Qasr eth-Thuraiya

Qasr eth-Thuraiya
LimesLimes Arabiae et Palaestinae
AbschnittLimes Arabicus
(vordere Limeslinie)
Datierung (Belegung)spätes 3. Jh. bis
Mitte 5. Jh.[1]
TypQuadriburgium[2]
Einheitunbekannt
Größeca. 37,50 × 34,50 m[3]
(= 0,13 ha)
BauweiseStein
Erhaltungszustandteils stark verstürzte, teils relativ gut erhaltene Baureste
OrtQasr eth-Thuraiya
Geographische Lage31° 25′ 18,8″ N, 35° 59′ 23,1″ O
Höhe751 m
VorhergehendKhirbat az-Zuna
(vordere Limeslinie)(nordwestlich);
Kastron Mefaa
(rückwärtige Limeslinie) (nordwestlich)
AnschließendQasr Bshir
(vordere Limeslinie) (südlich)
RückwärtigMuhattet el-Hajj (Nord)
(nordwestlich);
Muhattet el-Hajj (Süd)
(nordwestlich)

Der Qasr eth-Thuraiya, auch bekannt als Trayyâ,[1] ist ein spätrömisches Militärlager, dessen Besatzung für Sicherungs- und Überwachungsaufgaben am vorderen Limes Arabiae et Palaestinae in der spätantiken Provinz Arabia zuständig war. Das Baudenkmal befindet sich etwa sieben Kilometer südöstlich der Ortschaft Saliya und des nabatäisch-römischen Qasr Saliya[1][4] auf 751 Metern Seehöhe im Gouvernement Amman in Jordanien.

Lage

Die zum Grenzschutz abkommandierten militärischen Verbände der römischen Streitkräfte kontrollierten an den Außenposten des Reiches Stammesbewegungen insbesondere entlang der wichtigen Migrationsrouten, da den örtlichen Grenzschutzkommandeuren das zyklische Muster des Nomadenlebens bewusst war. Die Nomadenstämme tendierten dazu, den von der Natur vorgegebenen Wegen und Trassen wie insbesondere den Wadis zu folgen, weshalb gerade dort Militärposten entstanden, wobei die fest stationierten Einheiten auch mittels berittener Patrouillendienste Überwachungsarbeit leisteten.[5]

Das Quadriburium wurde auf einem relativ flachen Plateau zwischen zwei größeren Trockentälern errichtet, die in das südlicher gelegene Wadi es-Su’eida entwässern und ist lediglich rund zehn Kilometer vom südlich gelegenen Praetorium Mobeni (Qasr Bshir)[6] entfernt.[1][2] Das Wadi es-Suʿeida, mit dem die Etappenstation Qasr eth-Thuraiya über eine gepflasterte Straße verbunden war,[7] stellt einen wichtigen Nebenzufluss zum Wadi Mudschib dar.[1][8] Auch mit dem nächstgelegenen nördlichen Kastell, dem Kastron Mefaa,[9] bestand die Verbindung über eine gepflasterten Straße.[7] Aufgrund des in der ebenen Landschaft deutlichen Mangels an natürlichen Verteidigungspunkten ist die Sicht aus dem Kastell über die umliegende Hochebene insbesondere nach Osten, ins potentielle Feindesland, sehr gut.[1] Auch der leicht im rückwärtigen Limesbereich liegende Wachturm er-Rama war einzusehen.[10][11] Das Klima entspricht dem subtropisch-ariden Zonobiom, das für Wüstenlandschaften typisch ist.[8]

Nur wenig südlicher des Kastells, entlang der Limesstraße zum Praetorium Mobeni befand sich mit dem Wachturm Qasr et-Tirsa[12] ein Kontrollpunkt genau über dem Nordufer des Wadi. Dem Qasr et-Tirsa gegenüber, auf der anderen Seite des Ufers, befanden sich auf dem dortigen, relativ flachen Plateau, zwei weitere Wachtürme.[2][13][14] Rund sechs Kilometer östlich des Qasr eth-Thuraiya wurde eine eisenzeitliche Festung dokumentiert, die vom römischen Militär vielleicht als vorgeschobener Posten wiederbesetzt wurde, da die Anlage mit ihrer Fernsicht in mehrere Richtungen hervorragend Dienste hätte leisten können. Sie beherrscht eine Kreuzung des flachen Wadl es-Su'eida im Süden.[2]

Forschungsgeschichte

Zum ersten Mal wurde das damals Trayyâ genannte Kastell durch zwei in den Jahren 1897 und 1898 durchgeführten Forschungsreisen des österreichischen Althistorikers Alfred von Domaszewski (1856–1927) und des deutsch-amerikanischen Philologen Rudolf Ernst Brünnow (1858–1917) bekannt, die den römischen Limes und viele weitere antiken Stätten der einstigen Provinz Arabia besuchten. Dabei entstand auch der bis heute noch gültige Plan zum Kastell.[15]

Trotz bereits früherer Untersuchungen gehörte der Limes im heutigen Jordanien in der Folgezeit bis Anfang der 1980er Jahre zu den am wenigsten untersuchten Grenzregionen des Römischen Reiches. Den ausschlaggebenden Beitrag zur modernen Erforschung des spätantiken Limes Arabicus leisteten die Untersuchungen des amerikanischen Provinzialrömischen Archäologen und Keramikspezialisten Samuel Thomas Parker (1950–2021), der mit einer Mannschaft aus Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen langjährige Untersuchungen vornahm. Im August und September 1976 fand eine erste umfassende Expedition entlang der jordanischen Sektion des Limes Arabicus statt, die unter dem Namen Survey of the Limes Arabicus bekannt und finanziell durch die American Schools of Oriental Research getragen wurde.[16] Parker sammelte dabei mit einer Mannschaft aus Wissenschaftlern an vielen Fundplätzen, darunter am Qasr Aseikhin,[17] mittels Feldbegehungen hauptsächlich keramisches Material. Ziel war es, durch eine an modernen Maßstäben gemessene Materialauswertung zu einem besseren Verständnis zu gelangen, was den Aufbau und die Entwicklung der römischen Grenzbefestigungen entlang der Wüste betraf. Von 1980 bis 1989 unternahm Parker weitere archäologische Expeditionen an die ehemalige römische Reichsgrenze. Als Leiter des Limes Arabicus Projects legte er dabei seinen Schwerpunkt auf den römischen Grenzverlauf in Zentraljordanien.

Baugeschichte

Das Kleinkastell mit den wenigen bisher bekannten Maßen.

Die rechteckige, nach Parker 37,50 × 34,50 Meter[3] (= 0,13 Hektar) große Anlage besitzt das typische Erscheinungsbild eines spätantiken Quadriburgium,[2] wie es seit der Regierungszeit des Kaisers Diokletian (284–305) und der von ihm begründeten Tetrarchie bekannt geworden ist. Zur Sicherung des in einer Wüstenlandschaft zwingend notwendigen Wasservorrats befanden sich außerhalb der Fortifikation drei Zisternen, jeweils eine im Norden, im Nordosten und im Westen. Die zweischalige Umwehrung des Kastells entstand aus Kalk- und Hornstein, der in grob zugerichteten rechteckigen Werkstücken verbaut wurde. In die größeren und kleineren Lücken zwischen den Blöcken ist als Füllmaterial kleineres Steinmaterial gesetzt worden. Zwischen die beiden Mauerschalen, die in ihrer Breite zwischen 1,70 (N-S) und 2 (O-W) Metern variieren, wurden Bruchsteine verfüllt. Die vier Kurtinen der Anlage wurden durch vier rechteckige Ecktürme verbunden, die, dem Bautyp des Quadriburgium entsprechend, weit aus dem Verband der Umwehrung herausragten. Von diesen Türmen, die eine Fläche von 8,20 Quadratmetern umfassen, ist lediglich noch der nordöstliche Turm besser erhalten. Das einzige Tor befindet sich im Osten. Obwohl das Kastellinnere stark zerstört ist, lassen sich die Spuren der an die Wehrmauer gebauten Raumfluchten noch erkennen. Vor allem entlang der westlichen Seite war für Parker dieses bauliche Detail noch gut zu erkennen.[1][18]

Zeitliche Zuordnung

Stratigraphien am Limes Arabicus

Parker nutzte bei seinen Forschungsexpeditionen zum spätantiken Limes Arabicus ein stratigraphisches Schema auf, das der vereinfachten Zuordnung für die gesicherten römischen und byzantinischen Funde und Befunde dient. Nachfolgend ein Ausschnitt aus diesem Schema,[19][20] wie es zum Abschluss des Limes-Arabicus-Projekts 2006 veröffentlicht wurde:[21]

StratumZeitstellungUngefähre Datierung
VIIfrührömisch I−IVca. 63 v. Chr.–135 n. Chr.
VIspätrömisch I−IIIca. 135–284
VIspätrömisch IVca. 284–324
VBfrühbyzantinisch Ica. 324–363
VAfrühbyzantinisch IIca. 363–400
IVfrühbyzantinisch III−IVca. 400–502
IIIspätbyzantinisch I−IIca. 502–551

Die Befestigung des Limes Arabicus in diesem Gebiet begann mit der Annexion des Nabatäerreiches während der Regierungszeit des Kaisers Trajan (98–117) im Jahr 106 n. Chr.[22] Zur Sicherung der neugewonnenen Gebiete ließ der Kaiser zwischen 107 und 114 n. Chr. mit der Via Traiana Nova eine von Süden nach Norden verlaufende Militärstraße entlang des Limes errichten, die von der Hafenstadt Aila (Akaba) am Roten Meer bis zum Legionslager Bostra im heutigen Syrien reichte. Die dort stationierte Legio III Cyrenaica zeichnete für den Bau der Straße verantwortlich.[23] Die römische Armee war über die Jahrhunderte gezwungen, die Grenzbefestigungen immer weiter auszubauen. Mit den bereits genannten Reformen Kaiser Diokletians und der wachsenden Bedrohung durch die Sassaniden erreichten diese Bemühungen einen Höhepunkt. Der Qasr eth-Thuraiya lag an einem der Via Traiana Nova vorgelagerten Straßenabschnitt. Dieser schloss archäologisch nachweisbar im Norden bei Amman wieder an die Via Traiana Nova an. Im Süden, hinter dem Praetorium Mobeni ist der Verlauf noch spekulativ. Doch ist auch hier eindeutig mit einer Verbindung zur Via Traiana Nova zu rechnen.

Keramik- und Münzauswertung

Bei der von Parker 1976 geleiteten Feldbegehung konnten 162 Keramikfragmente und eine Münze geborgen werden. Aus dem Scherbenmaterial wählte Parker bei seiner Untersuchung im selben Jahr insgesamt 30 Stücke zur näheren Untersuchung aus.[24] Die chronologischen Perioden und Datierungen richten sich nach Parkers Darstellung von 2006.[21]

AnzahlZeitstellungBemerkung
22spätrömisch IVca. 284–324
7frühbyzantinisch I–IIIca. 324–450
1ayyubidisch-mamelukischca. 1174–1516

Diese Analyse verweist auf eine militärische Besetzung des Kastells vom späten 3. bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts. Neben dem antiken Material fand sich auch ein singuläres Keramikfragment der Ayyubiden-/Mamelukenzeit das jedoch in keinem Zusammenhang mit einer eventuellen islamischen Nachnutzung des Kastell steht, sondern als Zufallsfund zu werten ist. Die als Oberflächenfund entdeckte Bronzemünze, ein Follis, stammte aus der Regierungszeit des Kaisers Konstantin II. (337–340) und stützte die Datierung der Keramik. Die in Antiochia geprägte Münze trägt auf dem Revers entlang des Randes die Inschrift GLORIA EXERCITVS – „der Ruhm des Heeres“. Zudem sind zwei sich anblickende Soldaten zu sehen, die je einen Speer tragen und auf zwei Feldzeichen blicken, die zwischen ihnen in den Boden gerammt sind. Hier zeigen sich enge Parallelen in der Zeitstellung, Planung und Truppenbelegung zum Kastell Qasr Bshir,[1] das inschriftlich in die Jahre zwischen 293 und 305 n. Chr. datiert.[25][26][27]

Spätantiker vorderer Limesverlauf zwischen dem Qasr eth-Thuraiya und dem Praetorium Mobeni

Spuren der Grenzbauwerke zwischen den beiden Kastellen
Name/OrtBeschreibung/Zustand
Qasr eth-Thuraiyasiehe oben
Qasr et-TirsaDie als Qasr et-Tirsa bekannt gewordene Wachturmstelle besitzt einen quadratischen Grundriss mit einem Umfang von 8,20 × 8,20 Metern.[12] Der Turm wurde höchstwahrscheinlich in nabatäischer Zeit errichtet und während der spätrömisch-frühbyzantinischen Periode erneut militärisch genutzt.[28] Die Ruine des Bauwerks befindet sich über dem Nordufer des bedeutenden Wadi es-Su’eida und bietet neben einem guten Ausblick in das Trockental selbst auch Fernsicht nach Westen, Osten und Norden. Neben dem Qaşr eth-Thuraiya kann auch der rückwärtige Wachturm Qasr el-ʿAl[29] eingesehen werden. Die auf 730 Höhenmetern errichtete Turmstelle wurde von dem österreichischen Orientalisten Alois Musil (1868–1944) besucht, um sie nach einer Untersuchung und Vermessung in seinem 1907 veröffentlichten Kartenwerk „Arabia Petraea“ vermerken zu können. Musil betonte, dass dieser Turm ein hohes Potential als Signalstation gehabt haben könnte.[30] Im Jahr 1933 wurde der Qasr von dem Biblischen Archäologen Nelson Glueck (1900–1971) untersucht, der wie an vielen anderen Plätzen eine kleine Feldbegehung vornahm, um datierbare Keramikfragmente zu sammeln. Überraschenderweise konnte er keine einzige Scherbe finden.[31] Der Wachturm ist aus megalithisch wirkenden, roh gehauenen Bruchsteinblöcken errichtet worden, die aus Kalkstein bestehen. Insgesamt konnte Parker während seiner Untersuchungen noch eine Höhe bis zu zehn Schichten zählen. In der Ostmauer befindet sich der 0,75 Meter breite ebenerdige Zugang in den Turm. Im Gegensatz zu Glueck war Parker viele Jahrzehnte später erfolgreicher. Er und seine Mannschaft bargen 37 Keramikscherben.[32][21] Vom Qasr et-Tirsa konnte der südlich gelegene Burgus 206 eingesehen werden.[33]
AnzahlZeitstellungBemerkung
10frührömisch-nabatäischca. 63 v. Chr.–135 n. Chr.
9römisch-frühbyzantinischca. 63 v. Chr.–502 n. Chr.
18spätrömisch-frühbyzantinischca. 135–502
Limes-Arabicus-Projekt, Feld-Fundnr. 647AAuf rund 680 Höhenmetern befindet sich eine rechteckige Wachturmstelle,[14] die eine ausgezeichnete Fernsicht in alle Richtungen bot. Das 7,0 × 7,40 Meter umfassende Gebäude liegt auf einer Bergkuppe hoch über dem nördlich vorbeifließenden Wadi es-Suʿeida zu dem das Land über steile Klippen westlich und nördlich abfällt. Unterhalb der Turmstelle kreuzen sich zwei wichtige Wege. Durch das Wadi führt ein Pfad aus dem römischen Grenzgebiet nach Osten in die Wüste, gleichzeitig gelangt dort die Limesbegleitstraße über eine Furt des Wadis es-Su’eida hinauf zum Qasr et-Tirsa. Wahrscheinlich befand sich in der nördlichen Seitenwand des Bauwerks ein ebenerdiger Zugang. Der Bau, der die Furt über das Wadi schützte, ist in typisch nabatäischer Manier errichtet worden und besteht aus teils mächtigen, roh behauenen Kalksteinblöcken, die in Trockenbauweise aufgeführt wurden. Während der spätrömisch-frühbyzantinischen Periode wurde der Turm erneut besetzt. Parker und seine Mannschaft führten während der Dauer des Limes-Arabicus-Projekts zwei Feldbegehungen am Turm durch. Es wurden zuerst 74 Keramikfragmente und bei der zweiten Suche nochmals 61 Scherben geborgen. In der folgenden Tabelle wurden beide Untersuchungen zusammengeführt.[34]
AnzahlZeitstellungBemerkung
9kupferzeitlich/frühbronzezeitlich4500–1950 v. Chr.
5eisenzeitlichca. 1200–539 v. Chr.
32frührömisch-nabatäischca. 63 v. Chr.–135 n. Chr.
2spätrömisch IVca. 284–324
70spätrömisch-frühbyzantinischca. 135–502
13frühbyzantinischca. 324–502
1ayyubidisch-mamelukischca. 1174–1516
1modern
2unbestimmt
Limes-Arabicus-Projekt, Feld-Fundnr. 206Der auf 678 Metern gelegene namenlose Burgus[13] befindet sich auf einer Anhöhe, die nach Norden hin abfällt und nach rund 100 Metern in einem kleinen Trockental fußt. Das ostnordöstlich verlaufende Tal mündet nach rund 800 Metern im Wadi es-Suʿeida. Dabei umgeht das kleine Wadi einen über 700 Meter Bergrücken, der sich von Westen nach Osten erstreckt. Die Trasse der Limesbegleitstraße folgt unterhalb des Burgus dem Bett des kleinen Trockentals, zieht anschließend im Wadi es-Suʿeida kurz nach Nordwesten und steigt dann auf das Plateau zum Qasr et-Tirsa an, um zum rund 2,50 Kilometer entfernten Quadriburgium Qasr eth Thuraya zu führen.

Der Burgus besitzt einen quadratischen Grundriss mit einem Umfang von 10 × 10 Metern und erhielt durch das Limes-Arabicus-Project die Feld-Fundnummer 206. Im Gegensatz zu vielen anderen eisenzeitlichen und nabatäischen Turmstellen, die von den Römern wiederbesetzt wurden, ist dieser Burgus höchstwahrscheinlich erst in spätrömischer Zeit entstanden. Er gehört wahrscheinlich wie das Praetorium Mobeni und andere spätrömische Befestigungen in die Regierungszeit des Kaisers Diokletian. Das in Mörtel gesetzte Kalksteinmauerwerk besteht aus Bruchsteinen unterschiedlicher Größe und wurde aus ungleichmäßigen Steinlagen aufgebaut. Die Bauweise ähnelt derjenigen wie sie am Praetorium Mobeni, am rückwärtigen Qasr el-Maqhaz[35] und am Qasr Abu Rukba[36] beobachtet werden kann. Die besonders gut erhaltene Südseite des Burgus 206 lässt erkennen, dass dieses Bauwerk ohne Parterre mindestens drei Stockwerke besaß. Im Turminneren wurde entlang der Mauerwandung eine steinerne Treppe eingebaut, über die das Wachpersonal die oberen Geschosse erreichen konnte. Der ebenerdige Zugang in den Burgus befand sich an der Nordseite. Über der dort eingebauten Türe befand sich ein großes Fenster.

Nach Parker war der Burgus mit ziemlicher Sicherheit dazu bestimmt, die Furt durch das Wadi sowie den Verkehr entlang der Wadi zu kontrollieren. Parker konnte insgesamt 44 Keramikfragmente an diesem Burgus sammeln.[33][21] Vom Burgus 206 konnte der gegenüberliegende Qasr et-Tirsa am Nordufer des Wadi es-Suʿeida eingesehen werden.[33]

AnzahlZeitstellungBemerkung[21]
1spätrömisch IIIca. 235–284
1spätrömisch IVca. 284–324
36spätrömisch-frühbyzantinischca. 135–502
3frühbyzantinischca. 324–502
3unbestimmt
Limes-Arabicus-Projekt, Feld-Fundnr. 205Auf knapp über 770 Höhenmetern befindet sich zwischen zwei kurzen zum Wadi es-Suʿeida ziehenden Trockentälern am Ende eines Bergsporns, ein rund 9 × 10 Meter großer namenloses rechteckiger Wachturm.[37] Insbesondere das im Osten unterhalb der Turmstelle vorbeiziehende Trockental hat sich tief in die Landschaft eingeschnitten. Die Trasse der Limesbegleitstraße zieht hier vorbei nach Norden. Das nördlich gelegenen, rund 1,50 Kilometer entfernte Wadi es-Suʿeida ist von hier genauso einsehbar wie der Burgus 206 und der Wachturm Qasr el-ʿAl im Westen. Der nordnordöstlich orientierte Turm besteht aus teils mächtigen Kalksteinblöcken die in Trockenbauweise errichtet wurden. Parker zählte bei seiner Untersuchung noch eine Mindesthöhe von sechs Schichten. An der ostsüdöstlichen Wand konnte er Reste eines griechischen Textes in roter Farbe erkennen, doch war dieser zu schlecht erhalten, um entziffert werden zu können. Der Bau machte den Eindruck einer typisch nabatäischen Konstruktion. Dazu fanden sich neben nabatäischen auch reichliche spätrömisch-frühbyzantinische Keramikscherben, die eine Wiederbesetzung durch römisches Militär verdeutlichten. Möglicherweise stand dieser Militärposten genau an diesem Platz, um eine verwundbaren Stelle der Limesstraße zu überwachen.[33]
AnzahlZeitstellungBemerkung
151frührömisch-nabatäischca. 63 v. Chr.–135 n. Chr.
92spätrömisch-frühbyzantinischca. 135–502
1frühbyzantinischca. 324–502
Limes-Arabicus-Projekt, Feld-Nr. 207Auf rund 780 Höhenmetern dokumentierte Parker einen kleinen Wachturm mit einem Umfang von rund 3 × 3 Metern auf einer Hügelkuppe.[38] Von diesem Bauwerk hatten die Soldaten gute Sicht auf das Praetorium Mobeni, den rückwärtige Wachturm Qasr el-ʿAl, das Tiefland in Richtung Westen und die topographisch unruhig modellierte Landschaft im Norden zum Wadi es-Suʿeida hin. Der Bau kann als Wachturm oder Signalplattform rekonstruiert werden. In unmittelbarer Nähe wurde 2018/2019 ein Hochspannungsmast errichtet. Parker konnte nach einer Feldbegehung lediglich sechs Keramikfragmente sammeln und nach der von ihm bis 2006 bearbeiteten Zeittafel datieren:[21]
AnzahlZeitstellungBemerkung
2frühbronzezeitlichca. 3300–1950 v. Chr.
1spätrömisch-frühbyzantinischca. 135–502
3frühbyzantinischca. 324–502
Limes-Arabicus-Projekt, Feld-Fundnr. 110Auf rund 780 Höhenmetern dokumentierten die Archäologen Vincent Anthony Clark von der Universität Melbourne und Parker[39] einen kleinen quadratischen Turm mit dem Umfang von 6,60 × 6,60 Metern.[40] Der Bau war als Trockenmauerwerk errichtet worden, das aus großen, grob zugerichteten Hornsteinblöcke bestand. Der Fundort befindet sich am Südhang eines Hügels und bot seiner Besatzung einen weiten Fernblick über das hügelige Hochland im Nordosten, Osten und Süden. Das nächstgelegene Kastell, das Praetorium Mobeni ließ sich 2,50 Kilometer weiter südlich erkennen. Vom Turmstandort aus ließ sich die Wüstenstraße aus beobachten, die das Praetorium Mobeni mit dem Qasr eth-Thuraiya verbindet. Östlich, nahe der Turmstelle befindet sich eine in den Fels gehauene Zisterne. Die Wissenschaftler des Limes-Arabicus-Projekts konnten an diesem Fundort insgesamt 27 Keramikfragmente sammeln.[41] Nur rund 1,20 Kilometer weiter westlich lag der in spätrömischer Zeit besetzter Wachturm mit Parkers Feld-Nr. 207.
AnzahlZeitstellungBemerkung
3frührömisch-nabatäischca. 63 v. Chr.–135 n. Chr.
3spätrömisch-frühbyzantinischca. 135–502 n. Chr.
21unbestimmt
Praetorium Mobeni

Literatur

  • Samuel Thomas Parker (Hrsg.): The Roman Frontier in Central Jordan. Final Report on the Limes Arabicus Project, 1980–1989 (= Dumbarton Oaks Studies 40), Washington, D.C., 2006, ISBN 0-88402-298-6.
  • Samuel Thomas Parker: Romans and Saracens. A History of the Arabian Frontier. (= Dissertation Series/American Schools of Oriental Research 6), Eisenbrauns, Winona Lake 1986, ISBN 0-89757-106-1, S. 50.
  • David L. Kennedy: The Roman Army in Jordan. Council for British Research in the Levant, Henry Ling, London 2004, ISBN 0-9539102-1-0, S. 140–141.
  • Samuel Thomas Parker: Archaeological Survey of the „Limes Arabicus“: A Preliminary Report. In: Annual of the Department of Antiquities of Jordan 21, 1976, S. 19–31.
  • Hans-Peter Kuhnen (Hrsg.): Wüstengrenze des Imperium Romanum. Der römische Limes in Israel und Jordanien. Nünnerich-Asmus, Mainz 2018, ISBN 978-3-96176-010-7.

Anmerkungen

  1. a b c d e f g h Samuel Thomas Parker: Romans and Saracens. A History of the Arabian Frontier. (= Dissertation Series/American Schools of Oriental Research 6), Eisenbrauns, Winona Lake 1986, ISBN 0-89757-106-1, S. 50.
  2. a b c d e Samuel Thomas Parker: History of the Roman Frontier East of the Dead Sea. In: Samuel Thomas Parker (Hrsg.): The Roman Frontier in Central Jordan. Final Report on the Limes Arabicus Project, 1980–1989 (= Dumbarton Oaks Studies 40), Washington, D.C., 2006, ISBN 0-88402-298-6; S. 517 ff.; hier: S. 549.
  3. a b Samuel Thomas Parker: History of the Roman Frontier East of the Dead Sea. In: Samuel Thomas Parker (Hrsg.): The Roman Frontier in Central Jordan. Final Report on the Limes Arabicus Project, 1980–1989 (= Dumbarton Oaks Studies 40), Washington, D.C., 2006, ISBN 0-88402-298-6, Table 2.16.
  4. Qasr Saliya
  5. Samuel Thomas Parker: Romans and Saracens. A History of the Arabian Frontier. (= Dissertation Series/American Schools of Oriental Research 6), Eisenbrauns, Winona Lake 1986, ISBN 0-89757-106-1, S. 9.
  6. Praetorium Mobeni
  7. a b Ariel S. Lewin: Kastron Mefaa, the 'Equites promoti indigenae' and the creation of a late Roman frontier. In: Liber annuus 51 (2001), p. 293–304.
  8. a b Heinz Ullrich Baierle: Vegetation und Flora im südwestlichen Jordanien (= Dissertationes Botanicae 200), Cramer/Borntraeger, Berlin, Stuttgart 1993, ISBN 3-443-64112-1, S. 11.
  9. Kastron Mefaa
  10. Wachturm er-Rama
  11. Samuel Thomas Parker (Hrsg.): The Roman Frontier in Central Jordan. Final Report on the Limes Arabicus Project, 1980–1989 (= Dumbarton Oaks Studies 40), Washington, D.C., 2006, ISBN 978-0-88402-298-5, S. 55.
  12. a b Wachturm Qasr et-Tirsa
  13. a b Wachturm, Limes-Arabicus-Projekt, Feld-Fundnr. 206
  14. a b Wachturm, Limes-Arabicus-Projekt, Feld-Fundnr. 647A
  15. Alfred von Domaszewski, Rudolf Ernst Brünnow: Die Provincia Arabia auf Grund zweier in den Jahren 1897 und 1898 unternommenen Reisen und der Berichte früherer Reisender beschrieben. Band 2: Der äußere Limes und die Römerstraßen von el-Ma’an bis Bosra. Trübner, Straßburg 1905. S. 62–63.
  16. Samuel Thomas Parker, Paul M. McDermott: A Military Building Inscription from Roman Arabia. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 28 (1978), S. 61–66; hier: S. 61.
  17. Samuel Thomas Parker: Archaeological Survey of the „Limes Arabicus“: A Preliminary Report. In: Annual of the Department of Antiquities of Jordan 21, 1976, S. 19–31; hier: S. 23.
  18. David L. Kennedy: The Roman Army in Jordan. Council for British Research in the Levant, Henry Ling, London 2004, ISBN 0-9539102-1-0, S. 140–141.
  19. Samuel Thomas Parker, John Wilson Betlyon, Michael R. Toplyn: Preliminary Report on the 1987 Season of the Limes Arabicus Project (= Bulletin of the American Schools of Oriental Research. Supplementary Studies 26). Preliminary Reports of ASOR-Sponsored Excavations 1983–1987, The American Schools of Oriental Research, 1990, S. 89–136; hier: S. 90.
  20. Samuel Thomas Parker: Romans and Saracens. A History of the Arabian Frontier. (= Dissertation Series/American Schools of Oriental Research 6), Eisenbrauns, Winona Lake 1986, ISBN 0-89757-106-1. S. 11.
  21. a b c d e f Samuel Thomas Parker (Hrsg.): The Roman Frontier in Central Jordan. Final Report on the Limes Arabicus Project, 1980–1989. Band 2 (= Dumbarton Oaks Studies 40), Washington, D.C., 2006, ISBN 978-0-88402-298-5, S. 332.
  22. Hans-Peter Kuhnen: Wüstengrenze des Imperium Romanum – Die Schicksalsgrenze Roms im Orient von Augustus bis Heraclius. In: Hans-Peter Kuhnen (Hrsg.): Wüstengrenze des Imperium Romanum. Der römische Limes in Israel und Jordanien. Nünnerich-Asmus, Mainz 2018, ISBN 978-3-96176-010-7, S. 1–116; hier: S. 76.
  23. Hans-Peter Kuhnen: Wüstengrenze des Imperium Romanum – Die Schicksalsgrenze Roms im Orient von Augustus bis Heraclius. In: Hans-Peter Kuhnen (Hrsg.): Wüstengrenze des Imperium Romanum. Der römische Limes in Israel und Jordanien. Nünnerich-Asmus, Mainz 2018, ISBN 978-3-96176-010-7, S. 1–116; hier: S. 36.
  24. Samuel Thomas Parker: Romans and Saracens. A History of the Arabian Frontier. (= Dissertation Series/American Schools of Oriental Research 6), Eisenbrauns, Winona Lake 1986, ISBN 0-89757-106-1. S. 178.
  25. Samuel Thomas Parker: The Limes Arabicus Project. The 1985 Campaign. In: Annual of the Department of Antiquities of Jordan 30, 1986, S. 233–252; hier: S. 247.
  26. Hans-Peter Kuhnen: Wüstengrenze des Imperium Romanum – Die Schicksalsgrenze Roms im Orient von Augustus bis Heraclius. In: Hans-Peter Kuhnen (Hrsg.): Wüstengrenze des Imperium Romanum. Der römische Limes in Israel und Jordanien. Nünnerich-Asmus, Mainz 2018, ISBN 978-3-96176-010-7, S. 1–116; hier: S. 138.
  27. CIL 3, 14149.
  28. Samuel Thomas Parker (Hrsg.): The Roman Frontier in Central Jordan. Final Report on the Limes Arabicus Project, 1980–1989 (= Dumbarton Oaks Studies 40), Washington, D.C., 2006, ISBN 0-88402-298-6, S. 107.
  29. Wachturm Qasr el-ʿAl
  30. Alois Musil: Arabia Petraea. Holder, Wien 1907, S. 145–146.
  31. Nelson Glueck: Explorations in Eastern Palestine, I. In: The Annual of the American Schools of Oriental Research 14, 1933–1934, S. 34.
  32. Samuel Thomas Parker (Hrsg.): The Roman Frontier in Central Jordan. Final Report on the Limes Arabicus Project, 1980–1989. Band 1 (= Dumbarton Oaks Studies 40), Washington, D.C., 2006, ISBN 0-88402-298-6, S. 58–59.
  33. a b c d Samuel Thomas Parker (Hrsg.): The Roman Frontier in Central Jordan. Final Report on the Limes Arabicus Project, 1980–1989. Band 1 (= Dumbarton Oaks Studies 40), Washington, D.C., 2006, ISBN 0-88402-298-6, S. 59.
  34. Samuel Thomas Parker (Hrsg.): The Roman Frontier in Central Jordan. Final Report on the Limes Arabicus Project, 1980–1989. Band 1 (= Dumbarton Oaks Studies 40), Washington, D.C., 2006, ISBN 0-88402-298-6, S. 58.
  35. Burgus Qasr el-Maqhaz
  36. Burgus Qasr Abu Rukba
  37. Wachturm, Limes-Arabicus-Projekt, Feld-Fundnr. 205
  38. Den Höhenangaben Parkers entsprechend (780 m), müsste sich der Turm rund 540 m weiter westsüdwestlich befinden, dort würde auch seine sehr knappe Beschreibung besser passen. Nach seiner skizzenhaften Karte (The Roman Limes in Jordan. In: Studies in the History and Archaeology of Jordan 3, 1987, S. 160) ist der Punkt eher an der Stelle, die hier, in diesem Artikel angegebenen wird, zu finden – rechts von einem tief eingegrabenen Trockental, einem südlichen Zulauf zum Wadi es-Suʿeida. Die teils eh von den tatsächlichen Standorten der Bodendenkmäler abweichenden Daten aus dem „Digital Archaeological Atlas of the Holy Land (DAAHL)“ haben 2020 jedenfalls überhaupt nicht gepasst. Wachturm, Limes-Arabicus-Projekt, Feld-Fundnr. 207
  39. Vincent Anthony Clark, Samuel Thomas Parker: The late Roman Observation and Signaling System. In: Samuel Thomas Parker (Hrsg.): The Roman Frontier in Central Jordan. Interim Report on the Limes Arabicus Project, 1980–85 (=British Archaeological Reports, International Series 340), BAR Publishing, Oxford 1997, ISBN 0-86054-438-9. S. 165–181; hier: S. 176-77.
  40. Wachturm, Limes-Arabicus-Projekt, Feld-Fundnr.110
  41. Samuel Thomas Parker (Hrsg.): The Roman Frontier in Central Jordan. Final Report on the Limes Arabicus Project, 1980–1989 (= Dumbarton Oaks Studies 40), Washington, D.C., 2006, ISBN 0-88402-298-6, S. 64.

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Kleinkastell Qasr eth-Thuraiya, jordanischer Limes Arabicus.svg
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Das spätantike Kleinkastell Qasr eth-Thuraiya, am jordanischer Limes Arabicus.
Qasr Bshir, eastern wall.jpg
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Qasr Bshir, eastern wall.