Pleiße

Pleiße
Das Einzugsgebiet der Pleiße

Das Einzugsgebiet der Pleiße

Daten
GewässerkennzahlDE: 5666
LageEuropa, Deutschland, Sachsen, Thüringen
FlusssystemElbe
Abfluss überWeiße Elster → Saale → Elbe → Nordsee
QuelleDrei-Linden-Brunnen (früher Alboldsbrunnen) in Ebersbrunn bei Zwickau
50° 38′ 51″ N, 12° 25′ 31″ O
Quellhöhe443 m
MündungWeiße Elster (Elsterflutbett) in LeipzigKoordinaten: 51° 19′ 21″ N, 12° 21′ 27″ O
51° 19′ 21″ N, 12° 21′ 27″ O
Mündungshöhe103 m
Höhenunterschied340 m
Sohlgefälle3,8 ‰
Länge90 km
Einzugsgebiet1.473,6 km²[1]
Abfluss am Pegel Böhlen 1[2]
AEo: 1372 km²
Lage: 13,1 km oberhalb der Mündung
NNQ (01.08.1994)
MNQ 1959–2015
MQ 1959–2015
Mq 1959–2015
MHQ 1959–2015
HHQ (11.06.1961)
922 l/s
303 l/s
6,86 m³/s
5 l/(s km²)
38,4 m³/s
142 m³/s
Linke NebenflüsseSprotte, Gerstenbach, Batschke
Rechte NebenflüsseWyhra, Gösel
Durchflossene StauseenTalsperre Windischleuba
GroßstädteLeipzig
MittelstädteWerdau, Crimmitschau, Altenburg, Markkleeberg
KleinstädteGößnitz, Regis-Breitingen, Rötha, Böhlen

Die Pleiße ist ein 90 Kilometer langer, rechter (östlicher) Nebenfluss der Weißen Elster in Sachsen und Thüringen. Sie entspringt in Lichtentanne-Ebersbrunn im Erzgebirgsbecken und mündet im Leipziger Gewässerknoten.[3] Der Fluss ist durch den Pleiße-Radweg gut erschlossen.

Der Name Pleiße ist altsorbischen Ursprungs und bedeutet: „das Sümpfe bildende Wasser“.[4] Sie gab dem im Mittelalter bedeutsamen Pleißenland (Plisni) an ihrem Unterlauf den Namen.

Verlauf

Die Pleiße hat ihre Quelle südwestlich von Zwickau in Lichtentanne, Ortsteil Ebersbrunn, im Drei-Linden-Brunnen (früher Alboldsbrunnen). Nach den sächsischen Städten Werdau und Crimmitschau folgen die thüringischen Gemeinden Ponitz, Gößnitz, Nobitz und Altenburg. Hinter Windischleuba reguliert die Talsperre Windischleuba den Durchfluss nach Fockendorf und Treben. Auf Haselbach, das noch zur thüringischen Pleißenaue zählt, folgen die sächsischen Gemeinden Regis-Breitingen, Neukieritzsch, Rötha, Böhlen und Markkleeberg, bevor die Pleiße schließlich in Leipzig über das Pleißeflutbett und das Elsterflutbett in die Weiße Elster mündet.

Nebenflüsse und Wasserbauwerke

Der Flusslauf hatte ursprünglich eine Länge von 115 km, wurde aber vor allem durch den Braunkohletagebau südlich von Leipzig begradigt und somit verkürzt und hat jetzt nur noch eine Länge von ca. 90 km. Zwischen Saara und dem Nobitzer Ortsteil Kotteritz hat ihr Lauf den Status eines Flächennaturdenkmals.

Zum Hochwasserschutz für Leipzig wurde das Hochwasserrückhaltebecken Regis-Serbitz errichtet, das die Pleiße im Normalbetrieb ungestaut durchfließt und das einen der längsten Staudämme in Deutschland besitzt. Eine weitere Hochwasserschutzeinrichtung ist das Rückhaltebecken Stöhna bei Böhlen, das auf einem Tagebaurestloch angelegt wurde. Bei Rötha wird der Wasserstand im Stausee Rötha im Nebenschluss über einen Seitenarm der Pleiße geregelt.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Pleiße zwischen Regis-Breitingen und Markkleeberg infolge des Braunkohlentagebaus auf einer Länge von etwa 35 Kilometern nahezu vollständig verlegt und um etwa 10 Kilometer verkürzt. Einzig südöstlich von Böhlen blieb ein etwa 1,5 Kilometer langes Stück der alten Pleißenaue bestehen. Das neue Bett wurde meist trapezförmig angelegt und war von Gefällestufen unterbrochen. Es verläuft zumeist auf schmalen Landkorridoren zwischen den ehemaligen Tagebauen.[6] Bei der Verlegung wegen des Tagebaus Espenhain verschwand auch das 1933 zwischen Großstädteln und Markkleeberg angelegte Pleißestaubecken, das 850 m lang und 20 m breit war und zur Flussregulierung und zum Zweck des Absetzens von Sinkstoffen vorgesehen war.[7]

In Leipzig teilt sich die Pleiße am Connewitzer Wehr in den teilweise überwölbten Pleißemühlgraben und das Pleißeflutbett, das etwa 600 m weiter nördlich am Leipziger Eck in das Elsterflutbett mündet.

Bis zur Anlage des Pleißeflutbetts teilte sich die Pleiße ebenfalls etwa am Ort des heutigen Connewitzer Wehrs in zwei natürliche Arme, die beide im heutigen Stadtgebiet in die Weiße Elster mündeten. Einer der beiden, die Alte Pleiße oder das Kuhstrangwasser, wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugeschüttet. Der zweite Arm, die Rödel, existierte auch nach der Unterbrechung durch das Elsterflutbett noch bis 1926 und wurde bis 1927[8] verfüllt. 2011 wurde die Schleuse am Connewitzer Wehr eingeweiht, die über den Floßgraben (Kurs 1) einen durchgehenden Wasserweg zwischen der Stadt und dem Cospudener See herstellt, dessen Verlängerung zum Zwenkauer See, der Harth-Kanal, noch in Bau ist. In Zukunft soll über die Pleiße als Kurs 5 auch der Markkleeberger See erreichbar sein, der bereits mit dem Störmthaler See verbunden ist. Als Kurs 6 ist die Verbindung mit dem Hainer See geplant.

Wasserqualität

Die Ableitung von Abprodukten aus der carbochemischen Industrie im Südraum Leipzigs führte zu Verfärbung, Gestank, starker Schaumbildung und Absterben allen Lebens im Unterlauf des Flusses. Das machte die Pleiße während der Zeit der DDR zum Synonym eines verschmutzten Flusses und brachte ihr die Namen „Kommunistenpfütze“ und „Rio Phenole[9] ein. Die Gewässerverschmutzung ist als eines der politischen Themen der Vorwendezeit auch Gegenstand im Spielfilm Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution.

Doch nach der Stilllegung der verursachenden Industrie in den 1990er Jahren hat sich die Wasserqualität wesentlich verbessert, so dass auch inzwischen wieder zahlreiche Fischarten anzutreffen sind. Zurzeit besteht noch eine leichte (ungiftige) Braunfärbung durch Eisenverbindungen, vor allem Pyrit, aus dem Wasserregime des zum größten Teil stillgelegten Braunkohlebergbaus (Verockerung).

Hochwasser-Ereignisse

Hochwasser (2. Juni 2013 in Werdau)

Der Tagebau Blumroda wurde im Juli 1954 von einem Hochwasser der Pleiße überflutet.[10][11][12]

Anfang der 1960er Jahre wurde in Gößnitz ein Hochwasserschutzkonzept realisiert, das der Pleiße Ausweichmöglichkeiten (Überschwemmungsgebiete) gab. Am 12. August 2002 verursachte ein Tief in großen Teilen Ostdeutschlands und der Tschechischen Republik eine Jahrhundertflut. Der Pegel der Pleiße stieg in Gössnitz und in Treben auf bis zu 3,70 m.[13]

Anfang Juni 2013 gab es ein weiteres Hochwasser.[14]

Musik und Dichtung

Johann Sebastian Bach hat den Fluss in mehreren Werken gewürdigt. Das eine, die 1736 aufgeführte Kantate Schleicht, spielende Wellen, und murmelt gelinde (BWV 206), komponierte er nach der Dichtung eines unbekannten Poeten anlässlich des Geburtstags des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., der als August III. zugleich polnischer König war. In einem typisch barocken Panegyrikus, einer Lob- und Festrede, huldigen die Flüsse Weichsel, Elbe, Pleiße und Donau dem Fürsten und König. Donau und Elbe geraten in Streit, wer den „durchlauchtigsten“ Herrscher, die „doppelte Regierungssonne“, für sich beanspruchen darf (seine Gemahlin war die österreichische Prinzessin Maria Josepha). Die kleine Nymphe Pleiße aber siegt im Wortgefecht über die „bemoosten Häupter starker Ströme“ und die vier Flüsse stimmen in einen einträchtigen Lobgesang ein.[15][16]

In der zweiten Kantate Auf, schmetternde Töne der muntern Trompeten (BWV 207a), vermutlich 1735 zum Namenstag des Fürsten aufgeführt, wird ihr der zweite Satz gewidmet, das Recitativo Die stille Pleiße spielt.

„Die stille Pleiße spielt
Mit ihren kleinen Wellen ...“

Anonymos, vor 1735[17]

1736 erschien in Leipzig eine Liedersammlung mit dem Titel Singende Muse an der Pleiße. Ihr Verfasser Sperontes hatte einfache Melodien zusammengetragen und sie mit eigenen Texten unterlegt. Die Sammlung war sehr beliebt und erfuhr mehrere Auflagen.

Auch die sächsische Mundartdichterin Lene Voigt hat die Pleiße mehrfach besungen, wie zum Beispiel:

„Wo de Bleiße bläddscherd dorchs Gelände
un der Gnoblauch dufded ohne Ende,
dort bei Leibzich in den sumbfschen Aun
schbugn nächdlich sächssche Wasserfraun.“

Lene Voigt, 1. Hälfte 20. Jh.[18]

Der Lauf in Bildern

Literatur

  • Hydrologisches Handbuch. (PDF; 115 kB) Teil 2 – Gebietskennzahlen. Freistaat Sachsen – Landesamt für Umwelt und Geologie, S. 30, abgerufen am 25. Dezember 2017.
  • Mustafa Haikal: Längs der Pleiße – Zur Geschichte einer Flusslandschaft. In: Neue Ufer. Heft 6, Leipzig 2001, S. 3–21.
  • Die Pleiße. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 8. Band. Schumann, Zwickau 1821, S. 396–410.
Commons: Pleiße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesanstalt für Umwelt (Hrsg.): Gebiets- und Gewässerkennzahlen Verzeichnis und Karte. Jena 1998; 26 S.
  2. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Elbegebiet, Teil I 2015. (PDF; 9,5 MB) In: lhw.sachsen-anhalt.de. Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, 2019, S. 199, abgerufen am 7. März 2021.
  3. Wiederherstellung der morphologischen Durchgängigkeit der Fließgewässer im Stadtgebiet von Leipzig
  4. Vergl. Pleißa mit Pleißenbach bei Chemnitz, Steinpleis bei Zwickau, Pleissing mit Pleissingbach in Niederösterreich, Plisa und Plissa in Belarus.
    Georg Grebenstein: Die Leipziger Gewässer von der Jahrtausendwende bis zur Gegenwart. In: Neue Ufer Heft 3, S. 4, Stadt-Kultur-Projekt Leipzig, Leipzig 1995;
    Ernst Eichler: Beiträge zur Erforschung altsorbischer Stammes- und Gaunamen. 1. pagus "Plisni" und der Flußname "Pleisse". In: Beiträge zur Namenforschung 7 (1956), S. 21–26;
    vergl. auch Ernst Eichler, Gerold Hilty, Heinrich Löffler, Hugo Steger, Ladislav Zgusta: Namenforschung / Name Studies / Les noms propres. Band 1 (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft / Handbooks of Linguistics and Communication Science HSK. Band 11). Walter de Gruyter, 1995, ISBN 3-11-011426-7, Kapitel 45, 1.1, S. 318, Sp. 2 und S. 332, Sp. 2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. erinnert an das Wassertor in der ehemaligen Stadtmauer
  6. Flussverlegungen, In: Neue Ufer. Projekt zur Freilegung von Pleiße- und Elstermühlgraben in Leipzig (Memento vom 25. April 2012 im Internet Archive)
  7. Georg Grebenstein: Die Leipziger Gewässer von der Jahrtausendwende bis zur Gegenwart. In: Neue Ufer. Heft 3, Stadt-Kultur-Projekt Leipzig, Leipzig 1995, S. 30.
  8. Leipzig-Lexikon: Rödel
  9. Clemens Caspary: Ja, wo fließt sie denn? Die Zeit, 8. April 1999, abgerufen am 29. April 2021.
  10. Hans-Jürgen Beier, Willfried Schaarschmidt: Als die Flut kam – Die Hochwasserkatastrophe von 1954. Im Anhang eine Bilddokumentation zu den Ereignissen 2013. Verlag Beier & Beran, 2014, ISBN 978-3-95741-013-9. (archaeologie-und-buecher.de)
  11. mdr.de (2022): Hochwasser 1954: Solidarität in Nachkriegszeiten
  12. Bundesanstalt für Gewässerkunde: Das Sommerhochwasser 1954 (im Elbegebiet)
  13. mdr.de (2022): Die Jahrhundertflut im Altenburger Land: Das fast vergessene Hochwasser
  14. siehe Foto und Hochwasserrisikokarte Werdau (pdf)
  15. Hans Christian Worbs: Johann Sebastian Bach: Weltliche Kantaten. In: Sony Classical (Hrsg.): J. S. Bach. Auf, schmetternde Töne der munteren Trompeten BWV 207a. Schleicht, spielende Wellen BWV 206. Cantatas for August III., Kurfürst of Saxony, King of Poland. S. 12 f. (Beiheft zur CD, R. Ziesak, M. Chance, C. Prégardien, P. Kooy, Kammerchor Stuttgart, Concerto Köln, Frieder Bernius, SK 46492).
  16. Anonymos: BWV 206 Schleicht, spielende Wellen, und murmelt gelinde! In: The Bach Cantatas. Walter F. Bischof, abgerufen am 26. November 2008 (Vollständiger Text).
  17. Anonymos: BWV 207a Auf, schmetternde Töne der muntern Trompeten. In: The Bach Cantatas. Walter F. Bischof, abgerufen am 26. November 2008 (Vollständiger Text).
  18. Lene Voigt, Gerhard Hopf: Wo de Bleisse bläddscherd… (hochdeutsch: Wo die Pleiße plätschert…). Verlag Sachsenbuch, Leipzig 1990, ISBN 3-910148-04-02.

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