Quednau

Stadtteil von Kaliningrad
Quednau
Северная Гора
FöderationskreisNordwestrussland
OblastKaliningrad
StadtkreisKaliningrad
Erste Erwähnung1255
Frühere NamenQuedenow (1255),
Quedemnowe (1302),
Quednow (um 1540),
Quedenow (um 1565),
Quedenau (um 1785),
Quednau (bis 1946)
ZeitzoneUTC+2
Geographische Lage
Koordinaten54° 46′ N, 20° 33′ O
Lage im Westteil Russlands
Quednau (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Quednau war ein nördlicher Stadtteil von Königsberg in Ostpreußen. Heute heißt er (russisch Северная ГораSewernaja Gora, deutsch ‚Nordberg‘) und liegt im Leningrader Rajon, einem von drei Stadtbezirken Kaliningrads, der Hauptstadt der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg).

Geographische Lage

Die Ortschaft liegt in der historischen Region Ostpreußen, im Nordosten Königsbergs (Kaliningrad), sieben Kilometer vom Zentrum entfernt an der Stadtgrenze zum ländlichen Rajon Gurjewsk mit der Landgemeinde Kutusowskoje. Im Westen verläuft die neu angelegte Ausfallstraße nach Selenogradsk (Cranz), die russische A 191.

Westlich von Sewernaja Gora führt die Bahnstrecke Kaliningrad–Selenogradsk–Pionerski (Königsberg–Cranz–Neukuhren) vorbei, an der bis 1945 Quednau eine eigene Bahnstation war. Im Osten verläuft die Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit). Die zu Sewernaja Gora nächste Bahnstation ist heute Kutusowo-Nowoje (ehemals Königsberg-Rothenstein) für beide genannten Strecken.

Name

Dem Namen liegt kweden-aw zugrunde, ein im baltischen Sprachgebiet gebräuchlicher Wiesen- und Auenname (vgl. dazu prußisch kweita für Blume).

Geschichte

Quednau, nördlich der Stadt Königsberg, auf einer Landkarte von 1910.

Der Ort[1] wird erstmals 1255 als Quedenow erwähnt. Archäologische Funde weisen jedoch auf eine sehr frühe Besiedlung. Das Dorf wurde durch seinen Mut bekannt, mit dem es sich dem Deutschen Orden widersetzte, jedoch auch für seine Treue zum Orden, nachdem es unterworfen worden war. Am Apollosberg bei Quednau wurden häufig beachtliche Stücke Bernstein gefunden. Zunächst war Quednau ein Gut mit anliegendem Dorf. Später wurde es königliches Kirchdorf. Die bischöfliche Burg von 1302 ist gänzlich verschwunden. Durch die Bauernkriege 1525 wurde das Gebiet stark zerstört.

Eine starke Zerstörung Quednaus und der Umgebung fand abermals während der Franzosenzeit im Jahr 1807 statt.

Am 30. April 1874 wurde Quednau Amtssitz und namensgebender Ort des neu errichteten Amtsbezirks Quednau,[2] der bis 1939 bestand. Er gehörte zum Landkreis Königsberg (Preußen) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Am 31. August 1895 wurde das Gut Quednau in die Landgemeinde gleichen Namens eingegliedert. Im Jahre 1910 zählt der Ort 802 Einwohner[3] und am 16. Juni 1927 werden die Flächen Quednaus, die südlich der äußeren Grenze der Ringchaussees (Umfahrungsstraße Königsbergs) lagen, in die Stadt und den Stadtkreis Königsberg (Preußen) eingegliedert.

Am 30. September 1928 vergrößert sich Quednau um den Nachbarort Fräuleinhof (russisch: Kutusowo), der eingemeindet wurde. Die Einwohnerzahl stieg bis 1933 auf insgesamt 1.519.[4]

Am 1. April 1939 erfolgte die vollständige Eingliederung Quednaus in die Stadt und den Stadtkreis Königsberg. Der Amtsbezirk Quednau wurde aufgelöst.

Nach Ende des Zweiten Weltkriege wurde Königsberg und mit ihm Quednau unter sowjetische Verwaltung gestellt. Königsberg wurde in „Kaliningrad“ umbenannt, und aus Quednau wurde 1946 „Sewernaja Gora“, seit 1947 eingebettet in den neu gebildeten Stadtbezirk Leningrader Rajon der Oblasthauptstadt.

Amtsbezirk Quednau (1874–1939)

Am 30. April 1874 wurde der Amtsbezirk Quednau[2] errichtet, der zum Landkreis Königsberg (Preußen) gehörte und anfangs 15 kommunale Gebilde umfasste:

Deutscher NameRussischer NameBemerkungen
Landgemeinden:
CummerauNewskoje1927 in die Stadt Königsberg eingegliedert
QuednauSewernaja Gora
StiegehnenSokolowka
Ziegelau
Gutsbezirke:
Absintkeim
BalliethPerwomaiski
BeydrittenPerwomaiski
Ernsthof
FräuleinhofKutusowo1029 in die Landgemeinde Quednau eingegliedert
MaraunenhofBolschije Prudy1927 in die Stadt Königsberg eingegliedert
QuednauSewernaja Gora1885 i die Landgemeinde Quednau eingegliedert
SamittenDubossekowo
Schäferwalde
SudauMaikowo
Zögershof

Am 29. März 1906 wurde die Landgemeinde Devau (russisch: Rischskoje) aus dem Amtsbezirk Kalthof (russisch ebenfalls: Rischskoje) in den Amtsbezirk Quednau umgegliedert, kam allerdings 1927 bereits zur Stadt Königsberg. Aufgrund struktureller Veränderungen gehörten 1931 nur noch die drei Gemeinden Quednau, Stiegehnen (Sokolowka) und Ziegelau (nicht mehr existent) zum Amtsbezirk Quednau. Am 1. April 1939 wurden auch Quednau und Stiegehnen nach Königsberg eingemeindet und Ziegelau wurde dem Amtsbezirk Neuhausen (russisch: Gurjewsk) zugeordnet. Der Amtsbezirk Quednau wurde daraufhin aufgelöst.

Bauwerke

Quednauer Kirche

Die Quednauer Kirche im Jahre 1930

Berühmt war die Quednauer Kirche,[5] die aus dem 16. Jahrhundert stammte und ein verputzter Feldsteinbau war. Im 19. Jahrhundert mehrfach restauriert überstand sie den Zweiten Weltkrieg fast unzerstört. In den Folgejahren allerdings verfiel sie und wurde zu Beginn der 1970er Jahre vollständig abgetragen. Dort, wo die Kirche stand, befindet sich heute ein Wiesengelände. Aus der Kirche erhalten ist eine der Glocken, die heute in der Martinikirche im niedersächsischen Stöckheim läutet.

Zur Geschichte der Quednauer Kirche und Gemeinde siehe den speziellen Artikel Quednauer Kirche

Fort Quednau

Fort Quednau im Jahre 2008

Bedeutend war das in den Jahren 1872 bis 1884 angelegte Fort, eines der größten zwölf der Fortifikationsbauten Königsbergs im Norden der Stadt, das in den Jahren zwischen den Weltkriegen wechselnde Verwendung fand. Es trug den Namen „Fort 3 Friedrich Wilhelm I.“.

Zur Entstehung und Bedeutung des Forts Quednau siehe den speziellen Artikel Fort Quednau

Persönlichkeiten

  • Nalube, ein Pruße, war Anführer der Quednauer gegen den Orden

„Doch Nalube, der Quednauer, erneuerte bald wieder die Belagerung, und preussische, in die Mündung des Pregels gestellte Schiffe, hinderten jede Zufuhr, bis ein Bürger aus Lübeck sich mit einigen, die altpreussische Sprache redenden Männern in einem Bote zu ihnen begab. Sie wurden in der Dunkelheit der Nacht für Freunde gehalten; der Lübecker aber durchbohrte nun insgeheim die preussischen Fahrzeuge, wovon einige sanken. Die Preussen erbauten hierauf eine Brücke über den Pregel und deckten jedes Ende der Brücke durch eine Verschanzung; aber Verzweiflung erhöhte den Muth der durch Hunger aufs äusserste gebrachten Besatzung Königsbergs. Sie landete auf der Brücke, und schlug die weit überlegenen Feinde. Eine neue Einschließung Königsbergs unterblieb, weil der preussische Feldherr Herkus Monte, beim Anfange dieser Unternehmung verwundet wurde. Aber die damals auf dem heutigen Steindamm liegende Stadt Königsberg wurde von Nalube überfallen und verbrannt. Um dies zu rächen, that die Besatzung des Schlosses einen Ausfall; Nalube wurde geschlagen, aller gemachten Beute wieder beraubt, und die Stadt vom Orden 1264 auf dem Platze der heutigen Altstadt wieder erbaut.“[6]

  • Erhardus Sperber (1529–1608), preußischer lutherischer Theologe und Schriftsteller, war von 1554 bis 1558 als Pfarrer an der Quednauer Kirche tätig
  • Siegfried Großmann (* 28. Februar 1930 in Quednau), deutscher Physiker

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Ludwig von Baczko: Versuch einer Geschichte und Beschreibung von Königsberg. Königsberg 1804.
  • Karl Emil Gebauer: Kunde des Samlandes oder Geschichte und topographisch-statistisches Bild der ostpreussischen Landschaft Samland. Königsberg 1844, S. 99–100 (books.google.de) und S. 112–113 (books.google.de).
  • Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preussen. 3 Bände. Böhlau, Köln 1996, ISBN 3-412-08896-X.
  • Jürgen Manthey: Königsberg – Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser, München 2005, ISBN 3-446-20619-1.
  • Georg Gerullis: Die altpreußischen Ortsnamen. Berlin, Leipzig 1922.
  • Richard Armstedt: Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Reprint der Originalausgabe, Stuttgart 1899.
  • Grasilda Blažiene: Die baltischen Ortsnamen im Samland (= Hydronymia Europaea. Sonderband II). Steiner Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07830-4.
  • Baldur Köster: Königsberg. Architektur aus deutscher Zeit. Husum Druck, Husum 2000, ISBN 3-88042-923-5.
  • Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Stadt und Umgebung. Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
  • V. Kulakov: Pamjatniky istorii i kultury. Kaliningrad. Geschichts- und Kunstdenkmäler. Kaliningrad. Moskau 2005, ISBN 5-902425-01-8 (russisch: Pamjatniky istorii i kultury. Kaliningrad.).
  • Gunnar Strunz: Königsberg entdecken. Zwischen Memel und frischem Haff. Trescher, Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Quednau
  2. a b Rolf Jehke: Amtsbezirk Quednau.
  3. Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis, Landkreis Königsberg.
  4. Michael Rademacher: Landkreis Samland. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  5. Vororte von Königsberg bei ostpreussen.net.
  6. Ludwig von Baczko: Versuch einer Geschichte und Beschreibung von Königsberg. Königsberg 1804. S. 25–26.

Auf dieser Seite verwendete Medien

European Russia laea location map (Crimea disputed).svg
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte für den europäischen Teil Russlands
Quednaukirche.jpg
Кирха в Кведнау (нем. Quednaukirche) — кирха в Кведнау (нем. Quednau, районе Кёнигсберга (сейчас — район Северной Горы в Калининграде). Основана в 1268. Здание кирхи снесено в 1970-е годы.
Fort II in Kaliningrad.JPG
Autor/Urheber: Ttracy, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Fort II (Bronsart bei Mandein) in Kaliningrad oblast
Location of Kaliningrad (Kaliningrad Oblast).svg
Image to indicate Kaliningrad Oblast districts. Subject as indicated by filename.
Elbing-Königsberg1910.jpg
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: PD-alt-100

Ostseeküste zwischen Elbing und Königsberg