Radio Österreich International
Radio Österreich International (kurz: RÖI) war ab 1985 der Name des von 1955 bis 2003 bestehenden Auslandshörfunkprogramms des Österreichischen Rundfunks (ORF).
Geschichte
Regelmäßige Versuchssendungen der RAVAG auf Kurzwelle begannen am 29. April 1929 über einen Sender auf dem Wiener Rosenhügel.[1] Nach einer Unterbrechung wurden die Sendungen im Februar 1932 wieder aufgenommen, nun auch mit Ansage in deutscher, englischer und französischer Sprache. Von 1938 bis 1945 gab es keine KW-Rundfunksendungen aus dem Gebiet Österreichs. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten neben der RAVAG zeitweise auch die Sendergruppen West und Rot-Weiß-Rot Kurzwellen.
Im Jänner 1955 begann der Kurzwellendienst des Österreichischen Rundfunks; neben Deutsch wurden Englisch und Französisch zu Sendesprachen. Im Dezember 1959 nahm das Kurzwellen-Sendezentrum im niederösterreichischen Moosbrunn südöstlich von Wien den Betrieb auf. Nach dem Rundfunkgesetz 1966[2] trug der Bund die Finanzierung des Auslandsdienstes, und Moosbrunn konnte ausgebaut werden. Mit dem Vollbetrieb von Moosbrunn Anfang der 1970er-Jahre kam Spanisch als Sendesprache hinzu; es folgten Esperanto (1975) und deutschsprachige Sendungen für die österreichischen Friedenstruppen („Blue Berets“, z. B. am Golan). 1976 zog die Redaktion in das ORF-Zentrum Küniglberg. Die Stationsansage auf Deutsch war „Österreich auf Kurzwelle“, während man in Englisch bei „Austrian Short Wave Service“ blieb; 1985 erfolgt die Namensänderung in Radio Österreich International (RÖI). 1988 begann eine Kooperation mit Radio Canada International. 1989 wurde Arabisch sechste Sendesprache. Ab 1995 war RÖI in Europa auch via Astra Digital Radio zu empfangen. 1999 beteiligte sich RÖI an Radio 1476 (Aktion Nachbar in Not, Kosovokrieg).
Im Jahr 2000 musste die Redaktion wieder zurück in das Funkhaus Argentinierstraße ziehen. Das RÖI-Budget wurde von 166 Mio. Schilling im Jahr 1999 auf 140 Mio. im Jahr 2000 und 90 Mio. im Jahr 2001 gekürzt. Mit Beginn des Jahres 2002 zog sich der Bund aus der Finanzierung zurück, und der Auslandsdienst wurde zu einer freiwilligen Aufgabe des ORF.[3] Die Sprachangebote auf Arabisch und Esperanto wurden eingestellt, die deutschen Sendungen größtenteils vom Inlandsrundfunk übernommen. Im März 2003 wurde RÖI mit dem Concordia-Preis für das Jahr 2002 in der Kategorie Pressefreiheit ausgezeichnet.
Am 26. März 2003 entschied der ORF-Stiftungsrat – gegen die Proteste etlicher Hörer im In- und Ausland und der Mitarbeiter –, den eigenständigen Sendebetrieb von RÖI aus finanziellen Gründen einzustellen, was mit Ablauf des 30. Juni 2003 vollzogen wurde; an die Stelle von RÖI trat Ö1 International. Die Ansage auf Kurzwelle[4] lautet weiterhin „Radio Österreich International“ auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch, unterlegt mit dem Donauwalzer.[5]
Programm
Es wurden zahlreiche Sendungen in vielen verschiedenen Sprachen ausgestrahlt, die weltweit eine große Stammhörerschaft aufweisen konnten. Zu den bekanntesten Formaten zählten z. B.:
- Österreich-Journal (mehrmals täglich)
- Intermedia (seit 4. April 1997, Nachfolger des Kurzwellenpanoramas, moderiert von Wolf Harranth)
- Bundesländermagazin
- Report from Austria
Die aktuellen Berichte für die Informationsmagazine bezog der Sender beim Inlandsrundfunk ORF.
Intendanten
Intendanten von RÖI waren:
- 1969–1987 Alfred Macher
- 1987–1998 Paul Lendvai
- 1998–2002 Roland Machatschke
Andere fremdsprachige Sendungen des ORF
Im Inlandsradioprogramm gibt es noch einige englischsprachige Programmelemente:
- Nachrichten in englischer Sprache am Ende des Ö1-Mittagsjournals
- mehrheitlich englischsprachige Moderation auf FM4
Die französischsprachigen Kurznachrichten am Vormittag auf FM4 und am Ende des Ö1-Mittagsjournals wurden Anfang Jänner 2019 eingestellt.[6]
Weblinks
- Hartmut W. Böse: Das Kurzwellen-Radio in Österreich, in: Medien & Zeit 19 (2004), H. 3, S. 41–48
- Österreichische Mediathek: Austrian Shortwave Panorama (13 Sendungen, 1979–92), Report from Austria (6 Sendungen, 1983–95)
- Walter Brummer: Radiogeschichte Österreichs. Geschichte des Kurzwellen-Rundfunks in Österreich
- Homepage: www.orf.at/rai (1997), roi.orf.at (2001)
- Hansjörg Biener: Radio Österreich 1 International (2011)
- ADDX: Verzeichnis der Programmhefte (1970–2003)
- Wolfgang Lill: Auslandsdienst des österreichischen Rundfunks auf Kurzwelle (2018)
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Radio-Wien auf kurzer Welle, in Radio-Wien, 5 (1928/29), Nr. 31, S. 509; Bilder vom Sender: Radio-Wien, 5 (1928/29), Nr. 29, Bilderbeilage S. VIII; Liste der Kurzwellensender: Radio Wien, 14 (1937/38), Nr. 11, S. 14 (mit OER2 auf 49,41 m und OER3 auf 25,42 m).
- ↑ BGBl. Nr. 195/1966, § 3 Abs. 1 Satz 2; später: BGBl. Nr. 397/1974/BGBl. Nr. 379/1984, § 4
- ↑ BGBl. I Nr. 83/2001, § 3 Abs. 6
- ↑ ORS-Frequenzplan für Sommer 2022
- ↑ intervalsignals.net: Aufnahmen vom 31. Oktober 2008 und vom 10. November 2018
- ↑ Markus Unterberger, Jan Hestmann/FM4: Facebook-Kommentar zur Einstellung der französischsprachigen Nachrichten auf FM4. 24. Januar 2019, abgerufen am 17. November 2019.
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Drehbare Hochleistungsrichtantenne des ORF in Moosbrunn
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Radio Österreich International, Programm- und Frequenzplan Winter 1993/94
- Produktionsstunden pro Tag: ca. 6
- Programmstunden pro Tag (einschl. Wiederholungen): 24
- Sendestunden pro Tag: 89 (auf 11 Frequenzen)