Pompejanum

Luftbild 2008

Das Pompejanum ist ein idealer Nachbau einer römischen Villa. Es steht am Hochufer des Mains in Aschaffenburg und ist ein Nachbau eines Hauses aus Pompeji, der Casa dei Dioscuri, so benannt nach einer Wandzeichnung, die sich im Eingangsbereich befand.

Pompejanum, Innenhof
Pompejanum Aschaffenburg, Ansicht von Süden
Pompejanum Aschaffenburg, Ansicht von Osten
Pompejanum
Garten im hinteren Teil des Hauses

Geschichte

In Auftrag gegeben wurde das Pompejanum durch König Ludwig I., erbaut in den Jahren 1840 bis 1848 nach Plänen des Hofarchitekten Friedrich von Gärtner. Die örtliche Bauleitung wurde Carl Louis übertragen.[1]

Das Pompejanum sollte nicht als königliche Villa, sondern als Anschauungsobjekt dienen, das den Kunstliebhabern auch in Deutschland das Studium der antiken Kultur ermöglichen sollte. Das Gebäude ist Zeugnis der Antikenbegeisterung des 19. Jahrhunderts.

Abweichend vom Original wurde – als Zugeständnis zur Lage am Main – als zweiter Stock ein Aussichtspavillon/Königszimmer und eine wirkungsvolle Außentreppe mit Säulenvorbau hinzugefügt. Weiterhin wurde das Atrium aus klimatischen Gründen überglast.

Das Gebäude ist außen nahezu fensterlos, Licht erhalten die Räume durch die Innenhöfe. Um die zwei Innenhöfe, das Atrium mit seinem Wasserbecken und das begrünte Viridarium im hinteren Hausteil, sind im Erdgeschoss die Empfangs- und Gästezimmer, die Küche und die Speisezimmer angeordnet. Im Obergeschoss befinden sich die privaten Räume: Kinderzimmer, Kinderschlafzimmer, Elternschlafzimmer und das Zimmer der Hausherrin. Zur Mainseite hin aufgesetzt ist ein tempelartiges Belvedere mit Giebeldach. Die übrigen Gebäudeteile haben ein Flachdach. Das Haupttor des Gebäudes befindet sich im Längstrakt dem Schloss Johannisburg zugewandt.

Die farbliche Außengestaltung des Gebäudes einschließlich der ionischen Säulen folgt toskanischen Traditionen mit einem „Pompeji-roten“ Sockel und einer maisgelben Fassade. Durch die weißen Brüstungen wird die Struktur des Gebäudes betont. Die gemalte Struktur der Fassade, die den Eindruck großer Steinblöcke vermittelt, erzeugt ein lebhaftes Gesamtbild der fensterlosen Außenwand.

Für die prachtvolle Ausmalung der Innenräume und die Mosaikfußböden wurden antike Vorbilder von den Malern Christoph Friedrich Nilson, Joseph Schlotthauer und Joseph Schwarzmann kopiert oder nachempfunden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Pompejanum schwer beschädigt und erst ab 1960 in mehreren Phasen wieder restauriert und vervollständigt. Seit 1994 sind hier originale römische Kunstwerke aus den Beständen der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek in München zu sehen. Neben römischen Marmorskulpturen, Kleinbronzen und Gläsern zählen zwei seltene Götterthrone aus Marmor zu den wertvollsten Ausstellungsstücken. Im Obergeschoss geben Gebrauchsgegenstände aus römischer Zeit, die in Vitrinen zu sehen sind, Einblick in das Leben einer römischen Familie. Seit Juli 2014 ist aus der Münchner Staatlichen Antikensammlung ein aus zwei Bronzeplatten bestehendes römisches Militärdiplom ausgestellt. Die Platten bezeugen die Verleihung des römischen Bürgerrechts im Jahre 78 nach Christus an den Soldaten Octavius aus der in Moesien stationierten Cohors I Cantabrorum.[2][3]

Das Pompejanum wird von den Staatlichen Antikensammlungen und der Glyptothek München als Zweigmuseum mitbetreut.

Weinberg

Unterhalb des Pompejanums befindet sich der traditionsreichste Weinberg Aschaffenburgs, den sich die Stadt Aschaffenburg und die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen teilen. Im Frühjahr 2007 wurden die gealterten Ortega-Reben gerodet, um neue Riesling-Reben anzupflanzen.

Wegen der geringen Größe des Weinbergs ist der Ertrag stets sehr begrenzt und kommt praktisch nicht in den Handel. Traditionell wird der „Pompejaner“ nur bei Empfängen der Stadtverwaltung ausgeschenkt oder zu besonderen Anlässen überreicht.

Ausstellungen

  • 2013: Die Griechen in Italien[4]
  • 2014: Die Unsterblichen – Götter Griechenlands
  • 2015: Mythos Troja
  • 2019: Hund, Katze, Maus – Tiere im alten Rom[5]
  • 2020: Schimmernde Krüge von Erz[6]

Literatur

  • Werner Helmberger, Raimund Wünsche: Das Pompejanum in Aschaffenburg. Amtlicher Führer, ISBN 978-3-932982-69-9.
  • Erika Simon: Das Pompejanum in Aschaffenburg und seine Vorbilder in Pompeji. In: Aschaffenburger Jahrbuch. 6, 1979, S. 423–428.

Weblinks

Commons: Pompejanum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Carsten Pollnick: ,,Als Mensch zierte ihn ein heiteres und anregendes Wesen". Carl Ludwig Louis – der Bauleiter des Pompejanischen Hauses in Aschaffenburg. In: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Bd. 4, H. 2, Juni 1993, S. 106–110.
  2. Römisches Schwermetall. In: FAZ. 23. Juli 2014, S. 14.
  3. Auszug aus dem Text auf dem Militärdiplom (AE 2010, 1853): [..] cohort(is) I Cantabrorum cui prae(e)st / C(aius) Cammicus G(ai) f(ilius) Fab(ia) Sabinus / pediti / Octavio Daphni f(ilio) Lingon(i) [..]
  4. antike-am-koenigsplatz.mwn.de: Vergangene Sonderausstellungen
  5. schloesser.bayern.de: Hund, Katze, Maus - Tiere in Alltag und Mythos
  6. [1]

Koordinaten: 49° 58′ 39″ N, 9° 8′ 11″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Pompejanum Aschaffenburg Aerial fg168.jpg
Autor/Urheber: Fritz Geller-Grimm supported by Rüdiger Wandke, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Pompejanum, Aschaffenburg, Bayern, Deutschland, Luftaufnahme
Aschaffenburg - Pompejanum 04 Garten.JPG
Autor/Urheber: Maulaff, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Garten im Innenhof des de:Pompejanum in de:Aschaffenburg, Unterfranken
Pompejanum Aschaffenburg.JPG
Autor/Urheber: Salino01, Lizenz: CC0
Pompejanum in Aschaffenburg
Pompejanum 01.jpg
Autor/Urheber: Reinhard Dietrich, Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Pompeijanum, innen
Aschaffenburg dum printempo Pompejanum 08.jpg
Autor/Urheber: Thomas Pusch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das Pompejanum ist ein historisches Gebäude, erbaut im Stil einer römischen Villa aus Pompeji, am Ufer des Mains in Aschaffenburg (Deutschland).