Präsident der Europäischen Union

Als Präsident der Europäischen Union (EU-Präsident) wird in der Debatte um das politische System der Europäischen Union ein höchstes Amt im Sinne eines Staats- oder Regierungschefs diskutiert.

Allgemeine Verwendung

Als „EU-Präsident“ werden landläufig der Präsident des Europäischen Rates (des Kollegiums der Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten, einem politischen Planungsgremium) oder der Präsident der Europäischen Kommission (der obersten Exekutive) bezeichnet. Während der Präsident des Europäischen Rates für jeweils zweieinhalb Jahre vom Europäischen Rat alleine ernannt wird, benötigt der auf fünf Jahre gewählte Kommissionspräsident neben der Wahl durch den Europäischen Rat die Zustimmung des Europäischen Parlaments.

Die Stellung des Präsidenten des Europäischen Rates könnte man als die eines Staatspräsidenten bezeichnen, obwohl es strenggenommen in Nationalstaaten keine wirkliche Entsprechung für sein Amt gibt. Am ehesten vergleichbar ist in föderalen Staaten der Vorsitzende einer Versammlung der Chefs der Regierungen der Gliedstaaten (z. B. der Landeshauptleutekonferenz in Österreich), der aber meist bei weitem nicht dessen Einfluss hat. Das Amt des Präsidenten der Europäischen Kommission ist mit dem eines Ministerpräsidenten vergleichbar.

Der manchmal ebenfalls als „EU-Präsident“ bezeichnete Präsident des Europäischen Parlaments oder der Vorsitzende des Rates der Europäischen Union (dem Ministerrat, im Halbjahresturnus) sind beide als typische Parlamentsvorsitzende keine Staats- oder Regierungschefs, sondern Ordnungsorgane der obersten Instanzen der Legislative (Parlamentssprecher).

Galerie

EUFlag of Europe.svgEU Führungsspitze
(Ursula von der Leyen) 2019.07.16. Ursula von der Leyen presents her vision to MEPs 2 (cropped).jpg
© European Union 2019 – Source: EP, CC BY 4.0


Reformdebatte

Im Europäischen Konvent, der den EU-Verfassungsvertrag von 2004 ausarbeitete, wurde über eine Doppelfunktion diskutiert (Doppelhut-Debatte). Zur Debatte[1] stand im Verfassungskonvent der große Doppelhut,[2] nämlich die Zusammenlegung der Ämter des Kommissionspräsidenten und des Vorsitzenden des Europäischen Rates (wechselte im Halbjahresturnus der Staaten) zu einem Präsidenten der Europäischen Union. Ziel war dabei, die Europäische Kommission und den Europäischen Rat besser miteinander zu verzahnen und doppelte Zuständigkeiten bei der politischen Führung und in der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik abzubauen. Der Vorschlag des großen Doppelhuts konnte sich im Verfassungskonvent jedoch nicht durchsetzen. Stattdessen wurde das Amt eines hauptamtlichen Präsidenten des Europäischen Rates geschaffen. Das Amt ist nicht an das des Kommissionspräsidenten gekoppelt; allerdings schließt der EU-Vertrag nicht ausdrücklich aus, dass der Kommissionspräsident in Personalunion zugleich Ratspräsident sein könnte, falls der Europäische Rat dies beschließt. Die im Verfassungsvertrag enthaltenen Neuerungen wurden später im Vertrag von Lissabon übernommen und traten 2009 in Kraft.

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Ines Härtel: Handbuch Europäische Rechtsetzung. Springer, 2006, ISBN 3-540-30664-1, 2. Teil Die Kompetenzordnung der EU und die Akteure der Rechtssetzung, insb. S. 86 ff (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). Und: Olaf Leiße (Hrsg.): Die Europäische Union nach dem Vertrag von Lissabon. Verlag Springer DE, 2010, ISBN 978-3-531-16072-6, Kapitel 2 Das Effizienz- und das Demokratieproblem und der Lissabon-Vertrag, insb. S. 86 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Der „kleine Doppelhut“ ist die – durchgeführte – Zusammenlegung der beiden Außenminister-artigen Ämter der EU zum Hohen Vertreters der EU für Außen- und Sicherheitspolitik.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of Europe.svg
Die Europaflagge besteht aus einem Kranz aus zwölf goldenen, fünfzackigen, sich nicht berührenden Sternen auf azurblauem Hintergrund.

Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und erst 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen.

Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert.
Charles Michel (2018-01-31) (cropped).jpg
(c) Kremlin.ru, CC BY 4.0
Президент России Владимир Путин с Премьер-министром Бельгии Шарлем Мишелем
Roberta Metsola 2022.jpg
Autor/Urheber: European Parliament, Lizenz: CC BY 4.0
On Tuesday, MEPs elected Roberta Metsola (EPP, MT) as President of the European Parliament until 2024, with 458 votes in the first round.

Roberta Metsola won the election in the first voting round, where she received an absolute majority of 458 votes out of 690 cast in the remote secret vote, among three candidates. At the beginning of the day’s proceedings, Kosma Złotowski (ECR, PL) withdrew his candidacy, bringing the number of candidates down to three.

President Metsola will lead the Parliament in the second half of the current legislative term, until a new Parliament is constituted following the 2024 European Elections.

Vote results

Roberta Metsola (EPP, MT) 458 Alice Bah Kuhnke (Greens/EFA, SE) 101 Sira Rego (The Left, ES)57

Total votes cast: 690

Blank or invalid votes: 74

Absolute majority needed: 309

Who is Roberta Metsola? www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20220114IPR2101...

This photo is free to use under Creative Commons license CC-BY-4.0 and must be credited: "CC-BY-4.0: © European Union 2022 – Source: EP".
(Ursula von der Leyen) 2019.07.16. Ursula von der Leyen presents her vision to MEPs 2 (cropped).jpg
© European Union 2019 – Source: EP, CC BY 4.0
In a debate with MEPs, Ursula von der Leyen outlined her vision as Commission President.