Praseodym

Eigenschaften
Allgemein
Name, Symbol, OrdnungszahlPraseodym, Pr, 59
ElementkategorieLanthanoide
Gruppe, Periode, BlockLa, 6, f
Aussehensilbrig weiß,
gelblicher Farbton
CAS-Nummer

7440-10-0

EG-Nummer231-120-3
ECHA-InfoCard100.028.291
Massenanteil an der Erdhülle5,2 ppm (49. Rang)[1]
Atomar[2]
Atommasse140,90766(1)[3] u
Atomradius (berechnet)185 (247) pm
Kovalenter Radius203 pm
Elektronenkonfiguration[Xe] 4f3 6s2
1. Ionisierungsenergie5.4702(4) eV[4]527.79 kJ/mol[5]
2. Ionisierungsenergie10.631(20) eV[4]1025.7 kJ/mol[5]
3. Ionisierungsenergie21.6237(25) eV[4]2086.37 kJ/mol[5]
4. Ionisierungsenergie38.981(25) eV[4]3761.1 kJ/mol[5]
5. Ionisierungsenergie57.53(5) eV[4]5550 kJ/mol[5]
Physikalisch[2]
Aggregatzustandfest
Kristallstrukturhexagonal
Dichte6,475 g/cm3 (25 °C)[6]
Magnetismusparamagnetisch (χm = 2,9 · 10−3)[7]
Schmelzpunkt1208 K (935 °C)
Siedepunkt3403 K[8] (3130 °C)
Molares Volumen20,80 · 10−6 m3·mol−1
Verdampfungsenthalpie331 kJ/mol[8]
Schmelzenthalpie6,9 kJ·mol−1
Schallgeschwindigkeit2280 m·s−1 bei 293,15 K
Elektrische Leitfähigkeit1,43 · 106 S·m−1
Wärmeleitfähigkeit13 W·m−1·K−1
Chemisch[2]
Oxidationszustände+2, +3, +4
Normalpotential−2,35 V (Pr3+ + 3 e → Pr)
Elektronegativität1,13 (Pauling-Skala)
Isotope
IsotopNHt1/2ZAZE (MeV)ZP
137Pr{syn.}1,28 hε2,702137Ce
138Pr{syn.}1,45 minε4,437138Ce
139Pr{syn.}4,41 hε2,129139Ce
140Pr{syn.}3,39 minε3,388140Ce
141Pr100 %Stabil
142Pr{syn.}19,12 hβ2,162142Nd
ε0,745142Ce
143Pr{syn.}13,57 dβ0,934143Nd
144Pr{syn.}17,28 minβ2,997144Nd
145Pr{syn.}5,984 hβ1,805145Nd
Weitere Isotope siehe Liste der Isotope
NMR-Eigenschaften
Kernspinγ in
rad·T−1·s−1
Er (1H)fL bei
B = 4,7 T
in MHz
141Pr5/28,1397 · 10730,062
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[9]

Pulver

Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-SätzeH: 250
P: 222​‐​231​‐​422[9]
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Praseodym ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Pr und der Ordnungszahl 59. Im Periodensystem steht es in der Gruppe der Lanthanoide und zählt damit auch zu den Metallen der Seltenen Erden. Von der Grünfärbung seiner Verbindungen kommt auch der Name: das griechische Wort πράσινος prásinos bedeutet „grün“, δίδυμος didymos „doppelt“ oder „Zwilling“.

Geschichte

Carl Auer von Welsbach

1838 entdeckte Carl Gustav Mosander in Cerit ein neues Element, das er Lanthan nannte. Mosander untersuchte das Lanthan weiter und konnte 1940 amethystfarbenes Lanthansulfat in zwei Fraktionen teilen. Zum einen erhielt er farblose Kristalle, für die er den Namen Lanthan beibehielt und zum anderen rote eines weiteren Elementes. Für dieses wählte er den Namen Didym nach dem griechischen δίδυμος, ‚Zwilling‘.[10] Während er Lanthanoxid in sehr guter Reinheit gewinnen konnte, gelang ihm dies beim Didym nicht. Mosander vermutete, dass Didym ein Doppelsalz mit einem anderen Element, wahrscheinlich Lanthan, bildete, konnte die Bestandteile aber nicht trennen.[11]

Marc Delafontaine verglich 1878 Didym, das aus Samarskit gewonnen wurde, mit dem aus Cerit extrahierten. Dabei erkannte er, dass die Absorptionsspektren unterschiedlich waren, dass Didym also eine Mischung mehrerer Elemente sein musste.[12] 1879 konnte Paul Émile Lecoq de Boisbaudran das Samarium aus Didym isolieren.[13][14] Sowohl Per Teodor Cleve als auch Bohuslav Brauner versuchten, das Atomgewicht des Didyms zu bestimmen. Dabei stellten sie fest, dass bei fraktionierter Kristallisation verschiedene Fraktionen unterschiedliche Gewichte von 142 bis 146 aufwiesen, also verschiedene Elemente enthalten sein mussten.[15]

Schließlich gelang es 1885 Carl Auer von Welsbach, Didym durch fraktionierte Kristallisation der Ammonium-Didym-Nitrate (NH4)2Di(NO3)5 · 4H2O in zwei verschiedene Salze zu trennen. Eines der Elemente zeigte sowohl in Lösung als auch in verschiedenen Salzen eine grüne Farbe, während das andere eine rosafarbene Lösung und amethystfarbene Kristalle bildete. Ein weiterer, von Auer von Welsbach gefundener Unterschied war es, dass das „grüne Element“ ein zweites, schwarzbraunes, leicht zum grünen Sesquioxid reduzierbares Oxid bildete, was das zweite Element nicht machte. Er nannte das erste Element auf Grund der typischen Farbe nach dem griechischen πράσινος prásinos, ‚grün‘ Praseodym (der „grüne Zwilling“), das zweite nach dem griechischen νεοσ neos ‚neu‘ Neodym (der „neue Zwilling“).[16][17]

Die Darstellung metallischen Praseodyms gelang 1903 Wilhelm Muthmann durch Elektrolyse geschmolzenen Praseodym(III)-chlorids. Dabei störte die plötzliche und heftige Bildung von Praseodym(III,IV)-oxid in Form einer schwarzen, nicht schmelzbaren Schlacke. Diese Reaktion konnt Muthmann durch eine langsame Erhöhung der Stromstärke auf maximal 70 Ampere vermeiden. Für das Metall konnte er ein spezifisches Gewicht von 6,4754 und einen Schmelzpunkt von 940 °C bestimmen, was nahe an den tatsächlichen Werten liegt.[18]

Erstmals verwendet wurde Praseodym 1927, als die Auergesellschaft zum 70. Geburstag von Carl Auer von Welsbach zwei Glasvasen herstellte, die mit Praseodym und Neodym grün beziehungsweise violett gefärbt waren.[19] Ab 1929 stellte Moser unter dem Markennamen Prasemit auch kommerziell Vasen her, die mit Praseodym gefärbt waren.[20]

Vorkommen

Praseodym kommt in natürlicher Form nur in chemischen Verbindungen vergesellschaftet mit anderen Lanthanoiden, hauptsächlich in folgenden Mineralien vor:

Die weltweiten Reserven werden auf 4 Millionen Tonnen geschätzt.

Gewinnung und Herstellung

Wie bei allen Lanthanoiden werden zuerst die Erze durch Flotation angereichert, danach die Metalle in entsprechende Halogenide umgewandelt und durch fraktionierte Kristallisation, Ionenaustausch oder Extraktion getrennt.

Das Metall wird durch Schmelzflusselektrolyse oder Reduktion mit Calcium gewonnen.

Eigenschaften

Kristallstruktur des Praseodyms
Praseodym

Physikalische Eigenschaften

Praseodym ist ein weiches, silberweißes paramagnetisches Metall, das zu den Lanthanoiden und Metallen der Seltenen Erden gehört. Bei 798 °C wandelt sich das hexagonale α-Pr in das kubisch-raumzentrierte β-Pr um.

Chemische Eigenschaften

Bei hohen Temperaturen verbrennt Praseodym zum Sesquioxid Pr2O3. Es ist in Luft etwas korrosionsbeständiger als Europium, Lanthan oder Cer, bildet aber leicht eine grüne Oxidschicht aus, die an der Luft abblättert. Mit Wasser reagiert es unter Bildung von Wasserstoff zum Praseodymhydroxid (Pr(OH)3). Praseodym tritt in seinen Verbindungen drei- und vierwertig auf, wobei die dreiwertige Oxidationszahl die häufigere ist. Pr(III)-Ionen sind gelbgrün, Pr(IV)-Ionen gelb. Unter besonderen reduktiven Bedingungen kann auch zweiwertiges Praseodym erzeugt werden, z. B. im Praseodym(II,III)-iodid (Pr2I5).

Isotope

Natürliches Praseodym besteht nur aus dem stabilen Isotop 141Pr. 38 weitere radioaktive Isotope sind bekannt, wobei 143Pr und 142Pr mit einer Halbwertszeit von 13,57 Tagen beziehungsweise 19,12 Stunden die langlebigsten sind. Alle anderen Isotope haben Halbwertszeiten von weniger als 6 Stunden, die meisten sogar weniger als 33 Sekunden. Es gibt auch 6 metastabile Zustände, wobei 138mPr (t½ 2,12 Stunden), 142mPr (t½ 14,6 Minuten) und 134mPr (t½ 11 Minuten) die stabilsten sind.

Die Isotope bewegen sich in einem Atommassenbereich von 120,955 (121Pr) bis 158,955 (159Pr).

Verwendung

Verbindungen

Oxide

Halogenide

Bekannt sind von allen Oxidationsstufen mehrere Halogenide beispielsweise Praseodym(III)-fluorid (PrF3), Praseodym(IV)-fluorid (PrF4), Praseodym(III)-chlorid (PrCl3), Praseodym(III)-bromid (PrBr3), Praseodym(III)-iodid (PrI3), Praseodym(II,III)-iodid (Pr2I5). Die dreiwertigen Halogenide bilden verschiedene Hydrate.

Außerdem bildet es mehrere Fluoridokomplexe wie z. B. das K2[PrF6] mit vierwertigem Pr.

Andere Verbindungen

Binäre Verbindungen sind z. B. Praseodym(III)-sulfid (Pr2S3), Praseodymnitrid (PrN), Praseodymphosphid (PrP).

Daneben ist Praseodym in diversen Salzen, wie dem hygroskopischen Praseodym(III)-nitrat (Pr(NO3)3 · x H2O), dem schön kristallisierenden Praseodym(III)-sulfat (Pr2(SO4)3 · 8 H2O) und anderen vertreten.

Eine Übersicht über Praseodymverbindungen bietet die Kategorie:Praseodymverbindung.

Commons: Praseodym – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Praseodym – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Harry H. Binder: Lexikon der chemischen Elemente. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3.
  2. Die Werte für die Eigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, aus www.webelements.com (Praseodym) entnommen.
  3. IUPAC Commission on Isotopic Abundances and Atomic Weights: Standard Atomic Weights of 14 Chemical Elements Revised. In: Chemistry International. 40, 2018, S. 23, doi:10.1515/ci-2018-0409.
  4. a b c d e Eintrag zu praseodymium in Kramida, A., Ralchenko, Yu., Reader, J. und NIST ASD Team (2019): NIST Atomic Spectra Database (ver. 5.7.1). Hrsg.: National Institute of Standards and Technology, Gaithersburg, MD. doi:10.18434/T4W30F (physics.nist.gov/asd). Abgerufen am 11. Juni 2020.
  5. a b c d e Eintrag zu praseodymium bei WebElements, www.webelements.com, abgerufen am 11. Juni 2020.
  6. N. N. Greenwood, A. Earnshaw: Chemie der Elemente. 1. Auflage. VCH, Weinheim 1988, ISBN 3-527-26169-9, S. 1579.
  7. Robert C. Weast (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. CRC (Chemical Rubber Publishing Company), Boca Raton 1990, ISBN 0-8493-0470-9, S. E-129 bis E-145. Werte dort sind auf g/mol bezogen und in cgs-Einheiten angegeben. Der hier angegebene Wert ist der daraus berechnete maßeinheitslose SI-Wert.
  8. a b Yiming Zhang, Julian R. G. Evans, Shoufeng Yang: Corrected Values for Boiling Points and Enthalpies of Vaporization of Elements in Handbooks. In: Journal of Chemical & Engineering Data. 56, 2011, S. 328–337; doi:10.1021/je1011086.
  9. a b Datenblatt Praseodymium, powder bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 26. April 2017 (PDF).
  10. Carl Gustav Mosander: Ueber die das Cerium begleitenden neuen Metalle Lanthanium und Didymium, sowie über die mit der Yttererde vorkommenden neuen Metalle Erbium und Terbium. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 60, 1843, S. 297–315 (online auf Wikisource).
  11. Levy Tansjö: Carl Gustav Mosander and his research of rare earths. In: C.H. Evans (Hrsg.): Episodes from the History of the Rare Earth Elements. Band 15, Kluwer Academic Publishers 1996, ISBN 978-94-009-0287-9, S. 42–49.
  12. M. Delafontaine: La didyme de la cérite est probablement un mélange de plusiers corps. In: Comptes Rendus. Band 78, 1878, S. 634–635 (Digitalisat auf Gallica).
  13. Paul Émile Lecoq de Boisbaudran: Recherches sur le samarium, radical d’une terre nouvelle extraite de la samarskite. In: Comptes Rendus. Band 89, 1879, S. 212–214 (Digitalisat auf Gallica).
  14. F. Szabadvary, C. Evans: The 50 Years following Mosander. In: C.H. Evans (Hrsg.): Episodes from the History of the Rare Earth Elements. Band 15, Kluwer Academic Publishers 1996, ISBN 978-94-009-0287-9, S. 59–60.
  15. Roland Adunka, Mary Virginia Orna: Carl Auer von Welsbach: Chemist, Inventor, Entrepreneur. Springer, 2018, ISBN 978-3-319-77904-1, S. 37–39.
  16. Carl Auer v. Welsbach: Die Zerlegung des Didyms in seine Elemente. In: Monatshefte für Chemie. 6 (1), 1885, S. 477–491; doi:10.1007/BF01554643.
  17. Gerd Meyer: Die (ungleichen) Didymium-Zwillinge: Praseodym und Neodym. In: Chemie in unserer Zeit. 2001, Band 35, Nummer 2, S. 116–123 doi:10.1002/1521-3781(200104)35:2<116::AID-CIUZ116>3.0.CO;2-5.
  18. W. Muthmann, L. Weiss: I. Untersuchungen über die Metalle der Cergruppe. In: Justus Liebig s Annalen der Chemie. 1904, Band 331, Nummer 1, S. 1–46 doi:10.1002/jlac.19043310102.
  19. Roland Adunka, Mary Virginia Orna: Carl Auer von Welsbach: Chemist, Inventor, Entrepreneur. Springer, 2018, ISBN 978-3-319-77904-1, S. 37–39.
  20. Jan Mergl, Lenka Merglová Pánková: Moser 1857-2017. 1. Auflage, Moser, ISBN 978-80-270-1135-3, S. 123 (online).

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praseodymium

  • Bildbeschreibung: Praseodym unter Argongas
  • Quelle: Foto aus meiner Elementesammlung
  • Fotograf: Tomihahndorf
  • Datum: März 2006
Praseodymium sulphate octahydrate crystals.JPG
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Petri dish containing crystals of praseodymium sulphate octahydrate, crystallised from solution at room temperature.
Praseodymium(III)-chloride-heptahydrate.jpg
Photograph of a sample of praseodymium(III) chloride heptahydrate, PrCl3·7H2O