Quagga-Dreikantmuschel

Quagga-Dreikantmuschel

Quagga-Dreikantmuschel (Dreissena rostriformis bugensis)

Systematik
Ordnung:Myida
Überfamilie:Dreissenoidea
Familie:Dreikantmuscheln (Dreissenidae)
Gattung:Dreissena
Art:Dreissena rostriformis
Unterart:Quagga-Dreikantmuschel
Wissenschaftlicher Name
Dreissena rostriformis bugensis
Andrusov, 1897

Die Quagga-Dreikantmuschel (Dreissena rostriformis bugensis) ist eine Unterart, die zur Familie der Dreikantmuscheln gehört. Teilweise wird sie auch als eigenständige Art (Dreissena bugensis) angesehen. Ursprünglich in Zuflüssen des Schwarzen Meeres verbreitet, tritt sie in Europa und Nordamerika als Neozoon auf. Der Name geht wohl auf die hell-dunklen Streifen der Schalen, die an das Fellmuster der Zebraart Quagga erinnert, zurück.

Merkmale

Form und Größe der Schale ähneln jener der Wandermuschel. Die Quagga-Dreikantmuschel zeichnet sich jedoch, im Gegensatz zur Wandermuschel, durch die Abwesenheit eines scharfen Kiels sowie durch eine stark abgerundete ventrale Seite aus. Die Färbung ist sehr variabel. Es kommen dunkelbraune Individuen vor, die zum Teil hellbraun gestreift sind, aber auch sehr dunkle und fast weiße Exemplare. Die mittlere Schalenlänge, die bei Exemplaren am Main gemessen wurde, lag bei 17,2 mm, die größten Individuen (aus der Donau) hatten eine Schalenlänge von 32,3 mm[1].

Lebensweise

Die Quagga-Dreikantmuschel ist eine Süßwassermuschel, die auch Brackwasser mit niedrigem Salzgehalt toleriert.[2] Die Muscheln heften sich mit ihren Byssusfäden auf Hartsubstrat, meist an der Unterseite von Steinen oder an Betonwänden fest. Die Tiere sind getrenntgeschlechtlich und besitzen planktonische Larven.

Verbreitung

Als ursprüngliches Verbreitungsgebiet der Quagga-Dreikantmuschel werden die Mündungsgebiete der Flüsse Südlicher Bug, Dnepr und Inhulez am Schwarzen Meer (Ukraine) angenommen.[3] Von dort hat sie sich wahrscheinlich ab den 1940er-Jahren zunächst nach Osteuropa (Russland) ausgebreitet.

In den 1990er-Jahren wurde sie vermutlich über die Schifffahrt nach Nordamerika (vor allem im Bereich der Großen Seen, aber auch westlich der Rocky Mountains) eingeschleppt.

Zu Beginn der 2010er-Jahre war sie in verschiedenen Regionen Europas bereits weit verbreitet: Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Rumänien, Ungarn.[4][5]

In Deutschland wurde die Quagga-Dreikantmuschel erstmals 2005 nachgewiesen. Bislang hat sie folgende Fließgewässer besiedelt: Donau, Main, und Rhein, darüber hinaus den Main-Donau- und den Mittellandkanal sowie weitere angeschlossene Kanäle wie den Datteln-Hamm-, Dortmund-Ems-, Elbe-Lübeck-, Rhein-Herne- und Wesel-Datteln-Kanal.

2016 wurde die Muschel im schweizerischen Teil des Bodensees angetroffen,[6] wo sie sich seither massenhaft verbreitet[7][8] und die bereits in den 1960er-Jahren hier eingeschleppte Wandermuschel langsam verdrängt.[9][10]

Im bayrischen Rothsee wird zur Populationskontrolle der Wasserstand jedes Jahr zu Beginn des Winters um mehrere Meter abgesenkt, um die freigesetzten Dreikantmuscheln kältebedingt absterben zu lassen.[11]

In der Schweiz wurde das Neozoon 2015 erstmals nachgewiesen.[12] Auch in Genfer-, Bieler-, Neuenburger- und Murtensee hat sie sich ab 2018 massiv ausgebreitet, ebenso in der Aare unterhalb des Bielersees.[13]

Im Juni 2021 wurde sie in zwei Seen in Irland nachgewiesen.[14]

Systematik

Innerhalb der Gattung Dreissena gehört die Quagga-Dreikantmuschel zusammen mit ihrem Schwestertaxon Dreissena rostriformis rostriformis zur Untergattung Pontodreissena. Sie bilden die Schwestergruppe zu den Untergattungen Carinodreissena und Dreissena[15].

Problematik

Während die nah verwandte Dreissena rostriformis rostriformis ein eher eingeschränktes Verbreitungsgebiet im Kaspischen Meer besitzt, breitet sich die Quagga-Dreikantmuschel derzeit immer weiter aus. In den neu besiedelten Regionen kann sie einen erheblichen Teil der Biomasse ausmachen und scheint die ökologisch ähnliche Wandermuschel dort zu verdrängen. Mit Hilfe ihrer Byssusfäden kann sie Großmuscheln und andere Weichtiere überwachsen und stellt somit ein Problem für diese Organismen dar. Die überwachsenen Tiere werden in ihrer Bewegung eingeschränkt und können zum Beispiel ihre Schalen nicht mehr schließen.

Die Muschel setzt sich in den technischen Anlagen, Mikrosieben und Rohren der Wasserwerke fest; die Reinigung erfordert seit 2016 bei der Bodensee-Wasserversorgung einen hohen Personalaufwand.[7] Die Muschel lebt seit 2015 im Bodensee, sie filtert so viel Plankton aus dem Wasser, dass Fische daneben zu wenig davon als Nahrung finden. Rotaugen fressen Quaggamuscheln, doch diese Fischart wird wiederum von Kormoranen dezimiert.[16]

Literatur

  • Katharina C. M. Heiler, Sascha Brandt, Parm V. von Oheimb: Introduction into Dreissena rostriformis bugensis and observations of attachment on native molluscs in the Main River (Bivalvia: Veneroida: Dreissenidae). In: Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. Band 84, 2011, S. 53–58.
  • Gerard van der Velde, Sanjeevi Rajagopal, Abraham bij de Vaate: From zebra mussels to quagga mussels: an introduction to the Dreissenidae. In: Gerard van der Velde, Sanjeevi Rajagopal, Abraham bij de Vaate (Hrsg.): The zebra mussel in Europe. Weikersheim 2010, S. 1–10.
  • Carola Fuchs: Kampf gegen Muscheln kostet Millionen – Die Bodensee-Wasserversorgung muss riesige Summen aufwenden, um die Quaggamuschel aus ihren Leitungen fernzuhalten., in Stuttgarter Zeitung vom 13. November 2019, S. 7.

Weblinks

Commons: Quagga-Dreikantmuschel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Miriam Imo, Alfred Seitz, Jes Johannesen: Distribution and invasion genetics of the quagga mussel (Dreissena rostriformis bugensis) in German rivers. In: Aquatic Ecology. Band 44, 2010, S. 731–740.
  2. Marina Orlova, Thomas Therriault, Pavel Antonov, Gregory Kh. Shcherbina: Invasion ecology of quagga mussels (Dreissena rostriformis bugensis): a review of evolutionary and phylogenetic impacts. In: Aquatic Ecology. Band 39, 2005, S. 401–418.
  3. Mikhail O. Son: Native range of the zebra mussel and quagga mussel and new data on their invasions within the Ponto-Caspian Region. In: Aquatic Invasions. Band 2, 2007, S. 174–184.
  4. Katharina C. M. Heiler, Sascha Brandt, Christian Albrecht, Torsten Hauffe, Thomas Wilke: A new approach for dating introduction events of the quagga mussel (Dreissena rostriformis bugensis). In: Biological Invasions. Band 14, 2012, S. 1311–1316.
  5. Abraham bij de Vaate, Jean-Nicolas Beisel: Range expansion of the quagga mussel Dreissena rostriformis bugensis (Andrusov, 1897) in Western Europe: first observation from France. In: Aquatic Invasions. Band 6, 2011, S. S71-S74.
  6. Neue Tierarten machen sich im Bodensee breit. In: vorarlberg.orf.at. 23. August 2018, abgerufen am 20. Dezember 2018.
  7. a b Bodensee: Muschel macht Probleme. In: schweizerbauer.ch. 2. Dezember 2019, abgerufen am 2. Dezember 2019.
  8. Christian von Burg: Ökosysteme im Umbruch — Der grosse Wandel der Schweizer Seen. In: srf.ch. 2. August 2022, abgerufen am 2. August 2022.
  9. Badische Zeitung: Die invasive Quaggamuschel verbreitet sich rasant im Bodensee - Südwest - Badische Zeitung. Abgerufen am 9. Oktober 2022.
  10. Invasive Arten. In: Seewandel. Abgerufen am 9. Oktober 2022 (deutsch).
  11. Süddeutsche Zeitung: Rothsee in Mittelfranken wird zur Muschelrettung abgesenkt. Abgerufen am 7. Dezember 2021.
  12. Eawag: Wasserforschungs-Institut des ETH-Bereichs: Blinde Passagiere auf Bootstransporten. In: admin.ch. Der Bundesrat - das Portal der Schweizer Regierung, 25. Juni 2015, abgerufen am 18. Mai 2020..
  13. Kurzmitteilungen der Kantonsverwaltung. «Stopp Quagga»: Sensibilisierungskampagne wegen gebietsfremder Muschelart. In: be.ch. 25. Juli 2022, abgerufen am 25. Juli 2022.
  14. Invasive Species Alert for Quagga mussel biodiversityireland.ie, 9. Juli 2021, abgerufen am 25. April 2022.
  15. Christian Albrecht, Roland Schultheiß, Theodoros Kevrekidis, Bruno Streit, Thomas Wilke: Invaders or endemics? Molecular phylogenetics, biogeography and systematics of Dreissena in the Balkans. In: Freshwater Biology. Band 52, Nr. 8, 2007, S. 1525–1536.
  16. Quaggamuschel plagt den Bodensee Aktuell nach Fünf, orf.at, 25. April 2022, abgerufen am 25. April 2022. Video (1:44)

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