafe wegen illegalen Bankbetriebs.[9] Das Bundesverwaltungsgericht Berlin entschied im Jahr 1990 jedoch, dass der Betrieb der Bank ohne die üblichen zwei hauptamtlichen Mitarbeiter rechtens sei.[5]

Bis heute ist die Bank nicht online an die genossenschaftlichen Rechenzentralen angeschlossen. Überweisungen werden handschriftlich oder via Schreibmaschine auf Papier ausgefüllt und per Post zur Rechenzentrale geschickt. Die Onlineanbindung an die Atruvia würde laut Aussage von Peter Breiter jährlich 50.000 Euro kosten. Diese zusätzlichen Ausgaben würden die Erträge der Kunden unverhältnismäßig schmälern. Die Bank gab bis 2014 an ihre Kunden Debitkarten aus, mit denen im Jahr 2014 insgesamt 330.000 Euro abgehoben wurden; im gleichen Zeitraum wurden 2,1 Millionen Euro am Bankschalter ausbezahlt.[3] Seit 2014 gibt es keine Debitkarten mehr für die Kunden der Raiffeisenbank Gammesfeld. Stattdessen haben die Kunden die Möglichkeit, eine Kreditkarte einer Bank aus einem Nachbarort zu bekommen.[10]

Überregionale Bekanntheit erlangte die Bank im Jahr 2002, als sie im Mittelpunkt des in diesem Jahr entstandenen Dokumentarfilms Schotter wie Heu stand. Hierdurch wurden jedoch auch zwei versuchte Banküberfälle ausgelöst: Im Mai 2006 schlug Fritz Vogt einen Bankräuber in die Flucht, ohne ihm den Tresor zu öffnen. Am 23. Januar 2009 gelang dies auch seinem Nachfolger Peter Breiter, der seit 2008 bei der Bank arbeitet, als ihm nach dem freitäglichen Geschäftsschluss um 21 Uhr zwei Männer auflauerten.[5][11]

Weblinks

Commons: Raiffeisenbank Gammesfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Stammdaten des Kreditinstitutes bei der Deutschen Bundesbank
  2. a b c Angaben im Jahresabschluss zum 31. Dezember 2018, Recherche im Bundesanzeiger unter http://www.bundesanzeiger.de
  3. a b Manfred Mühlenstedt: Ein erhaltenswertes "Biotop" - Raiffeisenbank Gammesfeld 125 Jahre alt. Südwestpresse. 21. September 2015. Abgerufen am 11. Januar 2016.
  4. Sarah Schierack:So arbeitet die kleinste Raiffeisenbank Deutschlands Augsburger Allgemeine, 29. März 2018, Zugriff am 25. Februar 2019
  5. a b c Christian Schnell: Raiffeisenbank Gammesfeld: Überfall auf die kleinste Bank Deutschlands, Handelsblatt, 26. Januar 2009, Zugriff am 19. Februar 2012
  6. Sebastian Unbehauen und Erwin Zoll: Nachruf auf Bankrebell Fritz Vogt: Bodenständiger Widerständiger aus der kleinsten Bank Deutschlands in Gammesfeld. Südwestpresse. 3. November 2020. Abgerufen am 4. November 2020.
  7. Annette Jensen: Mehr als nur eine sichere Bank. taz.am Wochenende. 20. November 2010. Abgerufen am 4. November 2020: „Vierzig Jahre lang hat er das kleine Geldinstitut geführt, das er von seinem Vater übernommen hat und das von seinem Großvater gegründet wurde. „Es gibt nichts Demokratischeres als eine ländliche Genossenschaft“, begründet der 1930 Geborene seine Motivation, sich immer wieder mit Aufsichtsbehörden anzulegen.“
  8. Traueranzeige Fritz Vogt, swp.de, abgerufen am 4. November 2020
  9. Bernhard Honnigfort: Deutschlands kleinste Bank: Das letzte Kässle. Frankfurter Rundschau. 12. Oktober 2012. Abgerufen am 4. November 2020.
  10. Leonie Schlick: Interview„Bei uns ist jeder Kunde ein Mensch und keine Kontonummer“. capital.de. 21. April 2019. Abgerufen am 28. Oktober 2020.
  11. Sarah Schierack: Porträt: So arbeitet die kleinste Raiffeisenbank Deutschlands. Augsburger Allgemeine. 29. März 2018. Abgerufen am 4. November 2020.

Koordinaten: 49° 18′ 49,4″ N, 10° 5′ 34,7″ O

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Autor/Urheber: Hohenzollernsche Lande, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Raiffeisenbank Gammesfeld
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(c) BVR, CC BY-SA 4.0
Volksbank-Logo, die rechte Seite des Logos besteht noch aus der rechten Seite des alten Raiffeisenzeichens. Beim genaueren hinsehen erkennt man einen Pferdekopf.