Quarnebeck

Quarnebeck
Stadt Klötze
Wappen von Quarnebeck
Koordinaten:52° 34′ N, 11° 10′ O
Höhe: 66 m
Fläche:8,13 km²[1]
Einwohner:174 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte:21 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 1974
Eingemeindet nach:Wenze
Postleitzahl:38486
Vorwahl:039005
Quarnebeck (Sachsen-Anhalt)

Lage von Quarnebeck in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Quarnebeck
Dorfkirche Quarnebeck

Quarnebeck ist ein Ortsteil der Ortschaft Wenze der Stadt Klötze im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geografie

Das Dorf Quarnebeck, ein nach Osten erweitertes Rundlingsdorf,[1] liegt 2,5 Kilometer östlich von Wenze und etwa sieben Kilometer südlich der Stadt Klötze am Rand des Naturparks Drömling in der Altmark. Nördlich erstreckt sich ein ausgedehntes Waldgebiet, das Landschaftsschutzgebiet „Zichtauer Berge und Klötzer Forst“, im Süden liegt das Vogelschutzgebiet „Feldflur bei Kusey“.[3] Südlich liegen Trippigleben und Jeggau, östlich Breitenfeld.

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Eine erste urkundliche Erwähnung Quarnebecks erfolgte im Jahre 1397, als Matthias Balta das Dorff Quernebeke mit allen Pertinentien an die Familie von Plate verkaufte.[4] Anfang des 14. Jahrhunderts ergab sich ein Rechtsstreit zwischen der Familie von Plate und der Familie von Schulenburg der auch die Besitzung Quarnebeck betraf und den die Plates für sich entscheiden konnten. 1430 wird Quarnebeck erneut als brandenburgisches Lehen der Familie von Plate aufgeführt: van Plote ... qwernbeke belegen upp der heide to clöttze.[5] Am 15. Juni 1434 verkauften Gebhardt und Hilmer von Plate unter anderem auch Quarnebeck an Berndt und Matthias von der Schulenburg.[6]

Während des Dreißigjährigen Krieges im April 1626 brach im Dorf die Pest aus, die 46 Menschen, etwa ein Drittel der damaligen Bevölkerung, das Leben kostete. Dies geschah aufgrund der Einquartierung kaiserlicher Truppen, welche das Dorf verwüsteten.[7] Bald zogen wieder Handwerker in den kleinen Ort. Kurz darauf folgten ein Bäcker, ein Schmied, ein Tischler, ein Schneider und ein Stellmacher. Auch eine Wassermühle nahm die Arbeit auf. Es gab einen Kaufladen und zwei Gaststätten und sogar eine Kochschule.

Viele Vereine entstanden, einige gibt es noch heute. Quarnebeck hatte schon frühzeitig eine Kirche mit Küsterhaus. Hier wurde dann um 1860 der erste Unterricht erteilt. 1888 war die neue Schule mit Lehrerwohnung fertiggestellt. 40 Schüler besuchten die Einklassenschule. Die Zahl der Schüler wuchs ständig. Bis 1971 besuchten die Quarnebecker Grundschüler ihre Schule im Ort. Frau Sieglinde Graß war die letzte Lehrerin in Quarnebeck.

Südöstlich lagen die bereits im 14. Jahrhundert wüst gewordenen Dörfer Hohen-Heerde und Sieden-Heerde.

Vorgeschichte

In der Feldmark von Quarnebeck wurden wiederholt Funde wie Keile und Knochenreste entdeckt. Es wird daher angenommen, dass Quarnebeck schon lange vor 1397 besiedelt war.

Landwirtschaft

Erst im Jahre 1958 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Frieden“. Im Jahre 1960 gab es 638 Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche, davon hatte die LPG Typ III „Frieden“ mit 103 Mitgliedern 568 Hektar und die LPG Typ I „Eintracht“ 51 Hektar. 1966 wurde die LPG Typ I an LPG Typ III angeschlossen. Diese wurde 1975 mit den LPG in Trippigleben und Wenze zusammengeschlossen.[1]

Herkunft des Ortsnamens

Da quairnu, quirn „Mühle“ heißt und beke‚ der „Bach“, könnte die Übersetzung des Ortsnamens Quarnebeck so viel wie „Mühlenbach“ heißen.

Eingemeindungen

Bis 1807 gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Danach lag es ab 1807 bis 1810 im Kanton Mieste auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Gardelegen, dem späteren Landkreis Gardelegen.[1]

Am 25. Juli 1952 wurde Quarnebeck in den Kreis Klötze umgegliedert. Am 1. Januar 1974 wurde die selbständige Gemeinde Quarnebeck nach Wenze eingemeindet.[8]

Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Wenze am 8. Januar 2009, dass die Gemeinde Wenze in die Stadt Klötze eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[9] Nach Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Wenze wurden Quarnebeck, Trippigleben und Wenze Ortsteile der Stadt Klötze. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Wenze und künftigen Ortsteile Quarnebeck, Trippigleben und Wenze wurden zur Ortschaft der aufnehmenden Stadt Klötze. In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Wenze wurde ein Ortschaftsrat mit sechs Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1734076
1774105
1789116
1798057
1801060
1818119
JahrEinwohner
1840202
1864250
1871247
1885[00]263[10]
1895271
1900[00]268[10]
JahrEinwohner
1905294
1910[00]350[10]
1925361
1939311
1946453
1964256
JahrEinwohner
1971226
2017[00]180[11]
2018[00]196[11]
2020[00]182[12]
2021[00]177[12]
2022[0]174[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1971:[1]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Quarnebeck, die früher zur Pfarrei Breitenfeld gehörte[13] wird heute betreut vom Pfarrbereich Breitenfeld im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[14]

Politik

Der Ortsteil Quarnebeck wird durch den Ortschaftsrat Wenze vertreten. Der Ortschaftsrat Wenze setzt sich aus Mitgliedern der Orte Wenze und Quarnebeck zusammen.

Bürgermeister

Letzte Bürgermeisterin der Gemeinde war Ingrid Thiele.[15]

Seit dem 1. Januar 2010 ist Marco Wille Ortsbürgermeister der Ortschaft Wenze.

Wappen

Blasonierung: „In Gold ein blauer Pfahl, belegt mit einem gestürzten goldenen Schwert, beiderseits begleitet von je zwei gestürzten roten Buchenblättern pfahlweise.“
Wappenbegründung: Der goldene Wappenschild bezieht sich auf die Weizenfelder der umliegend betriebenen Landwirtschaft. Der blaue Pfahl symbolisiert sowohl die Beeke, die das Dorf tangiert, als auch die alte Heerstraße, die durch den Ort verläuft, wobei Letztere durch das gestürzte Schwert unterstrichen wird. Schließlich stehen die roten Blätter für die örtliche viel-hundertjährige sogenannte Blutbuche.

Das Wappen wurde vom Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch aus Magdeburg gestaltet und am 3. Februar 2017 unter der Registratur 52 ST in die Deutsche Ortswappenrolle des HEROLD eingetragen und dokumentiert. Gestiftet wurde es vom Heimatverein Quarnebeck e.V., um es als Symbol der örtlich-lokalen Identität außerhalb von Amtshandlungen zu führen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Quarnebeck ist ein rechteckischer mittelalterlicher Feldsteinbau mit eingezogenem Westturm. Das Schiff ist verputzt und der Turm verschiefert.[16]
  • Der Kirchhof dient als Ortsfriedhof.
  • Vor der Dorfkirche steht ein Denkmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. Am Kirchhof steht ein Denkmal mit einem Relief mit gefallenem Krieger und himmlischen Motiven auf der Vorderseite.[17]
  • Eine Sehenswürdigkeit stellt der „Eulenturm“ dar, ein alter Stromturm, in dem Eulen nisten.
  • Das „Wahrzeichen“ ist die Blutbuche, unter der jährlich das Sängerfest stattfindet, diese grenzt außerdem direkt an den Quarnebecker Saal.
  • Quarnebeck gewann 2018 neben Schleberoda den 10. Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ auf Landesebene.[18]

Vereine

  • Schützverein Quarnebeck e. V. mit eigenem Schützenhaus
  • Heimatverein Quarnebeck e. V.
  • Freiwillige Feuerwehr

Literatur

  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 412–413, 69. Quarnebeck (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 207 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1725–1728, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).

Einzelnachweise

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1725–1728, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Markus Schulze: Immerhin: Sieben Leute mehr. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau. 19. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 13.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 297 (Digitalisat – C4).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 487 (Digitalisat).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 297 (Digitalisat – B20).
  7. Corrie Leitz, Vorkriegswirren und Dreißigjähriger Krieg in 1258-2008, 750 Jahre Breitenfeld, Festschrift, Seite 91 f.
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360, 362.
  9. Gebietsänderungsvertrag. Gebietsänderungsvertrag zur Eingemeindung von Gemeinden in die Stadt Klötze. In: Altmarkkreis Salzwedel (Hrsg.): Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 2. Salzwedel 18. Februar 2009, S. 36–38 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 397 kB; abgerufen am 29. Januar 2022]).
  10. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 207 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  11. a b Stadt Klötze, Einwohnermeldeamt: Einwohnerbestand am 31.12.2018. 9. Januar 2019.
  12. a b Markus Schulze: Weiterhin mehr Frauen als Männer. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau. 21. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 18.
  13. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 61 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  14. Pfarrbereich Breitenfeld. Abgerufen am 23. Februar 2019.
  15. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bürgermeisterwahl am 24. Februar 2008
  16. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 380.
  17. Quarnebeck, Ortschaft Wenze, Stadt Klötze. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 2. Oktober 2022.
  18. Dorfwettbewerbe auf mule.sachsen-anhalt.de (Memento vom 21. März 2019 im Internet Archive)

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Dorfkirche Quarnebeck, Südseite