Rünthe

Rünthe
Stadt Bergkamen
Koordinaten: 51° 38′ 45″ N, 7° 39′ 29″ O
Höhe: 55 m
Fläche:5,92 km²
Einwohner:6694 (31. Dez. 2017)
Bevölkerungsdichte:1.131 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 1966
Postleitzahl:59192
Vorwahl:02389
Rünthe in Bergkamen

Rünthe ist seit dem 1. Januar 1966 ein Stadtteil der westfälischen Stadt Bergkamen im Kreis Unna.[1]

Lage

Rünthe liegt an der Lippe und am Datteln-Hamm-Kanal; im Westen liegt Heil, im Norden Werne, im Osten Sandbochum und im Süden der Beverbach, der Rünthe von Bergkamen-Mitte und Overberge abgrenzt. Der Ortskern liegt zwischen der Landesstraße 736, der Kreisstraße 16 und der Bundesstraße 233. Die Bundesautobahn 1 verläuft östlich des Stadtteils bereits auf dem Gebiet der Stadt Hamm. Die Anschlussstelle Hamm/Bergkamen liegt nur etwas über 2 km vom Ortskern entfernt.

Die Schnellbuslinie S 20 der VKU verbindet Rünthe mit Lünen und Herringen.

Am Datteln-Hamm-Kanal befindet sich ein Sportboothafen, die Marina Rünthe mit angegliedertem westfälischen Sportbootzentrum. Sie zählt zu den größten Freizeithäfen in Nordrhein-Westfalen.

Geschichte

Rünthe erstmals als Rennethe 1277 urkundlich erwähnt, hatte 1900 nur 293 Einwohner und galt als dünn besiedelte Dorfschaft. Mit Gründung der Zeche Werne änderte sich dies schlagartig. Die Einwohnerzahl stieg rapide an, auf 1846 im Jahre 1905.[2]

Die D-Zug-Siedlung Rünthe ist die erste von drei Zechensiedlungen, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Gebiet des alten Guts Haus Rünthe errichtet wurden. In den Jahren 1910/11 folgte der Bau der Kolonie Rünthe-Süd und ab 1924 Rünthe-West. Der Schacht III der Zeche Werne wurde 1912 auf dem früheren Hof des Landwirts Timpeltei abgeteuft, ab 1915 begann die Kohleförderung. Wegen der durch die Weltwirtschaftskrise bedingten Absatzflaute wurde der Schacht III wie viele andere Schachtanlagen bereits im Jahr 1930 stillgelegt. Nach Kriegsende ab 1946 nutzte man den Schacht wieder, um die Rünther Bergleute schnell vor Ort zu bringen, bevor 1960 die endgültige Schließung erfolgte. Der Förderturm der Anlage, einst Wahrzeichen der Ortschaft, wurde am 5. Mai 1986 demontiert. Die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Waschkaue der Zeche wurde bis 2018 als Kulturzentrum genutzt. Inzwischen ist das Gebäude an eine private Immobiliengesellschaft verkauft und einer gewerblichen Nutzung zugeführt.

Beim Ruhraufstand von 1920 wurde die Altgemeinde Rünthe, nur wenige Kilometer Luftlinie von der „Schlacht bei Pelkum“ entfernt, zunächst ein Stützpunkt der Roten Ruhrarmee und anschließend von den Truppen des Freikorps Obert Ritter von Epp eingenommen. Bei den Auseinandersetzungen wurde am Karfreitag, 2. April 1920 die Arbeiter-Samariterin Anna Kalina beim Hof Schulze-Elberg von Freikorps-Truppen standrechtlich erschossen. Die 27-jährige Frau stand im Verdacht, einen verwundeten Kämpfer der Ruhrarmee versorgt zu haben. Auf dem Rünther Friedhof befindet sich ein Gedenkstein, der an das Schicksal der Arbeiter-Samariterin erinnert.

Erwähnenswert ist auch das Bodendenkmal Bumannsburg. Es befindet sich in einem Wald nahe der Autobahn A1 gerade noch auf Rünther Gebiet. Die vom starken Baumbewuchs überwucherten Wälle der sächsisch-fränkischen Doppelwall-Ringanlage sind noch gut zu erkennen. Die Anlage diente den Bauern aus der Umgebung als Fluchtburg. Heute ist innerhalb der Anlage ein Waldlehrpfad angelegt.

In Rünthe befinden sich ebenfalls die Pfarrvikarie Marie Hofbauer St.Clemens und die Pfarrkirche Herz Jesu.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner[3]
1849[4]0244
18900267
18950270
19000293
19051846
1910[5]3521
19123955
1931[6]6436
19386167
19467046
1956[7]8089
19607621
JahrEinwohner
1987[8]6673
20007185
20017225
20027198
20037162
20047152
20057105
20067076
20076991
20086914
20096868
20106842
JahrEinwohner
20116796
20126758
20136712
20146724
20156726
20166740
20176694
20186682

Politik

Wappen

Blasonierung: „Schräg geteilt von Gold (Gelb) und Schwarz; oben ein in drei Reihen je achtfach geteilter in Rot und Silber (Weiß) geschachter Balken, unten ein silberner (weißer) Ring darin ein silberner (weißer) sechszackiger Stern.“

Das erst 1961 entstandene Gemeindewappen zeigt den märkischen Schachbalken als Zeichen der früheren Zugehörigkeit zur Grafschaft Mark; der Ring stammt vom Wappen der Herren von Altenbockum, frühere Besitzer von Haus Rünthe und der Stern entstammt dem Wappen derer von Aden.[9]

Bildung und Sport

In Rünthe gibt es die eine Grundschule und eine in Trägerschaft des Kreises Unna geführte Förderschule für den Primarbereich. Sportliche Aktivitäten in vielen Bereichen bieten zahlreiche Vereine an. Darüber hinaus beherbergt der Stadtteil eine Soccerhalle sowie zwei Sportplätze, das Hafenstadion (Naturrasen) und den Schacht III (Kunstrasen).

Persönlichkeiten

  • Eckhard Dörr (* 1946 in Rünthe), deutscher bildender Künstler
  • Johanna Melzer (* 1904 in Oberwaldenburg/Schlesien), Widerstandskämpferin, deutsche Politikerin (KPD), MdL, wuchs in der Zechenkolonie Rünthe-Süd auf
  • Wilhelm Schwan (* 1884 in Steele), deutscher Politiker (USPD/KPD), 1919 Mitglied im Gemeinderat der Altgemeinde Rünthe, 1924 bis 1928 Abgeordneter des Reichstages
  • Dietrich Schwanitz (1940–2004), Literaturwissenschaftler und Bestsellerautor, wuchs in Rünthe auf, wo sein Vater als Lehrer an der örtlichen Volksschule arbeitete
  • Marcel Remus (* 3. Oktober 1986 in Hamm), Unternehmer, Reality TV-Star (mieten, kaufen, wohnen), wuchs in Rünthe auf
  • Edin Terzić (* 1982 in Menden), Fußballtrainer, ist mit der aus Rünthe stammenden Kora Wölm verheiratet. Das Paar wohnte mehrere Jahre im Ort.
Bild 37 der StVO von 1953

Trivia

Rünthe diente von 1953 bis 1971 als Beispiel für die Ortstafel (Bild 37) in der Straßenverkehrs-Ordnung.[10] Seit der Einführung der neuen Straßenverkehrs-Ordnung 1971 dient das schleswig-holsteinische Wilster als Beispiel für die Ortstafel.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 277.
  2. Auf den Spuren Rünther Geschichte. Abgerufen am 9. Juni 2013.
  3. Auflistung der Einwohnerzahlen der Stadtteile
  4. M. F. Essellen: Beschreibung und kurze Geschichte des Kreises Hamm und der einzelnen Ortschaften in demselben. Verlag Reimann GmbH & Co, Hamm 1985, ISBN 3-923846-07-X, S. 144.
  5. Gemeindeverzeichnis 1910, Kreis Hamm. Abgerufen am 9. Juni 2013.
  6. GenWiki Amt Pelkum. Abgerufen am 9. Juni 2013.
  7. Otto Lucas: Kreis-Atlas Unna. Unna/Münster 1957
  8. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Sonderreihe zur Volkszählung 1987 in Nordrhein-Westfalen: Bevölkerung und Privathaushalte sowie Gebäude und Wohnungen. Ausgewählte Ergebnisse für Gemeindeteile. Regierungsbezirk Arnsberg. 1990, S. 290.
  9. Gemeindewappen bei Wiki Commons. Abgerufen am 9. Juni 2013.
  10. Bundesgesetzblatt. Nr. 56, 3. September 1953, S. 1231.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Rünthe in Bergkamen.svg
(c) Jürgen Krause, CC BY-SA 3.0
Stadtbezirke der Stadt Bergkamen in Deutschland gemäß § 1 Name, Bezeichnung, Gebiet der Hauptsatzung der Stadt Bergkamen

§ 1 der Hauptsatzung der Stadt Bergkamen lautet:

„Die Stadt Bergkamen ist am 01. Januar 1966 entstanden durch Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Bergkamen, Heil, Oberaden, Rünthe und Weddinghofen (Gesetz vom 02. November 1965 - GV NRW S. 328 -). Die amtsfreie Gemeinde Overberge ist am 01. Januar 1968 in die Stadt Bergkamen eingegliedert worden (Gesetz vom 19. Dezember 1967- GV NRW 1967 - S. 270 -).“
DEU Ruenthe COA.svg
Wappen der ehemaligen Gemeinde Rünthe, seit 1966 Stadtteil von Bergkamen: „Schräg geteilt von Gold (Gelb) und Schwarz; oben ein in drei Reihen je achtfach geteilter in Rot und Silber (Weiß) geschachter Balken, unten ein silberner (weißer) Ring darin ein silberner (weißer) sechszackiger Stern.“ Das erst 1961 entstandene Gemeindewappen zeigt den märkischen Schachbalken als Zeichen der früheren Zugehörigkeit zur Grafschaft Mark; der Ring stammt vom Wappen der Herren von Altenbockum, frühere Besitzer von Haus Rünthe und der Stern entstammt dem Wappen derer von Aden.
Bild 37 - Ortstafel (Vorderseite), StVO 1953.svg
Bild 37: Ortstafel (Vorderseite). Verkehrszeichen nach den Vorgaben der StVO in der Fassung vom 24. August 1953. Quelle: Bundesgesetzblatt, Jahrgang 1953, Nr. 56, S. 1231. Tag der Ausgabe: Bonn, 3. September 1953.
RüntheMarina YachtanlegerKraftwerk.jpg
Autor/Urheber: NatiSythen, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Marina Rünthe bei Bergkamen, Teil der Yachtanlage mit Teilen des Bergkammener Kraftwerkes im Hintergrund