Pratinas von Phleius

Pratinas von Phleius (altgriechisch Πρατίνας Pratínas; † wohl vor 467 v. Chr.) war einer der frühesten Tragödiendichter Athens im antiken Griechenland und gilt als Begründer des Satyrspiels.

Leben und Werk

Pratinas, Sohn eines Pyrrhonides oder Enkomios, stammte aus Phleius nahe Korinth auf der nordöstlichen Peloponnes. Er nahm um 500 v. Chr. an literarischen Wettkämpfen teil und maß sich mit Choirilos sowie dem später berühmten Tragödiendichter Aischylos beim musischen Agon der Dionysien in der 70. Olympiade (499/96 v. Chr.).[1] Pratinas hatte einen Sohn namens Aristias, der ebenfalls dichtete.[2]

Sein größtes Verdienst ist die „Erfindung“ der dramatischen Gattung des Satyrspiels, bei der es sich um eine Neugestaltung der aus dem dorischen Umkreis bekannten kyklischen Chöre der Satyrn gehandelt haben kann. Allein 32 seiner rund 50 Werke sollen Satyrspiele gewesen sein.[1] Namentlich bekannt sind von seinen tragischen Werken lediglich das Satyrspiel Palaistai („Ritter“) sowie die Tragödien Perseus und Tantalos, die von seinem Sohn Aristias im Jahr 467 v. Chr. im Rahmen der tragischen Wettkämpfe aufgeführt worden waren, aber den Stücken des Aischylos unterlagen.[3] Von Pratinas ist ein größeres Fragment eines Chorlieds namens „Hyporchema“ („Tanzlied“) bei Athenaios[4] erhalten, in dem ein burlesker Chor gegen eine anderweitige Verwendung seines Tanzplatzes protestiert. Während Thespis dem Satyrspiel Neuerungen angedeihen ließ, verstand sich Pratinas als poetischer Vertreter der Traditionalisten. Laut Suda war er einmal bei den tragischen Wettkämpfen erfolgreich.[1]

Literatur

  • Albrecht Dihle: Griechische Literaturgeschichte. C. H. Beck. München 1991, ISBN 3-406-34887-4, S. 210 f.
  • Max Pohlenz: Das Satyrspiel und Pratinas von Phleius. In: Nachrichten der Göttinger Gelehrten Gesellschaft 1927, S. 298–321.
  • Rebecca Lämmle: Das Satyrspiel. In: Bernhard Zimmermann (Hrsg.): Handbuch der griechischen Literatur der Antike, Band 1: Die Literatur der archaischen und klassischen Zeit. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-57673-7, S. 611–663, hier: 635–637
  • Albin Lesky: Geschichte der griechischen Literatur. Francke, Berlin/München 1971, ISBN 3-7720-0050-9, S. 268 f.

Anmerkungen

  1. a b c Suda, Stichwort Πρατίνας, Adler-Nummer: pi 2230, Suda-Online
  2. Pausanias 2,13,6.
  3. Inscriptiones Graecae II2 2853, 21-32; Bruno Snell: Tragicorum Graecorum Fragmenta. Band 1: Didaskalien, Kataloge, Fragmente kleinerer Tragiker, 2., verbesserte Auflage 1986, Nr. C467.
  4. Athenaios, Deipnosophistai 14,6,17.