Plauen (Dresden)

Wappen von Plauen
Wappen von Plauen
Wappen von Dresden
Wappen von Dresden
Plauen
Stadtteil und Statistischer Stadtteil Nr. 86 von Dresden
Lage des statistischen Stadtteils Plauen in DresdenLandkreis BautzenLandkreis Sächsische Schweiz-OsterzgebirgeLandkreis MeißenÄußere Neustadt (Antonstadt)AlbertstadtBlasewitzBriesnitzBühlau/Weißer HirschCoschütz/GitterseeCossebaude/Mobschatz/OberwarthaCottaFriedrichstadtGönnsdorf/PappritzGompitz/AltfrankenGorbitz-SüdGorbitz-OstGorbitz-Nord/NeuomsewitzGroßzschachwitzGrunaDresdner HeideHellerau/WilschdorfHellerbergeHosterwitz/PillnitzInnere AltstadtInnere NeustadtJohannstadt-NordJohannstadt-SüdKaditzKleinpestitz/MockritzKleinzschachwitzFlughafen/Industriegebiet KlotzscheKlotzscheLangebrück/SchönbornLaubegastLeipziger VorstadtLeubenLeubnitz-NeuostraLockwitzLöbtau-NordLöbtau-SüdLoschwitz/WachwitzMicktenNaußlitzNiedersedlitzPieschen-Nord/TrachenbergePieschen-SüdPirnaische VorstadtPlauenProhlis-NordProhlis-SüdRadeberger VorstadtRäcknitz/ZschertnitzReickSchönfeld/SchullwitzSeevorstadt-Ost/Großer GartenSeidnitz/DobritzStrehlenStriesen-OstStriesen-SüdStriesen-WestSüdvorstadt-WestSüdvorstadt-OstTolkewitz/Seidnitz-NordTrachauWeixdorfWeißigWilsdruffer Vorstadt/Seevorstadt-West
Lage des statistischen Stadtteils Plauen in Dresden
.
Koordinaten51° 1′ 46″ N, 13° 42′ 26″ O.
Höhe145 m ü. NN
Fläche1,75 km²
Einwohner11.497 (31. Dez. 2023)
Bevölkerungsdichte6570 Einwohner/km²
Eingemeindung1. Jan. 1903
Postleitzahl01187
Vorwahl0351
Websitewww.dresden.de
StadtbezirkPlauen
Verkehrsanbindung
EisenbahnRB30
S-BahnS 3
Straßenbahn3
Bus62, 63, 85

Plauen ist ein Stadtteil im Südwesten Dresdens mit etwa 11.000 Einwohnern und Namensgeber sowie Verwaltungssitz des gleichnamigen Dresdner Stadtbezirks, der weitere Stadtteile umfasst. Plauen liegt östlich der Weißeritz am Ende des Plauenschen Grundes und umfasst eine Fläche von 1,75 km².

Der Ort Plauen wurde 1206 ersterwähnt und 1903 nach Dresden eingemeindet. Die Entwicklung Plauens ist eng mit dem Wirken des Großindustriellen Gottlieb Traugott Bienert verbunden.

Geographie

Weißeritz in Plauen

Plauen grenzt an die Stadtteile Löbtau, Dölzschen, Coschütz, Kleinpestitz, Räcknitz und Südvorstadt.

Als funktionales Stadtteilzentrum dient der F.-C.-Weiskopf-Platz mit dem Müllerbrunnen, wo sich neben Geschäften und Gastronomie auch das denkmalgeschützte Plauener Rathaus befindet, das heute das Stadtbezirksamt Plauen sowie ein Bürgerbüro beheimatet.

Geschichte

Ortsgeschichte

Bienert-Denkmal

Plauen entstand als Dorf vor dem 13. Jahrhundert am Ausgang des Plauenschen Grundes. Es wurde – im gleichen Dokument wie Dresden – am 31. März 1206 erstmals als Plawen erwähnt. Der Name plawen (slawisch als Substantiv: Płavno) entstammt dem altsorbischen *płav = Ort, wo geschwemmt wurde (vgl. obersorbisch pławić, „schwemmen, flößen“) und bedeutet so viel wie Schwemmland oder auch Flussaue, während Flößerei an dieser Stelle eher nicht in Betracht kommt.[1] Die alte Flur von Plauen, die sowohl in ihrem früheren Weichbild, als auch in ihren heutigen Gemarkungsgrenzen annähernd übereinstimmt, war jahrhundertelang rein dörflich-landwirtschaftlich geprägt. Über die Jahrhunderte hinweg kann planerisch, bedingt durch den Höhenversatz des Längshanges entlang der Weißeritz, klar zwischen einem Unterdorf[2][3] an der Wassergasse (heute: Hofmühlenstraße) und einem Oberdorf im Bereich des 1875 zugeschütteten Dorfteiches (heute F.-C.-Weiskopf-Platz und Bereich der Straße Altplauen zwischen F.-C.-Weiskopf-Platz und Reckestraße) bis zur Kirche von Plauen[4] unterschieden werden, wobei das Oberdorf der ältere Teil von Plauen war.

Die nahegelegene Weißeritz begünstigte die Errichtung von mehreren Mahl- und Schneidemühlen. Mit der Industrialisierung, insbesondere mit der Ansiedlung des Müllermeisters Gottlieb Traugott Bienert, der die alte Hofmühle zu einer großindustriellen Mühle umbaute, begann einerseits die Überformung des alten Dorfes, wie auch, bedingt durch den zunehmenden Arbeitskräftebedarf, die Bebauung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Industrialisierung brachte nicht nur einen wirtschaftlichen Aufschwung, sondern durch Einrichtung von Schule und Kindergarten auch einen sozialen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Strecke der Albertsbahn AG in Richtung Tharandt und Freiberg errichtet und Plauen erhielt einen Bahnhof. Die zahlreichen Industriebauwerke, die geschlossene Gründerzeitbebauung und die Villenstraßen verdrängten die dörfliche Bebauung von Plauen. Ab Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem aber in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, wurde zunächst die alte Dorfflur vom Kern des Oberdorfes ausgehend Richtung Osten durch die Aktiengesellschaft Dresdner Westend[5] und etwa ab dem Ersten Weltkrieg der nach Norden exponierte südliche Hang der Dresdner Elbtalweitung fast vollständig erschlossen und bebaut. Während im „Westend“ (dem durch historistische Bebauung geprägten Bereich) eine Vielzahl von Bürgerhäusern und Villen entstanden, wird der nach 1920 vor allem bebaute Teil Hohenplauen[6] durch genossenschaftliche Wohngebäude und Doppelhäuser im Stile der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre geprägt.

Das Straßennetz Plauens ist demzufolge einesteils geprägt von den historischen Resten des Dorfes Plauen, während es andererseits, insbesondere durch das Gründerzeitraster, alle Nachweise planmäßiger Anlage besitzt.[7] Durch die Hanglage bedingt ergeben sich teilweise starke Anstiege (Bernhardstraße) und interessante Verläufe (Halbkreisstraße). Entlang des Plauenschen Ringes wurde eine Straßenbahnlinie zur Erschließung von Coschütz errichtet, die heute noch im Verlauf dessen oberen Teiles besteht.

In exponierter Lage liegt der Fichtepark, der als Westendpark am 26. September 1891 eingeweiht wurde. Das Land wurde durch die Baugesellschaft Dresdner Westend unentgeltlich zur Verfügung gestellt. In ihm wurde am 2. September 1896, dem Sedantag, ein Aussichtsturm eingeweiht, der bei der gleichzeitigen Namenstaufe den Namen des Kanzlers Bismarck erhielt. Die Kosten für die Herstellung des Turmes beliefen sich auf 23.000 Reichsmark. 1937 wurde der Westendpark nach dem Philosophen Johann Gottlieb Fichte in Johann-Gottlieb-Fichtepark umbenannt.[8] Der Aussichtsturm, dessen wirklicher Name inzwischen völlig in Vergessenheit geraten war, wurde 1954 – ebenfalls nach dem Philosophen – in Fichteturm umbenannt. Von diesem überblickt man einen Großteil Dresdens.

Am 1. Januar 1903 wurde Plauen nach Dresden eingemeindet.[9][10] Mit der Eingemeindung wurde ein Jahr nach Inkrafttreten des Vertrages auch eine Anpassung der Straßennamen vorgenommen, um in der Stadt Doppelbezeichnungen zu vermeiden. Die Tabelle gibt dazu eine vollständige Liste der Umbenennungen zum 1. Januar 1904 an (mit Angabe des Jahres der ursprünglichen Benennung der Straße). Vor 1865 war eine Straßenbenennung auf Grund der damaligen Größe des Dorfes generell nicht nötig gewesen, in diesem Jahr wurde die erste vollständige Hausnummerierung vorgenommen.[11]

Straßenumbenennungen 1904
Straßenname
bis 1903
Jahr der
Benennung
Straßenname
ab 1. Januar 1904
Elisenstraße1874Reckestraße
Falkenstraße1877/78Zwickauer Straße
Florastraße1876Biedermannstraße
Gartenstraße1873Gittersee-Straße
Grenzstraße1878Bamberger Straße
Kirchstraße1865Altplauen
Lutherstraße1891Schleiermacherstraße
Plauensche Straße1872Tharandter Straße
Poststraße1891Klingenberger Straße
Räcknitzer Straße1876Nöthnitzer Straße
Rathausstraße1897Müllerbrunnenstraße
Reisewitzer Straße1872Würzburger Straße
Schulstraße1876Krausestraße
Seminarstraße1897Kantstraße
Uferstraße1896Kielmannseggstraße
Wasserstraße1865Hofmühlenstraße
Wettinplatz1895Zwickauer Platz

Nach 1904 erfolgten weitere Umbenennungen. Sie sind zur Vollständigkeit mit Stand 2011 komplett als Ergänzung mit aufgenommen worden.

weitere Umbenennungen von Straßen in Plauen
früherer
Straßenname
Jahr der
Umbenennung
heutiger
Straßenname
Liebigstraße1897Westendstraße
(oberer Teil der durchgehend geplanten
heutigen Liebigstraße,
bereits vor Eingemeindung umbenannt)
Rathausplatz1911F.-C.-Weiskopf-Platz,
1911–1953 Chemnitzer Platz
Kielmannseggstraßeca. 1952Agnes-Smedley-Straße
Daheimstraßeca. 19521888 angelegt,
Friedrich-Hegel-Straße
Chemnitzer Straße1956/19921956–1992 F.-C.-Weiskopf-Straße,
1865–1871 Coschützer Straße (durchgehend),
1871–1956 für diesen Teil Chemnitzer Straße,
seit 1992 wieder Chemnitzer Straße
Bernhardstraße1970/1992Ho-chi-Minh-Straße,
seit 1992 Bernhardstraße
Untere Bienertstraße

Bienertstraße

Kronacher Straße

1952/19921871–1952

Untere Bienertstraße

(Chemnitzer Straße / Tharandter Straße)

Bienertstraße

(Chemnitzer / Münchner Straße)

1952–1992 beide Abschnitte Kronacher Straße

seit 1992 Bienertstraße

Im Jahr 1957 wurde Plauen dem Stadtbezirk Dresden-Süd zugeordnet. Nach der Auflösung der Stadtbezirke 1991 gehörte Plauen dem Ortsamtsbereich Südvorstadt an, der nach der Verlegung des Amtssitzes vom Verwaltungsgebäude Fritz-Foerster-Platz 2 ins Rathaus Plauen 1996 den Namen Ortsamt Plauen (seit 2018: Stadtbezirk Plauen) erhielt.

Im Bereich der Zwickauer Straße wurde ab den 1990er Jahren eine innerstädtische Sanierungszone sowie nach dem Hochwasser der Weißeritz im Jahr 2002, bei dem der alte Dorfkern Plauens, die Hofmühlenstraße und die Weißeritz-Brücken schwer beschädigt wurden, ein Stadtteilentwicklungsprojekt ins Leben gerufen, wodurch die Sanierung von Wohn- und Geschäftsräumen unterstützt wurde.[12]

Schulgeschichte

Mittelalter und frühe Neuzeit

1557 wurde erstmals das Schulwesen in Plauen erwähnt.[13] Aus der damaligen Erhöhung des Küstergehaltes lässt sich erstmals auf ein gewisses Maß an Schulbildung der Plauener Kinder schließen. Das entspräche auch der Philosophie und den 1556 veröffentlichten „Generalartikeln“ des damals herrschenden Kurfürsten August. Aufgrund des damaligen engen Zusammenhangs von Schule und Kirche, der durch die Reformation wenige Jahre vorher bekräftigt und bestärkt worden war, lässt sich verbunden mit der ersten sächsischen Schulordnung von 1580 der Beginn des geordneten Schulwesens in Plauen festmachen. Allerdings war der Lehrer damals gleichzeitig Kustos und Hilfspfarrer, hatte Leichenpredigten und Trauungen vorzunehmen, und fungierte als Schreiber. Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen und ihre Familien zu ernähren, mussten sie in der Regel einem Handwerk nachgehen.[14]

Das erste und zugleich älteste Schulhaus, das Plauen besaß (erstmals nachweisbar 1578, mehrfach umgebaut, 1857 letztmals erweitert und 1905 abgebrochen), war gleichzeitig das Wohnhaus des Kustos bzw. des späteren Lehrers. Ein Hilfslehrer wurde diesem ab 1849 bewilligt. Es stand dort, wo sich heute der prächtige Aufgang zur Auferstehungskirche von Altplauen direkt neben der Schleiermacherstraße befindet, der 1907 durch Hans Erlwein errichtet wurde. Schulstube und Wohnstube waren damals eins. Wie erbärmlich über Jahrzehnte hinweg der Zustand war, zeigt das permanente Klagen der jeweiligen Lehrer darüber.[15]

Namentlich nachweisbar sind als Lehrer:

  • Gallus Waldeck, 1578 als erster Schulmeister erwähnt,
  • Matthes Hanitzsch, in den Visitationsakten 1583 und 1602 erwähnt,
  • Christian Leunert, 1626–1650 als Lehrer,
  • Abraham Weida (1618–1691), 1650–1691 als Lehrer
  • Georg Kretschmar (?–1728), 1688 als Hilfskraft, 1691–1728 als Lehrer,
  • Johann Jacob Gleditzsch [Gleditsch] (?–1760), 1728–1760 als Lehrer und Organist,
  • Christian Gottlieb Kleinstück (?–1797), 1760–1797 als Lehrer,
  • Gottlieb Fürchtegott Opitz (?–1814), 1797–1814 als Lehrer,
  • Johann Christian Grütze (auch Grützner geschrieben; * 12. März 1790 in Oberebersbach bei Großenhain; † 1872)[16], 1814–1856, emeritiert zu seinem 50-jährigen Dienstjubiläum „wegen Erblindung“.
  • Friedrich Wilhelm Jentzsch (?–1881), 1849–1856 Hilfslehrer, 1856–1881 als Lehrer.[17]

Es erscheint heute als ein fast archaischer Zustand, in dem sich noch im 18. Jahrhundert das Schulwesen Plauens befand: Ein Pferdeknecht bekam als Jahresgehalt mehr Geld als der Lehrer.[18] Das Schulgeld sowie die ihm zustehenden Naturalien musste der Lehrer sich als „Holschuld“ Woche für Woche selbst bei den Bauern abholen. Zum Plauenschen Schulbezirk gehörte überdies fast 300 Jahre das Dorf Cunnersdorf, heute ein Teil der Gemeinde Bannewitz, mit dem es jahrzehntelang Streit um Kostenteilungen gab. Insgesamt, so Paul Dittrich in seiner Plauenschen Geschichte, ist die Schulgeschichte „ein so klägliches Kapitel in der Geschichte der Gemeinde“.[19]

Schulen ab dem ersten sächsischen Schulgesetz 1835

1769 wurde die Schulpflicht eingeführt. 1835 wurde das erste sächsische Schulgesetz moderner Art verabschiedet, mit dem die Gemeinden verpflichtet wurden, Schulen zu unterhalten und der Schulbesuch nunmehr staatlicherseits überwacht wurde. Zur Schule gingen 80 Kinder, Plauen hatte 475 Einwohner – ein einziger Klassenraum und die inzwischen fast 300 Jahre alte Schule mussten noch immer dafür genügen.

Mit dem Anwachsen der Einwohnerzahl und dem sich aus der Industrialisierung ergebenden zunehmenden Wohlstand der Gemeinde gelang es nicht zuletzt gedrängt durch die zunehmenden Einfluss gewinnenden Träger der Industrie ab 1870 den Jahrhunderte alten unzumutbaren Zuständen des Plauener Schulwesens endlich ein Ende zu bereiten. Nicht nur, dass Traugott Bienert 1871 die für diese Zwecke und damalige Verhältnisse ungeheure Summe von 1000 Talern (heute etwa 22.000 EUR) für die Anschaffung von Lehrmitteln und Büchern zur Verfügung stellte. Sein Anliegen war es, gemeinsam mit der Gemeinde Plauen ein mustergültiges Schulwesen aufzubauen. Bienert hatte dafür mindestens einen guten Grund: Sein Betrieb benötigte ausgebildete Fachkräfte.

Als erster und längst überfälliger Schritt zur Neuordnung des Schulwesens wurde zunächst die alte Schule 1873, beginnend mit dem neu erlassenen Volksschulgesetzes, zunächst weiter ausgebaut, wenngleich sich das bei dem alten Schulhaus als schwierig erwies, und weitere Räume angemietet, bis schließlich die neue „mittlere Volksschule“ auf der damaligen Luther- und heutigen Schleiermacherstraße 7 (bis 2015 Außenstelle des Gymnasiums Dresden-Plauen, 2016 abgerissen) gebaut sowie das alte Schulhaus aufgegeben und in eine Volksbibliothek umgebaut wurde – die erste in einem sächsischen Dorf.[20]

Die neue Mittlere Volksschule wurde 1875/1876 durch den Baumeister Fichtner mit einem Mittelbau und zwei Seitenflügeln, 8 Klassenzimmern, Wohnungen für den Direktor, drei Lehrer und den Hausmeister zu Baukosten von über 115.000 Reichsmark errichtet,[21] erster Schulleiter wurde Ernst Oskar Wilsdorf (1846–1907). 1882 erhielt sie einen Volksschulgarten, 1886 errichtete in ihr der Gemeinnützige Verein von Plauen eine Volksküche.[22] 1891 wurde eine Kochschule[23] eingerichtet, und 1892 der Handfertigkeitsunterricht eingeführt. 1892, 1893 und 1895 wurden Erweiterungsanbauten erforderlich, 1895 wurde ihre Turnhalle, die zweite in Plauen, errichtet (1945 zerstört). Dieser Schulbau wurde 2016 endgültig entfernt.

Auf Grund des Wachstums der Mittleren Volksschule wurde 1897 ein zweites Schulhaus für Knaben (chronologisch der 3. Schulneubau auf Plauener Flur, inzwischen war die Höhere Volksschule gebaut worden) errichtet, das heute von der 39. Grundschule genutzt wird.

Auf der Grundlage des ständisch geprägten Volksschulgesetzes von 1873 wurde auch die Gründung einer höheren Volksschule ins Auge gefasst, deren Vorläufer allerdings 1875 zunächst als Privatschule begann. Ostern 1882 begann zeitgleich mit dem Übergang der Schulkollatur (Recht zur Besetzung der Lehramtsstellen)[24] vom Staat auf die Gemeinden diese „Höhere Volksschule“ ihren Unterrichtsbetrieb mit 61 Kindern, vier Klassen und drei Lehrern in angemieteten Räumen auf der heutigen Bienertstraße 20, einem Haus, das nach 1945 zunehmend verfiel und in den 1960er Jahren mit der Errichtung eines Wohnblocks endgültig abgebrochen wurde – heute befindet sich auf der Fläche ein Spielplatz.

Bereits zwei Jahre später, 1884, konnte mit 130 Schülern das neue Schulgebäude der Höheren Volksschule auf der Räcknitzer (heute: Nöthnitzer) Straße bezogen werden. Auch hier gehörte Traugott Bienert zu den Stiftern: Einesteils schenkte er kostenfrei den Grund und Boden aus seinem Besitz, andererseits stellten die Bienertschen Stiftungen wie schon 1882 Lehrmittel zur Verfügung.[25] Ein Jahr später, 1885, wurde auf deren Schulgelände die erste Turnhalle Plauens gebaut, in der auch die neue Feuerwehr des Dorfes Plauen ihre Übungen durchführte; sie hatte bis zu ihrer Zerstörung 1945 Bestand. Das Schulgebäude der heutigen 55. Oberschule ist somit das älteste heute noch bestehende Schulgebäude des ehemaligen Dorfes Plauen.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung von Plauen von 1834 bis 2014
JahrEinwohner
1. Dezember 1834 ¹475
1. Dezember 1843 ¹580
3. Dezember 1846 ¹591
3. Dezember 1849 ¹594
3. Dezember 1852 ¹671
3. Dezember 1855 ¹878
3. Dezember 1858 ¹1.037
3. Dezember 1861 ¹1.017
3. Dezember 1864 ¹1.116
3. Dezember 1867 ¹1.220
1. Dezember 1871 ¹1.684
1. Dezember 1875 ¹2.930
1. Dezember 1880 ¹4.258
JahrEinwohner
1. Dezember 1885 ¹5.192
1. Dezember 1890 ¹7.459
2. Dezember 1895 ¹10.162
1. Dezember 1900 ¹12.185
1. Dezember 1933[26]14.124
3. Oktober 19909.775
31. Dezember 1995[27]8.747
31. Dezember 2000[28]9.050
31. Dezember 2005[28]10.195
31. Dezember 2010[29]11.176
31. Dezember 2015[30]11.758
31. Dezember 2020[29]11.747
31. Dezember 2023[29]11.497

¹ Volkszählungsergebnis

Kultur

Denkmale

Seit dem 21. Januar 2000 ist Plauen ein Denkmalschutzgebiet nach dem Sächsischen Denkmalschutzgesetz. Das Gebiet ist ein „gut erhaltenes Zeugnis für eine planvolle Umgestaltung Dresdner Vororte in der Industrialisierungsphase des endenden 19. Jahrhunderts“.[31]

Im „Westend“ ist eine Vielzahl von Bürgerhäusern und Villen erhalten, die 1945 nicht der Bombardierung zum Opfer fielen: Villa Grübler, Villa Hohe Straße 139, Mietvilla Halbkreisstraße 12 und die Villa Westendstraße 21.

Kirche und Friedhöfe

Ludwig Richter: Kartoffelfeuer (Federzeichnung, 1847). Die Zeichnung zeigt einen Blick auf die Kirche von Plauen von Süden, rechts das Schmidtsche Gut, das bei der Friedhofserweiterung und dem Bau des Gemeindehauses 1912/1913 abgebrochen wurde.[32]

Eine Kapelle bzw. Kirche ist in Plauen seit um 1300 nachweisbar. Die immer an gleicher Stelle befindliche Kirche wurde in insgesamt sechs Bauperioden umgebaut, bis sie beim letzten großen Umbau 1900–1902 ihre heutige Gestalt im Stil der Renaissance erhielt. Diese architektonisch interessante Auferstehungskirche befindet sich unweit des Rathauses und gehört zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Direkt oberhalb der Kirche befindet sich der kleine Innere Plauensche Friedhof an der Krausestraße. Hier findet man unter anderem das Bienertsche Grabmal. Der deutlich größere Äußere Plauensche Friedhof befindet sich am südlichen Ende der Bernhardstraße an der Grenze zu Coschütz direkt neben dem Coschützer Friedhof.

Die ab 1923 erbaute und am 6. Dezember 1925 geweihte katholische Kirche St. Paulus vom Architekten Rudolf Zacek wird zu Dresden-Plauen gerechnet, befindet sich aber nahe der Gemarkungsgrenze in der Dresdner Südvorstadt an der Bernhardstraße.

Ausflugsziele

Oberhalb des Plauenschen Grunds befindet sich der Obere Bienertpark, der größte von insgesamt vier Bienertparks mit dem Naturdenkmal Hoher Stein. Hier befindet sich ein restaurierter Aussichtsturm, der einen Blick auf Freital und die Felsenkellerbrauerei eröffnet.

Am S-Bahnhof Plauen befindet sich das Museum Hofmühle Dresden. Es befindet sich in einem alten Gebäude der Bienertmühle, dem Unternehmen Gottlieb Traugott Bienerts, das Plauen zu seiner Zeit berühmt machte.

Rathaus Plauen

Wirtschaft und Infrastruktur

Industrie

In diesem Kapitel ist historisch auf die Mühlen einzugehen, auf die Fabriken Reiche, Schwerter, auf Körber, auf das Wirken der Familien Taubert. Heute ist Dr. Doerr ein Vertreter der Industrie des Stadtteils. Als einer der ehemalig größten Arbeitgeber ist MSD (Maschinen- und Stahlbau Dresden der Herrenknecht AG) zu nennen.[33] Dazu prägt das Dienstleistungsgewerbe die immer mehr als Wohnort ausgebaute Gemeinde, wobei auch frühere Gewerbegrundstücke zu Wohngrundstücken umgewidmet werden. Die ehemalige Falkenbrauerei war von 2003 bis 2011 Sitz der Dresden International University (DIU), einer Institution der TU Dresden.[34]

Verkehr

S-Bahnhof Plauen

Dresden-Plauen ist durch die Dresdner Verkehrsbetriebe mit den Buslinien 62, 63 und 85 erreichbar. Die Straßenbahnlinie 3 fährt vom Zentrum kommend über die Münchner Straße nach Coschütz, dies jedoch eher am Rande im sogenannten Westendviertel. Von den vormals drei Straßenbahnstrecken, die direkt in den Ortskern führten, ist heute keine verblieben, wenngleich es Planungen gibt, zumindest eine davon erneut in Betrieb zu nehmen.

Der S-Bahnhof Dresden-Plauen liegt an der Bahnstrecke Dresden–Werdau und bietet mit der Linie S 3 Fahrtmöglichkeiten zum Hauptbahnhof und nach Tharandt. Außerdem verkehrt die Regionalbahnlinie RB30 über Chemnitz nach Zwickau.

Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle ist Dresden-Südvorstadt an der A 17, erreichbar über die Bergstraße (B 170).

Persönlichkeiten

Die Liste enthält sowohl Persönlichkeiten, die in Plauen bzw. in Dresden-Plauen geboren wurden und Persönlichkeiten, die in Plauen (Dresden-Plauen) gelebt haben. Zur Unterscheidung zur Stadt Plauen im Vogtland wurde unabhängig vom Zeitpunkt immer Dresden-Plauen, auch für die Zeit vor der Eingemeindung nach Dresden, angegeben.

Literatur

  • Cornelius Gurlitt: Plauen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 24. Heft: Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1904, S. 99.
  • Paul Dittrich: Zwischen Hofmühle und Heidenschanze – Geschichte der Dresdner Vororte Plauen und Coschütz. 2., durchgesehene Auflage. Verlag Adolf Urban, Dresden 1941 (1. Auflage im gleichen Verlag 1940).
  • Adolf Jädicke: Beiträge zur Geschichte des Dorfes Plauen bei Dresden. Plauen bei Dresden 1894/1903 (Digitalisat)
  • Friedrich Reichert: Plauen-Dresden vom Dorf zur Stadt. In: Dresdner Geschichtsbuch 1. Dresden 1995, S. 84–118.

Einzelnachweise und Anmerkungen

Die Einzelnachweise stützen sich, wenn nicht anders benannt, auf

  • Paul Dittrich: Zwischen Hofmühle und Heidenschanze – Geschichte der Dresdner Vororte Plauen und Coschütz. 2., durchgesehene Auflage. Verlag Adolf Urban, Dresden 1941, im Folgenden als „Dittrich“ bezeichnet sowie
  • die auf dieses Werk gestützte Neuausgabe mit den Aktualisierungen bis dahin: Annette Dubbers (Herausg.): Plauen – Aus der Geschichte eines Dresdner Stadtteils. Eigenverlag, Dresden 2006, ISBN 3-937199-34-9, im Folgenden: „Dubbers“.
  1. Ernst Eichler: Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße. Band III, Domowina-Verlag, Bautzen 1993, S. 76
  2. Dubbers, S. 5.
  3. Dittrich spricht in seinem Werk (S. 20, Fußnote 29) von Niederdorf und verweist auf die erstmalige Erwähnung der Wassergasse in einer Kaufurkunde von 1597.
  4. Dittrich, S. 20. Die Zuschüttung des Dorfteiches dort Fußnote 26.
  5. Nach dieser Aktiengesellschaft wurde das Areal, beginnend ab der Chemnitzer Straße („Westendschlösschen“) bis zur Westendstraße, benannt. Dittrich, S. 171/172.
  6. Dittrich, S. 175. An die Bezeichnung erinnert überdies ein Straßenname.
  7. Dittrich, S. 163, dort abgebildet der Bebauungsplan von 1888.
  8. Dittrich, S. 176.
  9. Verwaltungsbericht des Rates der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden für das Jahr 1903. Dresden 1904, S. 74 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Kai Tempel: Dörfer in Dresden von A bis Z. Hille, Dresden 2007, ISBN 978-3-939025-09-2, S. 150 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Dittrich, S. 174.
  12. Dresden: Stadtteilentwicklungsprojekt Weißeritz. In: Werkstatt-Stadt.de. Abgerufen am 28. April 2020.
  13. Der Text zu den Schulen in Plauen basiert auf dem Eröffnungsvortrag von Ingolf Roßberg zur Festwoche der 125-Jahr-Feier der 55. Mittelschule und auf der Nutzung der Quellen Dittrich und Dubbers.
  14. Dittrich, S. 115.
  15. Eine ausführliche Darstellung findet sich bei Dittrich, S. 116–118
  16. Vater: Johann Christian Grütze, Gärtner in Oberebersbach; Mutter: Johanna Rosina Sparmann aus Schönfeld. Die Angaben gemäß unveröffentlichten Ergebnissen der Familienforschung. Quellen: Sächsisches Hauptstadtarchiv: Kaufverträge von Ober- und Mittelebersbach, Kirchenbücher.
  17. Tabelle zusammengestellt nach Dittrich, S. 115–120.
  18. Ein Pferdeknecht erhielt 1688: 24 Taler als Jahresgehalt, ein Lehrer 1688/89 als Jahresgehalt: 24 Gulden; 1 Taler waren 24 Groschen, 1 Gulden waren 21 Groschen. Dittrich, S. 118, Fn. 140.
  19. Dittrich, S. 115.
  20. Dittrich gibt das Wachsen der Schülerzahl wie folgt an: 1857 = 130, 1871 = 236, 1880 = 750 (in 13 Klassen), 1900 = 1600 Schulkinder, davon allein in der mittleren Volksschule 1100 Schüler. Das Schulgeld betrug 1861 13 Pfennige, 1876 20 Pfennige wöchentlich. Dittrich, S. 165, Fn. 176
  21. Dittrich, S. 165.
  22. Dittrich, S. 158, 165
  23. Sie war die erste ihrer Art in Sachsen: Dittrich, S. 165, Fn. 175
  24. Eva Köllnberger, Horst Richter: Hoch über der Stadt – aus der Geschichte des Stadtteiles Dölzschen. In: Stadtmuseum Dresden (Hrsg.): Dresdner Geschichtsbuch, Band 9, Druckerei zu Altenburg, 2003, S. 125–163, hier S. 146
  25. Dies ist ein Hauptgrund, weshalb die Höhere Volksschule, heute 55. Oberschule, den Namen „Gottlieb Traugott Bienert“ trägt.
  26. Dittrich, S. 161.
  27. Stadtteilkatalog – Datenstand 2004. (PDF) Stadtteil 86 - Plauen. Landeshauptstadt Dresden, 22. November 2005, S. 209, abgerufen am 28. Mai 2025.
  28. a b Statistische Mitteilungen – Stadtteilkatalog 2014. (PDF) Stadtteil 86 - Plauen. Landeshauptstadt Dresden, März 2016, S. 209, abgerufen am 27. Mai 2025.
  29. a b c Statistische Mitteilungen – Stadtteilkatalog 2023. (PDF) Stadtteil 86 - Plauen. Landeshauptstadt Dresden, Februar 2025, S. 209, abgerufen am 27. Mai 2025.
  30. Statistische Mitteilungen – Stadtteilkatalog 2015. (PDF) Stadtteil 86 - Plauen. Landeshauptstadt Dresden, Januar 2017, S. 209, abgerufen am 27. Mai 2025.
  31. Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz (Hrsg.): Plauen. Denkmalschutzgebiete im Porträt. Initial Werbung & Verlag, Dresden Dezember 2020 (online [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 28. November 2021]).
  32. Dittrich, S. 154, Abb. 79.
  33. Zweigniederlassung Maschinen- und Stahlbau Dresden (MSD) beendet Geschäftsbetrieb. Herrenknecht, 29. März 2023, abgerufen am 25. Juni 2024 (def).
  34. Stefan Erbe: Nach Umzug ins WTC: Dresden International University öffnet erstmals die Pforten. 16. August 2011, abgerufen am 30. Oktober 2020.
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Lage des statistischen Stadtteils XY (siehe Dateiname) in Dresden.
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16.11.2006 01187 Dresden-Plauen, Nöthnitzer Straße 2 (GMP: 51.029095,13.707298). Rathaus Plauen. Neorenaissance 1893-1894 von William Lossow und Hermann Viehweger (Architekturbüro Lossow & Viehweger). Bauausführung durch die Firma Gebrüder Fichtner. Der Bildhauer Robert Henze schuf für die Fassade die Statue des Ritters Georg. Sicht vom F.-C.-Weiskopf-Platz. [DSCN12762-12763.TiF]20061116030MDR.JPG(c)Blobelt
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Weißeritz in Dresden: Die Weißeritz entsteht bei Freital-Hainsberg aus den beiden Quellflüssen Rote Weißeritz und Wilde Weißeritz. Sie fließt weiter durch das Döhlener Becken im Ortsgebiet von Freital und tritt dann in den Plauenschen Grund ein. Am Ende dieses Engtals fließt die Weißeritz durch den Dresdner Ortsamtsbezirk Cotta und mündet im dortigen Elbtalkessel von links in die Elbe. Brücke Altplauen
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Kartoffelfeuer. Federzeichnung, angefertigt mit Sicht auf die Kirche zu Plauen bei Dresden