Protze

Protze und Kutschbock (links) mit Feldgeschütz auf Lafette (rechts)
(c) Bundesarchiv, Bild 101I-316-1160-21A / Vack / CC-BY-SA 3.0
Protze mit Feldhaubitze 10,5 cm (Wehrmacht)
Protze mit Teigknetwagen
Festlicher Trauerzug mit Protze (2004).

Die Protze (von ital. birazzo = Zweiradkarren aus spätlat. birotium bzw. birotus = zweirädrig) ist ein einachsiger Karren, der zum Transport eines Geschützes mit der Lafette verbunden wird. Auf der Protze ist ein erhöhter Kutschbock für den Fahrer, eine Deichsel und Vorrichtungen für die Anspannung der Pferde. Protzen werden auch für Versorgungsfahrzeuge, wie Teigknetwagen (Vwf. 2), oder seltener bei Beerdigungen für den Transport von Särgen genutzt.

Beschreibung

Die Anspannung von Protzen erfolgt historisch mit Pferden, kann aber auch mit Artillerieschleppern besorgt werden. Durch die Einführung der Protze wird aus dem instabilen einachsigen Geschütz eine stabile Transporteinheit, die die Zugpferde nicht mehr mit ihrem Gewicht belastet und nur noch Zugkraft verlangt. Gleichzeitig konnte auf der Protze ein begrenzter Munitionsvorrat mitgeführt werden oder später bei der Fahrenden Artillerie ein Teil der Geschützbedienung aufsitzen. Protzen wurden danach auch als Vorderteile für andere militärische Fahrzeuge verwandt, u. a. für Gulaschkanonen oder Fahrzeuge der Feldbäckerei.

Des Weiteren wurden auch Feuerlöschgeräte, insbesondere Feuerspritzen, auf solche Karren montiert. Diese hießen Abprotzspritzen.[1]

Um ein Geschütz gefechtsbereit zu machen, muss es abgeprotzt werden, bevor es in Feuerstellung gebracht wird, d. h. die Protze wird entfernt und in der abseits gelegenen Protzenstellung abgestellt. Um die Marschbereitschaft wieder herzustellen, muss es aufgeprotzt werden.

Erstmals wurden Protzen von Kaiser Karl V. in der Schlacht bei Renty (1554) im fünften habsburgisch-französischen Krieg in Flandern eingesetzt. Seit dem Ersten Weltkrieg kamen auch erste motorisierte Protzen zum Einsatz. In den 1930er Jahren wurden von Reichswehr und Wehrmacht die „Krupp-Protzen“ beschafft und im Zweiten Weltkrieg neben den üblichen bespannten Protzen zum Transport von leichter Pak und Flak verwendet. Auch Kettenkräder und Motorradgespanne wie das Zündapp KS 750 Gespann waren hierfür mit Einheitsprotzhaken ausgestattet um sie als Artilleriezugmaschine nutzen zu können.

Siehe auch

Dolly (Anhänger)

Literatur

  • Oberkommando der Wehrmacht: Vorschrift D 162 – Anleitung für die Instandsetzung an der Protze (Jtf 14) und deren Abarten – 1939 – ISBN 978-3751918176.
  • H. Dv. 108, Die Protze (Itf 14) und deren Abarten. In: Oberbefehlshaber der Wehrmacht, im Auftrag (Hrsg.): Dienstvorschriften der Wehrmacht. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1936.

Weblinks

Commons: Protzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Protze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Historisches Feuerwehr-Lexikon. Freiwillige Feuerwehr München Abteilung Sendling, abgerufen am 5. Januar 2014.

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Bundesarchiv Bild 101I-316-1160-21A, Italien, Feldhaubitze in Fahrstellung.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 101I-316-1160-21A / Vack / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Ostfront.- Drei Artilleristen an leichter Haubitze () mit gegossenen Speichenrädern und Hartgummireifen für motorisierten Zug in Feuerstellung / beim Abschuss
H. Dv. 489-3, Vwf. 2, linke Seite.png
Dokument: H. Dv. 489-3, Das Verwaltungsgerät, Der Teigknetwagen (Vwf. 2) (linke Seite)
Begrafenis bernhard.jpg
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The funeral carriage of HRH Prince Bernhard of The Netherlands
Altes schweizerisches Feldgeschütz - CH-BAR - 3241540.tif
Altes schweizerisches Feldgeschütz
Darin: Artillerie
Original: Negativ; Glasplatte; Silberbromid; 13x18cm
Signatur: CH-BAR#E27#1000/721#14095#5535*