Queranker (Dampflokomotive)

eine Querankerkonstruktion im Hinterkessel auf einer alten Zeichnung
mehrere Queranker (Nummer 2.2) in einem aufgeschnittenen Hinterkessel

Als Queranker werden zusätzliche Versteifungen des Hinterkessels von Dampflokomotiven bezeichnet. Sie haben die Aufgabe, diesen im Bereich der Deckenstehbolzen zusätzlich gegen die Betriebsbelastungen wie dem Dampfdruck, Bewegung der Lokomotiven oder die Erhitzung der Feuerbüchse zu versteifen und bestehen aus starkem Rundstahl mit einem Durchmesser von 40 bis 45 mm. In alten Konstruktionen wurden die Queranker an auf der Stehkesselinnenseite aufgenieteten Knotenblechen befestigt und mit einer Gewindemutter gespannt, bei neueren Dampflokkonstruktionen bestehen die Anker aus einem Teil und die Knotenbleche werden an der Stehkesselwand verschweißt.

Lage und Wirkungsweise

Die Lage der Queranker ist am besten auf der beigelegten Skizze und dem Foto zu ersehen. Durch die Befestigung der Feuerbüchse mit dem Stehkessel über Bodenring und Stehbolzen kommt es zu starken Belastungen der Stehkesselwand. Daher muss sie über zusätzliche Queranker mit versteift werden, die statisch die Funktion eines Ringankers haben. Die Belastung der Queranker ist statisch nicht bestimmbar.[1] Somit hat sich ihre Anordnung meist aus Erfahrungswerten ergeben, und sie konnten in ein oder zwei Reihen angeordnet angetroffen werden. Da die horizontalen Belastungen der Stehkesselwände durch die Querstehbolzen und die senkrechten Belastungen durch die Deckenstehbolzen aufgenommen werden, kann es beim Bruch einiger Stehbolzen zu größeren Belastungen der Stehkesselwand kommen. Dem wirken die Queranker entgegen.

Es hat Konstruktionsvarianten des Stehkessels gegeben, wo die Queranker zur Befestigung der Deckenstehbolzen mit herangezogen worden, um übermäßig lange Deckenstehbolzen zu vermeiden,[2] im Allgemeinen sind sie jedoch wie auf der angegebenen Skizze ausgeführt worden. In dem Lokomotivbau der USA fehlen Queranker, hier gehen Decken- und Querstehbolzen ineinander über.[3]

Betrieblich dürfen Dampflokomotiven nur mit intakten Querankern gefahren werden. Ist ein Queranker gerissen, muss die Lokomotive abgestellt werden, und die gerissenen Queranker müssen durch neue ersetzt werden. Gerissene Queranker dürfen nicht geschweißt werden.[4]

Literatur

  • Edmund Heusinger von Waldegg: Specielle Eisenbahn-Technik, Dritter Band, Der Lokomotivbau, Leipzig 1882
  • Dr. Ing. F. Meineke "Die Dampflokomotive", Springer-Verlag Göttingen, 1949

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dr. Ing. F. Meineke "Die Dampflokomotive", Springer-Verlag Göttingen, 1949, Seite 274.
  2. Edmund Heusinger von Waldegg: Specielle Eisenbahn-Technik, Dritter Band, Der Lokomotivbau, Leipzig 1882, Anlagetafeln.
  3. Dr. Ing. F. Meineke "Die Dampflokomotive", Springer-Verlag Göttingen, 1949, Seite 276.
  4. Vorschrift über den Gebrauch von Queranern auf der Internetseite der Dampflokfreunde Salzwedel.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Queranker.jpg
Autor/Urheber: Rainerhaufe, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Queranker in einem Hinterkessel in einer alten Zeichnung
Dampfkessel Feuerbüchse.jpg
Autor/Urheber: Werner Willmann, Lizenz: CC BY 2.5
Hinteres Ende des Schnittmodells eines Dampfkessels der Lokomotive 99 232 der Bad Doberaner Schmalspurbahn („Molli“). Gebaut von „Orenstein und Koppel“ Potsdam-Drewitz 1932. Ausgestellt im „Mollimuseum“ in Kühlungsborn-West. Zu sehen sind:
  • die Feuerbüchse mit Feuertür (rechter Bildrand)
  • eingehängte Roststäbe (1.2) und Schmelzpfropfen (rot, 1.3)
  • Deckenstehbolzen (2.1)
  • Queranker des Stehkessels (2.2)
  • Stabstehbolzen der Stehkesselrückwand (2.3)
  • Bodenanker des Stehkessels (2.4)
  • Flansch des Dampfentnahmestutzens (2.5)
  • Flansch des Sicherheitsventils (2.6)
  • Dampfdom (3.5)
  • Im Langkessel davor liegend die Rauchrohre mit den eingeschobenen Überhitzerrohren.