Quincy Jones
Quincy Delight Jones Jr. (* 14. März 1933 in Chicago, Illinois) ist ein US-amerikanischer Musikproduzent, Komponist, Jazztrompeter, Arrangeur und Bandleader. Er war der erste Afroamerikaner in der Führungsspitze eines Major-Labels. Breiten Kreisen bekannt wurde er als Produzent von Michael Jackson. Er produzierte aber auch viele andere Künstler, darunter Will Smith und Nana Mouskouri.
Jugend
Quincy Jones verbrachte seine Kindheit in Chicago.[1] Bei einem Einbruch in ein Veteranenheim der US-Armee entdeckte er seine Liebe zur Musik.[2] In Bremerton im US-Bundesstaat Washington lernte er als Teenager Ray Charles kennen, mit dem er eine kleine Combo gründete und durch die lokalen Jazz-Klubs von Seattle zog. Mit 17 bekam er ein Stipendium für das Berklee College of Music in Boston. Doch schon 1951 gab er das Studium auf, als ihn Lionel Hampton als Trompeter für eine Tournee engagierte.[3]
Karriere
Als sich Jones beim Orchester von Lionel Hampton auch als Arrangeur erste Sporen verdient hatte, ließ er sich in New York nieder, wo er bald außer für seinen Jugendfreund Ray Charles auch Arrangements für Studioaufnahmen von Künstlern wie Count Basie, Sarah Vaughan, Duke Ellington und Gene Krupa verfasste. Dizzy Gillespie verpflichtete ihn 1956 als Orchesterleiter für eine Tournee, die unter anderem in den Nahen Osten und nach Südamerika führte. 1957 bekam er einen Vertrag bei ABC-Paramount, dort konnte er das erste eigene Album, This Is How I Feel About Jazz, veröffentlichen.
Noch 1957 ging Jones nach Paris, wo er unter anderem bei Nadia Boulanger am Amerikanischen Konservatorium in Fontainebleau seine musikalischen Studien vertiefte. Nebenher arbeitete er nun als Produzent für das Label Barclay Records, dem französischen Vertriebspartner von Mercury Records, wo er unter anderem Jacques Brel, Henri Salvador und Charles Aznavour betreute, aber auch Auslandsaufnahmen von Billy Eckstine oder Sarah Vaughan produzierte. Auch ging er mit verschiedenen Jazz-Bands in Europa auf Tournee. Im Juni 1958 leitete er das Orchester für ein Galakonzert von Frank Sinatra in Monaco, es war der Auftakt für eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Künstler. 1959 und 1960 war er mit einer eigenen Großformation in Europa unterwegs.
Zurück in den USA wurde Jones 1961 Vizepräsident der New Yorker Abteilung von Mercury Records und Leiter von deren A & R und 1964 Vizepräsident des Labels und damit der erste Afroamerikaner in der Führungsspitze eines Major-Labels.[4] Neben Jazz produzierte er jetzt auch Pop. Ab 1963 komponierte er auch mit Erfolg Filmmusik. Im selben Jahr gewann er seinen ersten Grammy für das Arrangement zu I Can’t Stop Loving You für das Orchester Count Basie. 1964 leitete er das Orchester (und schrieb zusammen mit Billy Byers die Arrangements) für das zweite gemeinsame Studioalbum It Might as Well Be Swing von Frank Sinatra und Count Basie, auf dem sich auch eine legendäre Version des Songs Fly Me to the Moon befindet, die 1969 bei der Mondlandung gespielt wurde. Als Orchesterleiter ging er zusammen mit Sinatra und Basie 1964 auch auf eine ausgedehnte, fast zweijährige Konzerttournee, in deren Rahmen unter anderem das Live-Doppelalbum Sinatra at the Sands entstand (1966). 18 Jahre später (1984) spielte Sinatra unter Jones’ Leitung sein letztes Soloalbum L.A. Is My Lady ein.
Bekannt wurde Jones vor allem für seine Arbeit als Produzent von Michael Jackson, den er Ende der 1970er Jahre traf und für dessen erfolgreiche Alben (Off the Wall, Thriller, Bad) er als Produzent verantwortlich zeichnete. Das Album Thriller ist mit zertifizierten 104 Millionen verkauften Einheiten das meistverkaufte Album aller Zeiten.
Jones produzierte auch erfolgreiche Titel mit den Künstlern Aretha Franklin, Little Richard und Herbie Hancock.[5] Des Weiteren komponierte er zahlreiche weitere Filmmusiken, bevor er sich ab Mitte der 1980er Jahre auch in Hollywood auf das Produzieren verlegte. 1985 produzierte Jones den von Michael Jackson und Lionel Richie geschriebenen Welthit We Are the World, der 50 Millionen US-Dollar zugunsten eines Hilfsfonds für Afrika einbrachte. Im selben Jahr entstand die Romanverfilmung Die Farbe Lila, für die er die Oscar-nominierte Musik schrieb, unter anderem den mit John Lee Hooker eingespielten[6] Titel Don’t Make Me No Never Mind. Als festen Partner hatte er bei diesen und vielen anderen Produktionen regelmäßig Songwriter Rod Temperton und den Toningenieur Bruce Swedien zur Seite, der insbesondere den Michael-Jackson-Alben zu ihrem unverwechselbaren Sound verhalf.
1989 produzierte Jones das Album Back on the Block, das unter anderem eine Coverversion von Birdland enthält, bei der Ella Fitzgerald, George Benson und Joe Zawinul mitwirkten. Auf der mit einem Grammy ausgezeichneten Platte sind zudem Miles Davis, Al Jarreau, Take 6, Sarah Vaughan (eine ihrer letzten Aufnahmen) und Ray Charles zu hören.
1991 erschien der Dokumentarfilm „Listen Up – Das Leben des Quincy Jones“ von Ellen Weissbrod.[7]
Privatleben
Jones hat sieben Kinder, sechs Töchter und einen Sohn, von fünf verschiedenen Frauen. Er war dreimal verheiratet. Von 1957 bis 1966 mit Jeri Caldwell, mit der er eine Tochter hat. Aus einer Affäre mit Carol Reynolds stammt seine zweite Tochter. Von 1967 bis 1974 war er mit dem schwedischen Model Ulla Andersson verheiratet. Aus dieser Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn, Quincy Jones III, hervor, der ebenfalls als Musikproduzent arbeitet. In dritter Ehe war Jones von 1974 bis 1989 mit Peggy Lipton verheiratet. Aus dieser Ehe gingen die beiden Schauspielerinnen Kidada Jones und Rashida Jones hervor.[8][9] Von 1991 bis 1997 lebte er mit der Schauspielerin Nastassja Kinski zusammen, aus dieser Beziehung stammt die gemeinsame Tochter Kenya Kinski-Jones, die als Model bekannt wurde.
Preise und Auszeichnungen
Für seine musikalische Arbeit wurde Quincy Jones bis 2010 79 Mal für einen Grammy nominiert – 27 Mal wurde er mit dem Preis ausgezeichnet. 2005 erfolgte seine Aufnahme in die Dance Music Hall of Fame. 1991 erhielt er die Ehrenrose der Rose von Montreux. 1994 wurde er zusammen mit Nikolaus Harnoncourt mit dem Polar Music Prize, der von vielen als inoffizieller Nobelpreis der Musik angesehen wird, ausgezeichnet. 1995 bekam er den Jean Hersholt Humanitarian Award und 2024 den Ehrenoscar zuerkannt. 2001 wählte man ihn in die American Academy of Arts and Sciences. 2008 erhielt Jones die Jazz Masters Fellowship der staatlichen NEA-Stiftung, die höchste Auszeichnung für Jazzmusiker in den USA.
Diskografie
Studioalben
Jahr | Titel Musiklabel | Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10][11] (Jahr, Titel, Musiklabel, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) | Anmerkungen | |||||
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DE | AT | CH | UK | US | R&B | |||
1962 | Big Band Bossa Nova Mercury 60751 | — | — | — | — | US112 (8 Wo.)US | — | Erstveröffentlichung: 1962 |
1969 | Walking in Space A&M 3023 | — | — | — | — | US56 (39 Wo.)US | R&B6 (27 Wo.)R&B | Erstveröffentlichung: November 1969 Instrumentalalbum Grammy (Beste Jazz-Instrumentaldarbietung) Produzent: Creed Taylor |
1970 | Gula Matari A&M 3030 | — | — | — | — | US63 (16 Wo.)US | R&B16 (15 Wo.)R&B | Erstveröffentlichung: August 1970 Instrumentalalbum Produzent: Creed Taylor |
1971 | Smackwater Jack A&M 3037 | — | — | — | — | US56 (33 Wo.)US | R&B11 (27 Wo.)R&B | Erstveröffentlichung: Oktober 1971 Instrumentalalbum Grammy (Bestes Pop-Instrumental) Produzenten: Phil Ramone, Quincy Jones, Ray Brown |
1973 | You’ve Got It Bad Girl A&M 3041 | — | — | — | — | US94 (24 Wo.)US | R&B14 (26 Wo.)R&B | Erstveröffentlichung: Mai 1973 Produzenten: Quincy Jones, Ray Brown |
1974 | Body Heat A&M 3617 | — | — | — | — | US6 Gold (43 Wo.)US | R&B1 (40 Wo.)R&B | Erstveröffentlichung: Mai 1974 Produzenten: Quincy Jones, Ray Brown |
1975 | Mellow Madness A&M 4526 | — | — | — | — | US16 (30 Wo.)US | R&B3 (14 Wo.)R&B | Erstveröffentlichung: August 1975 Produzent: Quincy Jones |
1976 | I Heard That!! (The Musical World of Quincy Jones) A&M 3705 | — | — | — | — | US43 (15 Wo.)US | R&B16 (17 Wo.)R&B | Erstveröffentlichung: September 1976 Doppelalbum (neue Tracks / A&M-Songs seit 1969) Produzent: Quincy Jones |
1977 | Roots (The Saga of an American Family) A&M 4626 | — | — | — | — | US21 Gold (14 Wo.)US | R&B6 (11 Wo.)R&B | |
1978 | Sounds … and Stuff Like That!! A&M 4685 | — | — | — | — | US15 Platin (20 Wo.)US | R&B4 (23 Wo.)R&B | Erstveröffentlichung: Juni 1978 Produzent: Quincy Jones |
1981 | The Dude A&M 3248 | DE54 (9 Wo.)DE | — | — | UK19 Silber (25 Wo.)UK | US10 Platin (80 Wo.)US | R&B3 (81 Wo.)R&B | |
1984 | L. A. Is My Lady Qwest 25145 | — | — | — | UK41 (8 Wo.)UK | — | — | Erstveröffentlichung: August 1984 Frank Sinatra mit Quincy Jones and Orchestra Produzent: Quincy Jones |
1985 | We Are the World Columbia 40043 | DE8 (17 Wo.)DE | AT5 (16 Wo.)AT | CH1 (19 Wo.)CH | UK31 (5 Wo.)UK | US1 ×3 (22 Wo.)US | R&B6 (17 Wo.)R&B | |
1989 | Back on the Block Qwest 26020 | DE5 (24 Wo.)DE | AT19 (6 Wo.)AT | CH21 (3 Wo.)CH | UK26 Gold (12 Wo.)UK | US9 Platin (40 Wo.)US | R&B1 (39 Wo.)R&B | Erstveröffentlichung: November 1989 Grammy (Album des Jahres) Produzenten: Quincy Jones, Rod Temperton |
1995 | Q’s Jook Joint Qwest 45875 | — | — | — | — | US32 Platin (38 Wo.)US | R&B6 (48 Wo.)R&B | |
2010 | Q Soul Bossa Nostra Qwest 1429402 | — | — | — | — | US86 (2 Wo.)US | R&B15 (8 Wo.)R&B | Erstveröffentlichung: 9. November 2010 Produzent: Quincy Jones |
grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar
Auswahl von Alben, die von Jones produziert wurden
- 1955 Social Call, Betty Carter
- 1959 Vaughan and Violins, Sarah Vaughan
- 1960 Under Paris Skies, Andy Williams
- 1961 Genius+Soul=Jazz, Ray Charles
- 1961 If You Go, Peggy Lee
- 1962 Blues Cross Country, Peggy Lee
- 1962 You're Mine You, Sarah Vaughan
- 1963 Ella and Basie!, Ella Fitzgerald
- 1964 It Might as Well Be Swing, Frank Sinatra
- 1965 Our Shining Hour, Sammy Davis junior
- 1966 Sinatra at the Sands with Count Basie, Frank Sinatra
- 1970 What the World Needs Now, Merrilee Rush
- 1976 Look Out for #1, The Brothers Johnson
- 1979 Off the Wall, Michael Jackson
- 1980 Give Me The Night, George Benson
- 1981 Every Home Should Have One, Patti Austin
- 1982 Thriller, Michael Jackson
- 1982 Donna Summer, Donna Summer
- 1983 It's Your Night, James Ingram
- 1984 L.A. Is My Lady, Frank Sinatra
- 1987 Bad, Michael Jackson
- 2012 Sounds of Space, Alfredo Rodriguez
- 2013 Diversity, Emily Bear
- 2014 Paris, Zaz
- 2018 The Little Dream, Alfredo Rodríguez
Filmmusik (Auswahl)
- 1964: Der Pfandleiher (The Pawnbroker)
- 1964: Die 27. Etage (Mirage)
- 1965: Stimme am Telefon (The Slender Thread)
- 1966: Anruf für einen Toten (The Deadly Affair)
- 1966: In der Hitze der Nacht (In the Heat of the Night)
- 1966: Nicht so schnell, mein Junge (Walk Don’t Run)
- 1967: 25 000 Dollar für einen Mann (Banning)
- 1967: Kaltblütig (In Cold Blood)
- 1967: Todestanz eines Killers (A Dandy in Aspic)
- 1969: Bob & Carol & Ted & Alice
- 1969: Charlie staubt Millionen ab (The Italian Job)
- 1969: John und Mary (John and Mary)
- 1969: Die Kaktusblüte (Cactus Flower)
- 1969: The Lost Man – Es führt kein Weg zurück (The Lost Man)
- 1969: Mackenna’s Gold
- 1969: Of Men and Demons
- 1970: Nie wieder New York (The Out-of-Towners)
- 1970: Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs (They Call Me Mister Tibbs)
- 1970: Der Anderson Clan (The Anderson Tapes)
- 1971: Der Millionenraub (Dollars)
- 1971: Vier schräge Vögel (The Hot Rock)
- 1972: Getaway (The Getaway)
- 1977: Roots
- 1986: Die Farbe Lila (The Color Purple)
- 2002: Austin Powers in Goldständer (Austin Powers in Goldmember)
- 2005: Get Rich or Die Tryin’
Literatur
- Richard Cook, Brian Morton: The Penguin Guide to Jazz on CD. 6. Auflage. Penguin, London 2002, ISBN 0-14-051521-6.
- Quincy Jones: Mein Leben – meine Leidenschaften. Edel:Rockbuch, ISBN 978-3-8419-0022-7.
Weblinks
- Offizielle Website von Quincy Jones
- Offizielle Website der Quincy Jones Music Publishing
- Quincy Jones bei AllMusic (englisch)
- Quincy Jones bei Discogs
- Quincy Jones bei IMDb
- Literatur von und über Quincy Jones im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Musikbeispiele
- Quincy Jones & His Orchestra: Soul Bossa Nova auf YouTube
- Quincy Jones: Hikky Burr (Theme from „The Bill Cosby Show“) auf YouTube
- Quincy Jones: Summer in the City auf YouTube
- Quincy Jones: Ai No Corrida auf YouTube
Einzelnachweise
- ↑ ZeitMagazin, 6. November 2014, S. 18f.
- ↑ Zeit Magazin, 6. November 2014, S. 20.
- ↑ imdb: Biografie Quincy Jones. Abgerufen am 24. August 2014.
- ↑ Karrieredaten bei Mercury nach New Grove Dictionary of Jazz
- ↑ allmusic.com. Abgerufen am 24. August 2014.
- ↑ Wieland Harms: The Unplugged Guitar Book. 20 der schönsten Songs für Akustikgitarre. Gerig Music, ISBN 3-87252-249-3, S. 51.
- ↑ rockhall.com. Abgerufen am 24. August 2014.
- ↑ Zeit Magazin, 6. November 2014, S. 18.
- ↑ La Salud Familiar
- ↑ Chartquellen: DE AT CH UK UK2 US US vor 17. August 1963
- ↑ Joel Whitburn: Top R&B Albums 1965–1998, ISBN 0-89820-134-9.
Personendaten | |
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NAME | Jones, Quincy |
ALTERNATIVNAMEN | Q; Jones, Quincy Delight Jr. (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Musikproduzent, Filmkomponist und Musiker |
GEBURTSDATUM | 14. März 1933 |
GEBURTSORT | Chicago, Illinois |
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Quincy Jones at a performance of The Hot Chocolate Nutcracker in December 2010.
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trumpet of Quincy Jones (gift to Claude Nobs, in the former chalet of Nobs, Caux near Montreux)
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Il musicista Quincy Jones a Venezia nel 1989
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On May 10, 2014, Quincy Jones and Norman Jewison met with the Slaight Family Music Lab creators and residents. Photos by Sam Santos.