Raibach (Groß-Umstadt)

Raibach
Wappen von Raibach
Koordinaten:49° 52′ N, 8° 58′ O
Höhe: 206 m ü. NHN
Fläche:3,22 km²[1]
Einwohner:832 (Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte:258 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. April 1972
Postleitzahl:64823
Vorwahl:06078
Karte
Lage von Raibach in Groß-Umstadt
Raibach und das Raibacher Tal (2021)
Raibach und das Raibacher Tal (2021)

Raibach ist ein Stadtteil von Groß-Umstadt im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Geographische Lage

Die Gemarkung Raibach wird im Norden und Osten vom Groß-Umstädter Stadtteil Klein-Umstadt, südlich und westlich von der Gemarkung der Kernstadt Groß-Umstadt begrenzt. Nicht weit östlich von Raibach liegt der nächste Umstädter Stadtteil Dorndiel. Der Ort liegt am Ende eines gleichnamigen Tales, das von einem Bach durchflossen wird. Das Dorf ist am Südhang erbaut und hat auch dort seine Erweiterung erfahren. Es wird im 17. Jahrhundert erstmals als Weinort erwähnt. Unübersehbar im Zentrum ist die Dorfkirche mit einem aus einheimischen Sandsteinen erbauten Portikus.

Geschichte

Der Ort auf einer Waldkarte von 1725 des Kondominats Umstadt, dessen Zentort es seit dem Mittelalter war.

Ortsgeschichte

Alte Flur- und Gewässerbezeichnungen deuten darauf hin, dass dieses Tal im vorderen Odenwald schon zu altgermanischer Zeit besiedelt war. Raibach wurde erstmals vor 1392 in einer Güterempfangsliste urkundlich erwähnt.[1] Im Mittelalter war der Ort in kurpfälzischem Besitz. Das Straßendorf Raibach war in historischen Dokumenten als Rippach (1392), Rayppach (1616) und Pfalzraibach (1892) erwähnt und gehörte seit 1802 zusammen mit dem Amt Umstadt zu Hessen.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Raibach:

»Raibach (L. Bez. Dieburg) luth. und reform. Filialdorf; auch Pfalzraibach; liegt 2 St. von Dieburg, 34 St. von Umstadt, hat 91 Häuser und 602 Einw., die bis auf 24 Kath., 31 Reform. und 53 Juden lutherisch sind. Unter diesen sind 27 Bauern, 36 Handwerker und 46 Taglöhner. Die Kirche ist gemeinschaftlich. Der Ort hat 1 Mahlmühle und Brüche von guten rothen Sandsteinen, die behauen werden. – Die Groschlage von Dieburg, die Wambolde von Umstadt, und die von Reibeld waren von Churpfalz, jede mit 13 dieses Dorfes belehnt. Auch stand ihnen das Vogteirecht zu. Der Ort war zwischen Hessen und Pfalz gemeinschaftlich, und 1802 kam das Ganze an Hessen.«[3]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Die bis dahin selbstständige Gemeinde Raibach wurde am 1. April 1972 im Zuge der Gebietsreform in Hessen nach Groß-Umstadt eingegliedert.[4] Für die Kernstadt Groß-Umstadt und die Stadtteile Dorndiel, Heubach, Kleestadt, Klein-Umstadt, Raibach, Richen, Semd und Wiebelsbach wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung errichtet. Die Grenzen der Ortsbezirke folgen den Gemeindegrenzen vom 30. Dezember 1971.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Raibach angehört(e):[1][6][7]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Raibach 810 Einwohner. Darunter waren 33 (4,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 138 Einwohner unter 18 Jahren, 318 waren zwischen 18 und 49, 201 zwischen 50 und 64 und 153 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 342 Haushalten. Davon waren 108 Singlehaushalte, 93 Paare ohne Kinder und 114 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 78 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 225 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]

Einwohnerentwicklung

• 1806:449 Einwohner, 77 Häuser[8]
• 1829:602 Einwohner, 91 Häuser[3]
• 1867:524 Einwohner, 89 Häuser[11]
Raibach: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2019
Jahr  Einwohner
1829
  
602
1834
  
608
1840
  
598
1846
  
663
1852
  
633
1858
  
546
1864
  
516
1871
  
549
1875
  
567
1885
  
486
1895
  
440
1905
  
450
1910
  
457
1925
  
488
1939
  
443
1946
  
543
1950
  
562
1956
  
577
1961
  
620
1967
  
732
1970
  
698
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2006
  
850
2011
  
810
2016
  
873
2019
  
832
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Groß-Umstadt[12]; Zensus 2011[10]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1829:494 lutherische (= 82,06 %), 31 reformierte (= 5,15 %), 53 jüdische (= 8,80 %) und 24 katholische (= 3,99 %) Einwohner[3]
• 1961:495 evangelische (= 79,84 %), 119 katholische (= 19,19 %) Einwohner[1]

Politik

Ortsbeirat

Für Raibach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Raibach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[13] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2021 gehören ihm ein Mitglied der SPD, ein Mitglied des Bündnis 90/Die Grünen, ein Mitglied der CDU und zwei parteilose Mitglieder an. Ortsvorsteherin ist Claudia Harms.[14]

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Oktober: Raibacher Kelterfest[15]

Weblinks

Commons: Raibach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Durch den Reichsdeputationshauptschluss.
  3. Jnfolge der Rheinbundakte.
  4. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  5. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Umstadt) und Verwaltung.
  6. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Am 1. April 1972 als Ortsbezirk zur Stadt Groß-Umstadt.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Raibach, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Stadtteile. Stadt Groß-Umstadt, archiviert vom Original am 28. Januar 2024; abgerufen am 1. Februar 2024.
  3. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 193 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 234.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 97 kB) §; 5. In: Webauftritt. Stadt Groß-Umstadt, abgerufen im Mai 2019.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. a b Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  9. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  10. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 14 und 68, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  11. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 72 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Stadtteile. In: Webauftritt. Stadt Groß-Umstadt, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021.
  13. Hauptsatzung. (PDF; 97 kB) §; 5. In: Webauftritt. Stadt Groß-Umstadt, abgerufen im Juni 2022.
  14. Ortsbeirat Raibach. In: Bürgerinformationssystem. Stadt Groß-Umstadt, abgerufen im Juni 2022.
  15. Darmstädter Echo, Samstag, 1. Oktober 2016, S. 27

Auf dieser Seite verwendete Medien

Raibach.png
(c) Commander-pirx at de.wikipedia, CC BY-SA 3.0
Gemarkung des Ortsteil Raibach der Stadt Groß-Umstadt. Die Daten basieren auf der Verwaltungskarte von Hessen (Hessisches Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation, 2009).
Raibach (Groß-Umstadt) 2021.JPG
Autor/Urheber: Thiotrix, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Blick auf Raibach (Groß-Umstadt) im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald (Hessen, Landkreis Darmstadt-Dieburg).
1725 Karte-Oberwaldungen Oberamt-Umstadt Raibach-Heubach-Waldamorbach-Dorndiel.png
Geometer-Karte der Waldungen des Oberamtes Umstadt zur Zeiten des Kondominates. Das Gebiet umfasst etwa den Höhenzug der Hohen Straße zwischen Wamboltschen Schlösschen, Heubach, Raibach, Dorndiel und Wald-Amorbach. Ländereien der von Curti, Wambolt von Umstadt, Gayling von Altheim, der von Sickingen und Haxthausen sind eingezeichnet. Originaltitel: Delineation von denen Oberwaldungen in der Gemeinschaft Umstadt, wie solche von der Kur- und Fürstlichen Renovationskommission befunden worden (Karte der Oberwaldungen in dem gemeinschaftlichen kurpfälzisch- und hessen-darmstädtischen Oberamt Umstadt mit Ortslagen von Dorndiel, Raibach, Wald-Amorbach und Heubach). Man beachte: oben ist hier Westen (und zeigt zum Zent-Hauptort Umstadt)