Platinfeuerzeug

(c) Stiftung historische Museen Hamburg - Museum für Hamburgische Geschichte, CC BY 3.0 de
Döbereiner-Feuerzeug
Döbereiner-Feuerzeug (Gottfried Piegler, Schleiz)

Das Platinfeuerzeug, auch Döbereiner-Feuerzeug genannt, ist eines der ersten modernen Feuerzeuge. Es wurde 1823 von Johann Wolfgang Döbereiner aus dem Fürstenberger Feuerzeug weiterentwickelt und bis um das Jahr 1880 vertrieben.[1][2] Der älteste[3] und größte Hersteller war Gottfried Piegler in Schleiz.[4]

Platinfeuerzeuge sind zu sehen in den Ausstellungen im Deutschen Museum in München, im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg, im Städtischen Museum in Braunschweig, in der alten Apotheke im Heidelberger Schloss, im Goethe-Nationalmuseum in Weimar, im Museum Gunnar-Wester-Haus in Schweinfurt, im Astronomisch-Physikalischen Kabinett Kassel[5], im Regionalmuseum Bad Lobenstein, im Städtischen Museum Zeulenroda, im Stadtmuseum Gera, in der Mineralogischen Sammlung in Jena und im Museum Bayerisches Vogtland in Döbereiners Geburtsstadt Hof.

Döbereiner-Feuerzeug in der nach 1826 allgemein üblichen Form (a. Glaszylinder, b. unten offene Flasche, c. Draht, d. Zinkstück, e. Hahn, f. Düse, g. Platinschwamm)

Funktion des Platin-Feuerzeugs

In einem mit verdünnter Schwefelsäure gefüllten Glasgerät befindet sich eine Glasglocke mit einem Zinkkolben. Das obere Ende der Glasglocke ist mit einem Ventil verschlossen, das durch einen Hebel geöffnet werden kann, woraufhin das Gas aus der Glocke entweicht, die Schwefelsäure in der Glasglocke steigt und mit dem Zink reagiert. Durch diese Reaktion entsteht Wasserstoff, der durch das Ventil entweicht und über einen „Platinschwamm“ (feinverteiltes Platin) geleitet wird.

Das Platin katalysiert die Reaktion des Wasserstoffs mit Sauerstoff (2 H2 + O2 → 2 H2O: Knallgasreaktion). Durch die dabei freiwerdende Wärme (exotherme Reaktion) wird das Gasgemisch entzündet und verbrennt zu Wasser.

Lässt man den Hebel los, wird das Ventil wieder geschlossen und die Flamme erlischt. Das Wasserstoffgas kann nicht mehr nach oben entweichen und drückt die Säure aus der Glasglocke zurück in das Vorratsgefäß. Wenn der Säurespiegel in der Glasglocke unter das Zink sinkt, dann hört die Bildung von Wasserstoff auf.[6]

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden einfache und anspruchsvolle Ausführungen in Porzellan mit Lupenmalerei von KPM Berlin, F.A. Schumann Berlin-Moabit, der Manufaktur Stobwasser in Braunschweig und der Buckauer Porzellanmanufaktur hergestellt.

Weblinks

Commons: Platinfeuerzeug – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Feuererzeugende Geräte. www.ijon.de, archiviert vom Original am 23. November 2019; abgerufen am 29. November 2009.
  2. Gedanken zum Feuer, von Joachim Acker. www.pfeife-tabak.de, abgerufen am 29. November 2009.
  3. Fabrikanten in Schleiz. In: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. Band 5. C. Leuchs & Co., Nürnberg 1864, S. 51.
  4. John M. Thomas: The RSC Faraday prize lecture of 1989. Hrsg.: Chem. Commun. Nr. 53. Royal Society of Chemistry, London 7. August 2017, S. 9185–9197.
  5. Döbereiner Feuerzeug. Museumslandschaft Hessen Kassel, 2022, abgerufen am 15. August 2022 (deutsch).
  6. Ronald Göbel: 180 Sekunden für das Döbereiner Feuerzeug. In: YouTube. Deutsches Museum München, 2021, abgerufen am 27. März 2023 (deutsch).

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Unterteil: zylindrisches Glasgefäß mit nach inne gewölbtem Boden. Durch ein Metallstück an dem sich der Zündmechanismus befindet mit dem oberen Teil verbunden. Oberteil: kugelförmiges Glasgefäß, an der Oberseite offen, nach unten in ein Glasrohr mündend, welches in den Unterteil hinein reicht. Auf dem Oberteil die Gravur: "Hiettel / in / Tetschen." Die Schrift ist von einem Floralmuster umfasst, welches in Form von zwei, unter der Schrift mit einer Schleife gebundenen Planzenranken erscheint. Döbereinsches Feuerzeug = Die Reaktion von verdünnter Schwefelsäuere mit Zink erzeugt Wasserstoff, der, katalysiert über "Platinschwamm" , als Knallgasreaktion mit Sauerstoff zu Wasser verbrennt. Eine sinnvolle Konstruktion erlaubt die kontrollierte Verwendung dieser Reaktion: Das Zink ist räumlich von der Schwefelsäure getrennt, so dass nur bei Bedarf Wasserstoff erzeugt wird, geregelt durch ein Ventil vor dem Platinschwamm und damit vor der Knallgasreaktion. So wird die Funktion als Feuerzeug ermöglicht. Sie wird nach 1880 überflüssig durch Zündholz und Feuerzeug, da hierbei die aufwändige Befüllung mit Schwefelsäure entfällt.
"Es eine höchst angenehme Empfindung sei, wenn wir eine bedeutende Naturkraft technisch also bald zu irgend einem nützlichen Gebrauch eingeleitet sehen: und so bin ich in dem Falle, mich Ew. Wohlgeboren immer dankbar zu erinnern, da Ihr so glücklich erfundenes Feuerzeug mir täglich zur Hand steht." Goethe 1826.
Döbereiner Feuerzeug G. Piegler ca. 1830.jpg
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Döbereiner Feuerzeug mit Robinson Crusoe-Messingapplikation auf dem Holzkorpus aus der Platinafeuerzeug-Fabrik von Gottfried Piegler, Schleiz (ca. 1830)