Poběžovice

Poběžovice
Wappen von Poběžovice
Poběžovice (Tschechien)
Basisdaten
Staat:Tschechien Tschechien
Region:Plzeňský kraj
Bezirk:Domažlice
Fläche:2780,4685[1] ha
Geographische Lage:49° 31′ N, 12° 48′ O
Höhe:435 m n.m.
Einwohner:1.526 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl:345 22
Kfz-Kennzeichen:P
Verkehr
Straße:HostouňKlenčí pod Čerchovem
Bahnanschluss:Staňkov–Poběžovice
Domažlice–Tachov
Struktur
Status:Stadt
Ortsteile:7
Verwaltung
Bürgermeister:Martin Kopecký (Stand: 2020)
Adresse:náměstí Míru 47
345 22 Poběžovice
Gemeindenummer:554111
Website:www.pobezovice.cz

Poběžovice (deutsch Ronsperg) ist eine Stadt im Okres Domažlice in Tschechien. Sie liegt in Westböhmen an der Pivoňka (Piwonka oder Geschwindbach) am Fuß des Oberpfälzer Waldes.

Nachbargemeinden

Die Nachbargemeinden (im Uhrzeigersinn) sind: Hostouň (Hostau), Srby u Horšovského Týna (Sirb), Meclov (Metzling), Otov (Wottawa), Vlkanov u Nového Kramolína (Wilkenau), Mnichov u Poběžovic (Münchsdorf), Hvožďany u Poběžovic (Hoslau), Drahotín (Trohatin).

Wappen von Drahotín
Drahotín
4 km
Wappen von Hostouň
Hostouň
6 km
Wappen von Srby u Horšovského Týna
Srby u Horšovského Týna
3,5 km

Hvožďany u Poběžovic
2,5 km
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigtWappen von Meclov
Meclov
3,5 km

Mnichov u Poběžovic
3 km

Vlkanov u Nového Kramolína
3,5 km
Wappen von Otov
Otov
3,5 km

Gemeindegliederung

Die Stadt Poběžovice besteht aus den Ortsteilen[3] und Katastralbezirken[4] Ohnišťovice (Wonischen), Poběžovice, Sedlec (Sadl), Sezemín (Zeißermühl), Šibanov (Schiefernau), Šitboř (Schüttwa) und Zámělíč (Klein Semlowitz).

Geschichte

Schloss Ronsperg
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Pfarrhof am Marktplatz
Schlossstiege
Nepomukstatue zwischen Pfarrhaus und Kirche

Die erste Erwähnung von Poběžovice steht im Zusammenhang mit Zdeněk von Poběžovice, der in den Jahren 1359–1373 belegt ist. 1424 wurde der Ort zum Marktflecken erhoben und 1502 zur Stadt. In dieser Zeit erbaute der Besitzer Dobrohost von Poběžovice auch die Burg und eine Kirche und benannte die Stadt in Ronšperk (deutsch Ronsperg) um. Die Kirche fiel der Feuersbrunst von 1632 zum Opfer und wurde anschließend in ihrer heutigen Gestalt neu errichtet.[5][6]

Von 1542 bis 1621 gehörte die Stadt den Herren von Schwanberg (Švamberk), später den Herren von Wunschwitz und im 19. Jahrhundert den Grafen von Thun und Hohenstein. Zu den Herren von Wunschwitz gehörte etwa um 1680 Matthias Gottfried Freiherr von Wunschwitz, der den aus Prag vor der Pest geflohenen Bildhauer Johann Brokoff aufnahm und die von diesem als Holzmodell[7] nach einem Gipsmodell von Matthias Rauchmüller gefertigte Nepomuk-Statue stiftete, die 1683 in Nürnberg in Bronze gegossen und 1693 auf der Prager Karlsbrücke aufgestellt wurde.[8] In der Habsburgermonarchie war Ronsperg ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Sitz eines Bezirksgerichts (Gerichtsbezirk Ronsperg) im Bezirk Bischofteinitz. Der Gerichtsbezirk Ronsperg war deutschsprachig.[9]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Region der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen. Aufgrund des Münchner Abkommens von 1938 wurde Ronsperg dem Deutschen Reich angegliedert und gehörte bis 1945 zum Landkreis Bischofteinitz, Regierungsbezirk Eger, im Reichsgau Sudetenland.

Bis 1945 war das Schloss Ronsperg Sitz der Reichsgrafen von Coudenhove-Kalergi. Die bis 1945 überwiegend deutschsprachige Bevölkerung wurde 1945 mehrheitlich vertrieben.

Bevölkerung

Bis 1945 war Ronsperg überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945[10]
JahrEinwohnerAnmerkungen
1600k. A.100 Familien, davon 30 jüdische Familien
1623k. A.70 Hausbesitzer
1648k. A.11 Bauern, 6 Hüttner, 23 Gärtner in 40 Häusern, weitere 24 Häuser wüst
1654k. A.42 Hausbesitzer
1789k. A.128 Häuser[6]
18301950in 222 Häusern[11]
18381928in 222 Häusern, darunter 30 jüdische Familien mit 212 Personen[5]
18691899in 252 Häusern
18801960in 241 Häusern
18901854in 241 Häusern
19001928deutsche Einwohner,[12] in 264 Häusern
19102104in 262 Häusern
19212008in 285 Häusern, davon 1893 Deutsche[13]
19301989[14] in 330 Häusern
19391995[14]
Einwohner und Häuser ab 1950
JahrEinwohnerHäuser
19501232296
19611291286
19701238226
19801447236
19911506254
20011542280

Jüdische Gemeinde

Jüdischer Friedhof

In Poběžovice befand sich ab dem 17. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde, die bis zum Jahre 1859 eine Jeschiwa unterhielt. Poběžovice war auch Sitz des Kreisrabbiners für den Pilsener und Klattauer Kreis.[15] Nordwestlich von Poběžovice, nördlich der Straße 5(6)A Poběžovice – Drahotin befindet sich mitten im Feld der alte jüdische Friedhof von Poběžovice, zu dem eine befestigte Zufahrt mit Parkplatz gebaut worden ist. Der Zugang zum Friedhof erfolgt linker Hand durch ein Eisentor, nicht durch das Haupttor. Von über 500 Gräbern sind nur noch etwa 50 erhalten.[16]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Hotel Hubertus

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

Commons: Poběžovice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Obec Poběžovice: podrobné informace. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Februar 2019; abgerufen am 26. Juni 2021 (tschechisch).
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Části obcí. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Februar 2019; abgerufen am 26. Juni 2021 (tschechisch).
  4. Katastrální území. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Februar 2019; abgerufen am 26. Juni 2021 (tschechisch).
  5. a b Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 7: Klattauer Kreis. Prag 1839, S. 145–146, Ziffer 1. (books.google.de).
  6. a b Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 12: Klattauer Kreis, Prag und Wien 1789, S. 78–79, Ziffer 1). (books.google.de).
  7. Das Holzmodell wurde zunächst in der Wunschwitzschen Schlosskapelle in Ronsperg aufbewahrt und gelangte 1888 nach Prag in die Kirche St. Johannes von Nepomuk am Felsen.
  8. Isabel Heitjan: Das „Wunder“ Johanns von Nepomuk 1744 zu Prag. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel – Frankfurter Ausgabe. Nr. 89, 5. November 1968 (= Archiv für Geschichte des Buchwesens. Band 62), S. 2863–2868, hier: S. 2867.
  9. Anastasia Prochazka: Das deutsche Sprachgebiet in Böhmen. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Band 14. Prag 1876, S. 221–240, insbesondere S. 226 (books.google.de).
  10. Für die Tabelle wurden u. a. folgende Quellen benutzt:
    Jiřina Růžková, Josef Škrabal, Vladimír Balcar, Radek Havel, Josef Křídlo, Marie Pavlíková, Robert Šanda: Historický lexikon obcí České republiky 1869–2005. Hrsg.: Český statistický úřad. 1. díl. Český statistický úřad, Prag 2006, ISBN 80-250-1310-3 (PDF zum Download). Seite 278 für die Jahre 1869 bis 2001
    • Für die Zeit vor 1869 Franz Bauer: Ronsperg. In: Franz Liebl, Heimatkreis Bischofteinitz (Hrsg.): Unser Heimatkreis Bischofteinitz. Brönner & Daentler, Eichstätt 1967, S. 216–235.bischofteinitz.de (Memento vom 24. März 2016 im Internet Archive)
    • Webseite von Poběžovice für die Zeit vor 1869: pobezovice.cz
  11. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 203, Ziffer 4) unten (books.google.de).
  12. Ronsperg. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 17: Rio–Schönebeck. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1909, S. 129 (Digitalisat. zeno.org).
  13. Genealogie-Netz Sudetenland
  14. a b Michael Rademacher: Landkreis Bischofteinitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Josef Hüttl: Das kirchlich-religiöse Leben in unserem Heimatkreis. In: Franz Liebl, Heimatkreis Bischofteinitz (Hrsg.): Unser Heimatkreis Bischofteinitz. Brönner & Daentler, Eichstätt 1967, S. 479.
  16. a b Chamer Zeitung. 29. Mai 2013 (pobezovice.cz).
  17. Franz Bauer: Ronsperg. In: Franz Liebl, Heimatkreis Bischofteinitz (Hrsg.): Unser Heimatkreis Bischofteinitz. Brönner & Daentler, Eichstätt 1967, S. 228.

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