Poritschtschja (Wesselynowe)

Poritschtschja
Поріччя
Wappen fehlt
Poritschtschja
Basisdaten
Oblast:Oblast Mykolajiw
Rajon:Rajon Wesselynowe
Höhe:19 m
Fläche:2,071 km²
Einwohner:746 (2001)
Bevölkerungsdichte:360 Einwohner je km²
Postleitzahlen:57013
Vorwahl:+380 5163
Geographische Lage:47° 23′ N, 31° 8′ O
KOATUU:4821784201
Verwaltungsgliederung:2 Dörfer
Adresse:вул. Леніна буд. 11
57013 с. Поріччя
Website:Webseite des Gemeinderates
Statistische Informationen
Poritschtschja (Oblast Mykolajiw)
Poritschtschja
i1

Poritschtschja (ukrainisch Поріччя; russisch ПоречьеPoretschje, bis 1944 deutsch Rastadt/Rastatt) ist ein Dorf im Westen der ukrainischen Oblast Mykolajiw mit etwa 750 Einwohnern (2001).[1] Poritschtschja liegt am Ufer des Flusses Tschytschyklija (Чичиклія), einem 156 km langen, rechten Nebenfluss des Südlichen Bugs und ist das administrative Zentrum der gleichnamigen Landratsgemeinde im Norden des Rajon Wesselynowe, zu der noch das Dorf Hradiwka (Градівка) mit etwa 500 Einwohnern gehört.

Geschichte

Das Dorf wurde 1809[1] zusammen mit den Ortschaften Worms, Sulz, Karlsruhe und München als Siedlung deutscher Auswanderer im Koloniebezirk Beresan gegründet.[2][3] Seine Bevölkerungsgröße betrug zum Zeitpunkt der vollständigen Evakuierung durch die deutsche Besatzungsmacht gegen März 1944, etwa 2300 Einwohner – insgesamt 529 Familien verteilt auf 389 Höfe. Nicht mitgezählt sind hier die zu diesem Zeitpunkt bereits von der Einsatzgruppe D ermordeten jüdischen Einwohner von Rastadt. Im Zeitraum August/September 1941 wurden 44 jüdische Mitbürger von der SS in Rastadt ermordet.[4] Neben der jüdischen- gab es im Dorf bereits während der deutschen Besiedlung auch eine ukrainische Minderheit. Die Dorfschule beinhaltete die Klassen 1 bis 8. Es wurde vor dem Zweiten Weltkrieg auf deutsch unterrichtet. Als einzige Fremdsprache wurde ukrainisch angeboten. Gegen Mitte der 1930er Jahre wurden die deutschen Schulklassen 9. und 10. in einer Schule in Landau eingerichtet. Auch einige Rastädter Schüler nahmen fortan die Möglichkeit wahr, in diesen höheren Klassen auf deutsch unterrichtet zu werden. Jedoch wurde das Angebot mit der sich zusehends verstärkenden staatlichen Repression gegen die deutsche Bevölkerung in der Sowjetunion unter Stalin, nach dem Abschluss des ersten Jahrgangs 1937 aufgehoben und die Klassen 9. und 10. auf deutsch eingestellt. Aufgrund seiner Lage am Flusslauf war Rastadt sowohl im Russischen Bürgerkrieg, als auch im Zweiten Weltkrieg zeitweise umkämpft. Während des Bürgerkriegs kam es zu einem Massaker an männlichen Rastädtern durch die Rote Armee im Rahmen einer Vergeltungsaktion gegen örtliche Rebelleneinheiten. Bei der Besetzung der Ortschaft im Sommer 1941 durch die Wehrmacht, wurden zwei Soldaten durch eine Mine getötet.

Weblinks

Commons: Poritschtschja – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Ortswebseite auf der offiziellen Webpräsenz der Werchowna Rada; abgerufen am 25. April 2019 (ukrainisch)
  2. http://lmdr.de/wp-content/uploads/2012/04/blacksee.pdf Ansiedlung der Deutschen im Schwarzmeergebiet (.pdf)
  3. Raphael Böhler und Joh. Fröhlich: Siedlungsplan Rastadt. Rastadt März 1944.
  4. П. Н. Шамрай: Судьбы евреев Николаевщины в период Великой Отечественной Войны 1941–1945 гг.. Hrsg.: П. Н. Шамрай. Николаев 2012, ISBN 978-6-17680002-6, S. 66.

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Schüler und Lehrer der Mittelschule Rastadt 1934.jpg
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Einige Schüler und Lehrer der Mittelschule Rastadt im Jahr 1934.
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Grundriss der Siedlung Rastadt, Поріччя, 1944
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Entwurf der katholischen Kirche bei Rastadt (Kolonistenbezirk Beresan)
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