Rödgen (Bad Nauheim)

Rödgen
Wappen von Rödgen
Koordinaten:50° 22′ N, 8° 46′ O
Höhe: 147 (135–148) m ü. NHN
Fläche:1,68 km²[1]
Einwohner:1007 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte:599 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Februar 1971
Eingemeindet nach:Wettertal
Postleitzahl:61231
Vorwahl:06032

Rödgen ist ein Stadtteil von Bad Nauheim im hessischen Wetteraukreis.

Geografische Lage

Rödgen liegt etwa zwei Kilometer östlich der Kernstadt von Bad Nauheim auf einer Höhe von 134 m über NN. Im Westen verlaufen die Bundesstraße 3 und die Bundesstraße 275. Durch den Ort führt die Kreisstraße 173. Rödgen liegt an der Wetter.

Geschichte

Vorgeschichte

In der Gemarkung von Rödgen bestand kurzfristig um das Jahr 10 v. Chr. über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren ein römisches Militärlager.[3]

Mittelalter

Die älteste erhaltene Erwähnung des Dorfs unter dem Namen Rode stammt aus einem eppsteiner Lehensverzeichnis und wird in die Zeit 1290–1294 satiert. Der Ortsname weist auf eine Rodung hin. Rödgen war Bestandteil der Münzenberger Erbschaft nach dem Tod von Ulrich II. von Münzenberg 1255 und fiel als Allod zunächst an die Herren von Falkenstein. Nach deren Aussterben wurde es 1418 an die Herren von Eppstein vererbt. Diese starben 1535 ebenfalls aus. Rödgen wurde an die Grafen von Stolberg vererbt. Diese verpfändeten das Dorf 1572 und verkauften es 1578 endgültig an die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Dort wurde es 1597 in das neu gebildete Amt Dorheim integriert.[4]

Neuzeit

In der Grafschaft Hanau-Münzenberg wurde Mitte des 16. Jahrhunderts nach und nach die Reformation eingeführt. Dies geschah zunächst im lutherischen Sinn. In einer „zweiten Reformation“, wurde die Konfession erneut gewechselt: Graf Philipp Ludwig II. verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik. Er machte vom Jus reformandi, seinem Recht als Landesherr Gebrauch, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, und setzte dies für die Grafschaft Hanau-Münzenberg weitgehend als verbindlich durch, so auch in Rödgen. Kirchliche Oberbehörde war das Konsistorium in Hanau.

Wie in der übrigen Grafschaft Hanau-Münzenberg wurde auch hier seit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert das Solmser Landrecht zum Gewohnheitsrecht.[5] Das Gemeine Recht galt nur, wenn Regelungen des Solmser Landrechts für einen Sachverhalt keine Bestimmungen enthielten. Das Solmser Landrecht blieb auch im 19. Jahrhundert geltendes Recht, auch in kurhessischer und großherzoglich hessischer Zeit. Erst das Bürgerliche Gesetzbuch vom 1. Januar 1900, das einheitlich im ganzen Deutschen Reich galt, setzte das alte Partikularrecht weitgehend außer Kraft.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736 erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch Rödgen. 1803 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum Hessen erhoben. Während der napoleonischen Zeit stand das Amt Dorheim ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte von 1807 bis 1810 zum Fürstentum Hanau, und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, ging das Amt Dorheim im neu gebildeten Kreis Hanau auf. Die erstinstanzliche Rechtsprechung lag beim Justizamt Dorheim – einem Gericht, trotz der heute befremdlichen Bezeichnung. Nach dem verlorenen Krieg von 1866 annektierte das Königreich Preußen das Kurfürstentum Hessen. Allerdings wurde das ehemalige Amt Dorheim im Friedensvertrag vom 3. September 1866 von Preußen in einem Gebietstausch an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt weitergegeben, von dessen Gebiet es vollständig umgeben war. Dort wurde das Dorf Rödgen in den Kreis Friedberg eingegliedert, der zur Provinz Oberhessen gehörte. Das „Justizamt“ wurde in Landgericht Nauheim umbenannt, das wiederum 1879 anlässlich der Reichsjustizreform von dem Amtsgericht Nauheim ersetzt wurde, das bis 1968 bestand. Anschließend war das Amtsgericht Friedberg zuständig.

Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die Gemeinden Rödgen und Wisselsheim zum 1. Februar 1971 freiwillig zur neuen Gemeinde Wettertal.[6] Bereits am 31. Dezember 1971 ließ sich Wettertal freiwillig in die Stadt Bad Nauheim eingemeinden.[7] Für den Stadtteil Rödgen-Wisselsheim wurde, wie für die anderen eingegliederten ehemals eigenständigen Gemeinden sowie die Kernstadt, je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[8]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Rödgen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][9]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen

Rödgen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
  
170
1840
  
170
1846
  
179
1852
  
227
1858
  
223
1864
  
219
1871
  
205
1875
  
190
1885
  
130
1895
  
224
1905
  
265
1910
  
306
1925
  
360
1939
  
374
1946
  
601
1950
  
612
1956
  
542
1961
  
527
1967
  
763
1970
  
812
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2010
  
972
2011
  
957
2016
  
1.046
2019
  
1.007
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Bad Nauheim (web archiv): 2010, 2016; 2019[2]; Zensus 2011[11]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rödgen 957 Einwohner. Darunter waren 63 (6,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 147 Einwohner unter 18 Jahren, 402 zwischen 18 und 49, 219 zwischen 50 und 64 und 186 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 429 Haushalten. Davon waren 138 Singlehaushalte, 129 Paare ohne Kinder und 123 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 78 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 291 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]

Sehenswürdigkeiten

Infrastruktur

  • Im Ort gibt es die städtische Kindertagesstätte Sonnenhügel.
  • Die Wettertalschule in Rödgen ist eine staatliche Grundschule. Sie wurde 1960 errichtet.
  • Rödgen hat ein eigenes Bürgerhaus.
  • Rödgen hat einen Turn- und Sportverein TSV Rödgen 1961 e.V. Die Fußballabteilung des TSV spielt gegenwärtig (Saison 2011/2012) in der Kreisliga B Friedberg.
  • Rödgen hat einen Gesangverein MGV Eintracht Rödgen.
  • Rödgen hat mit Hilfe des Konjunkturpaketes II aus dem Jahr 2009 im Jahr 2010 einen Kunstrasensportplatz der neuesten Generation erhalten, der am 26. Juni 2010 eingeweiht wurde. Dieser wird von der Fußballabteilung des TSV Rödgen 1961 und vom türkischen Fußballverein TSV Bad Nauheim genutzt.

Literatur

  • Heinz Wionski: Kulturdenkmäler in Hessen. Wetteraukreis II, Teilband 1, Friedberg bis Wöllstadt. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Braunschweig 1999. ISBN 3-528-06227-4, S. 197–200. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).
  • Literatur über Rödgen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform. = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 180.
  • Herbert Pauschardt: Aus der Geschichte eines Dorfes im Wettertal – Rödgen = Festschrift zur 750-Jahrfeier (2010) des Bad Nauheimer Stadtteils. Hrsg.: Magistrat der Stadt Bad Nauheim. Bad Nauheim 2010.

Weblinks

Commons: Rödgen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Rödgen, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. August 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Zahlen & Daten. In: Webauftritt. Stadt Bad Nauheim, abgerufen im Oktober 2020.
  3. FAZ vom 6. August 2010, S. 51.
  4. Pauschardt, S. 33.
  5. Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 75, Anm. 65, sowie beiliegende Karte.
  6. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Punkt 328, Abs. 37 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 360.
  8. Hauptsatzung. (PDF; 92 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Bad Nauheim, abgerufen im Oktober 2020.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August, S. 223–224. (kurhess GS 1821)
  11. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 48 und 102, archiviert vom Original am 11. Juli 2021;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de

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