Plaid Cymru

Plaid Cymru
Partei von Wales
Logo der Plaid Cymru
Parteiführer Rhun ap Iorwerth
Partei­führerRhun ap Iorwerth
Gründung5. August 1925
Haupt­sitzCardiff
Jugend­organisationPlaid Ifanc
Aus­richtungSeparatismus
Inklusiver Nationalismus
Sozialdemokratie
Demokratischer Sozialismus
Republikanismus
Farbe(n)Grün
Britisches UnterhausGesamt:
3/650

Walisische Sitze:
3/40
Britisches Oberhaus
1/784
Walisisches Parlament
12/60
Kommunalverwaltung
in Wales

202/1231
Mitglieder­zahl7.863
EuropaparteiEuropäische Freie Allianz (EFA)
Websitewww.plaid.cymru

Plaid Cymru [plaɪd ˈkəmɾi] (englisch The Party of Wales, deutsch Walisische Partei) ist eine Mitte-links-Partei in Wales, die sich selbst als sozialdemokratisch und walisisch-national bezeichnet. Oft wird sie einfach nur als Plaid bezeichnet. Parteiführer ist Rhun ap Iorwerth.

Im britischen Unterhaus ist die Partei mit vier Abgeordneten vertreten.[1] Alle vier wurden in westwalisischen Wahlkreisen gewählt. Im Westen und Nordwesten von Wales, in den Landesteilen mit dem höchsten Anteil walisisch sprechender Bevölkerung, hat Plaid Cymru traditionellerweise ihre Hochburg. Plaid Cymru unterhält enge Beziehungen mit der Scottish National Party.

Parteigeschichte

Die Partei wurde am 5. August 1925 von Mitgliedern der Byddin Ymreolwyr Cymru gegründet, einer Home-Rule-befürwortenden Partei in Nordwales, und der Y Mudiad Cymreig (die walisische Bewegung), einer südwalisischen Gruppe, die die walisische Sprache zur alleinigen Amtssprache machen wollte. Zuerst hieß sie Plaid Genedlaethol Cymru (Nationale Partei von Wales), ließ aber den mittleren Teil bald weg.

Den ersten Sitz für Plaid Cymru im Unterhaus konnte Gwynfor Evans bei einer Nachwahl am 14. Juli 1966 in Carmarthen im Westen gewinnen. Auch bei folgenden Nachwahlen in den Wahlkreisen Rhondda West 1967 und Caerphilly 1968 konnte Plaid Cymru Achtungserfolge erzielen. Einerseits stieß der Wahlsieg von Evans auch außerhalb von Wales auf viel Sympathie, da er als der Sieg eines Außerseiters, entgegen etablierter Parteistrukturen gesehen wurde. Andererseits war Plaid Cymru in Wales der aggressiven Ablehnung der dort dominierenden Labour Party ausgesetzt. Der walisische Nationalismus, so die Argumentation von Labour, sei nicht die richtige Antwort auf die Probleme von Wales, insbesondere beim Bergbau und bei den im Niedergang befindlichen Industrien. Viele Waliser fühlten sich der traditionellen walisischen Volkskultur emotional verbunden, sahen sie aber auch als rückständig und nicht in die moderne Welt passend an.[2]

Seit der Gründung setzte sich Plaid Cymru für mehr Föderalismus ein. Dieses Anliegen wurde nach einem Referendum 1997, in dem sich die Abstimmenden mit knapper Mehrheit für die Schaffung einer walisischen Nationalversammlung aussprachen, erfüllt. In dieser war Plaid Cymru zunächst die größte Oppositionspartei. Als Plaid Cymru im Januar 2000 die Forderung nach einer staatlichen Unabhängigkeit für Wales aufgab, spaltete sich eine kleine Gruppe ab und gründete die Partei Cymru Annibynnol (Unabhängiges Wales).

Seit 2007 war Plaid Cymru in einer Koalitionsregierung mit Labour an der walisischen Regionalregierung beteiligt. Die Koalitionsvereinbarung trug den Titel „One Wales“. 2011 erlitt Plaid Cymru unter Ieuan Wyn Jones eine herbe Niederlage bei der Wahl zur Walisischen Nationalversammlung. Mit Leanne Wood stand bis zum 28. September 2018 eine Gewerkschafterin und erklärte Sozialistin an der Spitze der Partei.[3]

Europa

Plaid Cymru ist Mitglied der Europäischen Freien Allianz. Im Europäischen Parlament war die Partei bis zum EU-Austritt des Vereinigten Königreichs mit einem Abgeordneten vertreten, der der Die Grünen/Europäische Freie Allianz-Fraktion (G/EFA) angehörte. Plaid Cymru sprach sich gegen den Brexit aus.[4]

Politische Ziele

Die politischen Ziele von Plaid Cymru sind nach dem Parteimanifest 2021 folgende:[5]

  1. die verfassungsmäßige Weiterentwicklung von Wales hin zu einer nationalen Unabhängigkeit. Abhaltung eines Unabhängigkeitsreferendums, sobald Plaid Cymru an der Regierung ist
  2. die wirtschaftliche Entwicklung von Wales mit der Gründung einer walisischen Entwicklungsbank (Development Bank of Wales) in Wrexham und Cymoedd (Valleys Development Authority), einer Behörde zur Entwicklung der South Wales Valleys
  3. der Umbau von Wales zu einer klimaneutralen Gesellschaft mit 100 % innerhalb Wales erzeugter klimaneutraler Energie bis zum Jahr 2035
  4. der Ausbau des öffentlichen Gesundheitswesens in Wales
  5. der Ausbau des Bildungswesens in Wales und die Ermäßigung von Studiengebühren für in Wales lebende Studenten
  6. der Ausbau des öffentlichen Wohnungswesens
  7. der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der innerwalisischen Verkehrsverbindungen
  8. Walisisch als verpflichtendes Schulfach, so dass jedes Schulkind fließend die Sprache beherrscht; eine Million Walisisch-Sprecher bis zum Jahr 2050
  9. enge Beziehungen zur Europäischen Union; Auslotung der Möglichkeit einer Mitgliedschaft von Wales in der Europäische Freihandelsassoziation; das frühere Bekenntnis zur EU-Mitgliedschaft wird seit dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs nicht mehr vertreten

Parteiführer (Leader)

NameAmtszeit (Beginn)Amtszeit (Ende)
Lewis Valentine19251926
Saunders Lewis19261939
John Edward Daniel19391943
Abi Williams19431945
Gwynfor Evans19451981
Dafydd Wigley, Baron Wigley19811984
Dafydd Elis-Thomas, Baron Elis-Thomas19841991
Dafydd Wigley, Baron Wigley19912000
Ieuan Wyn Jones16. März 200016. März 2012
Leanne Wood16. März 201228. September 2018
Adam Price28. September 201816. Mai 2023
Llyr Gruffydd (amtierender Leiter)16. Mai 202316. Juni 2023
Rhun ap Iorwerth16. Juni 2023

Wahlergebnisse

Prozentergebnisse und Gesamtsitze beziehen sich auf Wales. Bis zum Jahr 1997 erfolgten alle Wahlen nach Mehrheitswahlrecht. Danach galt bei Wahlen zur Nationalversammlung ein personalisiertes Verhältniswahlrecht und zum Europaparlament ein reines Verhältniswahlrecht.

JahrWahlStimmenanteilSitze
1929Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 1929<0,1 %
0/36
1935Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 193500,2 %
0/36
1945Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 194501,2 %
0/36
1950Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 195001,2 %
0/36
1951Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 195100,7 %
0/36
1955Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 195503,1 %
0/36
1959Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 195905,2 %
0/36
1964Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 196404,8 %
0/36
1966Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 196604,3 %
0/36
1970Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 197011,5 %
0/36
1974Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen Feb. 197410,8 %
2/36
1974Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen Okt. 197410,8 %
3/36
1979Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 19798,1 %
2/36
1979Europa Europawahlen 197911,7 %
0/4
1983Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 19837,8 %
2/38
1984Europa Europawahlen 198412,2 %
0/4
1987Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 19877,3 %
3/38
1989Europa Europawahlen 198912,9 %
0/4
1992Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 19929,0 %
4/38
*
1994Europa Europawahlen 199417,1 %
0/5
1997Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 19979,9 %
4/40
*
1999Wales Wahl zur Nationalversammlung für Wales 199930,6 %
17/60
1999Europa Europawahlen 199929,6 %
2/5
2001Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 200120,1 %
4/40
2003Wales Wahl zur Nationalversammlung für Wales 200319,7 %
12/60
2004Europa Europawahlen 200417,1 %
1/4
2005Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 200512,6 %
3/40
2007Wales Wahl zur Nationalversammlung für Wales 200721,0 %
15/60
2009Europa Europawahlen 200918,5 %
1/4
2010Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 201011,3 %
3/40
2011Wales Wahl zur Nationalversammlung für Wales 201117,9 %
11/60
2014Europa Europawahlen 201415,3 %
1/4
2015Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 201512,1 %
3/40
2016Wales Wahl zur Nationalversammlung für Wales 201620,8 %
12/60
2017Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 201710,4 %
4/40
2019Europa Europawahlen 201922,4 %
1/4
2019Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahlen 20199,9 %
4/40
2021Wales Parlamentswahl in Wales 202120,7 %
13/60

* ein Sitz durch einen Kandidaten mit Unterstützung der Green Party

Literatur

  • Claire Charlot: Plaid Cymru (1925–1979). Nationalisme gallois et dévolution. In: Revue Française de Civilisation Britannique, Jg. 14 (2006), S. 85–105.
  • Andrew Edwards: Labour's crisis. Plaid Cymru, the conservatives, and the decline of the Labour Party in north-west Wales, 1960–74 (= Studies in Welsh history, Bd. 32). University of Wales Press, Cardiff 2011, ISBN 978-0-7083-2425-7.

Weblinks

Commons: Plaid Cymru – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BBC: Wales vote share after 40 of 40 seats, 9. Juni 2017.
  2. Plaid Cymru's first MP 'helped change course of a nation'. BBC News, 14. Juli 2016, abgerufen am 15. Mai 2021 (englisch).
  3. Christian Bunke: Kleine holen auf – Großbritannien: Linke Parteien profitieren vom schlechten Image der etablierten Politiker, junge Welt, 10. April 2012.
  4. Stay in EU to solve its problems, Plaid Cymru says, BBC, 10. Februar 2016, abgerufen am 22. Mai 2017.
  5. Policies. Plaid Cymru-Webseite, abgerufen am 15. Mai 2021 (englisch, walisisch).

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Die Europaflagge besteht aus einem Kranz aus zwölf goldenen, fünfzackigen, sich nicht berührenden Sternen auf azurblauem Hintergrund.

Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und erst 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen.

Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert.
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