Pleistozän-Park

Pleistozän-Park
Logo Pleistocene Park.png
RechtsformGemeinnützige Stiftung UG
GründungPark 1996; Stiftung 2019
ZweckEntstehung einer der Mammutsteppe ähnlichen Landschaft, Erhalt von Permafrostboden
PersonenSergei Simow, Nikita Simow, Michael Kurzeja, Bernd Zehentbauer
Websitepleistocenepark.de

Der Pleistozän-Park (russisch Плейстоценовый парк, englisch Pleistocene Park) ist ein wissenschaftlich begleitetes ökologisches Experiment und Klimaschutzprojekt in Ostsibirien am Unterlauf des Flusses Kolyma südlich der Siedlung Tscherski.

Ziel des Projektes ist, das die Erderwärmung beschleunigende Auftauen des Permafrostbodens zu vermindern, indem – in Anlehnung an das Konzept des Pleistocene Rewilding und die Megaherbivorenhypothese − durch Wiederansiedlung großer Pflanzenfresser das einst für dieses Gebiet typische Weideökosystem der Arktis des späten Pleistozäns wiederhergestellt wird. Hierfür wurden in einem eingezäunten Areal von 144 Quadratkilometer Fläche[1] Jakuten-Pferde, Rentiere und Elche angesiedelt. Im Herbst 2010 kamen Moschusochsen von der Wrangelinsel hinzu, im Frühjahr 2011 Europäische Wisente und Altai-Marale, 2021 Trampeltiere und Ziegen. Weiterhin wird die Ansiedlung Sibirischer Tiger in Erwägung gezogen.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt 1996[2] von dem russischen Wissenschaftler Sergei Simow. Mittlerweile hilft auch sein Sohn Nikita Simow[3] bei der Verwaltung des Parks.

Wiederherstellung der Steppentundra

Pleistozän-Fauna
Schmelzender Permafrost

Man geht davon aus, dass die Tundra- und Taigagebiete des Parks durch die große Zahl der Weidetiere in eine Mammutsteppe transformiert werden, die am Ende des Pleistozäns zusammen mit zahlreichen Großtierarten verschwand. Ein Zaun soll die Tiere am Verlassen des Gebietes hindern, bis sich ihre Populationen etabliert haben. Man liebäugelt bereits damit, das Wollhaarmammut als die wichtigste Charakterart der Mammutsteppe einzuführen, falls es eines Tages durch gentechnische Methoden wieder erweckt werden könnte.[4]

Verringerung der Erderwärmung

Beim Pleistozän-Park-Experiment geht es nicht nur darum, die Steppentundra (eine Gras-Kältesteppe) mit ihrer Megaherbivoren-Fauna wiederauferstehen zu lassen, sondern auch um ein wichtiges Element im Rahmen der Erderwärmungsvermeidung (oder zumindest -verzögerung). Im Permafrost der Arktis ist ungefähr doppelt so viel Kohlenstoff gebunden, wie zurzeit weltweit in der Atmosphäre als Kohlendioxid frei vorhanden ist. Im Rahmen der Erderwärmung fängt der Permafrost nun an zu tauen und den gebundenen Kohlenstoff freizusetzen – teilweise als Kohlendioxid, aber auch zu erheblichen Teilen als Methangas, das einen um ein Vielfaches stärkeren Treibhauseffekt hat als Kohlendioxid.[5][6][7] Durch die Wiederherstellung der Steppentundra mit ihrer hohen Tierdichte soll das Auftauen des Permafrostes verhindert oder zumindest verzögert und so die Erderwärmung gedämpft werden.[8] Die zugrundeliegende Theorie ist, dass zum einen die Megaherbivoren-Herden im Winter die isolierende Schneedecke zerstören und so der Boden wesentlich stärker auskühlen kann und dass zum anderen die von den Megaherbivoren geschaffene Steppentundra eine ganzjährig wesentlich höhere Albedo (Sonnenlichtrückstrahlung) aufweist als die existierende Tundra und Taiga, der Boden sich somit weniger stark aufwärmt.[9][10]

Größe und Verwaltung

Der Pleistozän-Park ist ein 20 km² großes wissenschaftliches Naturschutzgebiet (Sakasnik), das aus Weidengebüsch, Grasland, Sümpfen, Wäldern und einer Vielzahl von Seen besteht. Die Durchschnittstemperatur im Januar beträgt etwa −33 °C und im Juli +12 °C; die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 200–250 mm.

Der Park ist im Besitz einer gemeinnützigen Gesellschaft, der Pleistocene Park Association, bestehend aus den Ökologen der Northeast Science Station in Tscherski und dem Grassland Institute in Jakutsk, und wird von ihr verwaltet. Das derzeitige Parkgebiet wurde dem Verein vom Staat überschrieben und ist von der Grundsteuer befreit. Das Reservat ist von einer 600 km² großen Pufferzone umgeben, die von der Regionalregierung dem Park hinzugefügt werden soll, sobald sich die Tiere erfolgreich etabliert haben.

2019 wurde die Pleistocene & Permafrost Stiftung in Deutschland durch Michael Kurzeja und Bernd Zehentbauer gegründet und sieht sich als Brücke zwischen Wissenschaft – Politik – Unternehmen und Gesellschaft. Sie sorgen sich um die Finanzierung des Projektes, suchen Sachspenden wie Traktoren, Nutzfahrzeuge und Pick-ups um den Park zu errichten und finanzieren weitere Forschungsprojekte mit dem Max-Planck-Institut. Als Botschafter engagieren sich Dirk Steffens und Anabel Ternès[11].

Im Juli 2015 wurde die US-amerikanische Pleistocene Park Foundation gegründet, eine gemeinnützige Organisation (registriert in Pennsylvania, USA, mit dem Status 501(c), die sich der Akquise von privaten Spenden zur Finanzierung des Pleistocene Park widmet. Bis dahin war der Pleistocene Park ausschließlich durch die Mittel der Gründer finanziert worden, eine Praxis, die zunehmend unzureichend wurde.

Weidetiere im Park

Derzeit befinden sich Weidetiere zahlreicher Arten im Parkareal,[12] von denen manche bereits vor der Einrichtung des Parks in der Region lebten. Die genaue Zahl der Tiere ist geschätzt.

  • 5–15 Elche – Elche gehören zu den einheimischen Arten. Einige Tiere wurden bereits mit der Einzäunung des großen Areals in den Park integriert.
  • 40 Jakutische Pferde – Die halbwilden jakutischen Pferde sind in der Region heimisch. Sie wurden schon im Jahr 1996 in den Park gebracht.
  • 15 Kalmücken-Rinder – Erstmals kam eine Gruppe Kalmücken-Rinder im Jahr 2018 in den Park.
  • 20–30 Rentiere – Die Rentiere des Parks kommen aus der Tundra, ungefähr 100 Kilometer nördlich vom Pleistocene Park.
  • 12 Amerikanische Präriebisons – Die erste Gruppe von Präriebisons wurde im Frühjahr 2019 aus Dänemark in den Pleistozän-Park gebracht.
  • 3–4 Moschusochsen – Die Moschusochsen kamen von der Wrangelinsel in den Park.
  • 18 Schafe – Die Schafe wurden im Jahr 2017 in den Park gebracht.
  • 1 Wisent
  • 8 Yaks – Yaks wurden im Frühjahr 2017 aus der Region des Baikalsees in den Park gebracht.

Seit 2021 sind außerdem Kamele und Ziegen im Park.[12]

Literatur

Dokumentarfilme

Weblinks

Commons: Pleistozän-Park – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Angaben der Stiftung - siehe Das Pleistocene-Projekt hat 4 positive Effekte auf unser Klima und unsere Umwelt, auf pleistocenepark.de
  2. Territory & History | Pleistocene Park. Abgerufen am 10. September 2021.
  3. "Wir wollen ein hochproduktives Ökosystem aufbauen". Abgerufen am 10. September 2021.
  4. "Pleistocene Park Underway: Home for Reborn Mammoths?", National Geographic, May 17, 2005
  5. S. A. Zimov, Y. V. Voropaev, I. P. Semiletov, S. P. Davidov, S. F. Prosiannikov, F. S. Chapin III, M. C. Chapin, S. Trumbore, S. Tyler: „North Siberian Lakes: A Methane Source Fueled by Pleistocene Carbon.“ Science, 8. August 1997, Band 277, Nummer 5327, Seiten 800–802. doi:10.1126/science.277.5327.800
  6. K. M. Walter, S. A. Zimov, J. P. Chanton, D. Verbyla, F.S. Chapin III: „Methane bubbling from Siberian thaw lakes as a positive feedback to climate warming.“ Nature, 7. September 2006, Nummer 443, Seiten 71–75. doi:10.1038/nature05040
  7. K. M. Walter, M. E. Edwards, G. Grosse, S. A. Zimov, F.S. Chapin III: „Thermokarst Lakes as a Source of Atmospheric CH4 During the Last Deglaciation.“ Science, 26. Oktober 2007, Band 318, Nummer 5850, Seiten 633–636. doi:10.1126/science.1142924
  8. Sergey A. Zimov: „Pleistocene Park: Return of the Mammoth’s Ecosystem.“ Science, 6. Mai 2005, Band 308, Nummer 5723, Seiten 796–798. doi:10.1126/science.1113442
  9. Sergei Zimov (2007): „Mammoth Steppes and Future Climate.“ (Memento des Originals vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pleistocenepark.ru Science in Russia, 2007, Ausgabe nicht bekannt, Seiten 105–112 (Artikel in: www.pleistocenepark.ru/en/ – Materials.)
  10. S.A. Zimov, N.S. Zimov, A.N. Tikhonov, F.S. Chapin III: „Mammoth steppe: a high-productivity phenomenon.“ Quaternary Science Reviews, Band 57, 4 December 2012, Seiten 26–45.
  11. Über uns. 3. März 2021, abgerufen am 10. September 2021 (deutsch).
  12. a b Tierarten, auf pleistocenepark.ru

Koordinaten: 68° 30′ N, 161° 23′ O

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Permafrost in Herschel Island 016.jpg
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Fotos von der Yukon-Expedition 2012 der COPER-Gruppe des Alfred-Wegener-Instituts in Potsdam, Deutschland, 17. Juli bis 28. August 2012
Ice age fauna of northern Spain - Mauricio Antón.jpg
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Woolly mammoths were driven to extinction by climate change and human impacts. The image depicts a late Pleistocene landscape in northern Spain with woolly mammoths (Mammuthus primigenius), equids, a woolly rhinoceros (Coelodonta antiquitatis), and European cave lions (Panthera leo spelaea) with a reindeer carcass. (Information according to the caption of the same image in Alan Turner (2004) National Geographic Prehistoric Mammals, Washington, D.C.: National Geographic ISBN 9780792271345, ISBN 9780792269977).
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