Polizeiruf 110: Vater Unser

Episode 258 der Reihe Polizeiruf 110
OriginaltitelVater Unser
ProduktionslandDeutschland
OriginalspracheDeutsch
Länge88 Minuten
Produktions-
unternehmen
Die Film GmbH
im Auftrag des BR
Stab
RegieBernd Schadewald
DrehbuchChristian Jeltsch
ProduktionUli Aselmann
MusikMartin Kälberer
KameraHelmut Pirnat
SchnittAnja von Rüxleben
Premiere22. Aug. 2004 auf Das Erste
Besetzung
Episodenliste

Vater Unser ist ein Fernsehfilm aus der ARD-Krimireihe Polizeiruf 110. Der Film wurde vom BR unter der Regie von Bernd Schadewald produziert und am 22. August 2004 erstmals in der ARD als 258. Folge der Krimireihe ausgestrahlt. Es ist der zehnte Fall des Münchner Polizeiruf-Ermittlers Jürgen Tauber und der siebte Fall für seine Kollegin Jo „Josephine“ Obermaier.

Handlung

Völlig unerwartet erhält Jürgen Tauber mehrere Kisten aus Uruguay zugestellt. Sie enthalten den Nachlass von Ferdinand Wittlich, eines NS-Kameraden von Taubers Vater Paul. Neben Nazi-Memorabilia findet Tauber darin ein Aquarell vom Walchensee sowie Briefe und eine Tonkassette seines Vaters Paul Tauber. An dem Bild hatten in den letzten Tagen mehrere Männer großes Interesse geäußert. Ein Mann, der sich mit "Schmitt" vorstellt, hatte Tauber mehrfach deswegen bedrängt, weil er darauf einen Hinweis vermutet, wo im Walchensee ein Goldschatz versteckt wäre. Ebenso hatte der Anwalt Thiel den Kommissar bedrängt.

Taubers Schwester Eva zwingt ihn, sich mit der Vergangenheit ihres Vaters als Nazi und Wehrmachtsoffizier auseinanderzusetzen. Als junger Mann hatte Tauber deswegen mit seinem Vater gebrochen, war nicht einmal zu dessen Beerdigung erschienen.

Am späten Abend wird Tauber von Schmitt bedrängt, ihm das Bild zu verkaufen. Nach einer körperlichen Auseinandersetzung mit Schmitt wirft Tauber das Bild von einer Bahnbrücke, es verfängt sich an einem Oberleitungsmast. Schmitt steckt Tauber daraufhin das Geld zu, das er ihm für das Bild geboten hatte.

Am nächsten Morgen wird Schmitt tot an einem Bahngleis aufgefunden, anscheinend ist oder wurde er von einer Bahnbrücke gestürzt. Im gemieteten Zimmer des Toten findet Tauber neben Unterlagen zum Walchensee ein Dossier "Tauber" mit einem Bild, das Paul Tauber bei einer Erschießungsaktion zeigt.

Ums sich in die Lage seines Vaters zu versetzen, zieht Tauber dessen Wehrmachts-Uniform an und nimmt dessen Rolle an. Obermaier holt ihn in dieser Uniform ins Präsidium, wo ihn zwei Zeugen wiederkennen, die seine Auseinandersetzung mit Schmitt beobachtet haben. Tauber entdeckt, dass der damalige Reichswehroffizier Waller den Transport von Gold, Edelsteinen und Dokumenten durchgeführt hatte. Waller gibt Tauber gegenüber zu, Thiel beauftragt zu haben, das Bild zu erwerben. Dort sei der Ort des Schatzes unauffällig bezeichnet. Waller beabsichtige aber das Bild zu zerstören, damit auch die kompromittierenden Dokumente nicht gefunden würden.

Nachdem Obermaier herausfindet, dass Schmitt ein israelischen Journalist war, der zum Nazigold im Walchensee recherchiert hatte, wird die Tat als möglicherweise politisch eingestuft und einer anderen Ermittlungsgruppe übertragen. Gerade als Tauber seiner Schwester Eva das Bild gezeigt hat, das ihren Vater bei einer Erschießung zeigt, wird Tauber festgenommen und zur Vernehmung ins Polizeipräsidium gebracht. Am nächsten Tag beweist Obermaier, dass Tauber an Schmitts Tod nicht beteiligt war.

Der Tod von Schmitt stellt sich schließlich als Unfall heraus. Das Aquarell finden zwei Bahnarbeiter, die es in ihrer Unterkunft aufhängen, ohne die Markierung wahrzunehmen. Und Tauber versenkt die Kisten mit dem Wittlich-Nachlass in einem See.

Hintergrund

Der Film wurde vom 16. September 2003 bis zum 20. Oktober 2003 in München gedreht.[1]

Kritik

Rainer Tittelbach von Tittelbach.tv schreibt anerkennend „ Autor Christian Jeltsch hat einen außergewöhnlichen ‚Polizeiruf‘ geschrieben. ‚Das Verletzen der Spielregeln einer Krimi-Reihe ist immer reizvoll‘, findet der Grimme- und Fernsehpreis-Sieger. Es bereitet ihm sichtlich Vergnügen, die Kommissare sich in Familienangelegenheiten verstricken und den Zuschauer eine halbe Stunde auf die genreübliche Leiche warten zu lassen.“ Dennoch ist dieser Polizeiruf „ein thematisch wie formal dichter Krimi geworden, […] schauspielerisch intensiv und ohne großen inszenatorischen Schnickschnack inszeniert“.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

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