Polydor

Logo seit 1963

Polydor (LC 00309) ist ein deutsches Musiklabel, das heute zu dem Major-Label Universal Music des Medienunternehmens Vivendi gehört.

Geschichte

Gründung als Exportlabel

Logo (1924 bis 1941)

Die Deutsche Grammophon AG durfte aufgrund des Versailler Vertrages außerhalb des Deutschen Reiches ihr Markenzeichen Stimme seines Herrn sowie den Namen Grammophon nicht mehr verwenden. In Europa behielt die Gramophone Company im britischen Hayes die Markenrechte. Die Amerika-Rechte verkaufte der Unternehmenschef Emil Berliner 1924 an die Victor Talking Machine Company. Für den Export gründete die Deutsche Grammophon AG daher im gleichen Jahr die Marke Polydor als zusätzliches Label. Den Namen kreierte man aus dem Griechischen (πολύς polýs „viel“ und δῶρον dōron „Geschenk“) – Viele Geschenke. Bekannte Tanzorchester der 1920er und frühen 1930er Jahre bei diesem Label waren Arthur Briggs, Oskar Joost, Ilja Livschakoff und vor allem Paul Godwin, bekannte Interpreten unter anderem Max Hansen, Lilian Harvey, Johannes Heesters, Theo Lingen, Otto Reutter und Claire Waldoff.

Zweiter Weltkrieg

1941 übernahm die Siemens & Halske AG die Deutsche Grammophon. Die Schellackplatten erschienen danach zeitweise unter dem Label Siemens-Polydor. Bis zur weitestgehenden Einstellung der Produktion wegen Materialmangels um 1943 entstanden zum Teil hochwertige Pressungen von unter anderem Hans Georg Schütz, Friedrich Schröder, Willi Stech und Mimi Thoma. Da die Platten der Polydor nach wie vor für den Export bestimmt waren, veröffentlichte man auch Swing-Titel.

Nachkriegszeit

Logo (1949 bis 1954)

Die Presswerke der Deutschen Grammophon in Berlin-Tempelhof hatten den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden. Schon 1946 konnte die Produktion wieder aufgenommen werden. Die Firma veröffentlichte fortan fast alle Aufnahmen von Tanz- und Unterhaltungsmusik unter den noch verschiedenfarbigen Polydor-Labels. 1949 wurde das einheitliche rote Sternchenlogo eingeführt. Zum ersten Hit der Nachkriegszeit avancierte das bereits 1943 von Magda Hain interpretierte Lied Capri-Fischer, das auch von Rudi Schuricke im selben Jahr für Siemens-Polydor aufgenommen worden war, aber erst nach Kriegsende in seiner Version erfolgreich veröffentlicht wurde. Weitere erfolgreiche Interpreten in der ersten Hälfte der 1950er Jahre waren unter anderem Lale Andersen, Bully Buhlan, Renée Franke, Friedel Hensch und die Cyprys, Evelyn Künneke, Bruce Low, Liselotte Malkowsky, Werner Müller, Jupp Schmitz, Gerhard Wendland und Helmut Zacharias, ferner René Carol mit dem Erfolgsschlager Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein (erste Goldene Schallplatte nach dem Krieg; 1953).

Logo (1954 bis 1963)

Ab 1953 erschienen die Etiketten mit dem orangefarbigen Sternchenlogo. 1955 erscheinen bei Polydor einzelne Schallplatten im eigenen Cover. Die Musikproduzenten in den Studios Hamburg, Köln und Wien lieferten mit Peter Alexander, Caterina Valente, Freddy Quinn, Max Greger, Margot Eskens oder Lolita zahlreiche Erfolgsinterpreten, die genau den Zeitgeschmack trafen und die deutschen Hitparaden anführten. Besonders erfolgreich war man auch mit Operettenaufnahmen. In den 1950er und 1960er Jahren produzierte der Dirigent Franz Marszalek reihenweise Operettenquerschnitte und sogenannte Komponistenbilder, die millionenfach verkauft wurden. Als in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts der Rock ’n’ Roll populär wurde, profilierte sich insbesondere das Studio Wien unter dem Produzenten Gerhard Mendelson mit Coverversionen US-amerikanischer Hits. Peter Kraus und Ted Herold avancierten zu den erfolgreichsten deutschen Interpreten dieser Musikrichtung.

1960er Jahre

Bill Ramsey, Gus Backus, das Hazy-Osterwald-Sextett und das Orchester von Bert Kaempfert zählten zu den zugkräftigen Polydor-Stars der frühen 1960er Jahre. 1963 führte man das bis heute verwendete rote Logo ein. Als gegen Mitte des Jahrzehnts immer mehr englische Beat-Titel in die deutschen Hitlisten drängten, ging der Absatz deutschsprachiger Musik deutlich zurück. Auch die Polydor hatte zunächst Schwierigkeiten, sich an den neuen Geschmack anzupassen. Zwar konnte man mit Roy Black, Karel Gott, Renate Kern, Chris Roberts oder Wencke Myhre auch noch erfolgreiche Schlagerinterpreten etablieren. Das Repertoire wurde gegen Ende des Jahrzehnts auch durch internationale Interpreten wie den Bee Gees, Jimi Hendrix, The Who oder dem deutschen Protestsänger Franz Josef Degenhardt erweitert. Die erfolgreichsten Langspielplatten stammten nunmehr von James Last.

1970er Jahre bis heute

In den 1970er Jahren erschienen bei der Polydor, die seit 1972 zur Polygram gehörte, Schallplatten namhafter nationaler und internationaler Stars, darunter Barry Ryan, Neil Sedaka, Daliah Lavi, James Brown, Plácido Domingo, Konstantin Wecker, Ougenweide, Georg Danzer, Barclay James Harvest, Slade und ABBA. In den 1980er Jahren folgten Hits von Volker Lechtenbrink, Hubert Kah, Rolf Zuckowski, Haindling, Level 42 und Patricia Kaas. Auch war Cyndi Lauper mit ihrer Band Blue Angel bei Polydor unter Vertrag, bevor sie Solo die Charts stürmte. Chart-Erfolge der Polydor in den 1990er Jahren stammten unter anderem von Matthias Reim, Rosenstolz, Ronan Keating, Andrea Bocelli und André Rieu. 1998 erwarb Seagram PolyGram und vereinigte es mit seiner Universal Music. 2000 fusionierte der französische Mischkonzern Vivendi mit Seagram zum weltweit zweitgrößten Musikkonzern Vivendi Universal mit Hauptsitz in Frankreich. Am 20. April 2006 beschlossen die Aktionäre den Namen des Unternehmens wieder in Vivendi zu ändern. Das Label Polydor ist als dessen Plattenlabel heute noch präsent.

Antistatik-Tuch und Bürste für Schallplattenoberfläche und Nadel
Piezo-Stab der Firma Polydor zur statischen Entladung von Schallplatten

Zubehör, Plattenspieler und Musikschränke

Die Firma Polydor vertrieb auch Zubehör über den Fachhandel, speziell Geräte zur Plattenreinigung. Ferner wurden einige Jahre unter der Handelsmarke Polydor Schallplattenspieler und Musikschränke verkauft.

Deutsche Nummer-eins-Hits der Polydor (1951 bis 1990)

Da eine offizielle Hitparade in Deutschland erst seit 1959 existiert und die Firma Polydor erst seit 1975 Daten gespeichert hat, sind die Nummer-1-Hits der Jahre 1951–58 nur anhand von Plattenverkaufszahlen ermittelt, die in Presseberichten genannt wurden.

Musikalben (Auswahl)

Siehe auch

  • Heliodor (Label)

Literatur

  • Bettina Greve: Sternenhimmel. Die Chronik einer deutschen Schallplattenmarke. Hannibal, 2001, ISBN 978-3-85445-205-8.
  • Manfred Günther, Günter Lotz: Ein Name wie Musik. Die Polydor Singles Deutschland 1953–1970. Bear Family Records, 2001, ISBN 978-3-89795-821-0.
Commons: Polydor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Polydor H 50181B Heimweh Freddy.jpg
Autor/Urheber:

Mediatus

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Polydor H 50181, Seite B. 1956 wurde Freddy Quinns „Heimweh“ auf Schellack ein deutscher Nummer-1-Hit.

Polydor Logo 1963 001.svg
Logo des Plattenlabels Polydor (seit 1963)
Polydor 52 794 A Karel Gott.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Single des Liedes Weißt du wohin? (Schiwago-Melodie) von Karel Gott, Polydor (52 794) aus dem Jahr 1967 im Firmenlochcover.

Jimi Hendrix Experience - Hey Joe1.jpg
Autor/Urheber:

rateyourmusic

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Plattenlabel: Jimi Hendrix Experience - Hey Joe

Polydor Logo 1954 001.svg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: Logo

Orangefarbenes Sternchenlogo des Plattenlabels Polydor (1954 bis 1963)

Polydor 184 231 (1) Unicorn.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Label des Musikalbums Unicorn von Tyrannosaurus Rex, Polydor (184 231) aus dem Jahr 1969.

Polydor 184 302 Blind Faith 1.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Label des Musikalbums Blind Faith von Blind Faith, Polydor (184 302) aus dem Jahr 1969.

Schallplatte.jpg
Autor/Urheber: Der ursprünglich hochladende Benutzer war Flups in der Wikipedia auf Deutsch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das Bild stammt von mir, es zeigt die de:ABBA-LP "Super Trouper" mit Inlay und Hülle. Ich stelle es im Rahmen der GNU FDL der Wikipedia zur Verfügung.
Antistatic3.jpg
Piezostab zum Entladen von LPs
Antistatic1.jpg
Antistatik-Set
Polydor Logo 1949 001.svg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: Logo

Rotes Sternchenlogo des Plattenlabels Polydor (1949 bis 1954)

Polydor NH 23 396 A Max Greger.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Single des Liedes B.-R. Boogie von Max Greger, Polydor (NH 23 396) aus dem Jahr 1957 im Firmenlochcover.

Polydor NH 23 813 A Domenico Modugno.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Deutsche Pressung der Single des Liedes Nel blu dipinto di blu von Polydor (NH 23 813) aus dem Jahr 1958 im Firmenlochcover.

Polydor SNH 220 262 A Peter Kraus.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Single des Liedes Va Bene von Peter Kraus, Polydor (SNH 220 262) aus dem Jahr 1960 im Firmenlochcover.

Polydor NH 24 034 A Louis Armstrong.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Single von Polydor (NH 24 034) aus dem Jahr 1959 mit Firmenlochcover und Mittelkreuz

Polydor H 48 684 A Rudi Schuricke.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Schellackplatte des Liedes Am Lago di Garda (Gerhard WinklerRalph Maria Siegel) von Rudi Schuricke, Alfred Hause mit dem Radio-Tango-Orchester Hamburg; Polydor (H 48 684) aus dem Jahr 1951 im Firmenlochcover.

Polydor PD 14 553 The Jam.jpg
Autor/Urheber:

Polydor Ltd.

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Single The Butterfly Collector von The Jam, Polydor (PD 14 553) aus dem Jahr 1979 auf gelbem Vinyl, amerikanische Pressung.

Polydor NH 22 013 A Manhattan Boogie.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Single des Liedes Manhattan Boogie von Helmut Zacharias, Lonny Kellner, Günter Schnittjer, Michael Jary; Polydor (NH 22 013) aus dem Jahr 1953 im Firmenlochcover.

Polydor NH 24 673 A Tony Sheridan & The Beat Brothers.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: Logo

Single des Liedes My Bonnie von Tony Sheridan & The Beat Brothers, Polydor (NH 24 673) aus dem Jahr 1961 im Firmenlochcover.

Roy Black - Ganz in Weiß2.jpg
Autor/Urheber:

rateyourmusic

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Plattenlabel: Roy Black - Ganz in Weiß2

Polydor 47 960 A Evelyn Kuenneke 001.PNG
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Label der Schellackplatte Drei kleine Geschichten von Evelyn Künneke, Polydor (47 960) aus dem Jahr 1946.

Polydor NH 23 853 A Tommy Kent.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Single des Liedes Susie Darlin’ von Tommy Kent, Polydor (NH 23 853) aus dem Jahr 1958 im Firmenlochcover.

Polydor Logo alt 01.svg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: Logo

Logo des Plattenlabels Polydor (zwischen 1924 und 1941)

Polydor H 50 050 A Peter Alexander.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Schellackplatte des Liedes Der Mond hält seine Wacht von Peter Alexander, Polydor (NH 23 813) aus dem Jahr 1955 im Firmenlochcover.

Polydor 59 033 L Bert Kaempfert.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Single des Liedes Moon Over Naples (Spanish Eyes) von Bert Kaempfert, Polydor (59 033) aus dem Jahr 1965 im Firmenlochcover.

Polydor 66 913 A Frankie Avalon.jpg
Autor/Urheber:

Deutsche Grammophon

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Single des Liedes Venus von Frankie Avalon, Polydor (NH 66 913) aus dem Jahr 1959 im Firmenlochcover.