Platterbsen

Platterbsen

Links: Gras-Platterbse (Lathyrus nissolia) und Rechts: Ranken-Platterbse (Lathyrus aphaca)

Systematik
Eurosiden I
Ordnung:Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie:Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie:Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus:Fabeae
Gattung:Platterbsen
Wissenschaftlicher Name
Lathyrus
L.

Die Platterbsen (Lathyrus), seltener auch Blatterbsen,[1] sind eine Pflanzengattung in der Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Die etwa 160 Arten kommen hauptsächlich in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel vor.

Beschreibung und Inhaltsstoffe

Vegetative Merkmale

Die Platterbsen-Arten sind einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen, Ausläufer können vorkommen. Bei einigen Arten sind die Stängel geflügelt. Die je nach Art wechselständigen oder gegenständigen Laubblätter sind meistens paarig gefiedert und enden in einer Ranke. Seltener sind die Laubblätter zu einer Ranke oder zu einem grasartigen Phyllodium reduziert. Die Fiederblättchen sind meistens parallelnervig. Die Nebenblätter sind meistens krautig.

Sektion Lathyrus: Rote Platterbse (Lathyrus cicera)

Generative Merkmale

Die seitenständigen, mehr oder weniger lang gestielten, traubigen Blütenstände enthalten eine bis 30 Blüten. Die Deckblätter sind meist hinfällig und Vorblätter fehlen. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist radiärsymmetrisch bis zweilippig und meistens recht kurz. Das Schiffchen ist meistens gekrümmt und eher stumpf. Das oberste der zehn Staubblätter ist frei, die Staubblattröhre ist rechtwinkelig abgeschnitten. Der Fruchtknoten ist gestielt bis annähernd sitzend. Der an der Oberseite häufig abgeflachte, gebogen bis gedrehte Griffel ist an der Oberseite und an den Rändern behaart, selten kahl. Bei manchen Arten ist die Blüte durch eine Drehung der Geschlechtssäule und des Schiffchens asymmetrisch.

Die meistens länglichen und abgeflachten Hülsenfrüchte springen zweiklappig auf und enthalten zwei bis mehrere Samen.

Inhaltsstoffe

Besonders die Samen enthalten bei mehreren Arten lathyrogene Aminosäuren, die L-Oxalyldiaminopropionsäure und -buttersäure. Sie sind dadurch giftig und lösen den sogenannten Lathyrismus aus. Verantwortlich dafür sind wahrscheinlich die Propionsäurederivate.

Sektion Lathyrus: Breitblättrige Platterbse (Lathyrus latifolius)
Sektion Lathyrostylis: Schwert-Platterbse (Lathyrus bauhini)
Sektion Lathyrostylis: Lathyrus digitatus
Sektion Orobus: Lathyrus alpestris
Sektion Orobus: Lathyrus aureus
Sektion Orobus: Gelbe Platterbse (Lathyrus laevigatus)
Sektion Orobus: Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius)
Sektion Orobus: Schwarzwerdende Platterbse (Lathyrus niger)
Sektion Orobus: Pannonische Platterbse (Lathyrus pannonicus)
Sektion Orobus: Lathyrus vestitus subsp. alefeldii
Sektion Clymenum: Purpur-Platterbse (Lathyrus clymenum)
Sektion Clymenum: Flügel-Platterbse (Lathyrus ochrus)
Sektion Nissolia: Gras-Platterbse (Lathyrus nissolia)

Blütenbiologie

Blütenökologisch handelt es sich um nektarführende Schmetterlingsblumen mit einem Bürstenmechanismus. Die Bestäubung erfolgt vorwiegend durch Hautflügler (Hymenoptera). Einige Arten sind auch autogam, selten kommen auch bodennahe, kleistogame Blüten vor.

Vorkommen

Die Platterbsen-Arten sind vor allem in den temperaten Gebieten der Nordhemisphäre beheimatet, einige Arten reichen bis ins tropische Ostafrika und ins temperate Südamerika. In den Tropen fehlen sie. Das Mannigfaltigkeitszentrum liegt in den östlichen Teilen des Mittelmeergebietes, kleinere Zentren gibt es in Nord- und Südamerika.[2]

Die Platterbsen-Arten wachsen an vielfältigen Standorten wie offenen Wäldern, Waldrändern, Wiesen, Weiden, Äckern, Berghängen, Marschen, Küsten, Sanddünen und Straßenrändern.[2]

Systematik

Synonyme für LathyrusL. sind: AphacaMill., KonxikasRaf., OrobusL.[3]

Die Gattung Platterbsen (Lathyrus) gehört zur Tribus Fabeae (Synonym: Vicieae) in der Unterfamilie der Faboideae.[3] Sie bildet mit rund 160 Arten die artenreichste Gattung. Sie wird in mehrere Sektionen untergliedert, was großteils auch durch molekulargenetische Analysen gestützt wird. Hier eine Liste mit ausgewählten Arten:[4]

  • Sektion Lathyrus: Sie enthält etwa 34 Arten, darunter:
    • Einjährige Platterbse (Lathyrus annuusL.); Heimat: Europa, Nordafrika, Vorder- bis Zentralasien
    • Rote Platterbse (Lathyrus ciceraL.); Heimat: Europa, Nordafrika, Vorder- bis Zentralasien
    • Duftende Platterbse, umgangssprachlich Duft-Wicke oder Gartenwicke (Lathyrus odoratusL.); Heimat: Süditalien, Sizilien, Ägäis, sonst teilweise eingebürgert
    • Lathyrus rotundifoliusWilld.; Heimat: Osteuropa und Vorderasien
    • Saat-Platterbse (Lathyrus sativusL.): Die Heimat ist vielleicht Westasien, in Nordafrika, Europa und Vorderasien ist die Art eingebürgert.
    • Lathyrus setifoliusL.; kommt im Mittelmeergebiet vor
    • Wald-Platterbse (Lathyrus sylvestrisL.)
    • Tanger-Platterbse (Lathyrus tingitanusL.)
    • Knollen-Platterbse (Lathyrus tuberosusL.)
  • Sektion Lathyrostylis(Griseb.) Bässler: Sie enthält etwa 20 ausdauernde, aufrecht wachsende Arten, darunter:
    • Lathyrus digitatus(M.Bieb.) Fiori; Heimat: östliches Mittelmeergebiet, Südosteuropa, Kleinasien, Italien, Libyen
    • Lathyrus filiformis(Lam.) Gay; Heimat: Spanien, Frankreich, Italien, Algerien, Marokko
    • Lathyrus pallescens(M.Bieb.) K.Koch; kommt in Südosteuropa und in Kleinasien vor
    • Lathyrus spathulatusČelak.; Heimat: Vorderasien
  • Sektion LinearicarpusKupicha: Sie enthält etwa sieben Arten, darunter:
    • Lathyrus angulatusL.; kommt in Südeuropa und Nordafrika vor
    • Kugelsamige Platterbse (Lathyrus sphaericusRetz.); Heimat: Europa, Nordafrika, Asien
  • Sektion NotholathyrusKupicha: Sie enthält etwa 23 Arten, darunter:
    • Lathyrus hookeriG.Don, kommt in Chile vor
    • Lathyrus magellanicusLam., kommt in Südamerika vor
    • Lathyrus multicepsClos, kommt in Chile vor
    • Lathyrus nervosusLam., kommt in Südamerika vor
    • Lathyrus pubescensHook. & Arn., kommt in Chile vor
    • Lathyrus subandinusPhil., kommt in Chile vor
  • Sektion Orobus(L.) Gren. & Godr.: Wird von manchen Autoren als eigene Gattung geführt, was durch molekulargenetische Studien nicht gestützt wird. Sie enthält etwa 50 Arten, darunter:
    • Lathyrus alpestris(Waldst. & Kit.) Čelak.; Heimat: Balkanhalbinsel
    • Lathyrus aureus(Steven) D.Brândza; kommt auf der Balkanhalbinsel und in Kleinasien vor
    • Lathyrus davidiiHance; Heimat: Nordchina, Amurgebiet, Japan, Korea, Russland
    • Lathyrus delnorticusC.L. Hitchc., kommt in den USA vor
    • Lathyrus glandulosusBroich, kommt in Kalifornien vor
    • Lathyrus gmeliniiFritsch; Heimat: Ural, Zentralasien, China (Xinjiang)
    • Lathyrus holochlorus(Piper) C.L.Hitchc.: Heimat: Oregon
    • Lathyrus humilis(Ser.) Spreng.; Heimat: Ural und Asien
    • Strand-Platterbse (Lathyrus japonicusWilld.; inkl. Lathyrus maritimusBigelow)
    • Lathyrus jepsoniiGreene, kommt in Kalifornien vor
    • Lathyrus komaroviiOhwi; kommt in China, Korea und Russland vor
    • Gelbe Platterbse (Lathyrus laevigatus(Waldst. & Kit.) Gren.); Heimat: Europa
    • Lathyrus lanszwertiiKellogg, kommt in Nordamerika vor
    • Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius(Reichard) Bässler, Syn.: Lathyrus montanusBernh.)
    • Lathyrus littoralis(Torr. & A.Gray) Walp., kommt in Nordamerika vor
    • Lathyrus nevadensisS.Watson, kommt in Kalifornien vor
    • Schwarzwerdende Platterbse (Lathyrus niger(L.) Bernh.)
    • Sumpf-Platterbse (Lathyrus palustrisL.)
    • Erbsenartige Platterbse (Lathyrus pisiformisL.); kommt in Mittel- und Osteuropa vor
    • Lathyrus polyphyllusTorr. & A. Gray, kommt in Nordamerika vor
    • Lathyrus quinquenervius(Miq.) Litv.; kommt in Russland, China, Korea und Japan vor
    • Lathyrus rigidusT.G.White, kommt in Nordamerika vor
    • Lathyrus splendensKellogg, kommt in Kalifornien vor
    • Lathyrus sulphureusBrewer ex A.Gray, kommt in Kalifornien vor
    • Lathyrus transsylvanicus(Spreng.) Rchb.; Heimat: Karpaten
    • Lathyrus vaniotiiH.Lév., kommt in China und Korea vor
    • Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus(L.) Bernh.)
    • Lathyrus vestitusTorr. & A.Gray, kommt in Nordamerika vor
  • Sektion Aphaca(Adans.) Rchb.: Sie enthält etwa zwei Arten, darunter:
    • Ranken-Platterbse (Lathyrus aphacaL.; inkl. Lathyrus pseudoaphacaBoiss.)
  • Sektion Pratenses: Sie enthält etwa sechs Arten, darunter:
    • Lathyrus laxiflorus(Desf.) Kuntze; Heimat: Italien, Balkanhalbinsel, Krim, Vorderasien
    • Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensisL.)
  • Sektion Clymenum(Mill.) Ser.: Sie enthält drei oder vier Arten:
    • Purpur-Platterbse (Lathyrus clymenumL.); Heimat: Südeuropa, Türkei, Nordafrika
    • Lathyrus gloeospermusWarb. & Eig; Heimat: Libanon, Syrien, Palästina
    • Flügel-Platterbse (Lathyrus ochrus(L.) DC.); Heimat: Südeuropa, Nordafrika, Vorderasien
  • Sektion Neurolobus: Sie enthält nur eine Art:
    • Lathyrus neurolobusBoiss. & Heldr.; Heimat: Kreta
  • Sektion Nissolia(Adans.) Rchb.: Sie enthält nur eine Art:
    • Gras-Platterbse (Lathyrus nissoliaL.)

Die in Mitteleuropa vorkommenden Arten sind:[5]

Bedeutung

Unter den Platterbsen gibt es Nahrungs- und Futterpflanzen sowie Zierpflanzen. Einige Arten werden zur Stickstoffdüngung und als Dünenstabilisierer eingesetzt, wieder andere sind bedeutende Unkräuter.[4]

Quellen

  • Syed Irtifaq Ali: Lathyrus. In: Syed Irtifaq Ali (Hrsg.) Flora of West Pakistan. Band 100: Papilionaceae. Stewart Herbarium, Rawalpindi 1977, S. 275 (online).
  • Bojian Bao, Gregory Kenicer: Lathyrus. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 10: Fabaceae. Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2010, ISBN 978-1-930723-91-7, S. 572 (englisch, online).
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
  • Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Kosmos-Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora. Über 1600 Pflanzenarten. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1994, ISBN 3-440-06223-6.
  • Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  • Werner Greuter, Hervé-Maurice Burdet, Gilbert Long (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 4: Dicotyledones (Lauraceae – Rhamnaceae). Conservatoire et Jardin Botanique, Genève 1989, ISBN 2-8277-0154-5, S. 114–125 (online).

Einzelnachweise

  1. Laut Wikipedia-Suchfunktion in folgenden (historischen) Dokumenten als Blatterbse bezeichnet:
    • "Lathyrus Cicera i adelphia, rothe Blatterbse" in Datei:Ueber die Gifte in medicinish-gerichtlicher und medicinisch-polizeylicher Beziehung - Nebst einem Anhange von der Behandlung der Vergifteten im allgemeinen (IA b2492748x).pdf
    • "Platt- od. Blatterbse" in Datei:Books from the Biodiversity Heritage Library (IA taschenworterbuc00glas).pdf
    • "Lathyrus (Blatterbse)" in Datei:Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft (IA verhandlungender1912schw).pdf
    • "Lathyrus Hall. bist, Breitblättrige Blatterbse" in Datei:Oesterreichische botanische Zeitschrift (IA oesterreichische10wien).pdf
  2. a b Conny B. Asmussen, Aaron Liston: Chloroplast DNA characters, phylogeny, and classification of Lathyrus (Fabaceae). In: American Journal of Botany. Band 85, Nr. 3, 1998, S. 387–401 (Abstract).
  3. a b Lathyrus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  4. a b Gregory J. Kenicer, Tadashi Kajita, R. Toby Pennington, Jin Murata: Systematics and biogeography of Lathyrus (Leguminosae) based on internal transcribed spacer and cpDNA sequence data. In: American Journal of Botany. Band 92, Nr. 7, 2005, S. 1199–1209, DOI:10.3732/ajb.92.7.1199.
  5. Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.

Weblinks

Commons: Platterbsen (Lathyrus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Lathyrus alpestris 02.jpg
Autor/Urheber: Michael Wolf, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lathyrus alpestris im Botanischen Garten Dresden
Lathyrus ochrus.jpg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Lathyrus bauhinii1 eF.jpg
Autor/Urheber: Fornax, Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Eine Schwert-Platterbse in der Nähe von Tübingen.
Lathyrus niger (Schwarz-Platterbse) IMG 7523.JPG
Autor/Urheber: HermannSchachner, Lizenz: CC0
Lathyrus niger, Schwarz-Platterbse
Lathyrus vestitus ssp. alefeldii1CEJO.jpg
Autor/Urheber: Charles E. Jones, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Lathyrus vestitus subsp. alefeldii
Lathyrus clymenum1LEST.jpg
Autor/Urheber: Leif Stridvall, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Lathyrus clymenum
Lathyrus digitatus in Laspi.JPG
Autor/Urheber: Mr.Rosewater, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lathyrus digitatus in Laspi
Lathyrus cicera.JPG
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Lathyrus latifolius.jpg
(c) I, Manfred Heyde, CC-BY-SA-3.0
Lathyrus latifolius, seen in the Middle Rhine area in Germany
Lathyrus laevigatus (Gelb-Platterbse) IMG 21852.JPG
Autor/Urheber: HermannSchachner, Lizenz: CC0
Lathyrus laevigatus, Gelb-Platterbse
Lathyrus nissolia 290407.jpg
Autor/Urheber: Bernd Haynold, Lizenz: CC BY 2.5
Lathyrus nissolia, Tauberland, Germany
Lathyrus pannonicus2 eF.jpg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lathyrus aureus1.jpg
Autor/Urheber: Kurt Stüber [1], Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Species: Lathyrus aureus
Family: Fabaceae

Image No. 2
Lathyrus linifolius 01.jpg
Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius) in Unterfranken