Quistorp (Familie)

Wappen der Familie von Quistorp

Quistorp ist der Name einer protestantischen norddeutschen Familie. Der Name der Familie wird mit Johan Quitzstorp 1364 erstmals urkundlich erwähnt und lässt sich vermutlich auf die Lokatoren-Familie des gleichnamigen Dorfes in Holstein zurückführen. Bekannt wurden ab dem 17. Jahrhundert mehrere Generationen von Universitätsprofessoren in Mecklenburg und Vorpommern.

Geschichte

Die Familie kam wahrscheinlich im Zuge der Ostkolonisation im 12. Jahrhundert aus den altdeutschen Gebieten nach Holstein und später über Rostock weiter nach Pommern. 1455 wurden Marquar(t) Quistorpp und nach ihm 1472 Hinrik Quistorp als Hufner in Neudorf urkundlich erwähnt, einer Neugründung zwischen Quisdorf und Eutin. Die sichere Stammreihe beginnt mit Marquart Quistorpp, urkundlich 1542, Vollhufner auf Neudorf.

Aus der Familie, die sich um 1535 dem evangelisch-lutherischen Glauben anschloss, sind zahlreiche Gelehrte hervorgegangen, insbesondere eine Reihe namhafter Theologen im 17. und 18. Jahrhundert in Rostock und Greifswald, die sich in den Städten nicht nur für den Glauben, sondern auch für das Gemeinwohl einsetzten. So übernahmen sie unter anderem 33 Mal das Rektorenamt der Universitäten von Rostock und Greifswald. Der ältere Rostocker Familienast führte die theologische Tradition fort.

Im Greifswalder Familienast folgten u. a. zwei Schill’sche Offiziere und einige Gutsbesitzer auf Crenzow und Zarrentin, danach auch Rubkow und später in Bauer und Wehrland (Gemeinde Zemitz) in Vorpommern. Von ihnen wurde Dr. phil. Johann Quistorp 1782 geadelt.

Im jüngeren Rostocker Familienast gab es mehrere Apotheker und mit Johann von Quistorp einen Strafrechtsgelehrten. Dieser wurde am 22. Juni 1792 mit dem Zusatz „Edler v.“ geadelt.

Skizze C. D. Friedrich mit Johann Gottfried Quistorp darauf liegend

Der Greifswalder Universitätsbau- und Zeichenmeister Johann Gottfried Quistorp war Lehrer und Freund von Caspar David Friedrich. Er begleitete ihn auf vielen Touren in Vorpommern. In einer Skizze vom Gützkower Hünengrab von 1802 wurde Quistorp darauf liegend und Pfeife rauchend durch Friedrich verewigt.

Mit ihrem größeren Besitz im Bereich von Lassan im Landkreis Greifswald waren die von Quistorp Mitglied des dortigen ständischen Kreistages. Im Kreishaus hing ein Wappenfries aller 24 Gutsherren und der drei Städte des Kreises, darunter das derer von Quistorp.

Besitze der Familie

Wappen

In Silber innerhalb von zwei kranzförmig liegenden grünen Lorbeerzweigen ein blaues Kleeblattkreuz; auf dem Helm mit blau-silbernen Decken das Schildbild.

Vertreter (genealogisch sortiert)

Johannes Quistorp d. Ä. (1584–1648); Bild in der Marienkirche Rostock

Johann Quistorp der Ältere (1584–1648), Theologe in Rostock

  • Johann Quistorp der Jüngere (1624–1669), Theologe in Rostock
    • Johann Nikolaus (1651–1715), Theologe in Rostock
      • Lorenz Gottfried (1691–1743), Kaufmann
        • Johann Jakob (1717–1766), Theologe in Rostock
          • Friedrich August (* 1751), Kaufmann, verschollen in Danzig
            • Heinrich (1783–1853), Feldmesser und Kommissionsrat in Greifswald
              • Johannes (1822–1899), Unternehmer und Wohltäter in Stettin
                • Martin (1861–1929), Unternehmer in Stettin
              • Wilhelm (1824–1887), Pastor und Vorkämpfer der Diakonie in Ducherow
                • Gottfried Quistorp (1867–1948), Studienrat
              • Heinrich (1836–1902), Unternehmer und Spekulant
          • Johann Gottfried (1755–1835), Architekt und Maler in Greifswald
          • Johann (1758–1834)
            • Charlotte (1780–1801) ⚭ Ernst Moritz Arndt
              • Karl „Treu“ (1801–1885) ⚭ Clementine Helbig
            • Friedrich Quistorp (1791–1879), Hofgerichtsrat ⚭ Caroline Wilhelmine von Möller (1801–1866)
          • Christina (1762–1797) ⚭ Hans Gering (1760–1820), Pastor in Gützkow
        • Bernhard Friedrich (1718–1788), Generalsuperintendent für Vorpommern
          • Johann (1752–1825),[1] geadelt Wien 1782, kaufte 1820 das Gut Crenzow bei Lassan in Pommern
            • Ernst v. (1784–1831), Offizier im Freicorps Ferdinand von Schill
            • August v. (1786–1849), Offizier im Freicorps Ferdinand von Schill, Gutsherr in Crenzow ab 1835
              • August v. (1822–1877), Nachfolger als Gutsherr in Crenzow und Zarentin[2]
                • Wernher v. (1856–1908), Gutsbesitzer und preußischer Politiker
                  • Emmy v. (1886–1959) ⚭ Magnus von Braun (1878–1972), Reichsernährungsminister
                  • Alexander v. (1892–1974), Bankier, Gutsbesitzer und Kommendator des Johanniterordens
                    • Albrecht v. (1926–2010)
                      • Achim v. (* 1961), Wirtschaftsmanager, Kommendator des Johanniterordens und Träger des Bundesverdienstkreuzes, ⚭ Dr. iur. Denise v., geb. Rejc, Diplomatin,
                    • Maria v. (* 1928) ⚭ Wernher von Braun (1912–1977)
                    • Karl-Johann Pieter v. (1931–2023)[3] Vorstand Hansa-Reederei und Kommendator des Johanniterordens ⚭ Sigrun Matthies
                      • Karl-Alexander v. (* 1962–2017)
                      • Theda v. (* 1963)
                      • Achaz v. (* 1964)
                    • Cecilie v. (* 1939) ⚭ Peter von Below
                    • Alexandra v. (* 1945), Gründerin des Deutsch-Russischen Forums, Trägerin des BundesverdienstkreuzesOtto Graf Lambsdorff, Politiker, (1926–2009)
                • Henriette v. (1866–1945) ⚭ Gustav von Below (1855–1940), Diplomat, Gutsbesitzer und Mitglied des Preuß. Herrenhauses
            • Erich v. (1794–1830), Offizier in Göttingen
              • Barthold v. (1825–1913), General und Militärschriftsteller
              • Aeone v. (1827–1854) ⚭ Adolph Gündell (1820–1898)
        • Theodor Johann (1722–1776), Jurist und Bühnenschriftsteller in Wismar
      • Anna Christina (1695–1743) ⚭ Theophil Schwollmann (1797–1766)
    • Balthasar (gest. 1724), Apotheker in Rostock

Literatur

  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch, GGT. Justus Perthes, (Auszug):
    • GGT. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, B (Briefadel), 1939, 31. Jahrgang, Gotha 1938. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft.
    • GGT der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1922, 16. Jahrgang, Gotha 1921. Digitalisat
    • GGT der Briefadeligen Häuser 1914, 8. Jahrgang, Gotha 1913. Digitalisat
    • GGT der Briefadeligen Häuser 1908, 2. Jahrgang, Gotha 1907. Digitalisat
  • Peter Arnold Heuser: Die Rostocker Theologen Quistorp des 17. und 18. Jahrhunderts im Spiegel ihrer Familienbibel. Kommentierte Edition einer Quelle zur Memorialkultur einer lutherischen 'Universitätsfamilie' der Frühen Neuzeit, Rostocker Studien zur Universitätsgeschichte Band 33, ß-Verlag & Medien GbR, Rostock 2021, ISBN 978-3-940835-68-0. doi:10.18453/rosdok_id00003108.
  • Moritz Maria von Weittenhiller: Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter 1879, Jg. 4, Buschak & Irrgang, Brünn/ Wien 1878, S. 445 f. Digitalisat
  • Beiträge zur Genealogie und Geschichte der Familie Quistorp. Festschrift zum 80. Geburtstag von Albrecht v. Quistorp, Hrsg. Achim v. Quistorp, Books on Demand, Hamburg, Norderstedt 2006.
  • Hans-Joachim Quistorp und Achim von Quistorp: Die Quistorps – eine Rostocker Theologenfamilie. In: Fakultativ, Semesterzeitung der Theologischen Fakultät, Rostock 2009.
  • Deutsches Geschlechterbuch DGB, Band 11, Hrsg. Bernhard Koerner, W. T. Bruer, Berlin 1904.
  • Hans Joachim Quistorp und Achim v. Quistorp: Die Quistorps im Rostock des 17. und 18. Jahrhunderts, Festschrift, März 2014.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee; Limburg an der Lahn. ISSN 0435-2408
    • Gottfried Graf Finck von Finckenstein: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B (Briefadel), Band XXXIV, Band 154, Limburg an der Lahn. 2013 ISBN 978-3-7980-0854-0.;
    • Christoph Franke: GHdA, Adelslexikon, Band XI, Band 122 der Gesamtreihe, Limburg an der Lahn 2000, S. 112–113. ISBN 3-7980-0822-1.
    • Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B (Briefadel), Band XIV, Band 78 der Gesamtreihe, Limburg an der Lahn 1981, S. 433–438. ISBN 3-7980-0778-0.
    • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B (Briefadel), Band II, Band 12 der Gesamtreihe, Glücksburg/Ostsee 1956, S. 333–336. ISBN 3-7980-0712-8.

Weitere Literatur

  • Ergänzend zur Edition und Auswertung aller Familiennachrichten, welche die Rostocker Theologen Johann Quistorp d. Ä., Johann Quistorp d. J., Johann Nikolaus Quistorp und Johann Jakob Quistorp sowie der Rostocker Rats- und Handelsherr Lorenz Gottfried Quistorp (1691–1743) zwischen 1619 und 1766 handschriftlich in ihre Familienbibel notierten (= PURL: https://doi.org/10.18453/rosdok_id00003108), hat die Universitätsbibliothek Rostock im Januar 2023 ein Volltext-Digitalisat der Hausbibel Quistorp von 1614/15 freigeschaltet, das auch alle handschriftlichen Einträge umfasst (= PURL: http://purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn1830988190; dazu PURL: http://purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn1805338803).
  • Bernd Jordan, Klaus Berge, Beate Lunze: Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan, in: Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte, Hrsg. IG Heimatgeschichte Lassan e. V., Druckhaus Berlin-Mitte GmbH, Berlin/ Lassan 2007.
  • Die Matrikel der Universität Rostock IV., 1. (Mich. 1694 - Ost. 1759), Verzeichnis, Hrsg. Adolph Hofmeister, in Commission der Stillerschen Hof-und Universitäts-Buchhandlung (G. Nusser), Rostock 1901. Digitalisat
  • Die Matrikel der Universität Rostock III. (Ost. 1611 - Mich. 1694.) Verzeichnis, Hrsg. Adolph Hofmeister, in Commission der Stillerschen Hof-und Universitäts-Buchhandlung (G. Nusser), Rostock 1895. Digitalisat
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. IV. Teils Band II, W. Dietze, Anklam 1868.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Quistorp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vorwerk bei Lassan, in: Bernd Jordan, Klaus Berge: Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan, in: Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte, Heft 9, Hrsg. IG Heimatgeschichte Lassan e.V., Druckhaus Berlin Mitte GmbH, Berlin 2007, S. 100.
  2. Gerd Möhlmann: Geschlechter der Hansestadt Rostock im 13.-18. Jahrhundert, Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1975, S. 138. ISBN 3768640248. Regesta Imperii
  3. Korrespondenz, in: Christina v. Flotow: Deutsches Adelsblatt, 63. Jahrgang, Nummer 1, Hrsg. Deutsches Adelsblatt GmbH, Selbstverlag, Westerbrak, Kirchbrak, 13. Januar 2024, S. 29. ISSN 0012-1193

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Das Gutshaus in Wehrland der Gemeinde Zemitz in Mecklenburg-Vorpommern ist ein Herrenhaus aus den Jahren 1837 und 1838. Die Aufnahme erfolgte auf einer öffentlich zugänglichen Informationstafel vor dem Gutshaus, die vom Naturpark Insel Usedom als Naturlehrpfad Ostseeküste vermarktet wurde.
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Wappen derer von Quistorp