Rétablissement (Ostpreußen)

Rétablissement nannte man in Ostpreußen den Wiederaufbau des Landes nach der Großen Pest zwischen 1709 und 1740.

Vorgeschichte

Die vierte (die Große) Pest forderte in Ostpreußen zwischen 1709 und 1711 etwa 240.000 Menschenleben; allein in Königsberg starben 9.827 Menschen, ein Viertel der Einwohner. Der Wiederaufbau des zur Wüstenei gewordenen Landes begann, wenn auch nur sehr schleppend, noch in den letzten Regierungsjahren von König Friedrich I. Bei seinem Tode im Jahre 1713 waren erst zwei Fünftel der ausgestorbenen Höfe von nachgeborenen einheimischen Bauernsöhnen oder eingewanderten Litauern übernommen und bewirtschaftet worden.

„Preußen ruiniert mich total, das frißt mir auf“, stöhnte Friedrich Wilhelm I. über die Kosten des Wiederaufbaus. Er ließ „Siedlungswillige aus der Pfalz und Nassau, 2.000 Schweizer und 17.000 wegen ihres Glaubens aus Salzburg vertriebene Protestanten in Ostpreußen einwandern. Dadurch wuchs die ostpreußische Bevölkerung zwischen 1713 und 1740 um 160.000 Menschen auf rund 600.000 Einwohner an. Die Bevölkerung Ostpreußens wuchs nicht zuletzt aufgrund der persönlichen Bindung an ihren fürstlichen Gönner aus Deutschen verschiedener Stämme und Ausländern, auch Litauern, zu einer Staatsgemeinschaft zusammen.“[1]

Das Rétablissement wurde bis 1721 von Karl Heinrich zu Waldburg und in seiner Nachfolge von Friedrich von Görne vorangetrieben.

Literatur

  • Fritz Terveen: Gesamtstaat und Retablissement. Der Wiederaufbau des nördlichen Ostpreussen unter Friedrich Wilhelm I. 1714–1740 (= Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft. Bd. 16, ZDB-ID 504693-2 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Ost- und Westpreussische Landesforschung. Nr. 7). Muster-Schmidt, Göttingen u. a. 1954, (Teilweise zugleich: Göttingen, Universität, Dissertation, vom 22. April 1953).
  • Lothar Berwein: Ansiedlung von Schweizer Kolonisten im Rahmen der Repeuplierung Ostpreußens. Untersuchung einer 1712 ausgewanderten Gruppe aus der Landvogtei Sax-Forsteck (= Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V. Nr. 103). Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen, Hamburg 2003, ISBN 3-931577-27-9 (Zugleich: Mainz, Universität, Dissertation, 2001).
  • Wilhelm Sahm: Geschichte der Pest in Ostpreußen. Duncker & Humblot, Leipzig 1905.
  • Fritz Ströfer: Die Kartei Ehmer. Ansiedler im nördlichen Ostpreussen nach der großen Pest von 1709 (= Quellen, Materialien und Sammlungen zur altpreußischen Familienforschung. Nr. 3, ZDB-ID 599125-0). Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreussen, Hamburg 1988.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Dollinger: Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten. Sonderausg. Vorwort von Marion Gräfin Dönhoff. Prisma Verlag, Gütersloh 1985, ISBN 3-570-09624-6.