Preußische Farbfolge

Die Preußische Farbfolge diente zur farblichen Kennzeichnung der Reihenfolge von Verbänden oder Einheiten innerhalb eines militärischen Verbandes. Damit konnten Soldaten anhand von Schulterklappen und Schulterstücken, Troddeln und anderen Uniformteilen aufgrund unterschiedlicher Farben ihren jeweiligen Einheiten bzw. Formationen zugeordnet werden.

Preußische Farbfolge

Beschreibung

Farbfolge

Die nachfolgend aufgeführten Farben wurden mit A.K.O. vom 8. Mai 1818 zur Einführung befohlen und blieben bis 1918/9 in Kraft. Sie galt zunächst ausschließlich für die preußischen Truppenteile des Deutschen Bundesheeres, später übernahmen teilweise andere Kontingente dieses Farbmuster. Das Ganze funktionierte derart, dass man den Zahlen 1 bis 6 jeweils eine Farbe zuordnete, und zwar: [1]:

1.Weiß
2.Rot
3.Gelb
4.Blau
5.Grün
6.Schwarz

Die Farbe grün benötigte man erst ab 1862, als ein Teil der Kavallerie-Regimenter eine 5. Eskadron erhielt[2], Die Farbe schwarz wurde erst kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges eingeführt, weil es bis dahin Regimenter bzw. Bataillone mit 6 Kompagnien nicht gab. Vorübergehend stand statt schwarz die Farbe braun für die Zahl Sechs.

Portepee und Troddel

An der Farbgebung der Troddel (Mannschaften) bzw. des Portepees (Unteroffiziere und Offiziere) konnte man die Kompagnie-(bzw. Eskadrons- oder Batterie-) Zugehörigkeit innerhalb eines Regiments erkennen. Die Farbe des Schiebers war die des Bataillons bzw. der Abteilung, die Farbe des Kranzes die der Kompanie: War z. B. der Schieber rot und der Kranz weiß, so gehörte der Träger zum II. Bataillon (rot) und dort wieder zur 1. Kompagnie (weiß) bzw., wenn man die 12 Kompagnien des Infanterie-Regiments durchzählte, zur 5. Kompagnie. Als die Infanterie-Regimenter 1912/13 jeweils eine Maschinengewehr-Kompagnie (MGK) erhielten, wurde sie als 13. gezählt: Gelber Schieber, grüner Kranz[3].

Achselstücke und Achselklappen

Aus der Farbe der Achselstücke der Offiziere und der Achselklappen der Unteroffiziere und Mannschaften konnte man bis 1870 die Reihenfolge der Regimenter innerhalb ihres Armeekorps erkennen: Das Regiment mit der niedrigsten Nummer erhielt weiße, das mit der zweitniedrigsten Nummer rote Schulterklappen usw.

Dies änderte sich nach 1871: Die Garde behielt für ihre Infanterie- und Artillerie-Formationen das bisherige System bei, in den anderen preußischen Armeekorps wurde es geändert, alle Waffengattungen außer der Kavallerie erhielten Achselstücke bzw. Achselklappen in folgenden Farben:

  • I. und II. AK: weiß
  • III. und IV. AK: rot
  • V. und VI. AK: gelb
  • VII. und VIII. AK: blau
  • IX. und X. AK: weiß
  • XI. und XV. AK: rot
  • XVI. und XVII. AK: gelb
  • XVIII. und XX. AK (preuß. Teile): blau
  • XXI. AK: grün[4]

Trat ein Regiment zu einem anderen Armeekorps über (sehr häufig bei Aufstellung des XX. und XXI. Armeekorps 1912), so wechselten die Soldaten natürlich auch die Achselstücke bzw. -klappen.

Von den hier aufgezeigten Regeln gab es zahlreiche Ausnahmen. Diese hier aufzuführen würde zu weit führen, der Interessierte wird auf die unten aufgeführte Literatur verwiesen.

Merksprüche

Zum Einprägen der Farbfolge haben sich folgende Merksprüche gebildet:

  • „Wir rauchen gern billig grüne Brasil.“ (Infanterie)
  • „Wir rauchen gern billig grüne Sorte.“ (Kavallerie)
  • „Wir richten gerne bei guter Sicht“ (Artillerie)

Nach 1919

Nach 1919 wurde die preußische Farbfolge durch Nachfolgearmeen mit zusätzlichen Farben ergänzt, um die Weiternutzung in Bataillonen mit mehr als 5 Kompanien zu ermöglichen. Für das Jägerregiment 1 der Bundeswehr musste die Farbfolge sogar auf 10 Kompanien erweitert werden. Die historisch bedingten Unterschiede in der Kampfunterstützung setzen sich auch hier fort:

InfanterieArtillerie
6.BraunSchwarz
7.SchwarzBraun
8.ViolettViolett
9.OrangeOrange
10.TürkisTürkis

Bundeswehr

Inoffiziell knüpft auch die Bundeswehr in Teilbereichen an die preußische Farbfolge an. Die Borde der Verbandsabzeichen der meisten Brigaden vor 1990, teils auch noch danach, waren gemäß ihrer Ordnungszahl in der Farbfolge Weiß-Rot-Gelb gehalten (weißer Bord = „erste“ Brigade, rot = „zweite“ Brigade, gelb = „dritte“ Brigade).

Auch sind in internen Verbandsabzeichen verschiedener Einheiten die Kompaniefarben wiederzufinden. Des Weiteren werden sie teilweise in Form einer sogenannten „Ausbilderkordel“ (eine geflochtene Kordel in der jeweiligen Farbe an deren Ende eine Trillerpfeife befestigt ist, das eine Ende wird an der rechten Schulterklappe befestigt und das Ende mit der Pfeife wird in der Brusttasche verstaut) oder eine farbige Unterlage aus Filz die unter dem Barettabzeichen getragen wird. Diese Form der Kennzeichnung ist jedoch nicht offiziell und teilweise auch nur innerhalb der Einheiten oder Liegenschaften geduldet.

Die schwere, die 5. Kompanie, ist (aufgrund historischer Gegebenheiten) heute die Schwarze.

Literatur

  • Jürgen Kraus, Die feldgraue Uniformierung des Deutschen Heeres 1907–1918 Bd.I und II, Osnabrück 1999, ISBN 3-7648-2533-2
  • Paul Pietsch, Formations- und Uniformierungs-Geschichte des preußischen Heeres 1808–1914, Band I Hamburg 1963, Band II Hamburg 1966
  • Reglement über die Bekleidung und Ausrüstung der Truppen im Frieden, Berlin 1868
  • L. Schneider: Des Soldatenfreundes Instructionsbuch für den Cavalleristen/ Infanteristen, Berlin 1872/ 1875
  • A. Mila: Geschichte der Bekleidung und Ausrüstung der Königlich Preußischen Armee 1808–1878, Berlin 1878
  • A. Mila: Uniformierungsliste des Deutschen Reichs-Heeres und der Kaiserlich Deutschen Marine, Berlin 1881
  • D.V.E. Nr. 122: Bekleidfungsordnung 2. Teil Preußen, Berlin 1903
  • D.V.E. Nr. 317: Bekleidfungsvorschrift für Offiziere, Sanitätsoffiziere und Veterinäroffiziere des Königlich Preußischen Heeres vom 15.5.1899, Berlin 1911
  • D.V. Nr. 365: Bekleidfungsvorschrift für Offiziere, Sanitätsoffiziere und Veterinäroffiziere des Königlich Bayeriischen Heeres, München 1904–1914
  • Herbert Knötel d. J., Paul Pietsch, Baron Callas: Das Deutsche Heer, Friedensuniformen bei Ausbruch des Weltkrieges, 3 Bde., Stuttgart 1982, ISBN 3-440-81054-2, zit. als „Knötel“
  • B. Friedag, Führer durch Heer und Flotte 1914, Nachdruck Krefeld 1974

Weblinks

[1]

Einzelnachweise

  1. Pietsch Bd.I S. 125
  2. Rang- und Quartierliste der Königlich Preußischen Armee und Marine für das Jahr 1862, Berlin 1862, S. 218ff
  3. Kraus I S. 509
  4. Knötel Bd. II Taf. 41

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Panzerbrigade 3
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Panzerbrigade 2
Farben Troddeln Faustriemen.jpg
Farben der Troddeln und Faustriemen der Wehrmacht.

Als Merksatz für die Zuordnung der Farben gab es den Spruch:

Wir = weiß
rauchen = rot
gerne = gelb
billige = blaue
gute = grün
Brasil = braun