Post Bay 75

Post Bay 75
Anzahl:84
Baujahr(e):1875–1882
Gattung:Post
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer:8.950 mm
Länge:7.445 mm
Höhe:3.922 mm
Breite:2.740 mm
Fester Radstand:4.370 mm
Nutzmasse:5.000 kg
Dienstmasse:10.000 kg
Raddurchmesser:1.014 mm
Bremse:Handbremse
Zugheizung:Ofenheizung
Kupplungstyp:Schraubenkupplung
Fußbodenhöhe:1.240 mm

Die bayerischen Post Bay 75 (nach DRG-Gattungskonventionen) waren zweiachsige Postwagen, welche nach Blatt-Nr. 118 des Wagenverzeichnisses von 1897 (Blatt-Nr. 187 des Verzeichnisses von 1913) als zweiter Typ der ersten Generation von Postwagen gebaut wurden.

Geschichte

Der Transport von Postsachen war auch in Bayern ein Staatsmonopol, welches mit Pferdekutschen bewältigt wurde. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn erwuchs dem Staat eine Konkurrenz. Mit dem Datum vom 30. April 1849[1] verpflichtete das Ministerium für Handel und öffentliche Arbeiten als oberste Aufsichtsbehörde über Post und Eisenbahnen die Generalverwaltung der Königlichen Posten und Eisenbahnen mit der Einführung von "bureaux ambulants" für den Postdienst. Mit entsprechenden Verträgen wurden daher alle Gesellschaften – auch staatliche – dazu verpflichtet, den Postdienst mitzutragen. Dies bedeutete, dass die Bahngesellschaft das geeignete Rollmaterial auf ihre Kosten beschaffen und zur Verfügung stellen musste, während das Personal von der Postverwaltung gestellt wurde. Bis zur Eingliederung der Bayerischen Postverwaltung in die Reichspost am 1. April 1920 waren daher alle Wagen im Eigentum der Bayerischen Staatsbahn.

Beschaffung

Die Wagen der ersten Generation werden in den Jahren zwischen 1861 und 1874 durch insgesamt 116 neue Wagen mit Wagenkästen zwischen 7.000 und 7.200 mm, eisernen Längsträgern sowie Heberlein-Schnellbremsen beschafft. Dieser folgte zwischen 1875 und 1882 eine zweite Bauart nach Blatt 187 der WSV von 1913 mit insgesamt 84 Wagen.

Konstruktive Merkmale

Untergestell

Der Rahmen der Wagen hatte noch eine Mischbauform aus Holz und Eisen. Bis auf die hölzernen Kopfschwellen (Pufferträger) waren alle Längs- und Querverbindungen aus Eisen. Die äußeren Längsträger hatten eine Doppel-T-Form. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen mit Sicherheitshaken nach VDEV, die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen Stangenpuffer mit einer Einbaulänge von 650 mm, die Pufferteller hatten einen Durchmesser von 370 mm.

Laufwerk

Die Wagen hatten genietete Fachwerkachshalter aus Flacheisen der kurzen, geraden Bauform. Gelagert waren die Achsen in geteilten Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper und einen Raddurchmesser von 1.014 mm. Die Federung bestand aus einer 9-lagigen Feder von 90 mm Breite und 1.750 mm Länge, die mit Federlaschen in den Federböcken befestigt waren.

Neben der Spindelhandbremsen im hochgesetzten Bremserhaus besaßen alle Wagen in der Grundausstattung Heberlein-Schnellbremsen (siehe WV von 1879, Skizze 75). Schon im WV von 1897 wurden für alle Wagen Westinghousebremsen nachgewiesen. Die Bremsen wirkten auf alle Räder beidseitig. Dabei hatten die Wagen die alte Bauform der bayerischen Bremsgestänge mit mittigem Umlenkhebel.

Wagenkasten

Das Wagenkastengerippe bestand aus einem hölzernen Ständerwerk. Es war außen mit Blech und innen mit Holz verkleidet. Die Seitenwände waren an den Unterseiten leicht eingezogen, die Stirnwände gerade. Die Wagen besaßen ein flach gewölbtes Dach. Sie hatten alle ein hochgesetztes, geschlossenes Bremserhaus, welches beidseitig und nur von außen zugänglich war. Die Wagen hatten alle durchgehende, seitliche Laufbretter und Anhaltestangen.

Der Innenraum war durch eine Zwischenwand in zwei etwa gleich große Hälften unterteilt. Auf der Seite des Bremserhauses befand sich der Packraum, auf der gegenüberliegenden Seite der Briefsortierraum. In der Wagenmitte befand sich auch der nach beiden Wagenhälften wirkende Ofen. Je Wagenhälfte gab es einen gepolsterten Sitz.

Gemäß dem WV von 1913 wurden bei den Wagen 15 117 und 15 189 Aborte eingebaut. Bei den Wagen 15 124 und 15 137 wurde sowohl die Zwischenwand als auch alle sonstigen Einbauten bis auf Ofen, Wasch- und Schreibtisch sowie dem darüber angebrachten Regal entfernt.

Ausstattung

Zur Beheizung verfügten die Wagen über eine Ofenheizung. Die Wagen waren alle mit einer Leitung für eine Dampfheizung ausgestattet. Die Beleuchtung erfolgte durch Öl-Lampen, bei einem Teil der Wagen durch Gas. Der Vorratsbehälter für das Leuchtgas hing in Wagenlängsrichtung am Rahmen.

Gemäß dem WV von 1913 wurden bei den Wagen 15 117 und 15 189 Aborte eingebaut. Bei den Wagen 15 124 und 15 137 wurde sowohl die Zwischenwand als auch alle sonstigen Einbauten bis auf Ofen, Wasch- und Schreibtisch sowie dem darüber angebrachten Regal entfernt.

Die Wagen erhielten die für die Außenseiten vorgeschriebene Lackierung in Grün und als Eigentumskennzeichnung die Aufschrift Königliche Bahn-Post[2].

Bemerkung

Schon im Verzeichnis von 1913 waren nicht mehr alle Wagen aufgeführt. Von den ursprünglich 84 Stück waren nur noch 46 Wagen im Bestand. Ein Teil der Wagen (insgesamt 10 Stück) wurden zu Gepäckpostwagen umgebaut (siehe Blatt 211).

Skizzen, Musterblätter, Fotos

Wagennummern

Die Daten sind im Wesentlichen nach den Wagenpark-Verzeichnissen der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen aufgestellt und nach dem Stande vom 1876, 1897 und 1913 sowie Daten aus dem Artikel von A. Mühl im Lok-Magazin 102 entnommen.

HerstelldatenWagennummern je Epoche
Gattungszeichen
FahrwerkAusstattungZusatzinfos
Bau-
jahr
Her-
steller
bis 1876ab 1876ab 1909
(1907)
DR
(ab 1923)
DRG
(ab 1930)
Aus-
gem.
Anz.
Achs.
Rad-
stand
(mm)
LüP-
(mm)
Brem-
sen
Unter-
Gest.
Lenk-
achs.
Bl.Hz.Anz.
Abort
Art u. Anzahl
der Abteile
(siehe Legende)
Bemerkung
Blatt-Nr. 187P.PostPostPost Bay 75Post b/07(siehe jeweilige Legende)BDGPZ
187512 97415 11515 11524.3708.950BrH,
Wbr
E,HGO,
L
11
12 97515 11615 116
12 97615 11715 117mit Abort
12 97715 118<1913
12 97815 119
12 97915 120
12 98015 121>1900wird zu Gepäckpostwagen (Blatt 210)
12 98115 122>1900
12 98215 123
12 98315 12415 124Umbau für Einschreibdienst
12 98415 125>1900wird zu Gepäckpostwagen (Blatt 210)
12 98515 12615 126
12 98615 12715 127
12 98715 128>1900wird zu Gepäckpostwagen (Blatt 210)
12 98815 129<1913
12 98915 130<1913
12 99015 131>1900wird zu Gepäckpostwagen (Blatt 210)
12 99115 13215 132
12 99215 134<191324.3708.950BrH,
Wbr
E,HPO,
L
11
12 99315 135
12 99415 136>190024.3708.950BrH,
Wbr
E,HGO,
L
11wird zu Gepäckpostwagen (Blatt 210)
12 99515 13715 137Umbau für Einschreibdienst
12 99615 138>1900wird zu Gepäckpostwagen (Blatt 210)
12 99715 139<1913
187719 15515 157>190024.3708.950BrH,
Wbr
E,HGO,
L
11wird zu Gepäckpostwagen (Blatt 210)
19 15615 15815 158
19 15715 159>1900wird zu Gepäckpostwagen (Blatt 210)
19 15815 160<1913
19 15915 161>1900wird zu Gepäckpostwagen (Blatt 210)
19 16015 162>1900wird zu Gepäckpostwagen (Blatt 210)
19 16115 16315 163
19 16215 16415 164
19 16315 165< 1913
19 16415 166<1913
19 16515 167<1913
19 16615 168<1913
19 16715 169<1913
19 16815 170< 1913
187820 17315 171<191324.3708.950BrH,
Wbr
E,HGO,
L
11
20 17415 172<1913
20 17515 17315 173
20 17615 17415 174
20 17715 175<1913
20 17815 17615 176
20 17915 17715 177
20 18015 17815 178
20 18115 17915 179
20 18215 18015 180
20 18315 181<1913
20 18415 182<1913
20 18515 18315 183
20 18615 18415 184
20 18715 185<1913
20 18815 18615 186
20 18915 18715 187
20 19015 188<1913
20 19115 18915 189mit Abort
20 19215 19015 190
20 19315 19115 191
20 194<1897
20 19515 19215 192
20 19615 19315 193
20 19715 19415 194
20 19815 19515 195
20 19915 19615 196
20 20015 19715 197
20 20115 19815 198
20 20215 19915 199
187920 05115 20015 20024.3708.950BrH,
Wbr
E,HGO,
L
11
20 05215 20115 201
20 05315 202<1913
20 05415 20315 203
20 05515 20415 204
20 05615 20515 205
20 05715 20615 206
20 05815 20715 207
20 05915 20815 208
20 06015 20915 209
188120 76315 21015 21024.3708.950BrH, WbrE,HGO,
L
11
20 76415 21115 211
20 76515 21215 212
188220 77315 21315 21324.3708.950BrH, WbrE,HGO, L11

Einzelnachweise

  1. Mühl, die bayerischen und württembergischen Bahnpostwagen, Lok Magazin Heft 102, Seite 222
  2. Reiß, Gustav; Zum 75-jährigen Bestehen der Bahnposten in Bayern; Archiv für Postgeschichte in Bayern

Literatur

  • Albert Mühl: Die bayerischen und württembergischen Bahnpostwagen. In: Lok Magazin. Nr. 102, 1980, S. 222 u. folgende.
  • Emil Konrad: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen. 1. Auflage. Franckh’sche Verlagshandlung W. Keller & Co., Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen. (Aufgestellt nach dem Stande vom 1. Juni 1879).
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen. (Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1897).
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen. (Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1913).

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