Refugio München

Rosenheimer Straße 38, Zentrale von Refugio München

Refugio München (Eigenschreibweise REFUGIO München) ist ein Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer. Träger ist IfF-Refugio-München e.V.[1], Förderverein ist der Förderverein Refugio München e.V.[1]

Es betreut Flüchtlinge vor allem in München, aber auch in weiteren bayrischen Städten, wie Augsburg, Landshut[2] und Rosenheim.[3] Die wesentlichen Tätigkeitsfelder sind Psychotherapie, Sozialberatung, ärztliche Diagnostik und Begutachtung. Hinzu kommen Unterstützung von Migranten bei der Integration und Fortbildung von professionellen Helfern im Flüchtlingsbereich.

Die Kunstwerkstatt für minderjährige Flüchtlinge arbeitet künstlerisch, pädagogisch und kunsttherapeutisch in Münchner Asylunterkünften und Schulen.[4]

Geschichte

Ab 1990 engagierten sich Mitarbeiterinnen der Initiative für Flüchtlinge e.V. für die Gründung eines psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge in München. Nachdem er zuvor bereits zwei Anträge dazu abgelehnt hatte, beschloss der Münchner Stadtrat 1993 die Gründung eines psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge in München, das Sozialreferat beauftragte im gleichen Jahr die Initiative für Flüchtlinge e.V. mit Gründung und Trägerschaft. Im Mai 1994 Eröffnung des Beratungs- und Behandlungszentrums in der Rauchstraße mit sechs Mitarbeitern. 1998 benannte sich der Trägerverein in den heutigen Namen um. 2001 erfolgte der Umzug an den Mariahilfplatz in der Au, 2012 ein weiterer in die Rosenheimer Straße 38 (Haidhausen). Beide Umzüge waren mit einer Erweiterung der Aktivitäten verbunden. Das Zentrum beschäftigt 47 Mitarbeiter (Stand 2018).[5]

Aktivitäten

Klienten sind Flüchtlinge, die gefoltert wurden, traumatisiert sind oder sich in einer psychischen Krise befinden.[6] Tätigkeitsfelder bei erwachsenen Flüchtlingen sind

Das Zentrum hat einen Pool von Dolmetschern, die für die Mitwirkung bei Beratungsgesprächen und Psychotherapie besonders ausgebildet sind; sie wirken nicht nur als Übersetzer, sondern bringen auch ihre interkulturelle Kompetenz ein. Es gibt sie für mehr als 30 Sprachen.[3][7]

Weitere Angebote gibt es für Flüchtlingskinder:

Das Zentrum unterstützt jährlich mehr als 1.500 Flüchtlinge aus über 40 Nationen, darunter etwa 600 Minderjährige.

Kunstwerkstatt

In mehreren Flüchtlingsunterkünften, aber auch in Schulen und im EineWeltHaus, können sich Flüchtlingskinder und -jugendliche, insbesondere auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, unter Anleitung von Künstlern und Kunsttherapeuten künstlerisch betätigen: Bildnerisches Gestalten, Tanz, Breakdance, Musik, Fotografie, Theater und Ferienprojekte. Mehrmals im Jahr veranstaltet die Kunstwerkstatt Ausstellungen mit Werken aus den Kunst- und Fotografiegruppen, sowie Auftritte von Musik-, Tanz- und Theatergruppen[8], z. B. beim Tollwood-Festival. Bekannte Musiker, wie z. B. Wally Warning und Chuck Ragan traten zusammen mit Musikgruppen der Kunstwerkstatt auf. Ziel der Kunstwerkstatt ist es, Phantasie und Kreativität der Kinder zu fördern und sie dadurch psychisch zu stabilisieren. Beim Malen von Bildern können sie ihre traumatischen Erlebnisse mitteilen und verarbeiten.[9]

Weitere Projekte

  • Muttersprachliche Elternseminare: Das Zentrum veranstaltet muttersprachliche Elternseminare in 26 Sprachen. Sie werden von pädagogisch ausgebildeten Trainern für Mütter und Väter mit Migrationshintergrund entweder einzeln oder in Gruppen, gelegentlich auch vor Ort in den Familien angeboten. Ziel ist es, die Eltern bei Erziehung der Kinder in der schwierigen Fluchtsituation und in fremder Umgebung zu helfen.[10][11]
  • Ehrenamtlichenprojekt Welcome: Das Zentrum organisiert ehrenamtliche Begleitung von Flüchtlingen. Dabei treffen sich Ehrenamtliche regelmäßig mit Flüchtlingen oder Flüchtlingsfamilien während eines halben Jahres in Alltagssituationen, verbringen die Freizeit zusammen, unterstützen sie bei Behördengängen, helfen den Kindern bei Schularbeiten o. ä. Ziel ist es, Flüchtlinge mit der für sie fremden Kultur vertraut zu machen und sie so aus ihrer Isolation herauszuführen[12]
  • spezielle Angebote für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF): In Kletterkursen können sie Vertrauen in sich selbst und zu Anderen (wieder) aufbauen. Regelmäßige Gruppentreffen helfen ihnen sich in der fremden Umgebung zurechtzufinden.[13][14]
  • Beratung für Migranten bei Fragen zur Integration, z. B. bezüglich Erwerbstätigkeit, Teilnahme an Sprach- und Integrationskursen und Wohnungssuche.

Fortbildungen

Mitarbeiter veranstalten Fortbildungen für professionelle Helfer im Flüchtlingsbereich in Form von Vorträgen und Fachtagungen. Themen sind: Interkulturelle Kompetenz, Traumatisierung von Flüchtlingen, Psychotherapie von Flüchtlingen, Posttraumatische Belastungsstörung, Begutachtung von Flüchtlingen im Asylverfahren.[3]

Sonstiges

Das Zentrum ist Mitglied bei der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer. Das Zentrum ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe gemäß § 75 Kinder- und Jugendhilfegesetz.

Dreimal im Jahr erscheint der Refugio München-Report mit Berichten und Informationen zur Vereinsarbeit und sonstigen Flüchtlingsthemen.[15]

Finanzierung

Die Finanzierung erfolgt vor allem aus öffentlichen Mitteln. Der größte Anteil kommt von der Stadt München,[16] die 2017 ca. 50 % der Kosten trug. Aber auch Wohlfahrtsverbände, private Stiftungen und Spenden von Firmen und Privatleuten tragen zum Haushalt bei; einige haben sich in einem Unterstützerverband für REFUGIO München organisiert. Die Budget betrug 2017 ca. 3,36 Millionen Euro.[17]

Auszeichnungen

Das Zentrum erhielt zahlreiche Auszeichnungen, z. B. 2013 den Preis der Karl-Kübel-Stiftung, 2013 (ebenso 2011, 2009, 2003, 2001, 1999 und 1998) den Preis der Dr.-Viktor-Freiherr-von-Fuchs-Stiftung, 2011 den Luise-Kiesselbach-Preis des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Bayern[18], 2008 den Anita-Augspurg-Preis, 2004 den Deutschen Jugendhilfepreis. Anni Kammerlander, eine der Gründerinnen und langjährige Geschäftsführerin von Refugio München, wurde 2012 mit der Bayerischen Verfassungsmedaille ausgezeichnet.[19]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b http://www.refugio-muenchen.de/ueber-uns/struktur-satzung/
  2. Landshuter Netzwerk
  3. a b c Jubiläumsbroschüre zum 25-jährigen Bestehen, 2014 (Memento des Originals vom 31. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.refugio-muenchen.de (PDF)
  4. http://www.grenzenlos-frei.de/
  5. http://www.refugio-muenchen.de/geschichte/
  6. Satzung von IfF-REFUGIO-München e.V. (Memento des Originals vom 30. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.refugio-muenchen.de (PDF-Dokument)
  7. Interview mit Dolmetschern (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.refugio-muenchen.de
  8. REFUGIO Kunstwerkstatt – Ausstellung und Konzert (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gasteig.de
  9. Kunstwerkstatt für Flüchtlingskinder und -jugendliche
  10. Muttersprachliche Elternseminare individuell und in Gruppen (Memento des Originals vom 31. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.refugio-muenchen.de (PDF)
  11. Die Elterntrainerin (Memento des Originals vom 31. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.refugio-muenchen.de (PDF) Süddeutsche Zeitung 30. Juli 2013
  12. "Welcome" Ehrenamtliche Begleitung von Flüchtlingen bei Refugio (Memento des Originals vom 16. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.refugio-muenchen.de
  13. Refugio-Report April 2013 (Memento des Originals vom 5. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.refugio-muenchen.de (PDF)
  14. Kletternd die Angst bewältigen (Memento des Originals vom 31. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.refugio-muenchen.de (PDF) Magazin des Paritätischen, 3/2012
  15. Refugio München-Report
  16. Finanzierung. Refugio München, abgerufen am 9. April 2021.
  17. Finanzierung (PDF)
  18. Auszeichnung für besonderes Engagement@1@2Vorlage:Toter Link/www.paritaet-bayern.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF)
  19. Preise und Auszeichnungen für REFUGIO München

Koordinaten: 48° 7′ 45,5″ N, 11° 35′ 33,3″ O

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Rosenheimer Straße 38, Zentrale von REFUGIO München