Lancastria

Lancastria
Schiffsdaten
FlaggeVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
andere Schiffsnamen

Tyrrhenia (1920–1924)

SchiffstypPassagierschiff
RufzeichenGJCB
HeimathafenLiverpool
EignerCunard Line
ReedereiAnchor Line (1920–1924)
Cunard Line (ab 1924)
BauwerftWilliam Beardmore and Company, Glasgow
Baunummer557
Stapellauf31. Mai 1920
Indienststellung13. Juni 1922
VerbleibAm 17. Juni 1940 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
176,00 m (Lüa)
Breite21,00 m
Tiefgangmax. 11,90 m
Vermessung16.243 BRT
 
Besatzung300
Maschinenanlage
Maschine6 × Dampfturbine
Maschinen-
leistung
12.500 shp
Höchst-
geschwindigkeit
16,5 kn (31 km/h)
Propeller2
Transportkapazitäten
Zugelassene PassagierzahlI. Klasse: 280
II. Klasse: 364
III. Klasse: 1.200
Sonstiges
KlassifizierungenLloyd’s Register
Registrier-
nummern
145943

Die Lancastria war ein britisches Passagierschiff der Reederei Cunard Line. Es wurde 1920 als Tyrrhenia für die Anchor Line, eine Tochtergesellschaft der Cunard Line, gebaut. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Lancastria am 17. Juni 1940 vor Saint-Nazaire von der deutschen Luftwaffe versenkt. Es kam zu vielen Todesopfern; die Angaben schwanken zwischen 3.500 und 6.500 Toten. Aufgrund der Fluchtsituation war zuvor die Zahl der an Bord strömenden Personen nicht festgestellt worden.

Zivile Nutzung

Die Lancastria vor Madeira, ca. 1930

Das Schiff führte seine Jungfernfahrt am 19. Juni 1922 durch. 1924 wurde es anlässlich einer Erweiterung auf zwei Passagierklassen umgebaut und in Lancastria umbenannt. Es befuhr bis 1932 die Route zwischen England und New York und wurde dann als Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer und in nordeuropäischen Gewässern eingesetzt.

Ihr Schwesterschiff war die 1919 vom Stapel gelaufene und 1921 in Dienst gestellte Cameronia (II).

Kriegsbetrieb

Die Lancastria am 17. Juni 1940

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das Schiff zum Frachter umgebaut und ab April 1940 als Truppentransporter HMT Lancastria genutzt. Ihre erste Aufgabe war es, die Royal Navy bei der Evakuierung von Truppen aus Norwegen zu unterstützen.

Nach einer kurzen Überholung in Liverpool nahm das Schiff unter Kapitän Rudolph Sharp an der Operation Aerial teil, der Evakuierung britischer Truppen und Bürger aus Frankreich. Es verließ Liverpool am 14. Juni 1940 und erreichte die Loiremündung am 16. Juni.

Untergang

Untergang der Lancastria vor Saint-Nazaire

Bis zum Nachmittag des 17. Juni nahm die Lancastria zwischen 4000 und 9000 Flüchtlinge an Bord (die offizielle Kapazität war 3.000). Dazu gehörten sowohl britische Zivilisten als auch Soldaten und andere Militärangehörige.

Gegen 16.00 Uhr erfolgte ein Angriff von Kampfflugzeugen des Typs Junkers Ju 88 des deutschen Kampfgeschwaders 30. Drei direkte Treffer brachten das Schiff zum Kentern und binnen zwanzig Minuten zum Sinken. Über 1400 Tonnen Treibstoff liefen aus und gerieten teilweise in Brand, möglicherweise durch Beschuss.

2477 Überlebende wurden geborgen. An der Rettung beteiligte sich unter anderem die Oronsay der Orient Line, die selbst schwere Treffer abbekommen hatte. Die anderen Passagiere ertranken, erstickten im Öl oder wurden bei dem Beschuss getötet. Es handelt sich dabei um fast ein Drittel aller Toten, die die British Expeditionary Force während des Frankreichfeldzuges erlitt.

Folgeereignisse

Die britische Regierung versuchte dieses große Unglück geheim zu halten (D-Notice).[1] Den Überlebenden und auch den Besatzungen der Schiffe, die sie gerettet hatten, wurde Stillschweigen befohlen mit der Androhung einer Anklage vor einem Kriegsgericht. Am 26. Juli meldeten einige Zeitungen, wie die New York Times, The Scotsman und The Vancouver Sun den Untergang.

Das Wrack liegt etwa 9 km südlich von Pointe de Chémoulin in der Charpentier Straße, etwa 17 km vor Saint-Nazaire (Position 47° 10′ 26″ N, 2° 19′ 15″ W). Bis heute weigert sich die britische Regierung, das Wrack nach dem Protection of Military Remains Act von 1986 zu einem Kriegsgrab zu erklären. Die französische Regierung hingegen hat den Bereich um das Wrack unter Schutz gestellt.

Der Kapitän, Rudolph Sharp, überlebte den Untergang und wurde Kapitän der Laconia. Er starb am 12. September 1942, als sein Schiff vor der Küste Westafrikas von U 156 torpediert wurde.

Literatur

  • Jonathan Fenby, The Sinking of the „Lancastria“. Britain’s greatest maritime disaster and Churchill’s cover-up. Simon and Schuster, London 2005, ISBN 0-7432-5930-0.
  • Brian James Crabb: The Forgotten Tragedy. The story of the loss of HMT Lancastria. Shaun Tyas, Donington 2002, ISBN 1-900289-50-4.

Weblinks

Commons: Lancastria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Norman Davies: Europa im Krieg, 2009, S. 144.

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The 'Lancastria' at Funchal, Madeira.jpg

The 'Lancastria' at Funchal, Madeira

A tranquil scene in Funchal Harbour. Launched in 1922 as the 'Tyrrhenia' for the Anchor Line, a subsidiary of Cunard, she made her maiden voyage on 19 June 1922. Just two years later she was refitted and renamed 'Lancastria'. From 1932 she was used exclusively for cruising until April 1940 when she was requisitioned by the British government as a troopship. On 17 June 1940 she was sunk off St. Nazaire by German bombers, with very heavy loss of life.
The Sinking of the Cunard Liner Ss Lancastria Off St Nazaire HU3324.jpg
The Sinking of the Cunard Liner Ss Lancastria Off St Nazaire
RMS Lancastria.jpg
Autor/Urheber: This is an image from Flickr. The original author is Odin Rosenvinge., Lizenz: CC BY 2.0
Postcard of RMS Lancastria
Civil Ensign of the United Kingdom.svg
Red Ensign, Handelsflagge des Vereinigten Königreichs