Polesine

Die Polesine (fem., gelegentlich auch mask., in der venetischen Sprache: Połéxine) ist ein Gebiet im Norden bzw. Nordosten Italiens in Venetien. Die Polesine liegt im Wesentlichen in der Provinz Rovigo und wird daher teilweise auch Polesine Rovigo genannt. Geographisch wird die Polesine durch den Bereich zwischen den Flüssen Etsch und Po sowie deren Mündungen zum Adriatischen Meer begrenzt.

Bedeutende Städte sind Rovigo und Adria.

Die Polesine bzw. die Provinz Rovigo in Italien

Geschichte

Der Name der Landschaft entstammt etymologisch dem mittellateinischen Policinum (Sumpfland). Zahlreiche Überschwemmungen haben das Land zwischen den beiden Flüssen immer wieder neu gestaltet.

Beide Flussbette(n) haben sich im Laufe der Jahrhunderte einander genähert. Zwischen dem 12. und 11. Jahrhundert vor Christus siedelten erste griechische Kolonisten in der Polesine und gründeten die Stadt Adria. Erst im 6. und 5. vorchristlichen Jahrhundert erschienen dann Etrusker und Veneter in der Region. Sowohl Etrusker als auch Römer entwässerten die Polesine durch zahlreiche Kanäle und machten sie so fruchtbar.

Am 17. Oktober 589 kam es zur Rotta della Cucca, einer Überschwemmung der Etsch katastrophalen Ausmaßes, die die Polesine weitgehend unter sich begrub. Adria wurde seiner Bedeutung beraubt, Rovigo stattdessen Hauptstadt der Region. Die Überschwemmung von 950 änderte den Flusslauf des Tartaro. Mit der Überschwemmung des Po 1152 verlagerte sich dessen Flussbett nach Norden. 1438 nahm die Etsch ihr neues, heutiges, nicht mehr durch Rovigo fließendes Flussbett an.

Antonio Venier, venezianischer Doge von 1382 bis 1400, übernahm die Vormundschaft über Niccolò III. d’Este, den illegitimen jüngeren Sohn des Herzogs von Ferrara. Diesem lieh er 50.000 Dukaten und erhielt dafür als Pfand die Polesine, die schließlich dem Territorium der Republik Venedig einverleibt wurde.[1]

Die Überschwemmung 1882 verursachte eine erhebliche Emigrationswelle, wodurch mehr als 60.000 Einwohner die Polesine in Richtung Südamerika verließen. Die letzte große Überschwemmung 1951 führte zu einer Zerstörung etwa zweier Drittel des Gebietes, weshalb 150.000 Menschen evakuiert wurden. Dieses Hochwasser wurde in dem Film Don Camillos Rückkehr thematisiert. Die darin enthaltenen Bilder der Überschwemmung des Ortes der Handlung sind Originalaufnahmen des Hochwassers.

Quellen

  • Ives Bizzi: La Resistenza nel Polesine. Documenti e testimonianze, Giacobino, 1995.

Literatur

  • Ives Bizzi: Cronache Polesane (1895-1904), Giacobino Editore, Susegana 1982.
  • Ives Bizzi: Cronache Polesane (1866-1894), Giacobino Editore, Susegana 1982.
  • Lorenza Perini: La proprietà fondiaria dei Pesaro e dei Soranzo Mocenigo nel Polesine tra XVIII e XIX secolo, in: Filiberto Agostini (Hrsg.): Rovigo e il Polesine tra rivoluzione giacobina ed età napoleonica. 1797-1815. Atti del XXI Convegno di studi storici, Badia Polesine, Abbazia della Vangadizza, 12 dicembre, Rovigo, Palazzo Roncale, 13 e 14 dicembre 1997, Minelliana, 1999, S. 325–333.

Weblinks

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Anmerkungen

  1. Art. Venier, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. VIII, Sp. 1474.

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