Tagebau Rössing

Tagebau Rössing
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Der Tagebau Rössing bei Swakopmund, Namibia
Andere NamenRössing uranium mine
AbbautechnikTagebau
Abraum20.700.000 t
Förderung/Jahr9.600.000 t
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende GesellschaftRössing Uranium Limited
Beschäftigte943 (2021)
Betriebsbeginn1976
Geförderte Rohstoffe
Abbau vonUran
Mächtigkeit18 m
Rohstoffgehalt0,037 %
Größte Teufe390 m
Geographische Lage
Koordinaten22° 29′ 3″ S, 15° 2′ 56″ O
Tagebau Rössing (Namibia)
Tagebau Rössing (Namibia)
Lage Tagebau Rössing
StandortRössing
GemeindeArandis
RepublikRepublik Namibia
StaatNamibia
Satellitenbild (2013). Die Stadt Arandis befindet sich oben links, rechts ist der Tagebau zu erkennen
Tagebau Rössing (2009)

Der Tagebau Rössing (englisch Rössing uranium mine) ist ein Uran-Tagebau in Namibia. Der in den Klanbergen unweit des Khan-Riviers liegende Tagebau liefert 2016 etwa 2,5 % der Welturanproduktion[1] und gilt als der größte reine Urantagebau der Welt.

Geologie

Bei dieser Lagerstätte handelt es sich um eine Migmatit-Zone mit uranführenden Alaskiten (Granitpegmatiten) und metamorphosiertem Grundgestein (Gneise mit Biotit-, Cordierit- und Pyroxen-Mineralen, Quarzite, Amphibolite, Biotit-Schiefer und Marmore). Die bis zu 18 m mächtigen Pegmatitgänge enthalten faustgroße Glimmertafeln und riesige Orthoklase. Das Erz mit dem höchsten Urangehalt ist der alaskitische Granit.[2]

Die sicheren und wahrscheinlichen Uranvorräte belaufen sich auf 100.000–220.000 Tonnen. Der durchschnittliche Urangehalt des Erzes ist relativ gering, er liegt unter 0,045 %. Der Weltdurchschnitt liegt bei 0,15 %.

Der Khan Rivier verläuft durch das Tagebaugelände und führt sein Wasser unterirdisch nach Westen zum Atlantik.

Weitere namibische Uranvorkommen gibt es am Langen Heinrich, am Trekkopje, bei Aussinanis und Tubas. Die Uranlagerstätte am Langen Heinrich wird seit 2007 in der Langer-Heinrich-Uranmine abgebaut. Zudem sind weitreichende Uranvorkommen – es wird von den weitaus größten der Erde gesprochen – um das Gebiet des heutigen Abbaus entdeckt worden. Im Dezember 2016 wurde mit der Förderung im Tagebau Husab (früher auch als Rössing-Süd bezeichnet) begonnen.[3][4]

Geschichte

Die Uranlagerstätte wurde 1910 zufällig von einem Deutschen entdeckt. Damals wurde ein Urangehalt von 0,02 % bis 0,04 % gemessen.

Eine Prospektion fand erst in den 1960er-Jahren statt, als Namibia noch Südwestafrika hieß und von Südafrika besetzt war. 1967 spülte der Khan das Prospektionscamp weg, seit 1976 wird das Uranerz durch „Rössing Uranium Limited“, eine Tochtergesellschaft, bis Juli 2019 Tochter der Rio-Tinto-Zinc-Bergwerksgruppe, abgebaut. Nachdem Südafrika Namibia nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in die Unabhängigkeit entlassen hatte, wurde Südafrika durch die UN-Resolution Nr. 1 für Namibia untersagt, die Bodenschätze Namibias auszubeuten. Dazu gehörten neben Rössing auch die Kupfervorkommen in Tsumeb und die Zinnlagerstätte in Uis. Deshalb stand die Rössing mine unter strenger internationaler Aufsicht und war immer wieder Ziel von Protesten in der westlichen Welt.[5] Nach der Unabhängigkeit Namibias 1990 wurde bekannt, dass sich der Betreiber nicht an das Strahlenkontrollsystem der Internationalen Strahlenschutzkommission ICRP gehalten hatte.

Bei Beginn der Arbeiten befand sich der Tagebau im Homeland Damara, deshalb wurden bevorzugt Damara eingestellt. Für die schwarzen Arbeiter wurde die 13 km entfernte Siedlung Arandis errichtet. Die höheren, meist weißen, Angestellten lebten in Swakopmund. Arandis ist mittlerweile eine der 20 größten Städte Namibias.

Der Tagebau beschäftigte 2004 über 800 Menschen, von denen 96 % Namibier waren.[6] 2005 arbeiteten 860 ständige Mitarbeiter im Tagebau, weitere 550 sind indirekt beschäftigt und erbringen Dienstleistungen.

Ursprünglich sollte die Ausbeutung der Lagerstätte nur 20 Jahre dauern, mit einem Ende des Abbaus ist aber erst in den nächsten Jahren zu rechnen. Seit 2008 wurden geologische Untersuchungen südlich des derzeitigen Tagebaus durchgeführt. Hierbei wurde die größte Uranlagerstätte der Erde, „Rössing-Süd“, entdeckt. Der Beginn des Abbaus war für 2014 vorgesehen.[7] Im Rahmen eines Erweiterungsprogrammes soll die Tagebaulebensdauer bis zum Jahre 2016 verlängert werden, dafür werden weitere 112 Millionen US-$ investiert. 150 weitere Arbeitsplätze sollen dadurch geschaffen werden.[8]

Mitte Juli 2019 übernahm die China National Uranium Corporation das Bergwerk.[9]

Abbau

Das Erz wird in einem über 300 m tiefen Tagebau abgebaut. Die Gewinnung erfolgt durch Bohr- und Sprengarbeit, das Erz wird von Seillöffelbaggern (Marion 201M, P&H 2100) und einem hydraulisch angetriebenen Demag-H485-Löffelbagger in 11 Komatsu-730E-Kipper mit je 180 t Ladekapazität verladen, die es zur Aufbereitungsanlage transportieren.[10][11]

Technische Anlagen

Sämtliche Fahrzeuge im Tagebau sind zur besseren Wahrnehmung mit einem 3,5 m hohen Wimpel ausgestattet.

Auf dem 100 km² großen Werksgelände befindet sich die Aufbereitungsanlage, die das Uranerz zu Yellow Cake anreichert, ein Kraftwerk sowie mehrere Pumpstationen. Die Aufbereitungsrückstände werden in einem Absetzbecken geklärt, das einen mit Beton versiegelten Boden hat, um eine Kontamination des Bodens zu verhindern.

Aufbereitungsprozess

Die Monatsförderung lag 2004 bei ca. 1 Million Tonnen Erz. Das Erz wird zuerst gebrochen, gemahlen, dann über mehrere Ionenaustausch-Lösungsmittel-Extraktionsprozesse und anschließendes Versetzen mit Ammoniak zu Ammoniumdiuranat, dem Yellow Cake, verarbeitet. Anschließend wird es getrocknet (dehydriert) und als Uranoxid in Fässer abgefüllt.

Einfluss auf die Umwelt

Durch die Sprengungen entsteht ein weithin sichtbarer Staubpilz über dem Tagebau, der schwach radioaktiven Staub in der Umgebung ablädt. Zur Staubbekämpfung und zur Verarbeitung des Gesteins wird sehr viel Wasser benötigt, etwa 800.000 m³/Monat. Das entspricht dem Verbrauch der Landeshauptstadt Windhoek. Das Wasser wird durch Anzapfen der Grundwasservorräte der Riviere Khan, Swakop und Kuiseb gewonnen.[5]

Die Entnahme von Grundwasser hat weitreichende Auswirkungen auf die heimische Flora und Fauna. Die namibische Regierung ignoriert die Proteste der Topnaar-Nama und erkennt die Führer der Indigenen nicht als rechtmäßige Vertreter an.[12]

Für den Abbau liegt kein Strahlenschutzgesetz vor.[13]

Jahresproduktionen

Jahr[14]Verarbeitetes Erz
(in 1.000 t)
bewegter Abraum
(in 1.000 t)
Verhältnis Erz
zu Abraum
Gewonnenes Uranoxid
U3O8 (in Tonnen)
199910.46315.6070,673.171
200011.0399.7871,133.201
20019.08412.0330,752.643
20028.76913.0150,672.751
20038.34710.4340,82.401
200410.9728.1291,353.582
200512.0277.4831,613.711
200612.00816.8350,713.617
200712.61321.3960,593.046
200812.85833.8990,384.108
200912.63338.7550,334.626
201011.59841.9550,333.628
201110.72939.9130,272.148
2012
2013
20147.0400,431.543
20156.8760,551.245
20169.1940,561.850
20179.0000,632.110
20188.8510,772.479
2019
2020
20219.60020.7000,46

Wirtschaftliche Situation

Durch fallende Weltmarktpreise ist der Tagebau Anfang und Mitte der 2000er Jahre in die Verlustzone gerutscht. Seit dem Hoch von rund 86 US-$/kg im Jahr 1978 ist der Uranoxidpreis zu Beginn der 2000er Jahre auf rund 14 $/kg gefallen. Im Jahr 2004 stieg er wieder auf 42 US-$ pro Kilogramm, im Jahre 2008 lag er bei ca. 135 US-$/kg (61 US-$/lb).[15] Rössing Uranium Ltd. ist jedoch stark abhängig von Währungsschwankungen, da die Verkaufserlöse in US-Dollar anfallen und anschließend in namibische Dollar, welche an den südafrikanischen Rand gekoppelt sind, umgewandelt werden müssen. Aufgrund der starken Abwertung des US-Dollars zum Rand wurden erhebliche Verluste generiert. Diese beliefen sich 2004 auf über 75 Millionen N$ und 2011 aufgrund von Streiks und der geologischen Situation sogar auf 471 Millionen US-Dollar, erst 2014 werden wieder Gewinne erwartet.[16] Die Einnahmen des Staates Namibia resultieren daher nur aus den Einkommenssteuerzahlungen der Bergarbeiter, die sich 2005 auf über 37 Millionen N$ beliefen.

Insgesamt hat sich 2009 und vor allem im 1. Halbjahr 2010 die wirtschaftliche Bedeutung stabilisiert und konnte sogar weiter ausgebaut werden. Der Anteil am namibischen BIP sollte bis 2015 von 5,54 % auf 14,78 % steigen.[17][18]

2015 erlebte das Bergwerk ein wirtschaftlich schweres Jahr. Es wurde bei einem Umsatz von nur 1,8 Milliarden Namibia-Dollar ein Verlust von 385 Millionen Dollar verbucht. 2016 stieg der Umsatz auf drei Milliarden Namibia-Dollar, der Reingewinn lag bei 107 Millionen Dollar.[19]

Besichtigung

Der Tagebau kann besichtigt werden, zwei Mal im Monat werden durch das Swakopmund Museum Touren ab Swakopmund organisiert. Bestandteile der Besichtigung sind die An- und Abreise, eine ausführliche Erklärung der Prozesse und schließlich die Besichtigung des gigantischen Tagebaus.

Siehe auch

Literatur

  • Christopher R. Hill & Saima Nakuti Ashipala: „Follow the Yellowcake Road“: Historical Geographies of Namibian Uranium from the Rössing Mine. In: Historical Social Research (HSR), Bd. 49 (2024), Nr. 1.

Weblinks

Commons: Urantagebau Rössing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. History and location of Rössing. Rio Tinto, 2016. Abgerufen am 24. August 2017.
  2. Rössing Uranium Mine. Mineralienatlas – Fossilienatlas. Abgerufen am 24. August 2017.
  3. Chamber of Mines Annual Review 2016. The Chamber of Mines of Namibia, Mai 2017, S. 12.@1@2Vorlage:Toter Link/www.chamberofmines.org.na (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. az.com.na (Memento vom 22. November 2011 im Internet Archive)
  5. a b Wenda Lund: Rössing und das illegale Geschäft mit dem Namibia-Uran. Pahl-Rugenstein, 1984, ISBN 3-7609-5169-4.
  6. Rossing Uranium Mine – Home Page of Namibia's Rossing Mine. In: rossing.com. Abgerufen am 1. Juli 2020 (englisch).
  7. Rössing-Süd wird alles übertreffen. (Memento vom 22. November 2011 im Internet Archive) In: Allgemeine Zeitung. 2. Februar 2010.
  8. rossing.com (Memento vom 22. Februar 2007 im Internet Archive)
  9. Rössing Mine. Eintrag bei Mining Data Solutions, auf www.miningdataonline.com (englisch)
  10. rossing.com
  11. mining-technology.com
  12. SOMO Research: Uranium mining in Namibia auf YouTube, 7. November 2009, abgerufen am 25. Februar 2024 (Laufzeit: 4:51 min).
  13. Charlotte Wiedemann: Uranabbau. In: Die Zeit, Nr. 15/2011.
  14. riotinto.com (Memento vom 13. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF)
  15. rossing.com
  16. az.com.na
  17. Erz lässt Staatskasse klingen. In: Allgemeine Zeitung. 23. August 2010.
  18. Goldenes Quartal für Uranabbau. In: Allgemeine Zeitung. 22. Juli 2010.
  19. Rössing channels millions into Namibia's economy. Namibia Press Agency, 25. April 2017.

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Namibia relief location map.jpg
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Physische Positionskarte von Namibia
Rossing mine and vicinity 2013.jpg
The Erongo region is home to Rössing mine, the oldest and third-largest producer of uranium in the world. Situated about 70 kilometers (40 miles) northeast of the coastal city of Swakopmund, the mine is located near the ephemeral Khan River. The Advanced Land Imager (ALI) on NASA’s Earth Observing-1 (EO-1) satellite acquired this image of the mine and surrounding landscape on March 8, 2013.

Roessing’s 400-meter (1,300-foot) deep pit and a large processing facility north of it are the dominant features in the bottom image. The pit taps into layers of metasedimentary rock that contain intrusions of a type of coarse-grained igneous rock called pegmatite. Pegmatite often contains rare minerals and forms when magma slowly cools and hardens beneath the surface.

The mine sustains the small satellite town (population 7,600) of Arandis, which is visible near the top of the image. Roads and rail connect Arandis to Swakopmond, and there is a small airport south of Arandis. The dried channel of the Khan River is visible near the bottom of the image. While the surrounding landscape is largely devoid of vegetation, groundwater beneath the channel sustains some shrubs, trees, and grasses. The patches of green within and around the river channel in the top image are vegetation.

Some Namibians and environmental groups have raised concerns that water samples from the Khan River channel showed elevated uranium levels. Uranium carried in wastewater from the mine may be reaching groundwater and increasing uranium levels near the river. However, a study led by Michael Schubert, a scientist from the Helmholtz Center for Environmental Research, found that uranium also occurs naturally in the channel sediments. His team found no evidence that water contaminated by the mine had seeped into the groundwater.
Arandis Mine quer.jpg
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Die Grube der Rössing-Mine bei Swakopmund
Arandis Mine hochformat.jpg
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Grubengrund der Rösssing-Mine bei Swakopmund, Namibia
Arandis Mine Servicefahrzeug.jpg
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Servicefahrzeug in der Rössing-Mine bei Swakopmund
Die rote Fahne ist für alle normalen Fahrzeuge obligatorisch, damit sie von den Fahrern der riesigen Muldenkippern erkannt werden.