Porcia (Tochter Catos)
Porcia (* vor 67 v. Chr.; † 42 v. Chr. (?)), auch Porcia Catonis oder Portia, war die Tochter des römischen Politikers Marcus Porcius Cato des Jüngeren und Ehefrau des Caesarmörders Marcus Iunius Brutus.
Leben
Porcia war die Tochter von Cato dem Jüngeren und dessen erster Frau Atilia, der Tochter eines Atilius Serranus.[1] Von ihr ließ Cato sich 63 v. Chr. scheiden, weil er sie des Ehebruchs verdächtigte.[2] Porcia hatte einen jüngeren Bruder Marcus. Ihr Geburtsdatum ist unbekannt. Plutarch erwähnt nur, dass sie auch bei ihrer zweiten Eheschließung 45 v. Chr. noch sehr jung war.[3] Da sie um 53 v. Chr. bereits Mutter war[4] und das Mindestalter für die Eheschließung römischer Mädchen 12 Jahre war, wird ihre Geburt in die Zeit vor Catos Aufenthalt als Militärtribun in Makedonien (67–65 v. Chr.) anzusetzen sein. Heiratsanträge des Pompeius 61 v. Chr. und des Hortensius 56 v. Chr. an Porcia lehnte ihr Vater Cato ab.[5]
In erster Ehe war sie mit Marcus Calpurnius Bibulus verheiratet, dem Kollegen Gaius Iulius Caesars in dessen erstem Konsulat 59 v. Chr. Mit ihm hatte sie einen Sohn.[6] Möglicherweise handelte es sich dabei um Lucius Calpurnius Bibulus, der bereits 42 v. Chr. in der Schlacht bei Philippi mitkämpfte und 32 v. Chr. als Statthalter von Syria starb. Quintus Hortensius Hortalus, der um 53 v. Chr. eine engere Verbindung zu Cato suchte, versuchte ihn zu überreden, ihm Porcia zur Frau zu geben. Er versprach Bibulus sogar, sie zurückzugeben, wenn sie ihm ein Kind geboren hätte. Bibulus ließ sich aber nicht auf das Geschäft ein. Cato überließ Hortensius stattdessen seine eigene Frau Marcia.[7]
Nachdem Caesar 49 v. Chr. den Rubikon überschritten hatte, schlossen sich die Optimaten Cato und Bibulus Pompeius an. 48 v. Chr. kam Bibulus als Flottenkommandant im Bürgerkrieg um. Cato floh nach der verlorenen Schlacht bei Pharsalos nach Utica, wo er sich 46 v. Chr. das Leben nahm. Kurz darauf ließ sich Porcias Cousin Marcus Iunius Brutus von seiner Frau, der Tochter des Appius Claudius Pulcher, scheiden und heiratete 45 v. Chr. Porcia. Gemeinsam hatten sie einen Sohn, der jedoch schon 43 v. Chr. starb, und eine Tochter.
Als Brutus sich an der Verschwörung gegen Caesar beteiligte, testete sie zuerst ihre Leidensfähigkeit, indem sie sich mit einem Messer verletzte. Anschließend drängte sie darauf, als Brutus’ Gefährtin und Catos Tochter in seine Geheimnisse eingeweiht zu werden.[8] Plutarch berichtet, am Tag des Mordes hätten die ausbleibenden Nachrichten über Brutus sie so sehr mitgenommen, dass sie einen Schwächeanfall erlitt, worauf sich das Gerücht verbreitet habe, sie sei gestorben.[9]
Nach dem Mord an Caesar und der Flucht der Attentäter blieb Porcia in Rom und starb vermutlich im Juli 43 v. Chr., wie sich aus Marcus Tullius Ciceros Kondolenzbrief an Brutus entnehmen lässt.[10] Im Widerspruch dazu steht die Darstellung bei Plutarch: Nachdem sie sich erholt habe, so berichtet er unter Berufung auf Porcias Sohn aus erster Ehe, wollte sie mit Brutus nach Griechenland reisen, blieb aber doch in Italien[11] und habe sich – wieder zurück in Rom – nach Brutus’ Tod das Leben durch das Essen glühender Kohlen genommen.[12] Die Echtheit eines Briefs von Brutus, der seine Freunde anklagt, Porcias Tod nicht verhindert zu haben, bezweifelt Plutarch.[13]
Dass Porcia ihren Gatten nicht überlebt hat, steht außer Zweifel. Die Überlieferung, der zufolge sie sich das Leben nahm, als sie von seinem Tod erfuhr, ist eine Fiktion, deren Zweck es war, sie als vorbildliche Ehefrau und würdige Tochter Catos erscheinen zu lassen.[14]
Stammbaum
Literatur
- Coppélia Kahn: Roman Shakespeare. Warriors, Wounds and Women. Routledge, London u. a. 1997, ISBN 0-415-05450-8, S. 96–105.
- Renate Schrodi-Grimm: Die Selbstmörderin als Tugendheldin. Ein frühneuzeitliches Bildmotiv und seine Rezeptionsgeschichte. Dissertation, Universität Göttingen 2009, S. 166–176 (Volltext).
- Linda Simonis: Porcia. In: Peter von Möllendorff, Annette Simonis, Linda Simonis (Hrsg.): Historische Gestalten der Antike. Rezeption in Literatur, Kunst und Musik (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 8). Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02468-8, Sp. 789–796.
- Meret Strohmann: Porcia [2]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 10, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01480-0, Sp. 157.
Anmerkungen
- ↑ Plutarch: Cato minor 7, 3.
- ↑ Plutarch: Cato 23, 3.
- ↑ Plutarch: Brutus 13, 3.
- ↑ Plutarch: Cato 25, 2.
- ↑ Bernhard Kytzler: Frauen der Antike. Von Aspasia bis Zenobia. Artemis, München & Zürich 2000, ISBN 3-7608-1224-4, S. 140–141.
- ↑ So Plutarch: Brutus 13, 3; laut Cato 25, 2 waren es sogar zwei Söhne.
- ↑ Plutarch: Cato 25, 2–4.
- ↑ Plutarch, Brutus 13.
- ↑ Plutarch, Brutus 15.
- ↑ Cicero: ad Brutum 1, 9
- ↑ Plutarch, Brutus 23.
- ↑ Plutarch, Brutus 53, 5 unter Berufung auf Valerius Maximus 4,6,5 und Nikolaos von Damaskus.
- ↑ Plutarch, Brutus 53, 6–7.
- ↑ Siehe dazu Josiah Osgood: Caesar’s Legacy, Cambridge 2006, S. 99 f.
Personendaten | |
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NAME | Porcia |
ALTERNATIVNAMEN | Porcia Catonis; Portia |
KURZBESCHREIBUNG | Tochter des jüngeren Cato, Frau des Brutus |
GEBURTSDATUM | 1. Jahrhundert v. Chr. |
STERBEDATUM | unsicher: 42 v. Chr. |