Präsidium des 19. Deutschen Bundestages

Das Präsidium des 19. Deutschen Bundestages bestand aus dem Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) sowie am Ende der Wahlperiode aus den fünf Stellvertretern Hans-Peter Friedrich (CSU), Dagmar Ziegler (SPD), Petra Pau (Die Linke), Wolfgang Kubicki (FDP) und Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen). Bis zu seinem Tod am 25. Oktober 2020 gehörte Thomas Oppermann (SPD) als Bundestagsvizepräsident dem Präsidium an. Am 26. November 2020 wurde Ziegler als seine Nachfolgerin gewählt.

Wahl des Präsidenten des Bundestages

Die Wahl des Bundestagspräsidenten fand in der konstituierenden Sitzung des am 24. September 2017 neu gewählten Bundestags am 24. Oktober 2017 statt. Den Wahlvorgang leitete der Alterspräsident Hermann Otto Solms (FDP). Der eigentliche Alterspräsident nach Jahren im Bundestag, Wolfgang Schäuble, hatte auf das Amt verzichtet, da wahrscheinlich war, dass er zum Bundestagspräsident gewählt werden würde.

Da die Union nach der Bundestagswahl weiterhin die stärkste Fraktion stellte, hatte sie traditionell das Recht, den Bundestagspräsidenten zu stellen. Die Unionsfraktion schlug den bisherigen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vor. Dieser erhielt 501 der 704 abgegebenen gültigen Stimmen, was 71,16 % entsprach, bei 173 Gegenstimmen, 30 Enthaltungen und einer ungültigen Stimme.[1]

Wahl der Vizepräsidenten

Der Wahl der Vizepräsidenten ging wie schon vier Jahre zuvor einer Abstimmung über die Zahl der Vizepräsidenten voraus. Jeder Fraktion wurde ein Vizepräsident zugebilligt; die Anzahl wurde auf sechs festgelegt. Wie zuvor wurden die Vizepräsidenten in geheimer Abstimmung gewählt, jedoch in einem zusammengefassten Wahlgang. Es kandidierten die bisherigen Vizepräsidentinnen Petra Pau (Die Linke) und Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen). Neu kandidierten Thomas Oppermann (SPD), Hans-Peter Friedrich (CSU), Wolfgang Kubicki (FDP) und Albrecht Glaser (AfD).

Ergebnis der Wahl der Vizepräsidenten am 24. Oktober 2017

Erster Wahlgang

KandidatJaNeinEnthaltungenUngültig
Hans-Peter Friedrich (CSU)507112822
Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen)489166453
Wolfgang Kubicki (FDP)4891001113
Petra Pau (Die Linke)456187546
Thomas Oppermann (SPD)396220826
Albrecht Glaser (AfD)1155502612

Damit waren Petra Pau, Claudia Roth, Thomas Oppermann, Hans-Peter Friedrich und Wolfgang Kubicki zu Bundestagsvizepräsidenten gewählt.

Zweiter Wahlgang

Da Albrecht Glaser im ersten Wahlgang nicht zum Bundestagsvizepräsidenten gewählt wurde, beantragte die AfD einen zweiten Wahlgang. Es wurden 697 Stimmen abgegeben.

KandidatJaAnteilNeinEnthaltungenUngültig
Albrecht Glaser (AfD)12317,67 %549241

Dritter Wahlgang

Da Albrecht Glaser auch im zweiten Wahlgang nicht zum Bundestagsvizepräsidenten gewählt wurde, beantragte die AfD einen dritten Wahlgang. Im dritten Wahlgang wäre Albrecht Glaser gewählt worden, wenn er eine relative Mehrheit der Stimmen erhalten hätte. Enthaltungen dabei blieben unberücksichtigt. Es wurden 685 Stimmen abgegeben.

KandidatJaAnteilNeinEnthaltungenUngültig
Albrecht Glaser (AfD)11416,64 %545260

Der wegen seiner Forderung, Muslimen Grundrechte zu entziehen, in den anderen Fraktionen umstrittene AfD-Kandidat Glaser scheiterte somit in allen drei Wahlgängen. Er hätte somit nur mit Zustimmung des Ältestenrates in einem vierten Wahlgang antreten können. Am 18. Januar 2018 entschied der Ältestenrat, eine weitere Kandidatur Glasers nicht zuzulassen.

Weitere Wahlgänge 2018 bis 2021

In weiteren Wahlgängen scheiterten die AfD-Fraktionsmitglieder Mariana Harder-Kühnel, Gerold Otten, Paul Podolay, Karsten Hilse und Harald Weyel jeweils dreimal.

Am 26. November 2020 wurde Dagmar Ziegler (SPD) als Nachfolgerin des verstorbenen Thomas Oppermann gewählt. Der gleichzeitig antretende Kandidat der AfD Harald Weyel scheiterte.[2][3] Damit gab es im Laufe der Legislaturperiode 18 vergebliche Versuche, der Partei einen Posten im Präsidium zu verschaffen. Am 11. August 2021 scheiterte die Partei beim Bundesverfassungsgericht mit einem diesbezüglichen Eilantrag.[4]

DatumNameParteiWahlgangabgegebene Stimmenbenötigte MehrheitJaNeinEnthaltungenungültige Stimmen
29. November 2018Mariana Harder-KühnelAfD1.654355223387440
13. Dezember 20182.659241377410
04. April 20193.665312199423430
11. April 2019Gerold OttenAfD1.634355210393310
16. Mai 20192.631205399261
06. Juni 20193.667319211426300
26. September 2019Paul PodolayAfD1.645355214397331
07. November 20192.638189430190
12. Dezember 20193.631298197397361
16. Januar 2020Karsten HilseAfD1.657355154473300
05. März 20202.644120509150
07. Mai 20203.656316129501260
26. November 2020Dagmar ZieglerSPD1.65735553683180
Harald WeyelAfD1.657355104528250
15. April 20212.638104517170
10. Juni 20213.651317101531190

Quellen

Einzelnachweise

  1. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2018/kw43-konstituierende-sitzung-nachher-530010
  2. Dagmar Ziegler zur Vizepräsidentin des Bundestages gewählt. In: bundestag.de. 26. November 2020, abgerufen am 27. November 2020.
  3. Vizepräsident des Bundestags: AfD-Mann Weyel versucht es erneut. 8. Juni 2021, abgerufen am 10. August 2021.
  4. Streit um Bundestagsvize – AfD mit Eilanträgen in Karlsruhe gescheitert. tagesschau.de, 11. August 2021, abgerufen am 11. August 2021.

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Autor/Urheber: Michael von der Lohe, Lizenz: CC BY 2.5
Wolfgang Schäuble, am 15. November 2019